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Die Arbeiten des Herkules, Seite 40 ff. (engl.)

«Wer hat dir aufgetragen, den Stier zu suchen und zu retten?» sagte Arges und wandte sich nach dem heiligen Ort.

«In mir selbst fühlt' ich den Drang und suchte meinen Lehrer. Mit Auftrag des grossen Vorsitzenden schickte er mich auf den Weg wo ich nach langer Suche und grosser Plage den Stier dann fand, vermittels seines heiligen Lichts und ritt ihn durch sich teilende Wogen hierher an diesen heiligen Ort.»

«Geh' nun in Frieden, mein Sohn, dein Werk ist getan.»

Der Lehrer sah ihn kommen und ging ihm entgegen auf dem WEG. Über die Wasser kamen die Stimmen der Schwestern sieben. Sie umsangen den Stier und näher noch der Gesang der einäugigen Männer im Tempel des Herrn, hoch in dem heiligen Ort.

«Du kommst mit leeren Händen, o Herkules,» sprach der Lehrer.

«Meine Hände sind leer, denn ich habe die Aufgabe erfüllt, die mir zubestimmt gewesen. Der heilige Stier ist gerettet, ist sicher bei den Drei'n. Was nun?»

«Im Licht wirst das Licht du sehen; wandle in diesem Licht und dort sieh Licht. Dein Licht muss heller scheinen. Der Stier ist in dem heiligen Ort.»

Und Herkules legte sich auf dem Rasen nieder um sich von seiner Arbeit auszuruh'n. Später wandte sich der Lehrer ihm zu und sagte: «Die zweite Arbeit ist getan und leicht war deine Aufgabe. Lerne nun aus dieser Lektion die Proportion. Kraft zur Durchführung der mühsamen Aufgabe; Gewilltsein, die Aufgabe durchzuführen, die deine Kräfte nicht erfordert; das sind zwei gelernte Lektionen. Erhebe dich nun bald und suche das Land, das hinter dem dritten Tor liegt. Dort finde die goldenen Äpfel. Die bringst du her.»

DER TIBETER.

Die Bedeutung der Aufgabe

Trotz eines ursprünglich teilweisen Versagens ist Herkules nun auf dem WEG. Ihr Einklang mit dem universalen Gesetz hat er seine Arbeit auf der Mentalebene begonnen.

In der Auswirkung des schöpferischen Plans folgt Begehren dem Gedankenimpuls. Das Bewusstseinsstadium, das wir mental nennen, ist gefolgt von einem Stadium der Sensitivität und diese zweite Arbeit befasst sich mit der Begierdenwelt und der Macht des Begehrens. Es ist eine der interessantesten Aufgaben und eine, die uns bis in die kleinsten Einzelheiten erzählt wird. Einige Schilderungen der Prüfungen, denen Herkules unterworfen wurde, sind mehr als skizzenhaft und kurz im Umriss, aber über die Prüfungen im Stier, den Zwillingen, im Skorpion und den Fischen wird ausführlicher berichtet. Sie waren drastisch in ihrer Anwendung und erprobten jeden Teil der Natur des Aspiranten.

Der Schlüssel zur Arbeit im Stier liegt im rechten Verständnis des Gesetzes der Anziehung. Das ist das Gesetz, das die formenbildende magnetische Kraft und das formenbildende Prinzip der Kohärenz beherrscht, durch welche sich Gott oder die Seele manifestiert. Es verursacht die Stabilität, die sich im Weiterbestehen der Form während ihres Existenzzyklus demonstriert und betrifft die Wechselbeziehung zwischen dem, was die Form bildet und der Form selbst, zwischen den zwei Polen positiv und negativ, zwischen Geist und Materie, dem Selbst und dem Nicht-Selbst, zwischen männlich und weiblich und so zwischen den Gegensatzpaaren.

Vier symbolische Worte

Wir sind der Auffassung, dass diese zweite Aufgabe vorwiegend das Sexualproblem betrifft. Es gibt in der englischen Sprache vier Worte, die ideographisch und symbolisch sind. Sie bestehen alle aus drei Buchstaben und sind: god, sex, law und sin. (Gott, Geschlecht, Gesetz und Sünde). In diesen vier Worten finden wir die Gesamtsumme all dessen ausgedrückt, was IST.

Gott, die Gesamtsumme aller Formen, aller Bewusstseinsstadien und des energiespendenden Lebens. Der Geschlechtstrieb ist dieses Leben in Tätigkeit, er zieht Geist und Materie an und stellt das Wechselspiel zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven her, zwischen dem Exoterischen und dem Esoterischen. Sex ist Begehren, Anziehung, der instinkthafte Drang zur Schöpfung, der Zug der Seele, der Impuls zum Göttlichen, Begehren des Männlichen für das Weibliche, die Verlockung der Materie für den Geist: alle diese Aussagen können zusammengefasst werden um einige der Wirkungsformen des Geschlechtstriebs in seinen verschiedenartigen Beziehungen auszudrücken. Gesetz, die vom Gedanken angetriebene Reaktion Gottes auf die Form; die Verhaltensweisen, welche durch die zeitlose Wechselwirkung zwischen den polaren Gegensätzen entstanden sind und von der Menschheit als unabwendbare Naturgesetze anerkannt werden; es ist die Auferlegung des Willens Gottes, die Beeindruckung der Form durch diesen Willen und seine Anerkennung durch den Menschen. Sünde ist die Auflehnung des einzelnen gegen das Ganze, der Individualität gegen die Gruppe, Selbstsucht statt universaler Interessen.

So steht die Geschichte des Universums in diesen vier Worten geschrieben. GOTT, das Ganze: GESCHLECHTSTRIEB, die Anziehung zwischen den Teilen innerhalb dieses Ganzen; GESETZ, die Gewohnheit des Ganzen; SÜNDE, die Revolte des Teiles gegen das Ganze.

Die Erzählung der Aufgabe

Minos, der König von Kreta, besass einen heiligen Stier, den er auf der Insel Kreta hielt. Eurystheus sandte nach Herkules und sagte ihm, es sei notwendig den Stier zu fangen und ihn von der Insel aufs Festland zu bringen. Es wurden keinerlei Instruktionen gegeben, wie das zu bewerkstelligen sei und Herkules wusste nur, dass der Stier heilig war, dass er aus dem Meer geboren und dazu bestimmt sei, dem Minos als Opfer dargebracht zu werden. Herkules begab sich daher nach Kreta und durchsuchte die ganze Insel. Er verfolgte den Stier von Ort zu Ort bis er sich schliesslich stellte. Dann, so wird uns erzählt, ritt er auf dem Stier wie auf einem Pferd über die Insel und durch das Meer, das Kreta vom Festland trennt und brachte ihn so in die Stadt der Cyklopen. Diese Cyklopen waren eigenartige Wesen, von denen behauptet wurde, sie besässen nur ein Auge in der Mitte der Stirn. Sie wurden von drei hervorragenden Gestalten regiert: von Brontes (dem Donner), Steropes (dem Blitz) und Arges (wirbelnde Tätigkeit). Als Herkules mit dem Stier an den Toren der Stadt erschien, kamen ihm die drei entgegen, nahmen den Stier in Empfang und in ihren Gewahrsam. So endete die zweite Arbeit.

Das Thema der Erleuchtung

Stier ist eine der interessantesten Konstellationen im Zodiak, besonders zur heutigen Zeit. Er ist das feste Kreuz in den Himmeln, das Kreuz der Jünger, und in diesem Zusammenhang ist folgendes Zitat interessant:

«Vom Himmel wird mystisch als dem "Tempel und ewigem Bewusstsein Gottes" gesprochen. Sein Altar ist die Sonne, deren vier Balken oder Strahlen die vier Ecken des kardinalen Kreuzes des Universums darstellen, die zu den vier festen Zeichen des Zodiak geworden sind; und da die vier machtvollen heiligen Tierzeichen sowohl kosmisch als auch geistig sind, repräsentieren sie die grundlegenden Elemente, die unseren menschlichen Prinzipien gleichen. Das Zeichen Löwe repräsentiert Feuer oder Geist, der Stier Erde oder Körper, Wassermann Luft oder Denkvermögen und Skorpion repräsentiert Wasser vergleichsweise mit der Seele. Der Löwe als das Tier ist die Kraft der niederen Natur und ist die Schlange der Kraft, die, wenn sie nach oben gerichtet ist, überwindet. Stier ist immer das Symbol schöpferischer Kraft. Wassermann, der Mensch, ist der Lichtträger oder Lichtbringer. Skorpion wird häufig in Aquila, den Adler, umgewandelt ... der gleichzeitig mit Skorpion aufsteigt. Sie sind in der Symbolik eng verknüpft. Skorpion ist das «Ungeheuer der Dunkelheit», das zutode sticht und trotzdem erhält und wieder hervorbringt, und so nicht nur Zeugung symbolisiert, sondern auch Wiedergeburt. Als das Letztere ist es Aquila, der Adler, der Sonnenvogel, der die dunkle Seite des Skorpion besiegt hat (jenen Widersacher, der den Menschen unter das Tier herniederziehen kann). Wird aber Skorpion umgewandelt, dann wird er zum Adler des Lichts, der sich über die Götter zu erheben vermag.»

(The Celestial Ship of the North», Bd. I, E. V. Straiton)

Das «Auge des Bullen» im Stier, der herrliche Fixstern Aldebaran, ist einer der Gründe, warum diese Konstellation als Erleuchtung übermittelnd angesehen wird. In alten Tagen wurde er der führende Stern der Himmel genannt. Der Stier wurde immer mit Licht in Verbindung gebracht und deshalb mit Christus, der von sich selbst sagte, er sei das Licht der Welt. Licht, Erleuchtung und der Ton als ein Ausdruck schöpferischer Kraft - dies sind die drei grundlegenden Ideen, die mit dieser Konstellation verbunden sind. Der «Interpret der göttlichen Stimme», wie Stier im alten Ägypten genannt wurde, kann in der christlichen Terminologie frei wiedergegeben werden als «das fleischgewordene Wort». Es ist ein interessanter Hinweis auf die Macht der zodiakalen Einflüsse, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass Worte wie «Bullaugenlaterne», was auf das Bullauge im Sternbild Stier hinweist und die päpstlichen «Bullen», die päpstlichen Kundgebungen, die als Interpretation der Stimme Gottes betrachtet wurden, allgemein gebräuchlich sind.

Es kann hier mit Recht gefragt werden, wieso der Stier zum Bringer der Erleuchtung werden kann. Es wird uns gesagt, dass in diesem Zeichen der Mond erhöht ist und Venus der Regent ist. Der Mond wurde schon von jeher, vom Standpunkt der Esoteriker und auch unter primitiven Völkern, als der formbildende Aspekt betrachtet. Der Mond ist deshalb das Symbol der Materie und wird in vielen unserer Kirchen in Verbindung mit der Jungfrau Maria dargestellt.

Die Vollendung der Arbeit, die im Stier unternommen wird sowie das Resultat des Stiereinflusses, ist die Verherrlichung der Materie und die daraus erfolgende Erleuchtung vermittels ihres Mediums. Was einzig die Herrlichkeit, welche die Seele ist und das Licht, das vom Gott innerhalb der Form ausgeht, gegenwärtig daran hindert, in voller Kraft auszustrahlen, ist der Materie- oder Formaspekt. Ist dieser geheiligt, geläutert und vom Geist durchleuchtet, dann kann in der Tat die Herrlichkeit hindurchscheinen. Der Mondaspekt kann daher im Stier erhöht werden. Das wird durch den Einfluss der Venus erreicht, im Symbol irdischer und himmlischer Liebe (des geistigen Strebens wie auch des fleischlichen Begehrens), die deshalb mit Fug und Recht der Regent des Zeichens ist. Sie ist vor allem anderen die Liebe, die Schöpferin von Schönheit, Rhythmus und Einheit. Der Stier und die Kuh gemeinsam repräsentieren Schöpfung und so sind Venus und Stier eng miteinander verknüpft. Folgendes ist interessant:

«Stier oder Kuh sind das Symbol dieses Zeichens und in der Himmelskarte kann man beobachten, dass die kleine Gruppe von Sternen, die Plejaden genannt, direkt an der Schulter des Stieres dargestellt werden. In ägyptischen Skulpturen und Malereien werden die Plejaden manchmal in Gestalt einer Taube dargestellt, die mit ausgebreiteten Flügeln über dem Rücken des Stieres schwebt. Wie wir uns erinnern, ist die Taube der heilige Vogel der Venus und da die Plejaden einen Teil der Konstellation des Stieres bilden und, wie wir sehen werden, wenn möglich dem Wesen nach noch stierhafter als der Stier selbst sind, ist die Taube ein besonders passendes Symbol für diese kleine Sternengruppe.»

(The Zodiak: A Life Epitome, Walter H. Sampson, S. 24)

Das Sexualthema

Aus diesem Auszug und vielen anderen, die angeführt werden könnten, ist offensichtlich, wie eng mit dem Sexualthema - seinen niederen und höheren Aspekten - diese wichtige Konstellation des Zeichens Stier verknüpft ist. Darum wurde Stier in einigen Büchern als das «Zeichen der Zeugung», sowohl der irdischen als auch der himmlischen, bezeichnet. Wir haben gesehen, dass die Macht des Zeichens Anziehung ist, das «Zueinanderbringen». Es übt einen stetigen, fortwährenden Zug aus und ist sowohl im symbolischen als auch astronomischen Sinn anziehend. Wir haben gesehen, dass sich in diesem Zeichen die Plejaden befinden, darunter Alcyone, welche die zentrale Sonne unseres Universums genannt wird und um diese Sonne kreist unsere Sonne mit ihren

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