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Die Arbeiten des Herkules, Seite 122 ff. (engl.)
beherrschen, und er erinnert uns daran, dass ein Mensch, wenn er auf dem umgekehrten Rad des Jüngers ist (gegen den Uhrzeiger) er unter dem Einfluss von Venus in das Zeichen eintritt, während der Durchschnittsmensch es unter der Herrschaft von Merkur betritt. Das ist ein Beispiel, wie wir ein Horoskop falsch deuten können, wenn wir den Entwicklungsstand des Geborenen nicht kennen. Weltliche Astrologie ohne diese Synthese kann sehr irreführend und oberflächlich sein. Wenn sich ein Neuling erfreut darüber äusserte, wie genau sich sein Horoskop auswirke, pflegte Alice Bailey mit einem Augenzwinkern zu sagen: «Das ist schade. Denn wenn Sie über dem Solarplexus leben würden, könnte das Persönlichkeitshoroskop nicht mehr so genau stimmen.» In der Astrologie der Zukunft wird das Horoskop der Seele gestellt werden und nicht das der Persönlichkeit. Diese Warnung wird von einer positiven Feststellung des Tibeters untermauert: «Die Grundlage der astrologischen Wissenschaft ist das Ausströmen, die Übermittlung und der Empfang von Energien und deren Umwandlung in Kräfte durch die empfangende Wesenheit.» Das definiert klar und deutlich unsere Haltung bei den Vollmondmeditationen und wie wir das individuelle Horoskop anwenden sollten. «Was ich hier betonen möchte», sagt der Tibeter, «alles ist eine Frage der entwickelten Empfangsbereitschaft und Empfindsamkeit.»

Die Bedeutungen des Zeichens und seines polaren Gegensatzes

In der Meerjungfrau, der Fischgöttin, haben wir das Symbol des Einsseins von Jungfrau und dem ihr gegenüberliegenden Zeichen Fische. Immer besteht die Dualität, innewohnend ebenso in uns wie im Sonnensystem; der zweite Strahl der Sonne selbst ist eine Dualität, nämlich Liebe-Weisheit. Die Lektion für die Jungfrau-Geborenen besteht nach Dane Rudhyar in dem Buch «Gaben des Geistes» in klarem Erkennen, «dass keine Wahrheit vollständig oder auch nur wirklich ist, die nicht ihr Gegenteil mit einschliesst und alles, was dazwischen geschieht.» Indem er daran erinnert, dass acht Energien durch das Zeichen Jungfrau wirken und es ein Zeichen der Synthese ist, stellt Rudhyar fest, dass Verklärung gefordert wird und nicht Umwandlung.

Die drei erforderlichen Tugenden sind Toleranz, Erbarmen und Liebe. Man wächst, indem man immer einschliesslicher wird. Eine der brauchbarsten Auslegungen ist die Aussage über Toleranz, über das Wesen wahrer Toleranz, die, wie sie meistens praktiziert wird, einen Anstrich von Überheblichkeit und Herablassung hat. Rudhyar sagt: «Wahre Toleranz geht viel tiefer als die Einstellung «leben und leben lassen», die oft einen Anstrich von Streberei und egozentrischer Gleichgültigkeit gegenüber allem hat, was nicht die eigene Wahrheit ist. ... Das Wort bedeutet etymologisch «ertragen». Was ertragen? Die Last der Notwendigkeit für Veränderung und Wachstum. ... Die typische Beschäftigung der Jungfrau-Geborenen mit Einzelheiten der Arbeit, mit Technik, Gesundheit und Hygiene, mit analytischer Vivisektion seiner selbst und anderen, ist tatsächlich die Konzentration auf die negativen Werte der Krise. Wenn der Krise in Jungfrau positiv begegnet wird, dann wird die Substanz des Bewusstseins selbst erneuert, und mit dieser Erneuerung als Unterton geht notwendigerweise eine Neufestsetzung der Absicht vor sich.»

Den Fischen, dem gegenüberliegenden Pol wird die Schlüsselnote «Mut» zugesprochen, und das Fische-Temperament wird ein Schlachtfeld genannt, denn seine Botschaft ist Befreiung, und Freiheit muss erkämpft und verdient werden, sie kann kein Geschenk sein. Der Höhepunkt lautet: «Alle Konflikte sind absorbiert, alle Übergänge lösen sich auf in die Christus-Geburt», die der Höhepunkt der Geburt des latenten Christus-Bewusstseins im Zeichen Jungfrau ist.

Schlüsselnoten

Die Höhen und Tiefen dieser sechsten Aufgabe werden klar in den Schlüsselnoten dieses Zeichens angezeigt: Auf dem gewöhnlichen Rad geht das Gebot in folgenden Worten aus, welche die Aktivität von Jungfrau bilden: «Und das Wort sprach, "lass Materie herrschen". Später, auf dem Rad des Jüngers, kommt die Stimme von Jungfrau selbst, und sie sagt: "Ich bin die Mutter und das Kind; ich bin Gott, ich bin Materie".» Der Tibeter fügt hinzu: «Denkt über die Schönheit dieser Synthese und dieser Lehre nach und erkennt, dass ihr selbst das erste Wort gesagt habt als Seele, die in ferner, uralter Vergangenheit in den Mutterleib von Zeit und Raum hinabgestiegen ist. Nun ist die Zeit gekommen, da ihr, wenn ihr es wollt, eure Identität mit beiden göttlichen Aspekten verkünden könnt - mit Materie und Geist, mit der Mutter und dem Kind.» (Esoterische Astrologie). Die erste Schlüsselnote der Synthese lautet: «Christus in dir, die Hoffnung auf Herrlichkeit.»

Die siebte Arbeit

Das Fangen des Erymanthischen Ebers

(Waage, 22. September - 21. Oktober)

Die Sage

Der grosse Eine, der den Vorsitz führt in der Ratshalle des Herrn, bedachte die Art des Menschensohnes, der gleichermassen ein Sohn Gottes ist. Er überlegte, was notwendig sei, damit noch mehr er seinem Vater gleichen möge. «Eine weitere Arbeit muss ausgeführt werden. Ausgeglichenheit benötigt er, gesundes Urteil, und Vorbereitung auf eine der grossen Prüfungen und zukünftigen Dienst an der Menschenrasse. Hierauf möge er sich mit Sorgfalt vorbereiten.» Der Lehrer, den Zweck der kommenden Prüfung auf seinen Tafeln vermerkend, ging hinaus und sprach zu Herkules. «Zieh, aus, mein Sohn, den wilden Eber jetzt zu fangen, zu retten ein verwüstet Land. Doch nimm dir Zeit zu essen.» Und Herkules zog aus.

Und Herkules, der ein Sohn der Menschen und doch ein Sohn Gottes ist, ging durch das siebte Tor. Die Macht des siebten Zeichens durchströmte ihn. Er wusste nicht, dass zweifach nun die Prüfung war, vor der er stand, die Prüfung seltener Freundschaft und des unerschrockenen Mutes. Der Lehrer hatte ihm gesagt, es gelte einen Eber rasch zu suchen; Apollo gab ihm einen nagelneuen Bogen zu sicherer Verwendung. Doch Herkules sprach: «Ich will ihn nicht auf meinen Weg mitnehmen, aus Furcht, erneut zu töten. Bei meiner letzten Arbeit am Gestade jenes Meers mordete ich und tötete. Diesmal will ich nicht töten. Ich lass' den Bogen da.»

Und so, unbewaffnet, nur mit der zuverläss'gen Keule, erklomm er des Gebirges steile Pfade, den Eber suchend; und allseits sah er Furcht und Schrecken. Höher und immer höher stieg Herkules. Dann traf er einen Freund. Am Weg begegnete ihm Pholos, einer der Centauren, den Göttern wohlbekannt. Sie hielten an und sprachen, und eine Weile vergass er seines Suchens Ziel. Und Pholos rief ihm zu und lud ihn ein, ein Weinfass mit ihm anzustechen, das aber weder ihm noch Herkules gehörte. Das Fass gehörte einer Gruppe von Centauren, ein Geschenk der Götter, mit der Bestimmung, das Fass dürfe nur angestochen werden, wenn allesamt darum versammelt wären. Das Fass war Eigentum der Gruppe.

Doch Herkules und Pholos stachen das Fass an, in Abwesenheit der Brüder, und riefen Cherion, einem Weisen der Centauren zu, er möge kommen und ihr Zechgelage teilen. Dies tat er und alle drei tranken nun, vergnügten sich und machten sehr viel Lärm. Dies hörten die anderen Centauren an entfernten Punkten.

Sie kamen im Zorn und es entspann sich eine wilde Schlacht, und trotz seines weisen Entschlusses, wurde der Menschensohn, der ein Sohn Gottes war, zum Todesbringer und erschlug die zwei Centauren, mit denen er zuvor getrunken hatte. Während die anderen Centauren mit lautem Jammer trauerten, entkam Herkules in die hohen Berge und machte sich erneut auf seine Suche.

Bis zur Schneegrenze stieg er, den Spuren des wilden Ebers folgend; bis in die bittre Kälte verfolgte er das Tier, doch sah er es nicht. Die Nacht brach an, und ein Gestirn am andern kam heraus, doch immer war der Eber weit vor ihm. Herkules bedachte seine Aufgabe, durchforschte seinen Sinn nach einer klugen List. Geschickt verfertigte er eine Falle, verbarg sich gut und wartete im dunklen Schatten auf das Tier. Stunde um Stunde verrann und Herkules wartete weiter, bis es zu dämmern begann. Da kam der Eber aus seinem Lager und suchte vom Hunger getrieben nach langentbehrter Nahrung. Und im Schatten, nahe der Falle, wartete der Menschensohn. Der Eber fiel in die Falle. Nach angemess'ner Zeit befreite Herkules das wilde Tier und machte es sehr geschickt zum Gefangenen. Er rang mit dem Eber, meisterte ihn und zwang ihn, das zu tun was er wollte, den Weg zu gehen, den er zu gehen wünschte.

Vom schneebedeckten Gipfel des hohen Berges kam Herkules herab, freudig den wilden, doch gezähmten Eber auf dem Abstieg vor sich hertreibend. An beiden Hinterbeinen hielt er den Eber fest und trieb ihn vor sich her auf seinen Vorderbeinen. Und alle auf dem Berge lachten über den Anblick. Alle, die dem Sohn des Menschen, der ein Sohn Gottes ist, singend und tanzend, auf seinem Weg begegneten, lachten über das Vorbeigehen der beiden. Und alle in der Stadt lachten beim gleichen Anblick, den stolpernden, müden Eber und den lachenden, singenden Mann.

So erfüllte Herkules seine siebente Arbeit und kehrte zurück zum Lehrer seines Lebens.

Der grosse Vorsitzende in der Ratshalle des Herrn bemerkte: «Die Lektion des wahren Gleichgewichts ist gelernt. Eine Lektion bleibt noch zu lernen. Im neunten Tor musst du dem Centauren erneut begegnen, ihn erkennen und ihn verstehen.»

Und der Lehrer sagte: «Die siebte Arbeit ist erfüllt, das siebte Tor durchschritten. Denk' nach nun über die vergangene Lektion. Überdenke die Prüfung, mein Sohn. Zweimal hast du erschlagen, was du lieben solltest. Lerne, warum.» Und Herkules blieb innerhalb der Tore der Stadt und bereitete sich vor auf das, was später kommen sollte, die höchste Prüfung.

Der Tibeter

Prolog

«Der Mythos ist der unenthüllte Gedanke der Seele.» (Entschleierte Isis)

Waage bietet uns viele Paradoxe und beachtliche Extreme dar und zwar abhängig davon, ob man noch in Uhrzeigerrichtung den Tierkreis umwandert, oder schon auf dem umgekehrten Pfad des Jüngers, der sich bewusst dem evolutionären Weg zugewandt hat und auf dem «Heimweg» ist. Es wird gesagt, Waage sei eines der am schwersten verständlichen Zeichen. Es ist das erste Zeichen ohne jegliches menschliche oder tierische Symbol, mit Ausnahme der Figur der Justitia. Sie ist eine Frau, die mit verbundenen Augen die Waage in der Hand hält, und ist vielleicht für die nach aussen gerichtete, objektive Meinung blind, damit die innere Schau weissagen kann, wo die Gerechtigkeit liegt.

Waage, so wird uns gesagt, ist eine Zwischenpause, vergleichbar dem ruhigen Horchen in der Meditation, eine Zeit der Wertung des Vergangenen. Und eigenartigerweise nähert sich der Durchschnittsmensch dem Zeichen Waage durch die drastische Prüfung des Skorpion, während der weiterentwickelte Mensch die Waageprüfung durch das Zeichen Jungfrau betritt, mit dem sich regenden Christus-Bewusstsein in Herz und Denken. Man bedenke, wie verschieden die Erfahrungen dieser zwei Menschen in Waage sein werden. Im einen Fall wird die Waage heftig schwanken, im anderen wird Gleichgewicht angestrebt oder erreicht zwischen Materie und Geist und allen geringeren Gegensatzpaaren.

An diesem Punkt fangen wir an zu verstehen, warum wir in diesem stillen Zeichen den Problemen von Sexualität und Geld gegenüberstehen, beides gute Diener und schlechte Meister, je nachdem, wie wir von ihnen Gebrauch machen. Die Vereinigung der Geschlechter ist ein Sakrament.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.