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Die Arbeiten des Herkules, Seite 28 ff. (engl.)

DER TIBETER.

Die Deutung der Sage

Indem wir diese astrologisch symbolische Erzählung mit dem täglichen Leben und den Aufgaben moderner Jüngerschaft in Beziehung bringen, wollen wir die Geschichte von der Aufgabe, die Herkules unternahm und der Prüfung, der ihn König Eurystheus unterwarf, erzählen. Dann werden wir die Bedeutung des Zeichens studieren, in dem sie stattfand, denn es besteht eine enge Verbindung zwischen den beiden und die Arbeit wurde nur möglich durch charakteristische Eigenschaften, die Herkules in diesem besonderen Zeichen verliehen waren. In jedem Zeichen wird der Mensch, der darin geprüft wird, dem Einfluss bestimmter, spezifischer Kräfte unterworfen und mit bestimmten Tendenzen ausgestattet. Diese müssen wir verstehen, wenn der Sinn der Prüfung klarwerden soll.

Verbunden mit jedem Zeichen des Zodiak finden sich drei weitere Konstellationen, die symbolisch und oft in höchst erstaunlicher Weise die Probleme des Jüngers verkörpern und auf die Lösung hinweisen. Diese müssen wir uns zunächst ansehen, denn die Aufgabe, das Zeichen und die damit verbundenen Konstellationen mitsamt den Kräften, die durch ihre Verbindung frei werden, bilden eine komplette Geschichte voll lehrreicher Elemente. Ich möchte deshalb hier um der Klarheit willen darauf hinweisen, dass die Konstellationen den dreifältigen Geistesaspekt symbolisieren: dass das Zeichen uns das Tätigkeitsfeld der Seele anzeigt und die Aufgabe die Arbeit des Jüngers veranschaulicht, der in seinem physischen Dasein auf dem Kampfplatz der Welt seine innewohnende Göttlichkeit und die latent in ihm vorhandenen Kräfte zu demonstrieren sucht. In diesen drei haben wir Geist, Seele und Körper zusammengefasst. Leben, Bewusstsein und Form begegnen sich in Herkules, dem persönlichen Selbst, das unter dem Einfluss der Seele, dem innewohnenden Christus handelnd die Absicht des Geistes, des Vaters im Himmel, ausführt. Wir werden als nächstes die Beziehung des Zeichens zu den Konstellationen betrachten und jedes Kapitel mit einer bestimmten Nutzanwendung der Geschichte der Prüfung auf das Leben eines Jüngers und das der Menschheit als Ganzes schliessen.

Beim Studium der zwölf Arbeiten folgen wir der Laufbahn des Herkules rund um den Zodiak vom Zeichen Widder, dem Zeichen des Beginns, über Stier, Zwillinge und so fort, dem Uhrzeiger entgegen, bis zu den Fischen, dem Zeichen des Todes und der Vollendung. Das ist in entgegengesetzter Weise zum scheinbaren Weg der Sonne in Uhrzeigerrichtung, der im Widder beginnt und dann rückwärts durch die Zeichen zu gehen scheint, zu den Fischen, durch Wassermann und alle dazwischenliegenden Zeichen wieder zurück zu Widder. Der Mensch, welcher der Form verhaftet ist, folgt notwendigerweise dem Pfad der Illusion und des Scheins. Aber Herkules, die Seele, folgt dem wahren Weg, dreht (bildlich gesprochen) das gewöhnliche Verfahren um und geht gegen den Strom. Herkules, die erwachte Seele, erkennt den Tag der Gelegenheit. Er hat seine Instruktion erhalten, die zwölf Aufgaben zu unternehmen und stellt seine Fähigkeiten unter Beweis. Es war ihm versprochen, er werde, falls er die Voraussetzungen erfülle, in das Reich der Götter eingehen. Er ist mit allen göttlichen Kräften ausgestattet, obwohl er sie bis jetzt noch nicht zu nützen weiss, er hat sich selbst eine Keule zurechtgehauen und mit dieser besteigt er symbolisch das Kreuz, das fixe Kreuz der Himmel, auf dem er im Geist bleibt, bis die letzte Aufgabe erfüllt ist.

So tritt er zu seiner ersten Arbeit an, ist sich der Grösse seiner Aufgabe kaum bewusst und auf einen Fehlschlag nicht vorbereitet. Das reizvolle an der Geschichte des Herkules ist seine Impulsivität und die Tatsache, dass er nicht immer erfolgreich war. Zuweilen hat er versagt und musste die Arbeit wiederholen, bis seine Mühen von Erfolg gekrönt waren.

Es wird ihm gesagt, Diomedes, der Sohn des Kriegsgottes Mars, besitze eine grosse Anzahl Zuchtstuten. Das waren wilde Pferde, die frei herumliefen, das Land verwüsteten, grossen Schaden anrichteten und sich vom Fleisch menschlicher Wesen ernährten. Niemand war vor ihnen sicher und in der ganzen Gegend herrschten Angst und Schrecken. Ausserdem brachten diese Stuten eine grosse Anzahl Kriegsrosse zur Welt und Diomedes war um den Ausgang der Situation sehr besorgt. Eurystheus, der König, befahl Herkules, die Tiere zu fangen. Viele Versuche waren schon unternommen worden, aber immer waren sie entkommen, nachdem sie Pferde und Menschen getötet hatten, die man ihnen entgegengeschickt hatte. Nachdem es aber Herkules gelungen war, die Stuten zu fangen, gab er sie dem Abderis zu halten, während er selbst davonstolzierte und die Stärke und Wildheit der Pferde nicht bedachte. Ehe er es verhindern konnte wandten sich die Pferde gegen Abderis, trampelten ihn zutode und entkamen, um erneut das Land zu verwüsten. So musste er die Arbeit von neuem beginnen und nach anstrengenden Mühen gelang es ihm, die Stuten wieder einzufangen. Diese erste Arbeit beginnt daher mit einem teilweisen Fehlschlag, wie es so oft mit unerfahrenen und ungestümen Aspiranten der Fall ist. Das ist die Erzählung - kurz, dramatisch und ermutigend. Was ist nun mit dem Zeichen, in dem sie unternommen wurde?

Das Zeichen

Vom Zeichen Widder, welches das erste Tätigkeitsfeld war, wird immer als vom ersten Zeichen des Zodiak gesprochen. In diesem Zeichen beginnt das grosse Rad seine zyklische Runde und deshalb ist es das Zeichen des Beginns. Kosmisch ist es das Zeichen der Schöpfung und dieser Gedanke liegt den Worten der Bibel zugrunde: («Alle Erdenbewohner werden es anbeten, deren Namen seit Anbeginn der Welt nicht geschrieben stehen im Lebensbuch des Lammes, das geopfert ist.») (Offenbarung XIII, 8) Denn dieses Zeichen wird das Zeichen des Widders oder Lammes genannt. Im Leben des menschlichen Wesens kennzeichnet es den Anfang des ersten, subjektiven, latenten Bewusstseins der Existenz und seinen Beginn auf dem Kreis der Erfahrung. Im Leben des Jüngerschaftsaspiranten deutet es die Periode der Neuorientierung und einer neuen, selbst-bewussten Bemühung an, gleichzeitig seinen Start zum letzten Stadium des evolutionären Pfads, der ihn aus dem menschlichen Reich hinaustragen wird und ihn befähigt, den Übergang in das Reich der Götter zu machen. So war die Verheissung, die Herkules gegeben wurde und das ist die Belohnung, die alle Jünger erwartet. Diese erste Aufgabe kennzeichnet den ersten Schritt auf dem «Pfad der Entrückung.»

Widder ist das Zeichen der hinausgehenden Macht, der von der zentralen Gottheit, Gott, oder von einem menschlichen Wesen, einem Sohn Gottes ausströmenden göttlichen Energie. Die Energie strömt in zwei Richtungen aus, (so wird der Punkt zur Linie, der Eine wird der Erste): sie strömt in die Welt der Formen und auch in die Welt des Seins oder Geistes. Ein Strom der Energie drückt sich durch den Pfad der Rückkehr aus, des nach Innengehens und beide zusammen bilden die zwei grossen Kreisbogen des Daseins. In diesem Zeichen beginnt der Pfad auf dem die Form angenommen wird und vorherrscht; gleicherweise beginnt in ihm das Leben der inneren Entfaltung und der Beherrschung durch die Seele oder des subjektiven Seins. Neuorientierung, Neuorganisation, Neupolarisation und Regeneration sind die Kennzeichen dieses Stadiums und alle sind Ausdruck der gleichen Lebenskraft. Die beiden Anwendungsweisen dieser Kraft hängen von der mentalen Aufmerksamkeit des Wesens ab, ob göttlich oder menschlich, das sie benützt. Es ist dieselbe Kraft, aber auf zwei verschiedene Arten genutzt und davon abhängig, ob der göttliche Benutzer seine Aufmerksamkeit auf das Formnehmen konzentriert hat oder auf das Betreten des Pfades der Befreiung von der Form.

Seit Äonen ist diese Lebenskraft zu selbstsüchtigen Zwecken benutzt worden, zu Selbstgenuss und zur Befriedigung von Begierde. Nach und nach verliert das Formleben seine Anziehungskraft, bis nach unzähligen Runden des Zodiakrades sich der Mensch wieder im Widder findet, nur diesmal mit einem neuen Brennpunkt, einem neuorientierten Interesse und einer anderen Vision. Vor ihm steht die Verheissung, dass er nach Erreichen bestimmter Ziele von der Wiedergeburt frei werden und das Reich Gottes erlangen kann; er hat durch Erfahrung manches von seiner eigenen essentiellen Dualität erkannt und sehnt sich danach, die Befriedigungswünsche des niederen Aspekts dieser Dualität zu beenden und die Anforderungen des höheren zu erfüllen. Er fängt an, auf die Impulse zu reagieren, die aus der Welt der Seelen kommen und Gruppenziele und Gruppenabsichten zu erkennen. Nun muss er lernen, die Lebenskraft für selbstlose Zwecke anzuwenden und nicht für die Befriedigung seiner persönlichen Habgier.

Die drei Anfangsimpulse im Widder

Das hervorstechende Merkmal dieses Zeichens ist ein dreifacher Impuls. Da ist zunächst, wie wir gesehen haben, der Impuls etwas zu beginnen. Das kann sich als der einfache Drang ausdrücken, Form anzunehmen, in Materie verstrickt zu werden, oder es kann sich im umgekehrten Vorgang in den Drang konzentrieren, Befreiung von der Form zu erlangen und im Hervortreten der Seele aus dem Gefängnis der Formnatur. Diesem letzteren folgt dann der daraus resultierende schöpferische Drang, jene Tätigkeit der Gottheit, die in der Bildung von Ausdruckswelten resultiert und seinen Wunsch befriedigt, in einem Sonnensystem zu inkarnieren und den grossen Lebenszyklus des Universums zu beginnen. Es kann ebenso der Drang zu individueller Schöpfung sein, dem der Seele, einen Körper anzunehmen oder dem eines menschlichen Wesens, etwas zu schaffen, was sein spezifisch Eigenes sein soll. In den alten Tagen von Arkadien wurde der Widder das Zeichen genannt, «worin das Opfer der Rechtschaffenheit dargebracht wird», oder das Zeichen der «gefallenen Engel». Die Söhne Gottes, getrieben durch diesen Urimpuls, fielen aus ihrer Höhe, nahmen Form an und begannen einzeln eine Runde nach der anderen um den Zodiak.

Drittens finden wir den Drang zur Auferstehung. Im Widder, der Zeuge des Beginns des Formlebens war, der das schöpferische Werk einleitete, beginnt sich der Drang zur Freiheit von der Form fühlbar zu machen, den Stein vom Grab der Seele zu wälzen und in der Freiheit der Söhne Gottes zu stehen. Im Widder findet sich der Impuls, der zur Bildung derjenigen Form führt, die während langer Zeitalter das Gefängnis der Seele bilden wird. Dieser Prozess erreicht seine Massenform im Krebs und seine individuell menschliche im Löwen; zum dichtesten Punkt der Illusion in der Form kommt es im Skorpion und in den Fischen stirbt dann die Form, nur um in der ermüdenden Runde der Formerfahrung erneut gebildet zu werden. Aber in diesem Zeichen wird der «Weg der Erfahrung» erstmals gefühlt und das Bilden des geistigen Körpers begonnen. Das ist das Zeichen der keimenden geistigen Tätigkeit, die später zur «Geburt des Christuskindes» im Zeichen Jungfrau, bis zu der des Welterlösers im Steinbock und in den Fischen führt. Physischer Beginn und geistiger Beginn, physische Schöpfung und geistige Schöpfung, physisches Hervortreten und geistige Befreiung: das sind die einleitenden Impulse, die im Widder erfühlt werden.

Es ist deshalb das Zeichen starker, machtvoller Impulse, heftiger Schwankungen und übertriebener Anstrengungen; häufig ein Zeichen des Versagens, letztlich aber immer des Erfolges. Im gegenüberliegenden Zeichen Waage erreicht dieses Zeichen dann seine Vollendung des Ausgleichs und Gleichgewichts, denn die dazwischenliegenden Erfahrungen und gelernten Lektionen der fünf mittleren Aufgaben bringen diese Ausgeglichenheit zustande, die wir bei Herkules sehen, wenn er in der Waage den Eber fängt.

Im brahmanischen Zodiak herrscht Vishnu über Widder, und Vishnu ist die zweite Person der Hindu-Trinität, oder der kosmische Christus in Inkarnation, wenn er den Prozess des Formnehmens einleitet und schliesslich die Endepisode der Auferstehung vollbringt. So verkörpert Vishnu oder Christus die zwei Impulse: den Impuls zu schaffen und Form zu bilden, und den Impuls zur Befreiung oder Auferstehung aus der Form. Unter diesem Impuls zur Befreiung beginnt Herkules seine Arbeiten.

Das Zeichen des Denkvermögens

Widder beherrscht den Kopf. Er ist daher das Zeichen des Denkers und infolgedessen ein machtvoll mentales Zeichen. Alles Beginnen hat seinen Ursprung auf der mentalen Ebene und im Denken des Erschaffenden, ob es Gott ist oder die Seele des Menschen. Das Universum hat seinen Ursprung im Denken Gottes, des kosmischen Denkers. Die Seele beginnt ihre Laufbahn in der Materie durch denselben Denkprozess. Die menschliche Familie, das vierte Naturreich, kam ins Dasein als das Denkvermögen entstand und den Menschen vom Tier unterschied. Der Aspirant beginnt seine Aufgaben, wenn er wahrhaft ein Denker wird und in vollem Bewusstsein als der Schiedsrichter seines eigenen Schicksals zu funktionieren anfängt. ...

Es ist daher offensichtlich, dass im Widder richtige Richtung und Orientierung ihren Anfang nehmen und Herkules, der neuerdings denkende Jünger, mit seiner Arbeit beginnt. Der Schlüssel zu dieser Arbeit und die Bedeutung des Zeichens sind in den Worten einer uralten indischen Schrift zu finden: «Der Mensch kennt den Weg zu den himmlischen Welten nicht genau, aber das Pferd weiss ihn.» In den Urtagen Indiens war das Pferdeopfer mit dem Sonnengott verknüpft und es wird uns erzählt, dass bei den vedischen Ariern der Sonnengott als das zodiakale Pferd

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.