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Die Arbeiten des Herkules, Seite 11 ff. (engl.)
Das ist die mystische Erkenntnis und das Ziel der Suche, welche die Menschheit durch die Jahrhunderte fortgesetzt hat. Die Exponenten der Weltreligionen haben in ihren Lehren den einen Aspekt dieser Suche verkörpert, indem sie die Tatsache Gottes als eine grundlegende Voraussetzung annahmen und mit der Liebe ihres Herzens in Hingabe und Verehrung die Wirklichkeit seiner Existenz bewiesen. Das Zeugnis der Mystiker aller Zeiten und Rassen ist so gewaltig, dass es jetzt in sich selbst eine Substanz bewiesener Tatsachen darstellt und nicht widerlegt werden kann.

Die wissenschaftlichen Forscher haben durch eine Kenntnis der Form die Wahrheit zu finden versucht und haben uns in die Lage versetzt, ungeheures Wissen zu besitzen, aber auch eine vergleichende Vorstellung unseres tiefreichenden Unwissens. Über das äussere Gewand Gottes haben wir durch Physik, Chemie, Biologie und die anderen Wissenschaften viel gelernt, uns aber in ein Gebiet hineingedrängt, in dem alles als Hypothese und Folgerung erscheinen muss. Was wir einzig sicher wissen, ist, dass alle Formen Aspekte von Energie sind; dass es ein Wechselspiel und eine Einwirkung von Energien auf unserem Planeten gibt; dass der Planet selbst eine Energieeinheit ist, die aus einer Vielfalt von Energieeinheiten zusammengesetzt ist; und dass der Mensch selbst gleicherweise ein zusammengesetztes Bündel von Kräften ist, das sich in einer Welt der Kräfte bewegt. Das ist es, wohin uns die Wissenschaft so wunderbar geführt hat und wo sich der Astrologe, der Okkultist, der Idealist und auch der Mystiker treffen und für eine verborgene Gottheit, eine lebendige Wesenheit, ein universelles Denken und eine zentrale Energie Zeugnis geben.

In dem sich entfaltenden Drama der Himmel, in den Folgerungen des fragenden Wissenschaftlers, in den mathematischen Berechnungen des Astrologen und im Zeugnis des Mystikers, können wir jedoch eine stetig zum Vorschein kommende Manifestation dieser verborgenen Gottheit erkennen. Durch das Studium der Geschichte, der Philosophie und der vergleichenden Religionswissenschaft, sehen wir Schritt für Schritt den Plan jener Gottheit sich bedeutungsvoll offenbaren. Im Verlauf der Sonne durch die zwölf Zeichen können wir die grossartige Organisation des Planes, die Konzentration der Energien und die Entwicklung der Tendenz nach dem Göttlichen sehen. Jetzt endlich im zwanzigsten Jahrhundert sind das Objektive und das Subjektive so eng miteinander verflochten und verschmolzen, dass es fast unmöglich geworden ist, zu sagen, wo das eine anfängt und das andere aufhört. Der Schleier, der die verborgene Gottheit verhüllt, wird immer dünner und das Werk jener, die Wissen erlangt haben, das Programm des Christus und seiner Kirche, die Pläne der verborgenen Gruppe von Weltwirkern - die Rishis und die okkulte Hierarchie unseres Planeten, sind jetzt darauf konzentriert, die Menschheit auf den Pfad der Jüngerschaft zu leiten und die Fortgeschritteneren zu schulen, damit sie zu Wissenden und Eingeweihten des neuen Zeitalters werden können. So schreiten die Menschen aus der Halle des Lernens in die Halle der Weisheit weiter, aus dem Reich des Unwirklichen in das Reich des Wirklichen und aus der äussersten Finsternis der Erscheinungswelt in das Licht, das immer im Reich des Geistes scheint.

Der dritte Schlüsselgedanke gibt uns den Hinweis auf die Methode. Durch alle Zeiten ertönten die Worte: «Ich bin Er ... der den schweigenden Beobachter erweckt.» Den Suchenden auf allen Gebieten wurde erkennbar, dass allen Formen ein Drang zu intelligentem Ausdruck und eine bestimmte Lebendigkeit innewohnt, die wir Bewusstsein nennen und das in der menschlichen Familie die Form einer Selbstwahrnehmung annimmt. Diese Selbstwahrnehmung, wenn sie wirklich entwickelt ist, befähigt einen Menschen, zu entdecken, dass die verhüllte Gottheit im Universum ihrer Natur nach mit der verborgenen Gottheit in ihm selbst identisch ist, jedoch dem Bewusstseinsgrad nach unermesslich grösser. Dann kann der Mensch bewusst zum Zuschauer, zum Beobachter, zum Wahrnehmenden werden. Er identifiziert sich nicht mehr mit dem Materieaspekt, sondern ist selbst der Eine, der ihn als Ausdrucksmittel benützt.

Wenn dieses Stadium erreicht ist, beginnen die grossen Arbeiten und der Kampf wird bewusst geführt. Der Mensch wird nach zwei Richtungen gezerrt. Die Gewohnheit verleitet ihn, sich mit der Form zu identifizieren. Das neue Verstehen zwingt ihn, sich mit der Seele zu identifizieren. Dann findet eine Neuorientierung statt und ein neues selbstgelenktes Bemühen wird eingeleitet, das uns in der Geschichte des Herkules, des Sonnengottes, veranschaulicht wird. In dem Augenblick, in dem diese intellektuelle Höhe erreicht ist, erwacht der «schweigende Beobachter» zur Tätigkeit. Herkules beginnt mit seinen Arbeiten. Das menschliche Wesen, das bis jetzt durch den Zwang der evolutionären Woge vorangetrieben wurde, beherrscht von dem Wunsch nach Erfahrung und materiellem Besitz, kommt unter die Kontrolle der innewohnenden Göttlichkeit. Er ersteht als Aspirant, wendet sich um und arbeitet sich durch die zwölf Zeichen des Zodiak hindurch. Nur von jetzt ab in entgegengesetzter Richtung, beginnend mit Widder, zu den Fischen über Stier (gegen den Uhrzeiger), anstatt in der gewöhnlichen menschlichen rückwärtsgehenden Weise von Widder zu Stier über die Fische (in Uhrzeigerrichtung).

Schliesslich befähigen der veränderte innere Brennpunkt des Lebens und die stetige Anwendung der zwölf Aufgaben in den zwölf Zeichen den Jünger, zu einem triumphierenden Sieger zu werden. Dann kann er die Bedeutung des vierten Schlüsselgedankens verstehen und in Einheit mit der kosmischen Gottheit ausrufen:

«Höre das höchste Geheimnis:

Obwohl ungeboren, ewig, erhaben über Geburt, Wiedergeburt oder Gesetz, und der göttliche Herr all dessen, was ist - will ich selbst die äussere Form einer geschöpflichen Natur annehmen und werde deshalb geboren durch das Mysterium meiner eigenen Macht.» (Bhagavad Gita, IV, 3/5)

Herkules der Jünger - der Mythos

Er stand vor seinem Lehrer. Dumpf fühlte er, dass dies der Beginn einer Krise war, die zu einem Wandel der Sprache, der Haltung und des Plans führte. Der Lehrer sah ihn an und mochte ihn. «Dein Name?» fragte er und wartete auf Antwort.

«Herakles, oder Herkules», kam die Antwort. «Sie sagen mir, das hiesse "Heras seltene Glorie", der Glanz und das Strahlen der Seele. Was ist die Seele, o Lehrer? Sage mir die Wahrheit!»

«Diese deine Seele wirst du finden, wenn du deine Aufgabe erfüllst und die dir eigene Natur entdeckst und nützt. Wer sind deine Eltern? Sag, es mir, mein Sohn.»

«Mein Vater ist göttlich. Ich kenne ihn nicht, es sei denn, dass ich in mir weiss, ich bin sein Sohn. Meine Mutter ist irdisch. Sie kenne ich gut und sie hat mich zu dem gemacht, was du siehst. Gleicherweise, o Lehrer meines Lebens, bin ich einer von Zwillingen. Es gibt noch einen anderen genau wie ich. Ich kenne ihn gut und kenne ihn doch nicht. Einer ist von der Erde, also irdisch, der andere ein Sohn Gottes.»

«Wie steht es um deine Erziehung, Herkules, mein Sohn? Was kannst du und was hast du gelernt?»

«In allen Fertigkeiten bin ich bewandert; ich wurde gut belehrt, gut geschult, gut geleitet und bin gut bekannt. Ich kenne alle Bücher, alle Künste und alle Wissenschaften; jegliche Feldarbeit ist mir bekannt, dazu die Fertigkeiten jener, die reisen können und Menschen kennen. Ich kenne mich als einen, der denkt, fühlt und lebt.

Eines, o Lehrer, muss ich dir noch sagen, damit ich dich nicht täusche. Alle jene, die mich in der Vergangenheit lehrten, erschlug ich vor nicht langer Zeit. Ich tötete meine Lehrer und auf meiner Suche nach Freiheit stehe ich jetzt frei. Ich suche mich selbst zu erkennen, nach Freiheit stehe ich jetzt frei. Ich suche mich selbst zu erkennen, in mir selbst und durch mich selbst.»

«Mein Sohn, das war eine Tat voll Weisheit, jetzt kannst du frei stehen. Fahre fort dich zu mühen und denke immer daran, dass an der letzten Umdrehung des Rades das Mysterium des Todes erscheint. Vergiss das nicht. Wie alt bist du, mein Sohn?»

«Ich zählte achtzehn Sommer als ich den Löwen schlug und seit dem Tag trage ich sein Fell. Und dann, mit einundzwanzig, begegnete ich meiner Braut. Heute stehe ich vor dir dreifach frei - frei von meinen früheren Lehrern, frei von der Furcht vor Furcht und, in der Tat, frei von aller Begierde.»

«Brüste dich nicht, mein Sohn, sondern beweise mir das Wesen dieser Freiheit, die du fühlst. Wieder im Löwen wirst du dem Löwen begegnen. Was wirst du tun? Wieder in den Zwillingen werden die Lehrer, die du erschlugst, deinen Weg kreuzen. Hast du sie wirklich überwunden? Was wirst du tun? Wieder wirst du im Skorpion mit der Begierde ringen. Wirst du frei stehen oder wird die Schlange dir mit ihrer List begegnen und dich zur Erde niederziehen? Was wirst du tun? Bereite dich vor, deine Worte und deine Freiheit zu beweisen. Rühme dich nicht, mein Sohn, sondern beweise mir deine Freiheit und deinen tiefen Wunsch, zu dienen.»

Der Lehrer sass in Schweigen. Herkules zog sich zurück und stand vor dem ersten grossen Tor. Dann sprach der Eine, der den Vorsitz führt in der Ratshalle des Herrn, zum Lehrer und bat ihn, die Götter zu Zeugen des Strebens zu rufen und den neuen Jünger auf den WEG zu bringen. Der Lehrer rief. Die Götter antworteten. Sie kamen und brachten Herkules ihre Gaben und viele Worte weisheitsvollen Rates, da sie die Aufgaben, die vor ihm lagen kannten und die Gefahren des WEGES.

Minerva reichte ihm ein Gewand, das sie selbst gewebt hatte, ein Gewand, das ihm gut passte, fein und von seltener Schönheit war. Er legte es an mit Triumph und Stolz, frohlockend in seiner Jugend. Er musste sich noch bewähren.

Vulkan schmiedete für ihn einen goldenen Brustschild, der sein Herz schützte, die Quelle des Lebens und der Kraft. Diese goldene Gabe wurde umgegürtet und, so beschützt, fühlte sich der neue Jünger sicher. Er musste seine Stärke noch beweisen.

Neptun erschien mit zwei Pferden und gab sie zusammengekoppelt dem Herkules. Sie kamen direkt von dem Ort der Wasser und waren herrlichsten Geblüts. Herkules war hocherfreut, denn er musste seine Macht, die beiden Pferde zu reiten, noch beweisen.

Merkur nahte mit anmutiger Rede und glänzendem Witz. Er trug ein Schwert von auserlesenem Muster, das er in einer silbernen Scheide Herkules darbot. Er schnallte es Herkules um die Hüften und bat ihn, es scharf und glänzend zu halten. «Es muss trennen und schneiden», sagte Merkur, «und mit Genauigkeit und erworbenem Geschick gehandhabt werden.» Herkules dankte ihm mit freudigen Worten. Noch musste er seine gerühmte Geschicklichkeit beweisen.

Mit schmetternden Trompeten und dem Lärm stampfender Hufe nahte in fliegendem Lauf der Wagen des Sonnengottes wie ein flammender Blitz. Apollo kam und grüsste Herkules mit seinem Licht und seinem Zauber und gab ihm einen Bogen, einen Bogen aus Licht. Durch neun weit offene Tore muss der Jünger gehen, bevor er das Geschick erlangt, diesen Bogen zu spannen. Es brauchte diese ganze Zeit, um sich als Bogenschütze zu bewähren. Doch als ihm die Gabe geboten wurde, nahm Herkules sie im Vertrauen auf seine Macht, eine Macht, bis jetzt noch unerprobt.

Und so stand er gerüstet. Die Götter umstanden den Lehrer und beobachteten seine Possen und seine Freude. Er spielte vor den Göttern und zeigte seine Tapferkeit und rühmte sich seiner Stärke. Plötzlich hielt er inne und überlegte lang. Dann gab er einem Freund die Pferde zu halten, das Schwert einem anderen und den Bogen einem dritten. Darauf verschwand er rennend im nahen Wald.

Die Götter erwarteten seine Rückkehr und wunderten sich, erstaunt über sein merkwürdiges Verhalten. Er kam aus dem Wald zurück und trug hoch erhoben eine Holzkeule, die aus einem lebendigen, starken Baum geschnitten war.

«Dies ist mein Eigenes,» schrie er, «niemand gab sie mir. Dies kann ich mit Macht gebrauchen. O Götter, achtet auf meine hohen Taten !»

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.