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Die Arbeiten des Herkules, Seite 99 ff. (engl.)
der Höhle. «Der Löwe ist tot!» riefen sie. «Der Löwe ist tot! Jetzt können wir leben, unser Land bebauen, die nötige Saat bestellen und in Frieden miteinander wandeln. Der Löwe ist tot, und gross ist unser Retter, der Sohn der Menschen, der ein Sohn Gottes ist, mit Namen Herkules!»

So kehrte Herkules im Triumph zurück zu dem Einen, der ihn ausgesandt hatte, seine Stärke zu prüfen, zu dienen und denen zu helfen, die in bitterer Not sind. Er legte die Haut des Löwen zu Füssen dessen nieder, welcher der Lehrer seines Lebens war und erhielt die Erlaubnis, das Fell anstelle des schon abgenutzten zu tragen.

«Die Tat ist getan, das Volk ist frei. Es gibt keine Furcht mehr, der Löwe ist tot. Mit eigenen Händen würgte ich den Löwen und tötete ihn.»

«Wieder, o Herkules, schlugst du einen Löwen. Wieder würgtest du ihn. Der Löwe und die Schlangen müssen wieder und wieder erschlagen werden. Gut gemacht, mein Sohn. Geh, und ruhe dich aus in Frieden mit denen, die du von der Furcht befreit hast. Die fünfte Arbeit ist vorüber. Ich gehe, dem Grossen es zu sagen, der den Vorsitz führt und wartend in der Ratshalle des Herrn verharrt. Ruhe jetzt aus in Frieden.»

Und von der Ratshalle kam die Stimme: «Ich weiss.»

DER TIBETER

Die Zahl fünf

Im fünften Tierkreiszeichen, dem Löwen, vollbringt Herkules eine seiner historisch bekanntesten Aufgaben, denn die Tötung des nemeischen Löwen wurde immer in Verbindung mit Herkules erzählt, obgleich es beachtenswert ist, dass diese berühmte Aufgabe zu der Löwenhaut, die Herkules immer trug, keine Beziehung hat. Er trug nämlich das Fell jenes Löwen, den er erschlagen hatte, ehe er seine Arbeiten begann, und das war der erste Akt seines Dienens. Hierdurch bekundet er, dass er für Prüfung und Schulung bereit sei.

Numerologisch ist die fünfte einer der interessantesten Aufgaben, und um sie völlig zu verstehen, müssen wir die sie bezeichnende Zahl fünf in Betracht ziehen. Vom Standpunkt des Esoterikers ist fünf die Zahl des Menschen, nämlich weil er ein himmlischer Sohn Gottes ist, plus seiner Vierheit, die aus der vierfältigen Natur, dem mentalen, emotionalen, ätherischen Körper und der physischen Hülle besteht. In der Sprache des Psychologen ist der Mensch ein Selbst, eine Weiterführung mentaler, emotionaler Zustände und der Vitalität, einschliesslich des Reaktionsapparates des physischen Körpers. In den vier vorausgehenden Tierkreiszeichen haben wir gesehen, wie diese vier zu der sich entwickelnden Seele in Bezug gebracht werden.

Im Widder zog die Seele jenen Typ Materie an sich, der sie befähigen würde, mit der Welt der Ideen in Beziehung zu treten. Sie kleidete sich in eine mentale Hülle. Sie fügte der Individualität jene Zusammensetzung mentaler Substanz hinzu, durch welche sie sich am besten ausdrücken konnte. Und der Mensch wurde eine denkende Seele. Im Stier wurde mit der Begierdenwelt Kontakt aufgenommen und ein ähnliches Verfahren verfolgt. Die Mittel wurden entwickelt, empfindungsmässig mit der Welt des Fühlens und der Emotion in Kontakt zu kommen, und der Mensch wurde eine empfindende Seele. In den Zwillingen wurde durch das Zusammenbringen von den Energien der Seele und der Materie ein neuer, vitaler Energiekörper erbaut, und der Mensch wurde eine lebendige Seele, denn die beiden Pole waren nun in Verbindung gebracht, und der vitale oder ätherische Körper kam ins Dasein. Im Krebs, im Zeichen physischer Geburt und der Identifikation mit der Masse, wurde das Werk der Seeleninkarnation vollendet, und die vierfältige Natur war manifestiert. Der Mensch wurde zum lebendigen Akteur auf der physischen Ebene. Aber erst im Löwen wird er zu dem, was okkult der «fünfzackige Stern» genannt wird. Denn dieser Stern ist das Symbol der Individualisation, das Symbol der Menschheit, des menschlichen Wesens, das sich als das Selbst wahrnimmt. In diesem Zeichen beginnen wir die Worte «ich», «mir» und «mein» zu gebrauchen.

Die alte Weisheit des Ostens sagt uns, dass die Zahl fünf die okkulteste und bedeutsamste Zahl ist. Es heisst, dass die Gruppe himmlischer und geistiger Wesen, die auf Erden inkarnierten, sich durch die Vierheit offenbarten und so die Menschenfamilie ins Dasein riefen. Sie waren die fünfte Gruppe göttlicher Lebensäusserung und vereinten deshalb in sich die dualen Attribute des Universums, des geistigen und des physischen; sie vereinten in sich die beiden Pole. Sie waren exoterisch und esoterisch, objektiv und subjektiv. So haben wir die Zahl Zehn, die als die Zahl menschlicher Vollkommenheit und Vollendung gilt, die Zahl eines vollständigen, vollkommen entwickelten Wesens, des erreichten Ausgleichs zwischen Geist und Materie. Aber es ist die Zahl, worin der Geist die Materie nicht beherrscht, die Zahl des Aspiranten, dessen Ziel es ist, die Materie dem Geist unterzuordnen, und daher das Gleichgewicht der Zahl Zehn aufzuheben.

Diese alten Schriften des Ostens benützen einige interessante Ausdrücke zur Veranschaulichung dieser himmlischen Wesen, welche die Menschen unserer Zeit sind, die wir selbst sind - die Söhne Gottes in Inkarnation. Sie werden die Herren des Wissens und der Weisheit, die Herren des Willens und des Opfers, die Herren der grenzenlosen Hingabe genannt, und diese Bezeichnungen, welche die geistige Wesenheit kennzeichnen, die jeder menschlichen Form innewohnt, verdienen vonseiten derjenigen, die versuchen als bewusste Einzelwesen mit einem geistigen Ziel rund um den Zodiak zu wandern, genaueste Betrachtung. Durch unseren eigenen Willen, und in völliger Kenntnis dieser Tatsache, sind wir auf dieser Erde. Wir sind in manifeste Existenz gekommen, mit dem Willen, die Materie in den Himmel zu erheben. Dem Wesen nach und in Wirklichkeit ist der Mensch nicht das, was er zu sein scheint. Er ist im wesentlichen das, was er im Wassermann demonstrieren wird, das dem Zeichen Löwe gegenüberliegt. Dann wird er zu einem Menschen mit universellem Bewusstsein, im Gegensatz zu der sich selbst behauptenden Individualität des Löwetyps. Das Einzelwesen im Löwen wird zum Eingeweihten im Steinbock, demonstriert sich dann als der vollkommene Mensch im Wassermann, und das wurde nur möglich durch die grenzenlose Hingabe an ein dunkel erfühltes Ziel, das ihn immer wieder rund um den Zodiak getragen hat, bis volles Selbst-Bewusstsein erreicht war.

Die Anwendung des Fünften Gebotes und dessen Beziehung zur fünften Aufgabe und dem fünften Tierkreiszeichen wird so offenbar. «Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass du lange lebest in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, gegeben hat.» Denn im Löwen begegnen sich Vater-Geist und Mutter-Materie im Einzelwesen, und ihre Vereinigung verursacht jene bewusste Wesenheit, die wir die Seele oder das Selbst nennen. Ebenso jedoch, wie dies das Zeichen ist, in dem sich der Mensch als das Einzelwesen erkennt und den Zyklus der Erfahrung beginnt und Wissen erlangt, ist es auch das Zeichen, in dem der selbstbewusste Mensch seine Schulung für Einweihung beginnt. In diesem Zeichen haben wir die letzte der Prüfungen auf dem Probepfad. Wenn die Aufgabe dieses Zeichens getan ist, hat definitiv die Schulung für Einweihung im Steinbock begonnen. Ein gewisses Mass an Gedankenkontrolle wurde im Widder erlangt, und im Stier ein gewisses Ausmass von der Macht, Begierde umzuwandeln. Die Äpfel der Weisheit wurden im Zeichen Zwillinge gepflückt und der Unterschied zwischen Weisheit und Wissen einigermassen begriffen. Im Krebs wurde die Notwendigkeit erfasst, Instinkt und Intellekt in Intuition umzuwandeln und beide in den Tempel des Herrn zu tragen.

Die Erzählung des Mythos

Nach einer relativ einfachen, gefahrlosen Arbeit im Krebs, bekommt Herkules die ungeheure Aufgabe von Eurystheus auferlegt, den nemeischen Löwen zu erschlagen, der das Land verwüstete. Lange Zeit hindurch war der Löwe eine zerstörerische Kraft und das Volk war unfähig, etwas dagegen zu tun. Herkules erkannte, dass der einzige Weg, sein Ziel zu erreichen darin bestand, den Löwen in immer engeren Kreisen zu verfolgen, bis er ihn in einer Höhle gestellt hatte. Das tat er dann auch und folgte seiner Spur bis zu seinem Lager.

Nachdem er in diesen einleitenden Stufen erfolgreich war, machte er die unangenehme Entdeckung, dass die Höhle zwei Ausgänge hatte und dass der Löwe, wenn er ihn am einen Ende hineinjagte, auf der anderen Seite entwich. So konnte er also nichts anderes tun als die Jagd zu unterbrechen und den einen Ausgang zu blockieren, was er auch tat. Dann jagte er den Löwen durch die freie Öffnung in die Höhle hinein. Nachdem er alle Waffen ablegte, auch die selbstgemachte Keule, ging er in die Höhle und würgte den Löwen mit seinen blossen Händen bis er tot war. Das war eine Begegnung, die für niemanden sichtbar stattfand: Herkules und der Löwe in der dunklen Finsternis der Höhle, beide in einem Kampf, der nur tödlich enden konnte.

Das Feld der Arbeit

Das Zeichen Löwe ist einer der vier Balken des fixen Kreuzes in den Himmeln, des Kreuzes, auf dem der kosmische und der individuelle Christus auf ewig gekreuzigt werden. Vielleicht bekäme das Wort «gekreuzigt» eine andere Bedeutung, wenn es durch das Wort «geopfert» ersetzt würde, denn während der Entfaltung des Christus-Bewusstseins in der Form werden Stufe um Stufe verschiedene Aspekte der göttlichen Natur geopfert, dahingegeben.

Im Stier, dem Symbol der Schöpferkraft, die sich durch Begehren ausdrückt, sehen wir den niederen Aspekt der göttlichen Schöpferkraft, die sexuelle Begierde umgewandelt oder ihrem höheren Aspekt geopfert. Sie muss in den Himmel erhoben werden.

Im Löwen sehen wir kosmisches Denken sich als niederes Vernunftdenken im Einzelwesen auswirken, und dieser niedere Denkaspekt muss gleicherweise geopfert werden, denn das kleine Denken des Menschen muss dem universalen Denken untergeordnet werden. Im Skorpion, dem dritten Balken des fixen Kreuzes, finden wir kosmische Liebe oder kosmische Anziehung. Hier wird sie in ihrem niederen Aspekt gezeigt, und das nennen wir die grosse Illusion; im Skorpion sehen wir den Aspiranten auf dem Kreuz, wie er die Illusion der Wirklichkeit opfert. Im Wassermann sehen wir das Licht des universalen Bewusstseins das menschliche Wesen durchstrahlen, das Opfer des individuellen Lebens zuwegebringen und sein Aufgehen im universalen Ganzen. Das ist die wahre Kreuzigung: das Spiegelbild wird zugunsten der Wirklichkeit, der niedere Aspekt zugunsten des höheren, und die individuelle Einheit zugunsten des grossen Ganzen geopfert. Diese Merkmale waren es, die Christus so wunderbar demonstrierte. Er zeigte sich als der Schöpfer. Er zeigte sich als der unter dem Einfluss des erleuchteten Denkens Wirkende; Er personifizierte in sich die Liebe Gottes und verkündete sich als das Licht der Welt. Das Problem, vor dem Herkules stand, war deshalb das Problem dieses Zeichens: die Kreuzigung des niederen Selbst und die Überwindung der individuellen Selbst-Behauptung.

Ursprünglich bestand der Tierkreis nur aus zehn Konstellationen und in einer faktisch nicht nachweisbaren Epoche waren die beiden Konstellationen Löwe und Jungfrau ein einziges Symbol. Vielleicht steht das Geheimnis der Sphinx damit in Verbindung, denn in der Sphinx haben wir den Löwen mit dem Haupt einer Frau, Löwe und Jungfrau, das Symbol des Löwen oder der königlichen Seele und deren Beziehung zur Materie, dem Mutteraspekt. Deshalb ist es möglich, dass sie die beiden Polaritäten männlich-weiblich und positiv-negativ darstellen soll.

Im Löwen finden wir einen besonders hellen Stern, der einer der vier königlichen Sterne der Himmel ist. Er heisst Regulus, der Herrscher, der Gesetzgeber, der in seiner Sinngebung den Gedanken enthält, dass der Mensch jetzt für sich selbst Gesetz sein kann, denn er trägt das in sich, was der König oder Herrscher ist. Verborgen in dieser Konstellation ist auch eine hell glänzende Sternengruppe zu sehen, die «Sichel» genannt. Für die alten Eingeweihten, die alle äusseren Konstellationen als eine Personifizierung von Kräften sahen und als Symbole eines sich entwickelnden Dramas, weit grösser als sie selbst verstehen konnten, übermittelte diese Konstellation drei

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.