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Die Arbeiten des Herkules, Seite 128 ff. (engl.) |
Einssein des Männlichen mit dem Weiblichen, das der Erzeugung von Formen und der Fortentwicklung des Lebens dient. Geld ist ein Tauschmittel, um aus der Entfernung an einem Austausch teilzunehmen, falls das Geld nicht allein um seiner selbst willen geliebt und gehortet wird. So wird es entweder zum Gold des Geizhalses oder zum Gold des liebenden, gebenden Herzens. Der Ausgleich der Gegensätze in der Waage (Esoterische Astrologie, S. 262) ist scharf begrenzt. Das Pendel kann von Voreingenommenheit und Vorurteil bis zu Gerechtigkeit und Urteilskraft ausschlagen, von stumpfer Dummheit bis zu enthusiastischer Weisheit. Das ist eine ungewöhnliche, anregende Verbindung von Worten. Im allgemeinen symbolisieren wir Weisheit durch die eher dümmlich blinzelnde Eule, und die sich besonders weise dünken, sind häufig von Feierlichkeit erfüllt und etwas schwer verdaulich; Weisheit aber müsste «enthusiastisch» sein. Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Es können Intrigen vorkommen, wozu die gewundenen Wege der menschengemachten Gesetze verleiten, oder eine gerade, offene Haltung; und der Waagemensch kann durch materialistische oder durch geistige Einstellung gekennzeichnet sein. Immer von neuem sind auf dieser Rundreise die grossen Konstellationen gut und harmonisch und haben einen Zweck: einzig unsere Empfänglichkeit und dass wir von den Einflüssen Gebrauch machen entscheiden, was daraus wird. Und in diesem würdevollen Zeichen des Ausgleichs, der Gerechtigkeit und des Gesetzes finden wir, dass die Prüfung in einem Ausbruch von Gelächter endet, - die einzige Aufgabe, bei der das geschieht. Herunter von den Bergen kam Herkules, den Eber wie einen Schubkarren vor sich hertreibend, singend und lachend, und alle, die ihn sahen, lachten mit ihm. Wie vergnüglich; und dies trotz der Tatsache, dass Herkules wieder einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Der Lehrer hatte ihm gesagt: «Nimm dir Zeit zum essen.» Aber Herkules nahm sich Zeit zu einer «Sauforgie» mit zwei weisen, alten Centauren, seinen Freunden; und darüber hinaus zapften sie ein Weinfass an, das nur angestochen werden durfte «von der Gruppe und für die Gruppe». Über diesen Punkt könnte ein ganzer Vortrag gehalten werden und ebenso über die Tatsache, dass Herkules sich mit äusserster Vorsicht bemühte, den Eber nicht zu töten, stattdessen aber zwei Freunde umgebracht hat. So kommt die Versuchung hinterrücks an uns heran wenn wir glauben, den Weg vor uns von allen Fallstricken gesäubert zu haben. Als aber der weise Lehrer die Aufgabe beurteilte, überging er die Streiterei, zu der alle beigetragen hatten, und sagte nur, er möge die Lektion der Vergangenheit überdenken (Bewertung im Waage-Zeichen), und fügte hinzu: «Zweimal hast du erschlagen, was du lieben solltest. Lerne, warum.» Das ist alles, und wir werden daran erinnert, dass die Persönlichkeit ausserhalb des Ashrams bleibt (unsere Lehrer sehen nur unser Lichtpotential). Es wird kein besonderes Lob gespendet. Herkules bestand zwar nicht «cum laude», aber es wurde erklärt, die siebente Aufgabe sei erfüllt, das siebte Tor durchschritten. Gerechtigkeit aus Gnade. «Wenn du, o Gott, so streng sein wolltest, alles zu sehen, was falsch gemacht wird, o Herr, wer könnte es ertragen?» Überlegungen eines Waagemenschen Ehe Herkules den erymanthischen Eber fing, sass er am Tisch des Pholos und trank berauschenden Wein. Zu dieser Zeit war er die Seele der Fröhlichkeit, die Vergnügen sucht und findet. Denn für Herkules, wie für alle, die sich vornehmen, die Aufgabe zu erfüllen, die in Waage vollbracht werden muss, muss «die Wolke des Vergnügens» zuerst zerstreut werden, ehe die grössere Aufgabe der Selbstbemeisterung, nämlich das Einfangen des Ebers, unternommen werden kann. Es ist zu beachten, dass das Weinbesäufnis des Herkules zu einer Tragödie führt, zum Tod des Pholos. Dieses plötzliche Einbrechen der Katastrophe in das vergnügungssüchtige Dasein des Waagemenschen ist, wie hart die Erfahrung auch sein mag, eine Notwendigkeit für das Wachstum der Seele. Ohne solche Tragödien bleiben die Möglichkeiten der Waage ungenützt. Der Waagemensch beginnt seine Reise im Winter, während einer Zeit der Kälte, wenn das Persönlichkeitsleben seine Anziehung verloren hat. Herkules wendet keine brutale Gewalt an, um den Eber einzufangen. Er stellt ihm eine Falle und wartet, bis das Tier sich selbst in der Falle fängt. Als der Eber im Schneegestöber um sich schlägt, nützt Herkules die Gelegenheit. Es ist merkwürdig typisch für den Waagemenschen ein direktes Zusammentreffen zu vermeiden und nicht mehr Kraft aufzuwenden als nötig. Er sucht sein Ziel sanft zu erreichen und ohne Zwang. Es wird erzählt, dass Herkules die Hinterbeine des Ebers ergreift und das Tier nötigt, auf seinen Vorderbeinen den Berg hinunterzulaufen, und dass dieser Anblick das Gelächter aller erregt, die es sehen. Dieser Vorfall zeigt uns die Fähigkeit des Waagemenschen, ungewöhnliche Lösungen zu finden und den Wert des Widersinnigen zu erfassen. Angelegenheiten von grosser Tragweite werden in der Geschichte der Menschheit durch ungewöhnliche Annäherungsweisen an gewöhnliche Probleme entschieden. Zum Beispiel zündete ein Tatarenhäuptling hinter seinem eigenen Heer ein grosses Feuer an, um die Truppen zu einem so verzweifelten Vorwärtsstürmen zu zwingen, dass ihnen kein Feind widerstehen konnte. Und als Hannibal seine Elefanten gegen Scipio sandte, befahl dieser seinen Soldaten, mit Trompeten in die Ohren der Tiere zu blasen. Verwirrt und in Schrecken versetzt, ergriffen die Tiere die Flucht und töteten viele von Hannibals Mannen. Wahrnehmung des Widersinnigen ist eine der grössten Waffen, die der Menschheit in ihrem ständigen Kampf gegen Verblendung gegeben ist. Das ist die Ursache des Gelächters, durch das Vorspiegelungen im Nu beseitigt, und hoffnungslos veraltete Einrichtungen zerstört werden können. Diese Arbeit ist die einzige, die in einem Ausbruch von Gelächter endet. Nicht nur erfüllt Herkules die ihm übertragene Aufgabe, sondern er macht den wilden Eber auch zu einem Gegenstand der Lächerlichkeit. Mit einer leicht veränderten Perspektive könnten viele der erschreckenden Erfahrungen des Lebens mithilfe eines wohltuenden Sinns für Humor umgewandelt werden. Vieles, was die Menschen mit traurigem, feierlichem Ernst betrachten, hat entschieden lächerliche Nebenbedeutungen. Die genaue Beschreibung, wie Herkules den Eber an den Hinterbeinen vor sich hertreibt, ist eine symbolische Darstellung, wie die Seele den ungebärdigen Körper lenkt. Diese Beziehung, in der jeder Aspekt die ihm angemessene Bedeutung erhält, ist kennzeichnend für den höher organisierten Waagemenschen. So wird das Prinzip des Gleichgewichts gewahrt. Der Waagemensch wägt ab und gleicht die Dinge aus. Diese Haltung lässt ihn oft zögernd und unentschlossen erscheinen. In dem Wissen, dass es unzählige Abstufungen zwischen schwarz und weiss gibt, neigt er selten dazu, ein Extremist zu sein. Er weiss, dass die anerkannten Säulen der Gesellschaft Pharisäer, und die Unscheinbaren und Bescheidenen das Salz der Erde sein können; dass jene, die lauthals ihre Vortrefflichkeit preisen, oft am wenigsten Verdienste aufweisen; dass die weltlich Weisen häufig wie Narren handeln und Narren unversehens auf Schätze stossen; dass das Urteil der Welt durch ein höheres Gericht umgestossen werden kann, und dass die Wahrheit in vielen unwahrscheinlichen Verkleidungen auf Erden wandeln kann. Die Suche nach Wahrheit verwandelt sich dann in die Entwicklung der Unterscheidungskraft. In gewissem Sinn gibt es für menschliche Wesen keine Wahrheit, denn alle Wahrheiten sind nur Teilstücke grösserer Wahrheiten. Die Suche nach diesen umfassenderen Begriffen ist weitaus wichtiger als das Bestehen auf einem isolierten Fragment eines schmalen, losgetrennten Teilstücks. Wie eine emsige Spinne spinnt der Waagemensch unablässig Beziehungsfäden und schafft dadurch ein empfindsames Netz von Bedeutungen. Das Resultat solcher Aktivität ist Synthese. Er steht zwischen dem Abstrakten und Konkreten und versucht, beide zu verbinden. Es besteht immer eine Diskrepanz, eine Lücke, zwischen dem erschauten und dem erreichten Ziel; und doch schimmert und leuchtet das Netz und wird zu einem Muster bestrickender Schönheit. Halbwegs zwischen Himmel und Erde wartet der Waagemensch. Nach oben blickend sieht er die Vision, die Morgendämmerung vergoldet den schneebedeckten Berggipfel; er schaut hinunter und sieht die Sümpfe, den Morast, durch den die Söhne der Menschen waten müssen. Auf der einen Seite erkennt er hohe Ideale, auf der anderen sieht er sie verworfen. Auf dieser Wegmitte muss er stehen und wirken. Erhebt er sich zur Welt der Ideale, verliert er den Kontakt mit den gewöhnlichen Dingen; steigt er in die Ebene materialistischer Tätigkeit hinab, verliert er die wertvollen Wahrnehmungen, welche die Haupttriebfeder seines Daseins bilden. Zwischen diese beiden Welten ist er gestellt, um Verstehen zu erlangen; ein Verstehen, dass das Höchste und das Niederste, das Gute und das Schlechte, das Erhabene und das Unbedeutende umfasst. Das ist Erbarmen. Die gewonnene Kenntnis bringt Enttäuschung. In menschliche Herzen schauend, gewahrt er dunkle Schatten und den Niederschlag seltsamer Leidenschaften. Er entdeckt die niederträchtigen Methoden, mit deren Hilfe die Einflussreichen ihren Erfolg begründen, die dunklen Flecken im Leben angesehener Männer, die schlauen Wege, auf denen sie den Mahnungen ihres Gewissens ausweichen. Er beobachtet die knospenden Ideen, die im Frost der ersten Versuchung erfrieren. Er sieht den langen Vormarsch der Menschenrasse mit seinen sehr seltenen Errungenschaften und vielfachen Fehlschlägen. Was ist das Resultat solcher Überlegungen? Vor allem werden die Verblendungen, die einen Menschen so vielfach an die Erde fesseln, wesentlich geschwächt. Er wird sich bewusst, dass der Mensch in einem wirbelnden Nebel von Illusionen lebt, sich an das Leben klammert, als sei es ein Ziel an sich, und häufig vor der Wahrheit flieht, wie vor einer Katastrophe. Diese Beschreibung der Unzulänglichkeiten bedeutet aber nicht, dass dabei die menschliche Güte übersehen wird, denn ohne ein ausreichendes Mass an Güte könnte die Welt nicht fortbestehen. Der Waagemensch ist sich nie allzu sicher, ob er an dem aggressiven Ringen um seinen Lebensunterhalt teilnehmen und sich mit Ellenbogen eine Machtstellung und Prestige in der Welt erkämpfen will. Käme es nur auf ihn an, würde er sich wahrscheinlich in einen Lesesaal zurückziehen und dort seine Tage verbringen. Es gibt aber ausser ihm noch andere Menschen, die Anspruch auf ihn erheben. So fasst das Dienen in seinem Leben Wurzel und er entwickelt einen Sinn für Dienen, der auf realistischer Bewertung der menschlichen Natur beruht. Tatsächlich ist es sehr schwer, der unglaublichen Species, Mensch genannt, zu dienen. Berichte einem Menschen von einer Wahrheit, die, falls er sie akzeptiert, vermutlich sein ganzes, stereotypes Leben verändern würde, er würde dich gewiss als Radikalen abstempeln; diskutiere mit ihm, und er wird eigensinnig auf dem Vorrang seiner Instinkte bestehen. Andererseits wird er dich als verhärtet gegenüber seinen Leiden anklagen, wenn du seinem Zustand gegenüber Gleichgültigkeit zeigst. Jeder, welcher der menschlichen Rasse dienen will, muss auf Missverständnis, Missdeutung gefasst sein und mit der Verdrehung rechnen, die aus Oppositionsgeist grundsätzlich das Gegenteil des Gesagten aufrechterhalten will. Der Waagemensch hat keine Neigung zum Eiferer oder Tyrannen. Er sucht vielmehr zu überzeugen als zu zwingen und versteht die Kunst des geistigen Kompromisses; das umfasst die Bereitschaft, in unwesentlichen Punkten nachzugeben, und das Verständnis, dass der Himmel weit eher durch eine Reihe einzelner Schritte erreicht wird als durch einen einzigen rettenden Sprung. Anderen zu dienen erfordert gerechte Bewertung ihrer Fähigkeiten; von anderen zu erwarten, wozu sie nicht fähig sind, ist ebenso töricht wie vergeblich. Die Hilfe, die einer Person gegeben wird, muss innerhalb von deren Begrenzungsrahmen zum Ausdruck kommen. Ist das nicht der Fall, kann sich die Hilfe als Hindernis erweisen. Es muss sorgfältig zwischen zu viel und zu wenig Hilfe unterschieden werden. Gibt man zu viel, wird der Betreffende nicht ermutigt, die eigenen Kraftquellen zu nutzen, während zu wenig ihn in ein Meer der Verzweiflung stürzen kann. Mit anderen Worten, die Hilfe muss sorgfältig den Bedürfnissen des Hilfsbedürftigen angepasst sein. In vielen Fällen wäre Hilfe nur eine Belastung. Deshalb ist es oft besser, einen Menschen seine geistige Gewissheit durch eigene bittere Konflikte finden zu lassen. Das ständige Abwiegen und Abmessen, das so charakteristisch für den Waagemenschen ist, hat ein einziges Ziel: Erlangung des Gleichgewichts. Die Welt wird aufrechterhalten durch Gleichgewicht, und das hat der Waagemensch verstanden. Die Gesetze des Karma können tatsächlich als ausgleichende Aktivität betrachtet werden, welche die Fortsetzung eines unausgeglichenen Zustands verhindert. Die Katastrophen, die einem Menschen widerfahren, sind nicht dazu bestimmt, ihn zu bestrafen, sondern um das Gleichgewicht in seinem Wesen wieder herzustellen. Wer in seinem eigenen Leben Gleichgewicht herstellt, wird es nicht durch rauhe Nackenschläge auferlegt bekommen. Die Schalen der Waage werden zwar auf der einen oder anderen Seite leicht angetippt, aber der Mittelpunkt auf dem die Waage ruht, bleibt unverändert. Das ist der Punkt des Gleichgewichts, die sichere Zuflucht, die von den schwankenden Schatten irdischer Umwälzungen und Katastrophen niemals bedroht werden kann. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |