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Die Arbeiten des Herkules, Seite 161 ff. (engl.)

Nahe dem Schützen sind zwei Vögel in den Himmeln zu sehen. Einer ist Aquila, der geradeaus ins Antlitz der Sonne fliegt, der Vogel aus Zeit und Raum, das Symbol der Unsterblichkeit und damit jenes verborgenen Etwas, das selbst hinter unseren Seelen liegt. Denn man sagt uns, Materie oder die Form sei das Vehikel für die Manifestation der Seele, und die Seele sei auf einer höheren Windung der Spirale das Vehikel für die Manifestation des Geistes. Und diese Drei seien eine Trinität, vereint durch das Leben, das sie alle durchdringt.

Die andere Konstellation ist Cygnus, der Schwan, das Symbol der Seele. Schütze, der Aspirant, der nach links und nach rechts schaut. Rechts sieht er Aquila und sagt zu sich selbst: «Ich bin der Geist, der geradewegs der Heimat entgegenfliegt»; zur Linken sieht er Cygnus mit seinen vier Sternen in Form eines Kreuzes, und er sagt: «Ich bin die Seele, gekreuzigt in der Materie von der ich mich selbst befreien werde.»

Denkt daran, der Tag wird kommen, wenn wir über die Seele reden werden wie jetzt über die Persönlichkeit, als von etwas, von dem wir uns schliesslich befreien müssen. Das ist das Problem des Menschen nach der dritten Einweihung, sich von der Seele zu befreien.

Schütze ist das neunte Zeichen. Überlegt diese Gedankenfolge. In Jungfrau, dem sechsten Zeichen haben wir den Hinweis des Lebens; im Schützen, dem neunten, die Vollendung der vorgeburtlichen Periode, vor der Geburt Christi in Steinbock im Dezember. Es ist erstaunlich, wie sich die Analogien auswirken. Deshalb wird uns gesagt, dass wir den Menschen studieren sollen, denn durch die Symbolik eines Menschenwesens gelangen wir zu einem Verständnis des grossen Lebens, das uns alle in seinem Sein umfasst.

Das Symbol der Schmetterlingspuppe

Eigenartigerweise wurde Schütze das «Puppenstadium» genannt; der Mensch ist weder das eine noch das andere. In diesem Stadium findet sich jene eigenartige Triplizität der Raupe, der Puppe und des Schmetterlings. Man sagt uns, die Raupe werde fünfmal wiedergeboren: sie wirft ihre Haut fünf mal ab, und fünf ist die Zahl des Menschen. Dann kommt das merkwürdige Ereignis im Leben der Raupe, wo eine vollständige Veränderung stattfindet und aus einem herumkriechenden Wurm, der nur vom Wunsch zu fressen getrieben wird, beginnt das Stadium der Puppe. Was in diesem Puppenstadium vor sich geht, ist ein höchst mysteriöses Ereignis. Man sagt uns, dass die harte Schale der Puppe, welche die Raupe selbst gemacht hat, nichts als eine Flüssigkeit enthält. Alles andere hat sich aufgelöst. Und in dieser Flüssigkeit befinden sich drei sogenannte Lebenszentren. Durch das Wechselspiel zwischen diesen drei Energiebrennpunkten geht eine Veränderung vor sich, eine Neubildung, bis aus dieser Periode der Stille ein wundervoller Schmetterling hervorgeht. Es ist beinahe als seien in der Puppe drei Aspekte der Göttlichkeit symbolisiert und als bewirkten sie ein Muster, das Christus-Muster.

Betrachten wir nun, was sich im Leben des einzelnen Aspiranten im Schützen zuträgt. Im Skorpion war ein völliger, allseitiger Zusammenbruch; alles wurde zu Flüssigkeit reduziert, denn Skorpion ist ein astrales Zeichen und Wasser ist dafür das Symbol. Im Leben des heutigen Aspiranten, das brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen, ist alles völlig zusammengebrochen. Wie jemand einmal sagte: es bleibt nichts übrig wofür man leben könnte, nichts mehr ist interessant genug, um die Existenz weiterzuführen. Warum ist das geschehen? Weil ihr ein Aspirant seid, ein Jünger. Es ist der beste Hinweis, den ihr für euren Standpunkt auf der Evolutionsleiter bekommen könnt. Alles ist zusammengebrochen, und ihr wisst es. Aber die drei Aspekte des Göttlichen in der Flüssigkeit sind noch da und sie werden wirken, denn das Muster ist vorhanden. Schütze ist das Stadium der Puppe. Es ist interessant, diesen Gedankengang weiter zu verfolgen von der Errungenschaft im Skorpion zum Schützen, in welchem Macht und Erfolg entwickelt werden, denn er ist ein Zeichen der Macht.

Der echte Schützetyp ist ein sehr machtvoller Mensch. Machtvoll, weil es das Zeichen der Stille ist, weil es das Zeichen der Zielstrebigkeit ist und weil in diesem Zeichen das Ziel zum ersten Mal klar gesehen wird; machtvoll, weil es die Periode ist, die der Geburt Christi unmittelbar vorausgeht.

Der Geist der Wahrheit

Wie uns gesagt wird, ist Schütze der Geist der Wahrheit. Er ist die Summe aller Wahrheit, die aus individueller Offenbarung erwächst.

Wenn aber eine individuelle Offenbarung stattfindet, ist Sektierertum gewöhnlich die Folge, eine Illustration des falsch angewandten Schützen. «Ich hatte eine Offenbarung»; «Gott hat mir dies und jenes offenbart». Unverzüglich dränge ich meinen Mitmenschen meine persönliche Auslegung der Wahrheit auf. Ich sehe keine andere Wahrheit als nur die meine. Ich bin ein Aspirant, aber alle Aspiranten müssen die Wahrheit so auslegen wie ich sie sehe; wenn nicht, sind sie keine Aspiranten. «Ihr müsst an Wiedergeburt glauben, weil es die Wahrheit ist»; «Du musst an die Meister der Weisheit glauben, weil sie existieren ...» kurz, die anderen müssen dies und jenes und sonst etwas glauben!

Zielgerichtet, ja. Doch nur ein kleines Stückchen Wahrheit! Nur eben so viel als dein armes kleines Hirn jetzt erfassen kann, und doch für dich eine so ungeheure Offenbarung, dass du glaubst, es sei bereits die ganze Wahrheit.

Im Schützen, dem ersten der grossen universalen Zeichen, sehen wir Wahrheit als Ganzes, wenn wir die Pfeile des Denkens richtig benutzen. Ich meine damit, das gilt für mich, es ist meine Formulierung von der Wahrheit, weil sie mir hilft, zu leben. Andere Gruppen benutzen andere Formulierungen für dieselbe Wahrheit, und nur wenn ich die Art und Weise erfassen kann, wie mein Bruder die Wahrheit sieht, ist mir eine Ganzheitsschau möglich.

All die verschiedenen Wahrheiten bilden eine Wahrheit. Das ist es, was im Schützen erkannt wird und Ihr könnt nicht durch das Tor am Fuss des Berges gehen bis Ihr gesehen habt, wo Euer kleines Stückchen Wahrheit in das Gruppenmosaik einzuordnen ist. Das ist alles.

Der Geist des Rechten

Schütze ist auch das Zeichen «des Geistes des Rechten» genannt worden, der aus den Beweisführungen der vorhergehenden acht Zeichen erwächst. Wenn ich im Schützen wirklich funktioniere, werde ich gelernt haben, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Ich werde wissen, was für mich richtig ist, aber ich werde auch gelernt haben, dass mein Recht meines Bruders Unrecht sein kann, und meines Bruders Recht mein Unrecht. Dass es mir unmöglich ist zu sagen, was recht ist für Euch, weil wir alle unterschiedlich ausgerüstet sind mit verschiedenen Erbanlagen, aus verschiedener Tradition und Erziehung und verschiedenen rassischen Tendenzen hervorgehen. Wir sind alle so verschieden angelegt, und um noch weiter zu gehen, sind wir alle auch noch auf verschiedenen Strahlen. Wir haben unterschiedliche egoische und Persönlichkeitsstrahlen und je mehr Ihr darüber wisst, desto weniger könnt Ihr darüber sagen.

Ich weiss, was für mich recht ist und ich werde mich bemühen nach diesem zu leben, nach meiner Idee, was recht ist. Ich weiss nicht, was für Euch recht ist, aber ich nehme von Euch an, dass Ihr Euer Bestes tut. Wenn wir diese Haltung gegenseitig einnehmen könnten, würden daraus der Geist des Nicht-schaden-wollens, Gedankenkontrolle und Zurückhaltung im Reden in dieser Welt entstehen und wir wären unsere Probleme los. Die Welt wird nie durch Kämpfe in Ordnung kommen, sondern durch rechtes Denken. Das wird ein Seelenvorgang sein. Es hat jemand einmal gesagt, dass wir im Skorpion die Überzeugung von der Sünde erlangen und im Schützen die Überzeugung des Rechts.

In einigen astrologischen Büchern heisst es, dass es im Tierkreis drei Zeichen gibt, die einen wohltätigen Einfluss ausüben. Eines davon ist Widder, der uns das Geschenk des Daseins gibt. Ein Zitat aus einer Hindu-Schrift lautet, dass es drei Dinge gibt, die wir durch die Gnade Gottes besitzen: Die Gabe, ein menschliches Wesen zu sein; die Sehnsucht nach Befreiung; und schliesslich, der Führung eines vollkommenen Weisen im eigenen Herzen teilhaftig zu werden.

Das Geschenk des Daseins im Widder ist das Wunder, ein menschliches Wesen zu sein. Wenn man sich vorstellen kann, ein Mineral zu sein mit dessen Begrenzungen, kann man das Wunder des Daseins erfassen, weil man gegenüber dem Zustand des Minerals die völlige Freiheit im menschlichen Zustand erkennt.

Im Löwen ist es das Geschenk der Gelegenheit. Ich bin ein Individuum. Ich nütze das Leben für mich selbst, wenn ich ein kleiner Löwe bin; oder ich nütze die Gelegenheit, anderen Menschen die Tore zu öffnen.

Im Schützen ist Macht das Geschenk. Fühlt ihr euch fähig, Macht zu besitzen? Eine der Definitionen des Okkultisten für ein menschliches Wesen: ein Lebewesen, das in der Welt der Mächte und der Kräfte wirkt. Ich kenne niemanden, dem die Handhabung der Macht gefahrlos anvertraut werden könnte. Warum? Weil Schütze sein Werk noch nicht getan hat. Zurückhaltung der Rede ist noch nicht gelernt. Beherrschung der Gedanken ist noch nicht gemeistert und die Seele ist noch nicht mächtig genug. Wenn wir genügend lieben, dürfen wir Macht besitzen. Wenn wir genügend lieben und keinem Wesen schaden, werden uns die Tore des Himmels und der Hölle in die Hände gegeben, aber nicht früher.

Lasst uns beginnen zu lieben, nicht sentimental, sondern indem wir anfangen, andere Menschenwesen wirklich zu verstehen, uns mit ihnen zu identifizieren und sie zu lieben. Ihr könnt wissen, was ein menschliches Wesen ist, mit all seinen Fehlern, und ihr könnt es lieben; aber nicht aus einem Überlegenheitsstandpunkt der sagt: «Armes Ding, eines Tages wird er auch da stehen, wo ich jetzt bin», sondern vom Standpunkt der sagt: «Ich bin genauso gewesen», oder «ich bin auch nicht anders».

Die Gabe des Daseins, die Gabe der Gelegenheit und die Gabe der Macht, die drei grossen Geschenke des Tierkreises.

Drei Konstellationen

Drei Konstellationen sind mit diesem Zeichen verknüpft, die drei schönsten.

Lyra, die Leier, die siebensaitige Harfe. Der Aspirant lernt auf der Harfe zu spielen und musiziert mit dem eigenen Leben.

Ara, der Altar, weil der Aspirant alles auf dem Altar niederlegt - aber nicht im Geist traurigen Verzichts, indem er sich dazu aufrafft, jetzt ganz unglücklich sein zu wollen, sondern vielmehr so: «Es bleibt mir nichts anderes mehr zu tun. Ich löse mich von diesen Dingen, damit ich vollständiger und nutzbringender dienen kann.»

Draco, die Schlange. Wir begegneten Hydra, der Schlange in den Zwillingen und jetzt treffen wir auf Draco, die Schlange der Weisheit.

Musik im harmonischen Leben, Opfer in den Persönlichkeitsreaktionen und Wünschen, und Weisheit.

Und über zwei anderen Konstellationen schwebend: Aquila, der Geist, und Cygnus, die Seele.

Verstehen Sie nun, warum der Schütze mich so begeistert? Er ist ein so wundervolles Zeichen und es gäbe so viel darüber zu sagen. Ich habe sehr vieles weggelassen.

Einzelheiten der Erzählung

Wir lesen, dass die Sümpfe von Arkadien voll menschenfressender Vögel waren, die in alten Büchern als wilde, grausame Störche geschildert werden, die Vögel von Stymphalos. Es waren drei an der Zahl, drei grosse Vögel, und dazu noch viele kleine. Sie verwüsteten das Land, aber man konnte sie nicht sehen; sie waren im Dickicht und im Unterholz verborgen und richteten grossen Schaden an. Aber man konnte sie nicht stellen.

Wie gewöhnlich eilt Herkules in das Land Arkadien und ist entschlossen, das Land von den menschenfressenden Vögeln zu befreien. Man berichtet uns, er sei klug gegen sie vorgegangen. Er hatte sich von der Illusion befreit und Athene hatte ihm eherne Klappern gegeben, die er so laut aneinander schlug, dass die Vögel aus dem Sumpf in die Luft aufflogen und fortzufliegen versuchten. Dann bestieg er sein geflügeltes Ross und erschoss sie mit seinen Pfeilen. Es ist eine wundervolle Erzählung.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.