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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 364 ff. (engl.)
Position innerhalb des Ganzen».

Aus den Yoga-Lehrsprüchen geht klar hervor, dass die göttlichen Dreiheiten überall zu finden sind, und dass jede von einem Leben beseelte Form (und es gibt nichts anderes in der Manifestation) anzusehen ist als:

1. Leben. Das Leben Gottes kommt aus seiner Quelle in sieben Strömen, Emanationen oder «Ausatmungen», und jede Form in der objektiven Welt ist der Ausdruck eines Lebens, das mit einem dieser Ströme ausgesendet wurde. Die entwickelte Intuition ermöglicht es dem Sehenden, die Art des Lebensatoms zu erkennen. Das wird durch das Wort «Gattung» angedeutet. Der moderne Okkultist würde das Wort «Strahl» vorziehen; der Christ würde «Pneuma» oder Geist sagen, aber der Begriff ist der gleiche.

2. Bewusstsein oder Seele. Alle diese Formen des göttlichen Lebens sind bewusst, wenn auch nicht alle Bewusstseinszustände gleich sind; sie variieren vom Leben des materiellen Atoms, so begrenzt [365] und bedingt es auch sein mag, bis zum Leben des Sonnenlogos. Die Art und Weise, wie die Formen auf ihre Umgebung bewusst reagieren, äusserlich und unsichtbar, bringt die verschiedenartigen Merkmale und auch die Unterschiede hervor, die durch:

a. den Strahl,

b. die Manifestationsebene,

c. die Schwingungsrate,

d. die Entwicklungsstufe

verursacht werden; und diese Merkmale bilden die Qualität) auf die in diesem Lehrspruch hingewiesen wird. Das ist der subjektive Aspekt im Gegensatz zum objektiven und essentiellen Aspekt.

3. Form oder Körperlichkeit. Das ist der exoterische Aspekt, das, was aus dem subjektiven Aspekt als sichtbares Ergebnis des geistigen Dranges hervorgeht. Die Position im Raum ist jener Teil des Körpers des himmlischen Menschen, in welchem ein jedes Atom oder eine jede Form ihren Platz hat. Hier sollte man daran denken, dass für den Studierenden des Okkultismus der «Raum eine Wesenheit ist» (Geheimlehre I, 583); und diese Wesenheit ist identisch mit dem kosmischen Christus, dem «Körper Christi», auf den Paulus im ersten Brief an die Korinther, Kapitel XII, hinweist.

In diesem Lehrspruch wird also klar gemacht, dass der befreite Yogi, der die Intuition entwickelt hat, alles über alle Formen des Lebens wissen kann. Dazu gehört das Wissen um:

1. Gattung.# 2. Qualität.# 3. Position im Raum.

Strahl #Charakter #Standort im Körper des Himmlischen Menschen.

Geist #Seele #Körper.

Lebensaspekt #Bewusstsein #Form.

Essenz #Subjektive Natur #Objektive Form.

Auf einen [366] solchen Wissenden treffen die Worte des Lehrers zu, die in den Archiven der Meister zu finden sind:

«Er, der den Funken sieht, kann auch die Flamme und den Rauch erkennen.

Zwar verbirgt der Schatten das Spiegelbild, dennoch kann er das Licht sehen.

Für ihn ist das Greifbare der Beweis des Ungreifbaren, und beide offenbaren ihm den Geist, während Form, Farbe und Schwingung das Wort Gottes laut verkünden».

54. Dieses intuitive Wissen, der grosse Befreier, ist allgegenwärtig und allwissend und umschliesst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im ewigen Jetzt.

Auch dem oberflächlichen Leser ist die Bedeutung dieses Lehrspruchs klar, nur der Ausdruck Ewiges Jetzt kann erst dann verstanden werden, wenn das Seelen-Bewusstsein entwickelt ist. Es hat wenig Wert, dem durchschnittlichen Studierenden zu sagen, dass «Zeit» eine Aufeinanderfolge von Bewusstseinszuständen sei, dass es eine Zeit gibt, wenn die Erscheinungswelt versinkt und ein Zukunftsbild erschaut wird, das alle unsere Hoffnungen und Erwartungen in einem Augenblick der Erfüllung vorwegnimmt, und dass dieser Zustand für immer bestehen bleibt; und auf einen Bewusstseinszustand hinzuweisen, in dem es keine Folge von Ereignissen und keine Aufeinanderfolge von Erkenntnissen gibt, hiesse in einer Geheimsprache sprechen. Aber es ist so und wird so sein. Wenn der Aspirant sein Ziel erreicht hat, kennt er die wahre Bedeutung seiner Unsterblichkeit und die wahre Art seiner Befreiung. Raum und Zeit [367] werden für ihn bedeutungslose Worte. Der Aspirant erkennt und versteht, dass einzig die wahre Wirklichkeit die grosse zentrale Lebenskraft ist, die unverändert im Mittelpunkt der sich wandelnden, vergehenden, zeitlichen Formen bestehen bleibt.

«Ich bin», sagt die menschliche Einheit und betrachtet sich als das Selbst und identifiziert sich mit der sich wandelnden Form. Zeit und Raum sind für den Menschen die wahren Wirklichkeiten. «Ich bin Das», sagt der Aspirant, und versucht, sich so zu erkennen, wie er wirklich ist, als lebendiges Wort, als Teil eines kosmischen Satzes. Für ihn existiert der Raum nicht mehr; er weiss sich allgegenwärtig. «Ich bin Das ich bin», sagt die befreite Seele, der freigewordene Mensch, der Christus. Weder Zeit noch Raum existieren für ihn, und Allwissen und Allgegenwart sind die Qualitäten, die ihn auszeichnen.

In seinem Kommentar zu diesem Lehrspruch zitiert Charles Johnston den Heiligen Kolumban und sagt:

«Es gibt Menschen, doch es sind sehr wenige, denen durch göttliche Gnade gewährt wurde, klar und ganz deutlich in einem einzigen Augenblick wie im Strahl der Sonne, den ganzen Umkreis der Welt mit Meer und Himmel zu sehen, wobei ihr Bewusstsein auf wundersame Weise erweitert ist».

Auch der kurze Kommentar von Dvidedi soll hier angeführt werden, da der erreichte Bewusstseinszustand treffend zusammengefasst ist:

«Im 33. Lehrspruch dieses (3.) Buches wurde bereits die Art des Taroka-jnana beschrieben - des Wissens, das von den Bindungen der Welt freimacht. Das unterscheidende Wissen, das hier beschrieben wird, führt zu Taraka, dem Wissen, das Zweck und Ziel des Yoga [368] ist. Es bezieht sich auf alle Objekte, angefangen von Pradhana (Geist-Materie A.B.) bis zu den Bhutas (Elemente, Formen. A.B.) und auch auf alle Zustände dieser Objekte. Ausserdem bringt es ein gleichzeitiges Wissen um alle Dinge hervor und ist ganz unabhängig von den gewöhnlichen Gesetzen der Erkenntnis. Daher ist es das höchste Wissen, das vom Yogi ersehnt werden kann; und es ist ein sicheres Anzeichen für Kaivalya (Zustand des absoluten Eins-Seins A.B.), der im folgenden Lehrspruch als Ergebnis dieses Wissens beschrieben wird».

55. Wenn die objektiven Formen und die Seele gleich rein geworden sind, ist die Einswerdung erreicht, welche die Befreiung zur Folge hat.

Das, was das Licht der Seele verhüllt, ist gereinigt worden, so dass das Licht Gottes hindurchscheinen kann. Das, was die volle Manifestation des Göttlichen in der Erscheinungswelt behindert hat, ist so behandelt worden, dass es nun ein angemessenes Werkzeug der Wesensäusserung und des Dienens ist. Die Seele kann nun frei und einsichtsvoll in den drei Welten wirken, weil die völlige Einheit zwischen dem niederen und dem höheren Menschen erreicht ist.

Die Seele und ihr Träger bilden eine Einheit; es besteht eine volle Übereinstimmung der Körper, und der Sohn Gottes kann frei auf Erden wirken. So ist das grosse Ziel erreicht; die Seele, welche die acht Yoga-Mittel befolgt hat, kann sich durch den niederen dreifachen Menschen kundtun, und sie kann ihrerseits ein Ausdrucksmittel des [369] Geistes sein. Die Materie ist in einen Zustand versetzt worden, in dem ihre Schwingung mit derjenigen der Seele übereinstimmen kann; und die Folge davon ist, dass - zum ersten Mal - der Geist sich zum Ausdruck bringen kann, denn «Materie ist der Träger für die Manifestation der Seele auf dieser Daseins-Ebene, und die Seele ist der Träger für die Manifestation des Geistes auf einer höheren Runde der Spirale. Diese drei bilden eine Trinität, die verbunden ist durch das Leben, das sie alle durchdringt». Für den Menschen, der das erreicht hat, gibt es keine Wiedergeburt mehr. Er ist frei und kann mit vollem Wissen um die Bedeutung der Worte sagen:

«Mein Leben (das niedere physische Leben) ist verborgen mit Christo (dem Leben der Seele) in Gott (dem Geist). Kolosser III, 3.)

BUCH IV

Erleuchtung

a. Bewusstsein und Form

b. Vereinigung oder Einweihung

Hauptthema: Losgelöstes Eins-Sein.

DIE YOGA-LEHRSPRÜCHE VON PATANJALI

Buch IV

Erleuchtung.

1. Die höheren und niederen Siddhis (oder Kräfte) werden durch Inkarnation, oder durch Drogen, durch mantrische Worte, durch intensives Verlangen, oder durch Meditation erlangt.

2. Die Verlegung des Bewusstseins von einem niederen in einen höheren Träger ist Teil des grossen schöpferischen Entwicklungsprozesses.

3. Die Übungen und Methoden an sich bewirken noch nicht die Verlagerung des Bewusstseins, aber sie sind vorbereitende hilfreiche Mittel, um Hindernisse zu beseitigen, so wie der Landmann seinen Acker für die Saat vorbereitet.

4. Das Bewusstsein «Ich Bin» ist der Grund für die Bildung der Organe die das Gefühl der Individualität vermitteln.

5. Bewusstsein ist zwar eine Einheit, doch erschafft es die verschiedenartigen Formen der Vielheit.

6. Von den Formen, die das Bewusstsein annimmt, ist nur die frei von latentem Karma, die durch Meditation entsteht.

7. Die Handlungen des befreiten Menschen sind unabhängig von den Gegensatzpaaren. Die der anderen Menschen sind von dreierlei Art.

8. Aus diesen drei Arten von Karma entstehen jene Formen, die für das Erscheinen der karmischen Wirkungen notwendig sind.

9. Es besteht ein Zusammenhang zwischen den im Gedächtnis aufbewahrten Eindrücken und der Ursache, welche die Wirkung hervorruft, auch wenn Ursache und Wirkung durch Geburt, Zeit und Raum getrennt sind.

10. Da das Verlangen nach Leben ewig ist, haben die vom Denken geschaffenen Formen keinen erkennbaren Anfang.

11. Die Formen werden erschaffen und zusammengehalten durch das Verlangen (die zugrundeliegende Ursache), durch die Persönlichkeit (die Auswirkung), durch mentale Lebenskraft oder den Lebenswillen, und durch die Stütze oder den Halt, den ihnen das nach aussen gerichtete Leben (oder Objekt) gibt. Wenn diese Faktoren keine Anziehungskraft mehr ausüben, dann hören auch die Formen auf zu bestehen.

12. Vergangenheit und Gegenwart bestehen wirklich. Die im Zeitbegriff der Gegenwart angenommene Form ist das Ergebnis entwickelter Eigenschaften und enthält latent die Keime zukünftiger Qualitäten.

13. Die Eigenschaften - ob latent oder wirksam - nehmen die Natur oder das Wesen der drei Gunas (der Eigenschaften der Materie) an.

14. Die Manifestation der objektiven Form ist die Folge davon, dass die Ursache

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.