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Die Arbeiten des Herkules, Seite 134 ff. (engl.)

Es sollte an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass Gleichgewicht, wie es hier gemeint ist, mehr ein dynamischer als ein statischer Zustand ist. Ein ausgeglichenes System von Energien wäre eine zutreffendere Definition oder mit anderen Worten, ein geordneter Ausgleich von Energien, die durch den überbrückenden Willen zum Guten gelenkt und kontrolliert werden. Der vollentwickelte Mensch oder Eingeweihte könnte vielleicht mit diesen Begriffen am besten beschrieben werden.

Inmitten von Dissonanz pflegt der Waagemensch seinen Traum von Harmonie; in weit entferntem Land denkt er an seines Vaters Haus. In dieser Erinnerung trachtet er danach, in einem Meer widerstreitender Kräfte ein Punkt des Friedens zu sein. Das ist das Ziel, aber nicht immer das Erreichte. Jedoch stärkt dieses Verlangen nach Harmonie in ihm den Wunsch, zum Friedensstifter zu werden. Gewöhnlich kann er beide Seiten einer Frage verstehen, und dies dient ihm in seiner Rolle als Vermittler und Schiedsrichter.

Die von ihm eingesetzten Energien sind Überredungskunst, Höflichkeit und Zusammenarbeit; sollten diese versagen, verschmäht er jedoch rauhere Methoden. Er neigt von Natur zu Gruppenarbeit und fühlt sich von allen Aktionsprogrammen angezogen, die Brüderlichkeit und Einheit fördern.

Ein ausgeprägt weibliches Element findet sich im Waagemenschen und das ist ganz natürlich, weil Venus das Tierkreiszeichen beherrscht. Der harte, treibende Druck des modernen Lebens ist zu aggressiv männlich; die weibliche Grazie und künstlerische Schönheit der weiblichen Komponente müsste als ergänzender Einfluss wirken. Der Waagemensch versteht das instinktiv. Er weiss, das maskuline Selbstbehauptung durch die subtilere Weichheit femininer Anmut gemildert werden muss, dass das «nachgiebige» Wasser harten Stein und unbiegsamen Stahl überdauert.

Wenn der Waagemensch die sanften Harmonien der Venus assimiliert hat, beginnt er auf eine andere Schwingung zu reagieren, nämlich die des Uranus. Dieser Impuls wird in der Bibel mit folgenden Worten ausgedrückt: «Siehe, ich mache alle Dinge neu.» Die alten Formen werden als Ketten und Fesseln erkannt und müssen abgeworfen werden. Der Besen Gottes muss die Trümmer der Zeitalter hinwegfegen, damit die hohen Ideale der Brüderlichkeit und Einheit den Strukturen unserer Institutionen einverleibt werden können. Dadurch wird das Leben, das die Menschen führen, das ihrem eigentlichen Wesen unauslöschlich eingeprägte Ebenbild Gottes widerspiegeln. Diese umwälzende Veränderung wird jedoch nicht durch eine neue Anordnung der äusseren Gestalt der Formen oder Institutionen erreicht, sondern muss dem inneren Denken entspringen, in der Stille eines Menschenherzens, das sich dem Licht seiner eigenen Unsterblichkeit zuwendet und von ihm durchstrahlt wird. Der Waagemensch schickt sich an, sich zu erneuern und weiss, dass das der erste Schritt zur Erneuerung der Welt ist.

Die Regenten des Sternbilds Waage und seines gegenüberstehenden Zeichens.

Das der Waage gegenüberliegende Zeichen, mit dem Einheit erreicht werden muss, ist Widder, dessen exoterischer Regent Mars ist, während Waage von Etenus regiert wird. Exoterisch muss daher zwischen Willen und höherem Denken Einheit angestrebt werden, welche sich entsprechend dem Entwicklungsstand entweder durch Begehren oder durch Liebe ausdrückt. Der esoterische Regent von Waage ist Uranus, und in diesem Zeichen ist Saturn der Regent jener «ungeheuren schöpferischen Hierarchie», die einen Teil des dritten Aspekts der Gottheit bildet. Daher ist Waage nicht nur mit diesem dritten Aspekt der Gottheit eng verknüpft, sondern erklärt ihn auch. «Daher ist es ein beherrschendes Zeichen und ein massgeblich bestimmender Faktor überall da, wo es das Gesetz, das Geschlecht und das Geld betrifft.» Der Tibeter stellt weiter fest: «Wenn die Schüler also diese drei Aspekte: Gesetz 1. Aspekt; Verhältnis zwischen den Gegensatzpaaren - Sexualität, 2. Aspekt; und konkretisierte Energie, Geld genannt 3. Aspekt, - sorgfältig studieren, so wie sie heute zum Ausdruck kommen und dies in Zukunft tun können, dann werden sie ein Bild von der physischen menschlichen Errungenschaft und der künftigen geistigen Wesensäusserung gewinnen; das wird sehr lehrreich und der Mühe wert sein. Für den ganzen Vorgang ist das Wirken der drei Regenten der Waage verantwortlich: Venus, Uranus und Saturn.» (Esoterische Astrologie, S. 254)

Besondere Schönheit tritt in Erscheinung, wenn man die Schlüsselworte betrachtet, die von Dane Rudhyar in seinem Buch «Gaben des Geistes» für Widder und Waage gegeben werden. Der Grundton für Waage ist «Leichtigkeit», die aber weit entfernt ist von der Leichtigkeit luxuriöser Bequemlichkeit. Der Autor definiert sie als «ein Ausdruck völlig akzeptierter Beziehung, sei es zu einem Gegenstand, einer Situation oder Person. ... Der Mensch kann von der Natur nur frei werden, indem er ihr gerecht wird - indem er ihr mit «Leichtigkeit» und «Eleganz» gerecht wird.

Unter «Eleganz» verstehen wir jene Qualität, die der Mathematiker im Sinn hat, wenn er von der «eleganten Lösung eines mathematischen Problems» spricht ... einer Lösung, die mit grösster Leichtigkeit, einfachsten Mitteln, einem Minimum an Zwischenlösungen und mit jener der Aufgabe selbst innewohnenden Logik gefunden wird. Eine Fichte ist gleicherweise die elegante Lösung des im Samen enthaltenen Problems, eine vollkommen leichte und logische Entwicklung der Lebensmöglichkeiten, die dem Samen innewohnen.

«Natürliches Wachstum innewohnender Möglichkeiten, Leichtigkeit und Logik bei der Entwicklung, Eleganz in der Entfaltung, das sind die Edelsteine der Lebenskunst, die Prüfungen der Meisterschaft.»

Lasst eure Gedanken in der Kontemplation dieser schönen Worte zur Ruhe kommen. Es ist schwer, sich ein erfrischenderes Konzept für Wachstum vorzustellen, für ein Wachstum, das sich von innen her entfaltet, wie sich eine Blume öffnet, anstatt mit Heftigkeit und in ängstlicher Spannung. Hier können wir anmerken, dass Waage das Pflanzenreich, das Geschlecht und die natürliche Verwandtschaft repräsentiert. Es heisst, dass im Pflanzenreich drei Strahlen in Einheit schwingen. Das Resultat ist Dienst, Schönheit, Farbe und Duft. Rudhyars Worte sind keine mystische Poesie, sondern sie wurzeln in biologischen Tatsachen, wo auch die schöpferische Energie, der innewohnende Gott am Werk ist.

Uns nun Widder zuwendend finden wir, dass das Schlüsselwort für ihn «Anpassung» heisst, was auf eine Methode hinweist, durch welche die «Leichtigkeit» der Waage erreichbar sein kann. Wir alle wissen von Menschen sowohl in der Geschichte als auch in unserer heutigen Umgebung, die sich inmitten tragischer Geschehnisse ausgeglichen und kraftvoll verhalten. Ein solcher Mensch nötigt uns Ehrfurcht und Begeisterung ab. Auch in der Tarnung im Tierreich finden wir Anpassung, in der Färbung der Vögel und Tiere zum Schutz ihres Lebens. So hat auch der Mensch in gefährlichen Situationen das gleiche Bedürfnis nach Tarnung, in seinem Fall nach erhöhter Anpassungsfähigkeit. Hier erhebt sich unmittelbar die Frage nach den Gefahren des Kompromisses, des Aufgebens von Prinzipien zugunsten der Sicherheit. Aber ebenso wie der Tibeter gesagt hat, dass «geistiger Kompromiss» ein Erkennen von Zeit und Evolution sein kann und keinen Verrat des Ziels einzuschliessen braucht, lesen wir bei Rudhyar:

«Diese soziale Anpassung sollte nicht solcher Art sein, dass sie den freigesetzten Kraftstrom ablenken oder trüben könnte. Sie darf die Qualität des projektierten Bildes oder die Vision, die es vermittelt, nicht verschleiern. ... Das ist eine schwierige Aufgabe des Unterscheidungsvermögens. Anpassungsfähig zu sein und doch die Reinheit und vollkommene Unversehrtheit der eigenen Vision und des Ideals aufrechtzuhalten, Umwege zu akzeptieren und doch nicht die Zielrichtung aus den Augen zu verlieren; für andere verständlich und annehmbar zu bleiben, die einen Anstoss zu geistigem Erwachen brauchen, ohne dabei den Charakter der Botschaft zu verzerren oder zu mindern; die Werte der Vergangenheit zu nützen, und doch die Zukunft nicht um einer ungewissen Gegenwart willen verschachern; gütig zu den Menschen zu sein und doch kompromisslos dem Geist treu zu bleiben - das sind die Probleme, denen die Widder-Person auf die eine oder andere Art ständig begegnet.

Das Einzelwesen, das sich wahrhaft dem Geist geweiht hat und ihm treu ist, handelt als der Geist in Begriffen menschlicher Bedürfnisse». (Leichtigkeit und Anpassung: Waage, eins mit ihrem gegenüberliegenden Zeichen Widder).

Die Konstellationen und die Sterne

Es gibt im Zeichen Waage drei Konstellationen, die von besonderem Interesse sind. Zunächst ist da das südliche Kreuz, das seit der Zeit der Kreuzigung, als es in Jerusalem sichtbar war, niemals mehr im Westen gesehen wurde. Jetzt ist das Kreuz im Schwinden. Wir wollen versuchen, die dramatische Darstellung in diesem grossen Symbol zu erfassen. Vier strahlende Sterne bilden dieses Kreuz: vier, die Zahl des Materie-Aspekts des Menschen, des «Vierfachen». Dieses Geviert, das südliche Kreuz, ist nun im Abnehmen. Das gleiche Symbol ist in den Zwillingen, Castor und Pollux, zu beobachten. Castor, der die Unsterblichkeit symbolisiert, wird strahlender, und Pollux, der sterbliche Zwilling, wird schwächer. Das Kreuz nimmt ab, und diese Verheissung ist in Waage, die das offene Tor zu Shamballa genannt wird, das Zeichen in dem der «schmale messerscharfe Pfad» zu finden ist, der den Menschen in das Reich der Seele führt.

Die zweite Konstellation ist Lupus, der Wolf. Allezeit war das Haupt des Wolfes das Symbol des Eingeweihten. Aber es ist ein sterbender Wolf und die Wolfsnatur, welche die Seelennatur bis jetzt verschlungen hat, wird als absterbend symbolisiert, denn wenn der Mensch Gleichgewicht erlangt hat, erstirbt die Tätigkeit und Macht des Wolfes.

Die dritte ist Corona, die Krone, die dem Menschen vor Augen gehalten wird, der in Waage wirkt. Das Symbol beruht auf der Erzählung der Ariadne, dem Mutteraspekt, die von Bacchus eine Krone mit sieben Sternen erhielt, das Symbol des zweiten Aspekts der Gottheit, welcher die Materie verklärt, indem er sie zum Ausdruck des göttlichen Denkens macht. (Von A. A. B.)

Wie alles bei Waage, so sind auch die Auslegungen und das Verständnis der Konstellationen schwierig, regen aber zum Nachdenken an. Wenn das hier Gesagte mager und vage erscheint, so ist das vielleicht wieder bezeichnend für die Zwischenpause im Waage-Zeichen, das ein Meister der Weisheit «den Meister des Niemandslands» genannt hat. So können wir nur darüber nachdenken und uns daran erinnern, wie die Wölfin als das Tier erscheint, das Romulus und Remus säugte, aber auch das wilde Tier war, das der heilige Franziskus von Assisi durch seine Liebe zu ihm und das Gefühl des Einsseins mit ihm zähmte.

Einige Höhepunkte aus dem Vortrag von A. A. B.

In Waage haben wir den Menschen, der nicht spricht; symbolisch für die Zwischenpause des Schweigens im Leben Jesu. Zwischen seinem 12. und 30. Lebensjahr hören wir nichts von ihm. Das waren Jahre des Schweigens, ob er sie bei den Essenern in Ägypten verbrachte oder in der Tischlerwerkstatt, in welcher der grosse Sohn Gottes Geist und Materie ins Gleichgewicht brachte und sich wahrscheinlich auf seine Mission als Menschensohn, der auch ein Sohn Gottes war, vorbereitete. Die grosse Offenbarung ist in meinen Augen nicht, dass wir Geist sind, sondern dass alles Gott in Manifestation, Energie in verschiedenen Abstufungen ist. Christus war der vollkommene Ausdruck der Göttlichkeit in der Form. Er hatte Geist und Materie vollkommen in sich ausgeglichen. Das ist die Aufgabe, die wir alle zu erfüllen haben. ...

Die beiden guten Centauren, die Herkules tötete, sind als Cherion (gute Gedanken) und Pholos (körperliche Stärke) bekannt. Diese Prüfung sollte Beherrschung erweisen über die emotionale, astrale Wunschnatur, was immer für eine Form diese annehmen mag, und sie ist umso machtvoller, je fortgeschrittener ein menschliches Wesen ist. Ihr könnt die Begierdennatur nicht allein durch physische Stärke oder Denken beherrschen oder lenken. Eine Weile mögt ihr Erfolg haben, aber dann wirft es euch wieder zurück. Die einzige Antwort heisst, den Eber des Begehrens mit «in die hohen Berge» hinaufzunehmen, auf den Gipfel, wo alle grossen Offenbarungen stattfinden, wo der Nebel des Tales verschwindet und Erleuchtung kommt.

Waage ist ein Luftzeichen und befindet sich auf dem kardinalen Kreuz, das im nächsten Sonnensystem regieren wird und in diesem System den Pfad der Einweihung beherrscht, der von der Auslese der Menschheit beschritten wird. (Aus «Esoterische Astrologie», S. 290) Wieder verschleiert das Mysterium so, dass es schwierig ist, das Zeichen zu verstehen. Die Schlüsselworte des Zeichens sind klar und deutlich; sie sprechen direkt zum Herzen, ohne Verdunkelung. Für den Durchschnittsmenschen, dessen geistiges Bewusstsein nicht entwickelt ist, geht das Wort durch die Äonen immer wieder hinaus: «Und das Wort lautet: Es werde eine Wahl getroffen.» Schliesslich kommt dann als Folge der Evolution von der Seele die Antwort: «Ich wähle den Weg, der zwischen den beiden grossen Kraftlinien dahinführt.» (Ebenda, S. 262)

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.