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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 196 ff. (engl.) |
2. Genaue Formbildung; sie führen zu der Vollendung, die in diesem Lehrsatz gemeint ist zur Wirksamkeit aller Worte und Handlungen, welche die Wirklichkeit oder Wahrheit so ausdrücken, wie sie ist. Dieser Lehrsatz gibt uns den Schlüssel für das Wirken des weissen Magiers und ist die Grundlage für die grosse Wissenschaft der Mantrams oder Worte magischer Macht, die zur Ausrüstung eines jeden Adepten gehören. Wenn der Adept a. das Gesetz der Schwingung, b. die Lehre vom Ton oder Laut, c. den Sinn und Zweck der Entwicklung, d. den gegenwärtigen Stand der Entwicklung, e. das Wesen der Form, f. die Handhabung atomarer Substanz versteht, dann erkennt er nicht nur die Wahrheit in allen Dingen, sondern er weiss auch, wie man sie sichtbar machen kann; auf diese Weise fördert er den Entwicklungsprozess und «wirft schöpferische Vorstellungen auf den Bildschirm der Zeit». Das geschieht durch gewisse Worte und Handlungen. Der Aspirant kann diese Fähigkeit [197] dadurch entwickeln, dass er sich unablässig bemüht, die folgenden Erfordernisse zu erfüllen: 1. Strenges Beachten einer jeden Formulierung der gebrauchten Worte. 2. Klug angewandtes Schweigen im Interesse des Dienstes. 3. Stetes Erforschen der Ursachen, die einer jeden Handlung zugrundeliegen, damit der Grund für die Wirksamkeit oder Wirkungslosigkeit einer Handlung klar erkannt wird. 4. Andauerndes Bemühen, die Wirklichkeit in jeder Form zu sehen. Dazu gehört ein genaues Studium des Gesetzes von Ursache und Wirkung oder Karma. Das Ziel des karmischen Gesetzes ist es, den Gegenpol des Geistes, die Materie, in genaue Übereinstimmung zu bringen mit den Erfordernissen des Geistes, damit Materie und Form das Wesen des Geistes vollkommen zum Ausdruck bringen können. 37. Wenn es dem Yogi gelungen ist, sich von Diebstahl jeglicher Art völlig zu enthalten, fällt ihm alles zu, was er braucht. Hier ist der Schlüssel zu finden zu dem grossen Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wenn der Mensch gelernt hat, nichts zu verlangen für sein abgesondertes Selbst», dann können ihm die Reichtümer des Universums anvertraut werden; wenn er keine Ansprüche stellt für seine niedere Natur und nichts verlangt für den dreifachen niederen Menschen, dann strömt ihm alles zu, was er braucht, ohne dass er darum bittet oder es verlangt. In einigen Übersetzungen heisst es: «Alle Schätze sind sein.» Man muss sich darüber klar sein, dass der hier gemeinte Diebstahl sich nicht nur auf das Wegnehmen greifbarer und physischer Dinge bezieht, sondern auch auf die Aneignung von Werten der Gefühls- und Gedankenwelt. Der Aspirant nimmt nichts; er eignet [198] sich die Gefühle anderer Menschen, aus denen er Nutzen ziehen könnte, wie Liebe und Gunst, Abneigung und Hass gegen andere, nicht an, wenn sie ihm nicht zukommen. Intellektuelle Vorteile, der Anspruch auf Ehrung, die ihm nicht zukommt, die Annahme des Amtes eines anderen Menschen, Begünstigung oder Popularität, all das wird gleichermassen abgelehnt, und er hält sich streng an das, was ihm gehört. «Jeder Mensch soll sein eigenes Dharma erfüllen» und die ihm zugewiesene Rolle spielen; so heisst es im Osten. «Kümmern Sie sich um ihre eigenen Sachen», sagt man im Westen, um damit die gleiche Wahrheit zu lehren und nachdrücklich darauf hinzuweisen, einem anderen Menschen nicht die Möglichkeit zu nehmen, das Rechte selber zu tun, einer Verantwortung sich würdig zu erweisen und seine Pflicht zu erfüllen. Das ist die wirkliche Enthaltung von jeglicher Bereicherung; sie führt den Menschen dahin, dass er allen seinen Verpflichtungen nachkommt, seine Verantwortung auf sich nimmt und seine eigene Pflicht erfüllt. Sie wird ihn davon abhalten, sich irgend etwas anzueignen, was seinem Bruder in den drei Welten menschlichen Bemühens gehört. 38. Durch Enthaltsamkeit erlangt man Energie. Unter Ausschweifung oder zügelloser Sinnenlust versteht man gewöhnlich die Vergeudung der Lebenskraft oder der animalischen Zeugungskraft. Die Kraft der Schöpfung auf der physischen Ebene zur Erhaltung der Rasse ist der höchste physische Akt, dessen der Mensch fähig ist. Die Vergeudung der Lebenskraft durch ausschweifendes Leben ist die grosse Versündigung am physischen Körper. Ein solcher Mensch erkennt nicht die Bedeutung des Zeugungsaktes, [199] er kann den niederen Begierden und Freuden nicht widerstehen, er hat die Selbstbeherrschung verloren. Die Auswirkungen dieses Unvermögens sind überall zu sehen: eine durchschnittlich schwache Gesundheit, überfüllte Krankenhäuser, kranke, geschwächte und blutarme Männer, Frauen und Kinder. Auf die Erhaltung der Energie wird zuwenig geachtet, und die Worte «Vergeudung» und «ausschweifende Menschen» enthalten eine Lehre. Ein Jünger muss als erstes das wahre Wesen der Zeugung verstehen lernen und seine Energie bewahren. Ein Zölibat ist dazu nicht erforderlich, nur Selbstdisziplin. In den relativ kurzen Lebenszyklen, in denen sich der Aspirant auf den geistigen Weg vorbereitet, kann es jedoch sein, dass er ein oder auch mehrere Leben lang unbedingte Enthaltsamkeit üben muss, um völlige Selbstbeherrschung zu lernen und zu beweisen, dass er die niedere Geschlechtsnatur völlig überwunden hat. Die richtige Einstellung zum Geschlechtsprinzip, verbunden mit einer völligen Anpassung an das Gesetz des Landes, ist kennzeichnend für jeden wahren Aspiranten. Das ist die eine Seite zu diesem. Thema von der Erhaltung der Energie. Es gibt aber noch einen anderen Standpunkt, von dem aus der Aspirant dieses Problem betrachtet, nämlich die Umwandlung des Vitalprinzips (wie es sich im physischen Mechanismus ausdrückt) in seine dynamische Manifestation durch das Organ des Tons oder der Schöpfung, durch das Wort; das ist die Aufgabe des wahren Magiers. Wie alle Studierenden des Okkultismus wissen, besteht eine enge Verbindung zwischen den Zeugungsorganen und [200] dem dritten Hauptzentrum, dem Kehlzentrum. Das ist physiologisch zu erkennen am Stimmbruch während der Reifungsperiode. Der Yogi, der enthaltsam lebt und sich seine Energie in der rechten Weise erhält, wird durch die Anwendung des Wortes und von Tonschwingungen zum Schöpfer auf der Mentalebene; so wird die Energie, die durch die Tätigkeit des niederen Zentrums vergeudet werden kann, konzentriert und in das grosse schöpferische Werk des Magiers umgewandelt. Das geschieht durch Enthaltsamkeit, durch ein reines Leben und lauteres Denken, nicht durch irgendwelche Entstellungen der okkulten Wahrheit, wie zum Beispiel Geschlechtsmagie oder die abscheulichen sexuellen Perversitäten, die in verschiedenen sogenannten okkulten Schulen gelehrt werden. Diese gehören zur schwarzen Magie und führen nicht zum Portal der Einweihung. 39. Wer sich von Gier und Geiz völlig freigemacht hat, lernt das Gesetz der Wiedergeburt verstehen. Dieser Lehrspruch sagt ganz eindeutig, dass es das Verlangen nach Form irgendeiner Art ist, das den Geist in die Verkörperung führt. Wenn der Yogi völlig wunschlos ist, können ihn die drei Welten nicht mehr fesseln. Wir schmieden uns selbst unsere Ketten im Feuer der Begierden und der verschiedenen Wünsche nach Dingen, nach Erfahrung und nach dem Formleben. Wenn Zufriedenheit erstrebt und erreicht wird, fallen diese Ketten allmählich ab, und es werden keine neuen mehr geschmiedet. In dem Mass, in dem wir uns von der Welt der Illusion freimachen, wird [201] unsere Sicht klarer; die Gesetze des Seins und des Bestehens werden uns offenkundig, und sie werden nach und nach verstanden. Die Fragen nach dem Wie und Warum des Lebens werden beantwortet. Der Grund für das Dasein auf der Erde und die Methodik unserer Wiedergeburt sind kein Problem mehr, und der Yogi versteht, warum die Vergangenheit war und worin ihre Merkmale bestehen. Er erkennt die Ursache seiner gegenwärtigen Lebens- und Erfahrungsperiode und kann jeden Tag das Gesetz praktisch anwenden; er weiss genau, was er für die Zukunft zu tun hat. Auf diese Weise macht er sich frei, er begehrt nichts in den drei Welten und stellt sich auf die Bedingungen der Welt des geistigen Seins um. Aus diesen Qualitäten besteht das Befolgen der fünf Gebote. 40. Innere und äussere Reinheit bewirkt Abkehr von der Form, von der eigenen und von allen Formen. Die Umschreibung dieses Lehrspruchs hält sich nicht an die technische Übersetzung der Sanskritworte, da diese leicht missverstanden werden. Wörtlich lautet die Übersetzung: «Innere und äussere Reinigung verursacht Abneigung gegen den eigenen Körper und Abwendung von allen Körpern». Die Neigung des Menschen im Westen, wortwörtlich zu interpretieren, macht eine etwas freiere Übersetzung notwendig. Der Student im Osten, der mit der symbolischen Darstellung der Wahrheit besser vertraut ist, verfällt nicht so leicht solchen Irrtümern. Bei der Betrachtung dieses Lehrspruchs sollte man daran denken, dass Reinheit eine Qualität des Geistes ist. Reinheit ist [202] natürlich von verschiedener Art und bezieht sich auf die vier Träger (den physischen Körper, den Ätherleib, den Emotionalkörper und den Mentalkörper), die es dem Menschen ermöglichen, mit den drei Welten in Verbindung zu kommen. Wir können daher wie folgt unterscheiden: a. Äussere Reinheit #physischer Träger #dichter Körper. b. Magnetische Reinheit #Ätherleib #innere Reinheit. c. Psychische Reinheit #Astralkörper #emotionelle Reinheit. d. Mentale Reinheit #Mentalkörper #Reinheit des konkreten Denkens. Es ist genauestens zu beachten, dass diese Reinheit die Substanz betrifft, aus der ein jeder dieser Träger besteht. Die Reinheit wird auf dreierlei Art erlangt: 1. Durch Aussonderung der unreinen Substanz oder jener Atome und Moleküle, die den freien Ausdruck des Geistes beeinträchtigen und ihn an die Form binden, so dass er weder unbehindert einströmen noch frei sich entfalten kann. 2. Durch Aufnahme solcher Atome und Moleküle, die auf eine Form hinarbeiten, durch die sich der Geist in angemessener Weise auswirken kann. 3. Durch Schutz der gereinigten Form vor Verunreinigung und Verderbnis. Auf dem Pfad der Läuterung oder dem Probepfad beginnt die Aussonderung; auf dem Pfad der Jüngerschaft werden die Regeln für den Aufbau- oder Assimilationsprozess erlernt; und auf dem Pfad der Einweihung (nach der zweiten Einweihung) beginnen die Schutzmassnahmen. Im Abendland sind die Grundsätze der äusseren Reinheit, die Normen der Gesundheitsfürsorge und der Hygiene hinreichend bekannt, und sie werden auch weitgehend befolgt. Im Orient hingegen sind die Richtlinien für magnetische innere Reinheit besser [203] bekannt; und wenn beide Systeme anerkannt und zusammengefasst werden, wird der zweifache physische Träger (der physische Körper und der Ätherleib) schliesslich ganz beträchtlich verfeinert werden. In der heutigen Zeit jedoch richtet sich das Interesse der Hierarchie hauptsächlich auf die Frage der psychischen Reinheit; und das ist auch der Grund dafür, dass die okkulte Lehre derzeit soviel Wert darauf legt. Das hat nichts mit psychischer Entwicklung im üblichen Sinn zu tun; auf die niederen psychischen Kräfte wird kein Wert gelegt; der Aspirant soll nur die Gesetze des geistigen Lebens erlernen. Dadurch wird das Wesen der Psyche erkannt und die Herrschaft über die niedere psychische Natur erlangt. Ein starker Antrieb in dieser Richtung wird von der Hierarchie in diesem Jahrhundert (1927-2026) ausgehen mit dem gleichzeitigen Bestreben, die Denkgesetze zu verbreiten. Aus diesem Grunde wird diese Yoga-Lehre herausgegeben. Sie enthält die Regeln für die Beherrschung des Denkvermögens, befasst sich aber auch eingehend mit dem Wesen der psychischen Kräfte und der Entwicklung des psychischen Bewusstseins. Das ganze dritte Buch befasst sich mit diesen Kräften. Das Thema der Lehrsprüche als Ganzes ist, kurz gesagt, die Entwicklung der Gedankenbeherrschung mit dem Ziel, den Kontakt mit der Seele zu erlangen, die niederen psychischen Kräfte unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig die höheren Kräfte zu entfalten. Das sollte betont werden. Abkehr von der Form oder |
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