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Die Arbeiten des Herkules, Seite 75 ff. (engl.)
nachdem er der Welt des Psychismus und der pseudogeistigen Verblendung entflohen war, begann er zu dienen. Erst befreite er sich selbst unter dem Symbol des Prometheus, der den inkarnierten Gott symbolisiert, indem er ihn aus der Folter der ihn seit altersher quälenden Geier erlöste. Der Solarplexus, der Magen und die Leber sind die äusserlich sichtbaren Entsprechungen - man könnte auch Externalisationen sagen - der Begierdennatur, und Herkules befreite sich von den Geiern der Begierden, die ihn so lange gequält hatten. Er gab es auf, selbstsüchtig zu sein und seine Wünsche zu befriedigen. Er hatte im Zeichen Krebs zwei bittere Lektionen zu lernen und während dieses speziellen Zyklus war er relativ frei. Prometheus, der innere Gott, konnte vorwärtsschreiten zum Weltdienst, um Atlas die Last der Welt abzunehmen.

Nach dem Opfer kommt die Belohnung und Herkules erfährt eine grosse Überraschung, nachdem er beide, Prometheus und Atlas befreit hat. Da er seine Suche aufgegeben hatte, um der Welt zu helfen, ging Atlas für ihn zu dem Garten, gab ihm die goldenen Äpfel und brachte ihn in Berührung mit den drei schönen Maiden, den drei Aspekten der Seele.

Am Anfang seiner Aufgabe kommt er in Kontakt mit seiner Seele als Nereus; am Ende der Arbeit, nachdem er viel Verblendung überwunden hat, erreicht er eine zunehmend gesteigerte Vision seiner Seele und sieht sie in ihren drei Aspekten, von denen jeder in sich die Macht der drei Prinzipien der Göttlichkeit enthält. Aegle symbolisiert die Glorie des Lebens und die Pracht der untergehenden Sonne; die Grossartigkeit der Manifestation auf der physischen Ebene. Sie gab Herkules einen Apfel und sagte: «Der Weg zu uns führt immer durch Taten der Liebe.» Erythea bewachte das Tor, die Seele, das immer durch Liebe-Weisheit geöffnet wird und gibt Herkules einen Apfel, der mit dem Wort DIENST gekennzeichnet ist. Hesperis, der Abendstern, der Stern der Einweihung, versinnbildlicht den Willen. Sie sagt zu Herkules: «Wandle den WEG.» Körper, Seele und Geist; Intelligenz, Liebe und Wille. Durch DIENEN werden diese drei Aspekte vom selbstlosen Aspiranten visionär erkannt und durch DIENEN kommt er mit ihnen in Berührung.

Die vierte Arbeit

Das Fangen des Rehs oder der Hindin - 1. Teil

(Krebs, 21. Juni - 21. Juli)

Die Sage

Der Grosse Eine, der den Vorsitz führt in der Ratshalle des Herrn sprach zu dem Lehrer, der an seiner Seite stand: «Wo ist der Sohn der Menschen, welcher der Sohn Gottes ist? Was macht er? Wie wird er erprobt und mit welchem Dienst ist er jetzt beschäftigt?»

Der Lehrer sagte, indem er sein Auge auf den Sohn der Menschen richtete, welcher der Sohn Gottes ist: «Nichts, im Augenblick, o Grosser. Die dritte grosse Prüfung enthielt viel Lehrreiches für einen solchen Lernenden. Er grübelt und denkt nach.»

«Bereite eine Prüfung vor, die seine weiseste Wahl fordert. Sende ihn in ein Arbeitsgebiet, wo er entscheiden muss, welche Stimme von all den vielen Stimmen den Gehorsam seines Herzens wecken wird. Bereite gleichzeitig eine Prüfung vor von grosser Einfachheit auf der äusseren Ebene, und doch eine Prüfung, die auf der inneren Seite des Lebens die Fülle seiner Weisheit und die Richtigkeit seiner Urteilskraft erwecken wird. Lass, ihn mit der vierten Prüfung fortfahren.»

Herkules stand vor dem vierten grossen Tor - ein Sohn der Menschen und doch ein Gottessohn. Zuerst war tiefe Stille. Er äusserte kein Wort und keinen Laut. Hinter dem Tor breitete sich die Landschaft in schönen Linien aus, und fern am Horizont stand der Tempel des Herrn, der Schrein des Sonnengottes, die schimmernden Zinnen. Nahebei auf einem Hügel stand ein schlankes Reh. Und Herkules, der ein Sohn der Menschen und doch ein Sohn Gottes ist, beobachtete und lauschte, und lauschend hörte er eine Stimme. Die Stimme kam aus dem glänzenden Kreis des Mondes, dem Aufenthalt der Artemis. Und Artemis, die Schöne, sprach warnende Worte zu dem Menschensohn.

«Das Reh ist mein - so rühre es nicht an,» sagte sie. «Seit langen Zeiten zog ich es gross und pflegte es, als es noch jung war. So ist es mein, und mein muss es auch bleiben.»

Dann zeigte sich Diana, die Himmelsjägerin, Tochter der Sonne. Mit Sandalen bekleideten Füssen sprang sie zu dem Reh und beanspruchte es ebenfalls.

«Nicht so,» sprach sie, «Artemis, schönste Maid; das Reh ist mein, und mein muss es auch bleiben. Bis heute war es jung, jetzt aber kann es nützlich sein. Das goldgehörnte Reh ist mein, nicht dein; und mein muss es auch bleiben.»

Herkules, der zwischen den Säulen des Tores stand, lauschte und hörte den Streit, und wunderte sich sehr als die zwei schönen Maiden um den Besitz des Rehs stritten.

Eine andere Stimme drang an sein Ohr und sagte in gebieterischem Ton: «Das Reh gehört keiner von beiden, o Herkules, sondern dem Gott, dessen Schrein du dort auf fernem Berg siehst. Geh', rette es und trage es zur Sicherheit in den Schrein, und lass' es dort. Ein einfach, Ding zu tun, o Sohn der Menschen, jedoch - (und überlege meine Worte wohl) als Gottessohn kannst du das Reh suchen und behalten. Geh' nun voran.»

Durch das vierte Tor sprang Herkules und liess alle Gaben zurück, die er erhalten hatte, um sich nicht zu belasten bei der schnellen Jagd die vor ihm lag. Aus der Ferne beobachteten ihn die streitenden Mädchen. Artemis, die Schöne, beugte sich aus dem Mond, und Diana, die schöne Jägerin der Wälder Gottes, verfolgten beide die Bewegungen des Rehs und im gegebenen Moment versuchten sie Herkules irrezuführen und seine Bemühungen zunichte zu machen. Er jagte das Reh von Ort zu Ort, und jede täuschte ihn mit schlauer List. Das taten sie immer wieder.

Während eines ganzen Jahres verfolgte der Menschensohn, der ein Sohn Gottes ist das Reh von Ort zu Ort, erhaschte flüchtigen Schimmer seiner Form, nur um von neuem zu entdecken, dass er es in der tiefen Wälderweite verloren hatte. Von Hügel zu Hügel, von Wald zu Wald, jagte er es, bis er es nahe eines ruhigen Teiches schlafend fand, in voller Länge ausgestreckt auf unzertret'nem Gras, müde von langer Flucht.

Ruhigen Schrittes, mit ausgestreckter Hand und sicherem Auge, schoss er den Pfeil ab und verwundete das Tier am Fuss. Unter Einsatz seiner ganzen Willenskraft ging er nun näher, das Reh aber rührte sich nicht. So kam er ganz heran, nahm das Reh in seine Arme und drückte es ans Herz. Artemis und die schöne Diana sahen ihm zu.

«Die Suche ist vorüber,» sang er laut. «In nordische Dunkelheit ward ich geführt und fand kein Reh. Durch tiefes Wälderdunkel erkämpfte ich mir den Weg, fand aber kein Reh; und über öde Ebenen, durch dürre Wildnis, verlassene Wüsten, verfolgte ich das Reh, doch fand ich es nicht. An jedem der erreichten Orte wendeten die Jungfrauen meine Schritte, doch liess ich nicht nach, und jetzt ist das Reh mein! Das Reh ist mein!»

«Nicht so, o Herkules,» drang die Stimme an sein Ohr von einem, der dicht beim Grossen Einen stand, der den Vorsitz führt in der Ratshalle des Herrn. «Das Reh gehört keinem Sohn der Menschen, auch wenn er ein Sohn Gottes ist. Trage das Reh zu jenem fernen Schrein, wo die Söhne Gottes wohnen, und lass es dort bei ihnen.»

«Warum das, o weiser Lehrer? Das Reh ist mein, mein durch langes Suchen und Wandern, und mein, weil ich es nah an meinem Herzen trage!»

«Und bist du nicht ein Gottessohn, obwohl ein Sohn der Menschen? Und ist der Schrein denn nicht auch deine Wohnung? Und teilst du nicht das Leben aller, die darin wohnen? Trag' nun das heilige Reh zum Schrein Gottes und lass' es dort, o Gottessohn!»

So brachte Herkules das Reh zum heiligen Schrein von Mykenae, trug es in das Innerste des heiligen Ortes und legte es dort nieder. Und als er es vor dem Herrn niederlegte bemerkte er die Wunde an dem Fuss, die durch den Pfeil des Bogens, den er besessen und gebraucht hatte, entstanden war. Das Reh war sein durch das Recht seiner Suche. Das Reh war sein durch das Recht seiner Geschicklichkeit und die Kraft seines Armes. «Das Reh ist deshalb doppelt mein,» sagte er.

Aber Artemis, die im äusseren Hof des höchsten Heiligtumes stand, hörte seinen Siegesruf und sagte: «Nicht so! Das Reh ist mein und war es immer. Ich sah seine Form, die sich im Wasser spiegelte; ich hörte seine Füsse auf den Pfaden der Erde; ich weiss, das Reh ist mein, denn jede Form ist mein.»

Da sprach der Sonnengott aus dem Heiligtum: «Das Reh ist mein, nicht dein, o Artemis! Sein Geist verbleibt bei mir seit aller Ewigkeit - hier, im Innersten des heilgen Schreins. Hier kannst du nicht eintreten o Artemis, doch wisse, ich spreche die Wahrheit. Diana, jene schöne Jägerin des Herrn, mag einen Augenblick eintreten und dir sagen, was sie sieht.»

Für einen kurzen Augenblick trat die Jägerin des Herrn in den Schrein und sah die Form, die das Reh war, vor dem Altare liegen, scheinbar tot. Und sagte kummervoll: «Wenn aber sein Geist bei dir weilt, o grosser Apoll, edler Sohn Gottes, dann wisse, das Reh ist tot. Das Reh wurde erschlagen von dem Mann, der ein Sohn der Menschen ist, wenn auch ein Gottessohn. Warum darf er in den Schrein, und wir müssen das Reh hier draussen erwarten?»

«Weil er das Reh auf seinen Armen trug, direkt an seinem Herzen. Am heiligen Ort findet das Reh Ruhe, und so auch der Mensch. Alle Menschen sind mein. Das Reh ist gleichermassen mein, nicht dein; auch nicht des Menschen, sondern mein.»

Und Herkules, von seiner Prüfung heimkehrend, ging wieder durch das Tor und fand seinen Weg zurück zu dem Lehrer seines Lebens.

«Ich habe die Aufgabe erfüllt, die mir der Grosse Eine, der den Vorsitz führt, gestellt. Einfach war sie, ausser der Länge der Zeit und der ermüdenden Suche. Ich hörte nicht auf jene, die auf das Reh Anspruch erhoben, noch zögerte ich auf dem Weg. Das Reh ist an dem heiligen Ort, nahe dem Herzen Gottes und gleicherweise - in der Stunde der Not, auch meinem Herzen nahe.»

«Geh', Herkules, mein Sohn, schau' nochmals durch die Säulen des Tors!» Und Herkules gehorchte. Hinter dem Tor erstreckte sich die Landschaft in schönen Linien, und am fernen Horizont stand der Tempel des Herrn, der Schrein des Sonnengottes mit schimmernden Zinnen. Und nahebei, auf einem sanften Hügel stand ein schlankes Reh.

«Bestand ich die Prüfung, o weiser Lehrer? Das Reh steht wieder auf dem Hügel, wo es schon früher stand!»

Aus der Ratshalle des Herrn, wo der Grosse Eine den Vorsitz führt, kam eine Stimme: «Wieder und immer wieder müssen alle Menschensöhne, welche die Söhne Gottes sind, nach dem goldgehörnten Reh suchen und es zu dem heiligen Orte tragen - wieder und immer wieder.»

Dann sagte der Lehrer zu dem Sohn der Menschen, der ein Sohn Gottes ist: «Die vierte Arbeit ist vollbracht. Doch der Natur der Prüfung und der Natur des Rehs

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.