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Die Arbeiten des Herkules, Seite 110 ff. (engl.)
emotionale und mentale Mangelerscheinungen. Viele Drüsenforscher und Psychologen haben sich ähnlich geäussert. [*Y4] In dieser Höhle hat der Löwe der entwickelten Persönlichkeit sein Lager, und hier muss der Sonnengott, Herkules, ihn überwinden.

Seit Jahrhunderten haben nicht nur die Ägypter, sondern vor allem die Hindus, die «chakras» oder Kraftzentren im ätherischen Körper gekannt. Die Entdeckung des endokrinen Systems weist übereinstimmende physische Drüsen an denselben Stellen auf. Eine von diesen, die Hypophyse mit ihren zwei Lappen, symbolisiert die Höhle mit den zwei Öffnungen, von denen Herkules eine verschliessen musste, ehe er die Persönlichkeit durch das höhere Denken beherrschen konnte. Erst als er die Öffnung der persönlichen Emotion verschlossen (den Hinterlappen) und sogar seine zuverlässige Keule weggeworfen, und sich dadurch symbolisch geweigert hatte, weiterhin ein persönliches, selbstsüchtiges Leben zu führen, konnte er durch die andere Öffnung eintreten, die durch den Vorderlappen repräsentiert wird, und den Löwen der Persönlichkeit in der Höhle überwinden. Diese Wechselbeziehungen sind so genau, dass sie im Kleinen wie im Grossen ein ehrfurchtgebietendes Zeugnis für die fehlerlose Integrität des Plans darstellen. «Wie oben, so unten.» Ein erstaunlicher Zusammenhang zwischen biologischen und geistigen Wahrheiten.

Die sechste Arbeit

Das Ergreifen des Gürtels der Hippolyta

(Jungfrau, 22. August - 21. September)

Die Sage

Der grosse Eine Ratsvorsitzende rief den Lehrer, der über Herkules wachte. «Die Zeit rückt näher, sagt er. «Was macht der Menschensohn, der ein Sohn Gottes ist? Ist er bereit hinauszuzieh'n und seinen Mut mit einem Feind and'rer Art nun zu erproben? Kann er das sechste grosse Tor nunmehr durchschreiten?»

Der Lehrer sagte «Ja». In seinem Innern war er sich gewiss, der Jünger sei bereit zur neuen Arbeit, wenn das Wort an ihn erginge. Dies sagte er dem grossen Einen in der Ratshalle des Herrn.

Sodann erging das Wort. «Erhebe dich o Herkules, durchschreite nun das sechste grosse Tor.» Und gleicherweise ging ein and'res Wort, doch nicht an Herkules, sondern an jene, die an den Ufern des grossen Ozeans wohnten. Sie lauschten und hörten.

An jenen Ufern lebte die grosse Königin, die alle Frauen der damals bekannten Welt regierte. Sie waren ihre Vasallen und ihre tapf'ren Kriegerinnen. Innerhalb ihres Reiches fand sich kein einziger Mann. Nur die Frauen, um ihre Königin versammelt. Im Tempel des Mondes verrichteten sie täglich ihr Gebet und opferten dem Mars, dem Gott des Krieges.

Sie waren von ihrem jährlichen Besuch am Wohnort der Männer zurückgekehrt. Im Bereich des Tempels warteten sie auf ein Wort Hippolytas, ihrer Königin, die auf den Stufen des Hochaltars stand, den Gürtel tragend, den Venus, die Königin der Liebe, ihr gegeben hatte. Dieser Gürtel war ein Symbol, das Symbol der Einheit, die durch Ringen, Kampf und Streben erreicht wird, Symbol der Mutterschaft und des heiligen Kindes, zu dem sich alles menschliche Leben wahrhaft wendet.

«Das Wort ist ausgegangen», sagte sie. «Ein Krieger ist auf seinem Weg hierher. Sein Name ist Herkules, ein Sohn der Menschen und dennoch ein Sohn Gottes; ihm muss ich diesen Gürtel übergeben, den ich trage. Wollen wir dem Wort gehorchen, o Amazonen, oder sollen wir gegen das Wort Gottes kämpfen?» Und während sie auf ihre Worte lauschten und das Problem bedachten, kam erneut Kunde. Er sei schon da, vor seiner Zeit, und warte draussen, um den heiligen Gürtel der kämpferischen Königin sich nun zu holen.

Hinaus zu dem Sohn Gottes, der auch ein Sohn der Menschen war, trat jetzt Hippolyta, die Kriegerkönigin. Er focht und rang sogleich mit ihr und hörte nicht die schönen Worte, die sie bestrebt war ihm zu sagen. Den Gürtel, den sie ihm mit den Händen bot, die seltene Gabe des Symbols der Einheit und der Liebe, des Opfers und des Glaubens, entriss er ihr mit seinen eignen Händen. Und im Entreissen mordete er sie, und tötete damit die eine, die ihn mit dem beschenkte was er gewollt. Als bei der Sterbenden er stand, entsetzt über die eigne Tat, hörte er den Lehrer sprechen:

«Mein Sohn, warum erschlägst du was dir frommt, was nahe dir ist und teuer? Warum die Eine töten, die du liebst, die Geberin der guten Gaben, die Hüterin des Möglichen? Warum die Mutter des heiligen Kindes töten? Wieder verzeichnen wir ein Versagen. Wiederum hast du nicht verstanden. Dieser Augenblick muss wieder gutgemacht sein, ehe erneut du mir vor Augen trittst.»

Dann Schweigen. Und Herkules machte sich auf, den Heimweg anzutreten, den Gürtel fest an seine Brust gedrückt. Die Frauen liess er trauernd und ihrer Führerin und ihrer Liebe beraubt, zurück.

Wieder kam Herkules an die Gestade des grossen Ozeans. Nahe beim felsigen Strand sah er ein Ungeheuer in der Tiefe, das zwischen seinen Kiefern die arme Hesione festhielt. Ihre Schreie und Seufzer stiegen bis hoch zum Himmel und drangen an das Ohr des Herkules, der reuevoll dahinschritt, ohne auf seinen Weg zu achten. Rasch eilte er hinab, um ihr zu helfen, jedoch er kam zu spät. Sie verschwand im Höhlenrachen der Seeschlange, des Untiers von so üblem Ruf. Sich selbst vergessend, stürzte der Sohn der Menschen, der ein Sohn Gottes war, sich in die Flut, durchschnitt die Wogen und erreichte das Ungeheuer, das sich in raschem Angriff nach dem Menschen wandte und brüllend weit das Maul aufriss. Herkules stürzte sich in den roten Schlund seiner Kehle auf der Suche nach Hesione und fand sie tief im Bauch des Ungeheuers. Mit seinem linken Arm ergriff er sie und hielt sie fest. Dann bahnte er mit seinem treuen Schwert den Weg sich aus dem Bauch der Schlange in das Licht des Tages. So rettete er sie, zum Ausgleich für die frühere Tat des Todes. So ist das Leben, - eine Tat des Todes, eine Tat des Lebens - so lernen die Söhne der Menschen, die Söhne Gottes sind. Sie lernen Weisheit, Ausgleich und lernen dadurch, den Weg mit Gott zu wandeln.

Aus der Ratshalle des Herrn sah der Eine Grosse, der den Vorsitz führt, ihm zu. Und auch der Lehrer, der an dessen Seite wirkt, sah zu. Durch das sechste Tor ging wieder Herkules. Da er dies sah, und beides sah, den Gürtel und die Jungfrau, sprach der Lehrer und sagte: «Die sechste Arbeit ist vollbracht. Du tötetest was dich umsorgte, was ohne dass du's wusstest und erkanntest die nötige Liebe und die Macht dir gab. Du hast gerettet, was dich brauchte, und so sind beide wieder eins. Denke erneut über die Wege des Lebens nach, indem du die Wege des Todes bedenkst. Geh, ruhe nun mein Sohn.»

Der Tibeter

Einführung

Es wird gesagt, das Sternbild Jungfrau sei in mancher Hinsicht das älteste Zeichen des Tierkreises. Durch die Zeitalter versinnbildlichte die Jungfrau, sei es Lilith oder Isis, Eva oder Maria, die Weltmutter. Aber es ist Maria, die zuletzt das Kind in den Armen hält. Und in diesem Zeichen geschieht es, dass das Christusbewusstsein empfangen und während der Zeit der Schwangerschaft genährt wird, bis endlich in den Fischen, dem gegenüberliegenden Zeichen, der Welterlöser geboren wird.

Ebenso wie im Löwen ist dies eine Höhlen-Erfahrung «im Schoss der Zeit» und müsste durch Wärme, Ruhe und tiefgründige Erfahrungen und «langsame aber machtvolle Krisen» gekennzeichnet sein. Es ist ein synthetisches Zeichen. Über diesen Punkt sagt der Tibeter: «Die Symbolik des Zeichens Jungfrau betrifft das Gesamtziel der Evolution, nämlich die verborgene geistige Wirklichkeit zu behüten, zu nähren und schliesslich zu offenbaren. Diese Realität verbirgt sich in jeder Form, doch ist die menschliche Formgestalt ausgerüstet und geeignet, sie in einer Weise zu offenbaren, die verschieden ist von jeder anderen Äusserungsform der Göttlichkeit; und so lässt sie dasjenige berührbar und objektiv werden, wofür der ganze Schöpfungsprozess beabsichtigt war.» (Esoterische Astrologie, S. 263)

Diese synthetische Qualität wird weiter durch die Tatsache unterstrichen, dass acht andere Zeichen (alle ausser Löwe, Waage und Steinbock) vermittels ihrer planetarischen Regenten ihre Energien durch das Zeichen Jungfrau ergiessen. Der Tibeter verweist auf die Tatsache, dass wir jetzt in das achte Zeichen, von Jungfrau her gerechnet, eintreten. Mit anderen Worten, in das nächste Zeichen vor dem, in welchem das Kind geboren wird und das Zeichen, in welchem viele durch Einweihungserfahrung gehen. Man muss sich daran erinnern, dass alle Menschen durch alle Zeichen wandern, - aber die im Zeichen Jungfrau geborenen, oder die es als Aszendenten haben (der östliche Punkt des Horoskops, der die Seelenabsicht des Jüngers anzeigt), werden deren spezifische Qualitäten oder Energien auf vielerlei Art entfalten, denn alle Organisationen, Künste und Wissenschaften benötigen lange Perioden mentalen Reifens und vieler Kämpfe, um neue Ideen hervorbringen zu können.

Ein anderes einzigartiges Merkmal der Jungfrau ist ihr dreifaches Symbol, das ausser ihr nur noch ein Tierkreiszeichen aufweist, nämlich Skorpion. Das ist bedeutsam und es folgt daraus, dass diese beiden Zeichen mit dem «Wachsen des Christusbewusstseins verbunden sind; sie kennzeichnen kritische Punkte in der Seelenerfahrung - Punkte der Integration, an denen die Seele sich bewusst mit der Form und gleichzeitig mit dem Geist eint.» Dieser Feststellung liegt die geistige Theorie der Dreiecke zugrunde, von denen es zahlreiche gibt. Und der Tibeter fügt die folgenden grossen, bedeutsamen Worte hinzu: «Nach dem Willen der Gottheit und der unabänderlichen Energie im Herzen des offenbarten Tierkreises bringen sie jene Veränderungen im Bewusstsein hervor, welche den Menschen am Ende dieses Weltenzyklus göttlich werden lassen.» Und weiter: «Es geschieht durch Vereinigen und Verschmelzen der drei planetarischen Energien mit Hilfe der menschlichen Denkfähigkeit, die auf Tierkreiseinflüsse reagiert, dass unsere Erde zu einem heiligen Planeten umgewandelt wird.» (Esoterische Astrologie, S. 499-500) Sicherlich erweitern diese Worte unsere Vision, vertiefen unser Verständnis, geben uns den Glauben an die Zukunft der Menschheit und die Kraft, geduldig mit der Gegenwart zusammenzuarbeiten.

Auslegung der Sage

Die Geschichte des Mythos erzählt, wie der grosse Eine erkannte, dass sich diese Aufgabe in der Tat mit einem Feind «von anderer Art» befasste. Es ist interessant, dass die beiden Aufgaben, die Herkules, obwohl er schliesslich doch noch siegte, «schlecht machte», beide mit seinen polaren Gegensätzen zu tun hatten - mit Frauen! Im Widder blähte der Sieg über die menschenfressenden Stuten seine Persönlichkeit so auf, dass er im Stolz davonging und die Stuten dem Abderis (seiner Persönlichkeit) überliess, mit dem Resultat, dass sie entkamen und die Aufgabe wiederholt werden musste. «Aber Abderis lag tot.» Und bei der Aufgabe in Jungfrau erschlug er die Königin der Amazonen, obgleich sie ihm freiwillig den Gürtel darbot. Darauf musste er eine andere Jungfrau, Hesione, aus dem Bauch des Untieres retten, um das Leben, das er unnötigerweise genommen hatte, zu ersetzen.

So ist der Kampf zwischen den Geschlechtern sehr alten Ursprungs. Er ist in der Tat der Dualität der Menschheit und des Sonnensystems eingeboren. Für diese Tatsache legen unsere Scheidungsgerichte laut und deutlich ein Zeugnis ab, und auf Gleichberechtigung wird sowohl im Berufsleben als auch im Heim Anspruch erhoben. In dieser Geschichte lassen sich kleine aber wichtige Punkte erkennen, die nicht zu übersehen sind. Was trug Hippolyta zu dem Irrtum bei? Vielleicht dies: Sie bot den Gürtel der Einheit, der ihr von Venus übergeben war, dem

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.