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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 286 ff. (engl.) |
des Pilgers.
Wenn innerhalb der Aura des Pilgers die vielen Formen schwinden und drei Farben zu sehen sind, dann ist der Weg frei von allen Hindernissen. Wenn die Gedanken keine Formen mehr aufrufen, und wenn keine Schatten mehr reflektiert werden, dann ist der Silberfaden der direkte Weg vom Kreis zum Mittelpunkt». Von diesem Punkt der Ruhe gibt es keine Rückkehr mehr. Die Periode der notwendigen Erfahrungen in den drei Welten ist zu Ende. Kein Karma kann den befreiten Geist zur Erde hinabziehen, da er keine Lektionen mehr zu lernen hat, und da es keine Ursachen mehr gibt, die sich für ihn auswirken könnten. Er kann jedoch sein Werk des Dienens in den drei Welten fortsetzen oder wieder aufnehmen, ohne dass er seine wahre Heimat in den subtileren Bereichen und höheren Bewusstseins-Ebenen jemals wirklich verlässt. 23. Durch konzentriertes Meditieren über die drei Zustände des Empfindens - Mitgefühl, Güte und Leidenschaftslosigkeit - kann harmonisches Einssein mit anderen Menschen erreicht werden Ein Vergleich dieses Satzes [287] mit dem Lehrspruch 33 im ersten Buch wird zu seinem Verstehen beitragen. Die hier angeführte Harmonie geht jedoch einen Schritt weiter. Der Hinweis im ersten Buch soll den Aspiranten zu einem harmonischen, friedlichen Zusammenleben mit seiner ganzen Umgebung führen. In diesem Satz jedoch wird ihm nahegelegt, mit allen anderen Menschen wesenseins zu werden, und zwar durch Konzentration über die «drei Zustände der Empfindung». Diese sind: a. Mitgefühl - im Gegensatz zum heftigen Gefühl, das selbstsüchtig und verlangend ist. b. Güte - im Gegensatz zur Ichbezogenheit, die immer hart und mit sich selbst beschäftigt ist. c. Leidenschaftslosigkeit - im Gegensatz zu sinnlicher Begierde und heftigem Verlangen. Diese drei Zustände des Fühlens bringen den Menschen, der sie versteht und sich in sie hineinversetzt, mit der Seele aller Menschen in harmonische Verbindung. Durch Mitgefühl ist er nicht mehr mit selbstsüchtigen Eigeninteressen beschäftigt, sondern er denkt sich in seinen Bruder hinein und leidet mit ihm; er kann seine eigene Schwingung so einstellen, dass sie auf die Bedrängnis seines Bruders reagiert; er ist fähig, an allem teilzunehmen, was im Herzen seines Bruders vor sich geht. Das geschieht in der Weise, dass er seine eigene Schwingung auf eine höhere Frequenz bringt, so dass sie auf die Liebe-Natur seines eigenen Egos reagiert; durch dieses vereinende Prinzip stehen ihm überall alle Herzen offen. Durch Güte kommt dieses mitfühlende Verstehen praktisch zum Ausdruck. Seine Handlungen sind nicht mehr ich-bezogen, sondern selbstlos und von dem tiefgefühlten Verlangen angetrieben, zu dienen und zu helfen. Dieser Gefühlszustand wird manchmal warmherzige Gesinnung genannt, und er ist bezeichnend für alle Diener der Menschheit. Damit verbunden sind werktätige Liebe, [288] selbstlose Absichten, weises Beurteilen und liebendes Handeln. Ein solcher Mensch ist frei von jedem Wunsch nach Belohnung und Anerkennung. H.P. Blavatsky hat das in der «Stimme der Stille» sehr schön mit folgenden Worten ausgedrückt: «Lass das Ohr deiner Seele geöffnet sein für jeden Laut des Schmerzes, so wie die Lotosblüte ihren Kelch der Morgensonne öffnet. Lass keine Träne des Schmerzes trocknen werden von der heissen Sonne, ehe du sie von des Weinenden Auges hinweggewischt hast. Sondern lass jede menschliche Träne auf dein Herz fallen und dort verbleiben; wische sie nicht hinweg, ehe der Schmerz, der sie verursacht hat, beseitigt ist. Diese Tränen, o gütiges Herz, sind die Ströme, welche die Felder der ewigen Liebe bewässern». Durch Leidenschaftslosigkeit bleibt der strebende und dienende Mensch unberührt von den karmischen Wirkungen seines Handelns für andere Menschen. Es ist, wie wir wissen, unser eigenes Verlangen, das uns an die drei Welten und an andere Menschen bindet. «Gebundensein an» jemand, ist etwas anderes, als «vereint sein mit» jemand. Der eine Zustand ist voller Verlangen und verursacht Verpflichtungen und Auswirkungen; der andere ist frei vom Verlangen, er führt zum «Wesenseinswerden mit» dem Anderen und hat keine bindenden Folgen in den drei Welten. Leidenschaftslosigkeit ist mehr mental als die beiden anderen Zustände. Bei der Leidenschaftslosigkeit spielt die Qualität des niederen Denkvermögens eine Rolle; Güte ist das emotionelle Ergebnis von selbstlosem Mitgefühl und ist mit dem kamischen oder astralen Prinzip verbunden, während das Mitgefühl auch mit der physischen Ebene zu tun hat, denn es bringt die beiden anderen Zustände auf der physischen Ebene zum Ausdruck. Es ist die praktische Fähigkeit, sich mit einem anderen Menschen in allen drei Welten zu identifizieren. Diese Fähigkeit harmonischen Einsseins ist die Folge davon, dass [289] das Bewusstsein des egoischen Einsseins durch Meditation heruntergebracht wurde und in den drei Welten zur vollen Auswirkung kommt. 24. Die Meditation, die einzig auf die Kraft des Elefanten gerichtet ist, wird diese Kraft - oder dieses Licht - wecken. Dieser Lehrspruch hat zu vielen Diskussionen Anlass gegeben. Die übliche Ausdeutung hat zu der Annahme geführt, dass man durch Meditation über den Elefanten die Kraft des Elefanten erlangt. Viele Erklärer haben daraus gefolgert, dass man durch Meditieren über andere Tiere deren Merkmale erlangen kann. Man sollte daran denken, dass dieses Buch ein wissenschaftliches Lehrbuch ist, das folgendes bezwecken will: 1. den strebenden Menschen so zu schulen, dass er in subtilere Bereiche eintreten kann; 2. ihm die Macht über das Denkvermögen zu geben, so dass es zu seinem Instrument wird, das er nach seinem Willen als ein Organ des Schauens in die höheren Welten und als ein Mittler zwischen Seele und Gehirn benutzen kann; 3. das Licht im Kopf zu erwecken, so dass der Aspirant ein strahlendes Lichtzentrum werden, alle Probleme erhellen und durch dieses Licht überall Licht erkennen kann; 4. die Feuer des Körpers zu erwecken, so dass die Zentren wirksam tätig, leuchtend, miteinander verbunden und koordiniert werden; 5. die Koordinierung zwischen a. dem Ego oder der Seele auf ihrer eigenen Ebene, b. dem Gehirn (über die Denkfähigkeit) c. und den Zentren zu erlangen. Durch einen Willensakt können sie alle in einheitliche Tätigkeit versetzt werden. 6. Nachdem dies [290] erreicht ist, wird das Feuer am unteren Ende der Wirbelsäule, das bis dahin schlummerte, erweckt und kann ohne Gefahr aufwärts steigen; und es kann sich schliesslich mit dem Feuer oder Licht im Kopf vereinen und so ausströmen, nachdem es «alle Unreinheiten verbrannt und den Weg freigemacht hat» für die Benutzung durch das Ego. 7. Dadurch werden die Kräfte der Seele, die höheren und niederen Siddhis, entfaltet, so dass der Mensch zu einem brauchbaren Diener der Menschheit wird. Wenn man diese sieben Punkte richtig überdenkt, kommt man zu der interessanten Feststellung, dass das Symbol für das Zentrum am unteren Ende der Wirbelsäule, das Muladhara-Zentrum, der Elefant ist. Es ist das Symbol der Stärke, der konzentrierten Macht, der grossen, bewegenden Kraft, die, wenn sie erst erweckt ist, sich den Weg frei macht. Für unsere fünfte Wurzelrasse ist es das Symbol des Kraftvollsten und Mächtigsten im Tierreich. Es ist die bildliche Darstellung der Umwandlung oder Sublimierung der animalischen Natur, denn am unteren Ende der Wirbelsäule ist der Elefant, und im Kopf die tausendblättrige Lotosblüte, die Vishnu verbirgt, der im Mittelpunkt sitzt. So wird die animalische Natur aufwärts getragen zum Himmel. Durch Meditation über diese «Elefantenkraft» wird die Kraft des dritten Aspekts, die Energie der Materie und daher des Heiligen Geistes oder Brahmas, geweckt und zusammengeführt mit der Energie des zweiten oder Bewusstseinsaspekts, mit der Seelen-Energie, dem Vishnu-Aspekt, dem zweiten Aspekt, der Christus-Kraft. Dadurch kommt das vollkommene Einswerden oder die Vereinigung zwischen Seele und Körper zustande, die das wahre Ziel des Raja Yoga ist. Die Studierenden dieser Wissenschaft müssen hier jedoch daran denken, dass diese [291] Formen der konzentrierten Meditation nur dann erlaubt sind, wenn die acht Yogamittel, die im zweiten Buch behandelt wurden, befolgt worden sind. 25. Vollkommen konzentriertes Meditieren über das erweckte Licht lässt das bewusst werden, was feinstofflich und verborgen ist, oder was noch in weiter Ferne liegt. In allen Lehren okkulter oder mystischer Art sind häufig Hinweise zu finden auf das, was das «Licht» genannt wird. In der Bibel (und in allen Heiligen Schriften der Welt) finden wir solche Stellen. Es werden vielerlei Ausdrücke dafür gebraucht, aber der Raum gestattet uns nur, diejenigen zu nennen, die in den verschiedenen Übersetzungen der Yoga Sutras von Patanjali zu finden sind. Es können folgende aufgezählt werden: a. das erweckte innere Licht (Johnston), b. das Licht im Kopf (Johnston), c. das Licht der direkten Erkenntnis (intuitives Wissen) (Tatya), d. das strahlende Licht (Vivekananda), e. das Licht am Scheitel des Kopfes (Vivekananda), f. die Licht-Krone (Ganganatha Iha), g. das Licht der Ausstrahlung (Ganganatha Iha), h. das innere Licht (Dvidedi), i. das lichterfüllte Denken (Dvidedi), j. das Strahlen im Kopf (Woods), k. die strahlende Helligkeit des Zentral-Organs (Rama Prasad), l. das Licht der höheren Sinnestätigkeit (Rama Prasad). Aus dem Studium dieser Bezeichnungen ist zu ersehen, dass sich [292] innerhalb des physischen Körpers ein leuchtender Punkt befindet, der (nach erlangtem Kontakt) das Licht des Geistes auf den Pfad des Jüngers wirft, ihm so den Weg erhellt, die Lösung aller Probleme erkennen lässt und ihn befähigt, ein Lichtträger für andere Menschen zu sein. Dieses Licht ist gleichsam ein inneres Strahlen; es befindet sich im Kopf, in der Nähe der Zirbeldrüse und wird durch die Tätigkeit der Seele hervorgerufen. Der Ausdruck «Zentral-Organ» in Verbindung mit diesem Licht hat viele Erörterungen hervorgerufen. Einige Erklärer beziehen ihn auf das Herz, andere hingegen auf den Kopf. Technisch gesehen hat keiner von ihnen völlig recht, denn für den geschulten Adepten ist das «Zentral-Organ» der Kausalkörper, das Karana Sharira, der Körper des Egos, die Hülle der Seele. Es ist die mittlere der «drei periodischen Hüllen», die der göttliche Sohn Gottes im Laufe seiner langen Pilgerreise entdeckt und benutzt. Die drei Tempel in der christlichen Bibel sind die Analogien dieser Hüllen: 1. Das vergängliche, kurzlebige Tabernakel in der Wüste, das für die Seele in der physischen Inkarnation charakteristisch ist und nur ein Leben lang besteht. 2. Der dauerhaftere und schönere Tempel Salomos, das Symbol für den Seelenkörper oder Kausalkörper, der äonenlang besteht und dessen Schönheit auf dem Pfad bis zur dritten Einweihung immer mehr enthüllt wird. |
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