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Die Arbeiten des Herkules, Seite 81 ff. (engl.)
gemäss, muss die Suche häufig sein. Vergiss das nicht, und denke nach über die gelernte Lektion.»

DER TIBETER

Synthese der Zeichen

Krebs ist das letzte der Zeichen, die wir die vier vorbereitenden Zeichen nennen könnten, ob wir nun die Involution der Seele in die Materie betrachten oder die Evolution des Aspiranten, der sich aus dem menschlichen Reich in das geistige Reich hindurchringt. Mit der Fähigkeit des Denkens im Widder ausgestattet, mit Begehren im Stier, und mit der Erkenntnis seiner wesentlichen Dualität in den Zwillingen, betritt das inkarnierte menschliche Wesen durch Geburt im Krebs das menschliche Reich.

Krebs ist ein Massen-Zeichen und nach Meinung vieler Esoteriker bringen die Einflüsse, die aus ihm strömen, die Formation der menschlichen Familie zustande, der Rasse, der Nation, der Familieneinheit. Wo es sich um den Aspiranten handelt, liegen die Dinge etwas anders, denn in diesen vier Zeichen bereitet er seine Ausrüstung vor und lernt, sie zu benützen. Im Widder erfasst er sein Denkvermögen, sucht es seinen Bedürfnissen anzupassen und lernt mentale Kontrolle. Im Stier, «der Mutter der Erleuchtung», empfängt er den ersten Blitz jenes geistigen Lichts, das zunehmend wachsen und strahlender wird, je mehr er sich seinem Ziel nähert. Im Zwilling anerkennt er nicht nur die zwei Aspekte seiner Natur, sondern es beginnt auch der unsterbliche Aspekt auf Kosten des sterblichen zu wachsen.

Im Krebs kommt er nun zum erstenmal in Berührung mit jenem mehr universalen Sinn, welcher der höhere Aspekt des Massenbewusstseins ist. Er ist daher ausgerüstet mit einem beherrschten Denkvermögen, einer Fähigkeit, Erleuchtung zu registrieren, einem Vermögen, mit seinem unsterblichen Aspekt Kontakt herzustellen und das Reich des Geistes intuitiv zu erkennen. Nun ist er bereit für das grössere Werk.

In den nächsten vier Zeichen, die wir als die Zeichen des Ringens nach Vollendung auf der physischen Ebene ansehen können, haben wir bildhaft den ungeheuren Kampf vor uns, durch den das selbstbewusste Einzelwesen, sich aus der Masse im Krebs erhebend, als das Einzelwesen im Löwen erkennt, als den potentiellen Christus im Zeichen Jungfrau, als den Aspiranten, der sich bemüht, die Gegensatzpaare in der Waage ins Gleichgewicht zu bringen, und als den einen, der im Skorpion die Illusion überwindet. Dies sind die vier Zeichen der Krise und des ungeheuren Bemühens. In ihnen werden Erleuchtung, Intuition und Seelenkraft, deren der Aspirant Herkules fähig ist, aufs äusserste nutzbar gemacht. Sie finden auch ihre Widerspiegelung auf dem involutionären Bogen, und es kann eine ähnliche Abfolge der Seelenentfaltung verfolgt werden. Die Seele erreicht Individualität im Löwen, wird zum Hüter von Ideen und potentiellen Möglichkeiten in der Jungfrau, schwingt heftig von einem Extrem ins andere in der Waage, und wird der disziplinierenden Wirkung der Welt der Illusion und der Form im Skorpion unterworfen.

In den letzten vier Zeichen haben wir die Zeichen des Erreichens. Der Aspirant hat sich aus der Welt der Verblendung und der Form herausgearbeitet und ist in seinem Bewusstsein frei von ihren Begrenzungen. Jetzt kann er der Bogenspanner im Schützen sein, der geradewegs ins Ziel schiesst; jetzt kann er die Ziege im Steinbock sein und den Berg der Einweihung erklimmen; jetzt kann er der Weltarbeiter im Wassermann sein und der Welterlöser in den Fischen. So kann er in sich allen Gewinn aus der vorbereitenden Periode und den heftigen Kämpfen in den vier Zeichen anstrengender Tätigkeit zusammenfassen, und kann in den vier letzten Zeichen den errungenen Gewinn und die entwickelten Kräfte demonstrieren.

Diese kurze Zusammenfassung der Zeichen, wie sie auf Herkules einwirken, wird dazu dienen, eine Idee von der wundervollen Synthese des Bildes, vom stetigen Fortschritt und der beherrschten Entfaltung der verschiedenen Kräfte zu übermitteln, die ihre subtile Rolle spielen, um die Wandlungen im Leben eines Menschen zuwege zu bringen.

Drei Worte fassen das objektive Selbstgewahrsein oder den Bewusstseinsaspekt des sich entwickelnden menschlichen Wesens zusammen: Instinkt, Intellekt, Intuition. Das Zeichen, das wir jetzt studieren, ist vorwiegend dem Instinkt zugeordnet; aber die Sublimierung des Instinkts ist Intuition. In gleicher Weise, wie die Materie in den Himmel erhoben werden muss, so muss auch der Instinkt emporgehoben werden, und wenn er so emporgehoben und umgewandelt worden ist, offenbart er sich als Intuition (symbolisiert durch das Reh). Das Zwischenstadium ist der Intellekt. Die grosse Notwendigkeit für Herkules besteht nun darin, seine Intuition zu entwickeln und mit jenem plötzlichen Erkennen der Wahrheit und Wirklichkeit vertraut zu werden, welches das hohe Vorrecht und der machtvolle Faktor im Leben eines befreiten Sohnes Gottes ist.

Die Bedeutung der Erzählung

Eurystheus sandte daher Herkules aus, das goldgehörnte kerynitische Reh, oder die Hindin zu fangen. Das Wort Hindin stammt aus einem alten gothischen Wort und bedeutet «das, was ergriffen werden muss,» in einem Wort also das, was flüchtig und schwer zu hüten ist. Dieses Reh war Artemis, der Mondgöttin geweiht, aber Diana, die Himmelsjägerin, «die Tochter der Sonne», machte gleichfalls ihren Anspruch darauf geltend und es entstand ein Streit um das Besitzrecht. Herkules übernahm die Aufgabe des Eurystheus und machte sich auf, das sanfte Reh zu fangen. Er jagte es ein ganzes Jahr und wanderte von einem Wald zum anderen, erhaschte oft einem Blick auf das Reh, verlor es dann aber wieder aus den Augen. Monate vergingen, und nie konnte er es ergreifen und halten. Schliesslich wurden seine Bemühungen von Erfolg gekrönt und er ergriff das Reh, nahm es auf seine Schultern, «hielt es nahe an seinem Herzen» und trug es zu dem heiligen Tempel in Mykenae, wo er es vor dem Altar am heiligen Ort niederlegte. Dann trat er zurück, erfreut über seinen Erfolg.

Dies ist eine der kürzesten Erzählungen, aber obwohl nur wenig gesagt wird, ist diese Arbeit, wenn man sie aufmerksam betrachtet, von tiefgründigem, ausserordentlichem Interesse, und die Lektion, die sie enthält, voll tiefer Bedeutung. Es gibt für den Aspiranten keinen Erfolg bis er Instinkt in Intuition umgewandelt hat, auch gibt es keine rechte Nutzung des Intellekts, ehe nicht Intuition ins Spiel kommt, die richtig interpretiert und den Intellekt erweitert, bis Verwirklichung erreicht ist. Dann ist der Instinkt beiden untergeordnet.

Die vierte Arbeit

Das Fangen des Rehs oder der Hindin - 2. Teil

(Krebs, 21. Juni - 21. Juli)

Qualitäten des Zeichens

Das Sternbild Krebs heisst wie das Schalentier mit seinen scharfen Zangen, und die Griechen erzählen, dass es der Krebs war, der von Hera ausgesandt wurde, um Herkules in den Fuss zu beissen. (Wir begegnen diesem Symbol in der verwundbaren Ferse des Achill wieder). Das ist eine interessante Art, die Verbindlichkeiten des Inkarnationsprozesses auszudrücken und die Behinderungen zu veranschaulichen, welche die Seele umringen, wenn sie sich auf die Inkarnationsreise begibt. Es symbolisiert die Begrenzungen aller physischen Inkarnation, denn Krebs ist eines der zwei grossen Tore des Tierkreises. Er ist das Tor in die Welt der Formen, in die physische Inkarnation, und ist darüberhinaus das Zeichen, worin die Dualität Form und Seele im physischen Körper vereint ist.

Das dem Krebs gegenüberliegende Zeichen ist Steinbock, und diese beiden bilden die zwei Tore: eines ist das Tor in das Formleben und das andere in das Leben des Geistes. Das eine Zeichen öffnet das Tor in die Massenform der menschlichen Familie, und das andere in das universale Bewusstseinsstadium, welches das Reich des Geistes ist. Das eine kennzeichnet den Beginn der menschlichen Erfahrung auf der physischen Ebene, das andere deren Höhepunkt. Eines zeigt die innewohnende Möglichkeit, das andere die Erfüllung.

Es wird uns gesagt, dass Christus dem Petrus die Schlüssel zu Himmel und Erde gab. Er gab ihm daher die Schlüssel zu diesen beiden Toren. Wir lesen:

«Jesus gibt Petrus ... die Schlüssel zu den zwei Haupttoren des Tierkreises, welche die beiden Punkte der Sonnenwende sind, die Tierkreiszeichen Krebs und Steinbock, genannt die Tore der Sonne. Durch Krebs, oder das "Tor des Menschen", steigt die Seele zur Erde nieder (um sich mit dem Körper zu vereinen) was ihren geistigen Tod bedeutet. Durch Steinbock, das "Tor der Götter" steigt sie wieder zum Himmel auf. ...» (E. Valentia Straiton, The Celestial Ship of the North. Bd. II. S. 206. «Das himmlische Schiff des Nordens»)

Im Zodiak von Denderah wird das Zeichen Krebs durch einen Käfer dargestellt, den ägyptischen Skarabäus. Das Wort Skarabäus bedeutet «der Einziggeborene». Es steht deshalb für Geburt in Inkarnation oder - in Beziehung zum Aspiranten für die neue Geburt. Der Monat Juni hiess im alten Ägypten «Meore», was wiederum «Wiedergeburt» bedeutet. So halten uns das Zeichen und sein Name ständig den Gedanken des Form-Annehmens und des Eingehens in physische Inkarnation vor Augen. In einem sehr alten Zodiak in Indien, etwa 400 vor Christus, ist das Zeichen ebenfalls durch einen Käfer dargestellt.

Der Chinese nennt dieses Zeichen «den roten Vogel», denn rot ist das Symbol des Begehrens und der Vogel ist das Symbol für das Inkarnieren einer Seele, des Erscheinens in Zeit und Raum. Der Vogel erscheint häufig im Zodiak, und in alten mythologischen Erzählungen steht «Hamsa», der Vogel der Hindutradition, «der Vogel aus Zeit und Raum» gleichfalls für die Manifestation Gottes und des Menschen. Aus der Dunkelheit schiesst der Vogel hervor, fliegt über den Horizont in das Licht des Tages und verschwindet wieder in die Dunkelheit. (Unser Wort «Gans» stammt aus derselben Sanskrit-Wurzel über das Isländische, und wenn wir sagen «was bist du für eine Gans», dann machen wir eigentlich eine höchst esoterische Feststellung: wir sagen zu einem anderen menschlichen Wesen «du bist ein Vogel über Zeit und Raum - du bist eine Seele, die Form annimmt, ein Gott in Inkarnation»).

Der Krebs lebt halb auf der Erde und halb im Wasser. Er ist deshalb das Zeichen der Seele, die in einem physischen Körper weilt, aber vorwiegend im Wasser, dem Symbol der emotionalen Empfindungsnatur lebt.

Exoterisch wird Krebs vom Mond beherrscht, der immer die Mutter der Form ist und die Wasser und Gezeiten beherrscht. Deshalb ist in diesem Zeichen die Form vorherrschend und bildet ein Hemmnis. Der Krebs baut sein Haus oder seine Schale und trägt sie auf dem Rücken. Und Menschen, die in diesem Zeichen geboren sind, sind sich immer dessen bewusst, was sie geschaffen haben; sie sind gewöhnlich überempfindlich, über-emotional, und versuchen stets, sich zu verstecken. Der Krebsgeborene ist so sensitiv, dass er schwer zu behandeln ist, und so ausweichend und manchmal so unentschlossen, dass es schwierig ist, ihn zu verstehen oder ihn festzunageln.

Das Kardinale Kreuz

Krebs ist einer der Balken des kardinalen Kreuzes. Ein anderer Balken ist Widder, das Zeichen des Anfangs, des Beginns des subjektiven Lebens, des vorgeburtlichen Stadiums, der Involution, und der ersten Stufe entweder zum Annehmen der Form oder zu geistiger Befreiung. Ein dritter Kreuzesbalken ist Waage, das Gleichgewicht, das Wählen zwischen den Dingen, der Anfang des Betretens des «messerscharfen Pfads», auf den Buddha so häufig hinweist. Steinbock, der vierte Balken, ist wiederum Geburt, die Geburt des Welt-Erlösers, Geburt in das geistige Reich, Geburt aus der Welt der Materie in die Welt des

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