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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 151 ff. (engl.) |
ausführlich zu behandeln. Nur soweit es den Menschen betrifft, soll es hier
gestreift und wie folgt zusammengefasst werden: - Alles [152] Leid und alle
Sorge wird dadurch verursacht, dass sich der geistige Mensch mit seinen
objektiven Formen in den drei Welten und mit dem Reich der Erscheinungen
identifiziert, in dem diese Formen ihr Wirkungsfeld haben. Wenn er sich vom
Reich der Sinne loslösen und sich erkennen kann als «den, der nicht das ist, was
gesehen, berührt und gehört wird», dann kann er sich freimachen von allen
Begrenzungen der Form und dastehen als der göttliche Wahrnehmende und Handelnde.
Er kann dann ganz nach Wunsch Formen benutzen, um bestimmte Vorhaben
auszuführen, aber er betrachtet sie nicht als sich selbst. Der Yoga-Schüler
sollte sich immer dessen bewusst sein, dass in den drei Welten (mit denen allein
er in diesem Stadium zu tun hat) er der höchste Faktor bei den wohlbekannten
Dreiheiten ist:
Der Wahrnehmende #die Wahrnehmung #das, was wahrgenommen wird. Der Denker #der Gedanke #die Gedankenformen. Der Erkennende #die Erkenntnis #das Feld des Erkennens. Der Seher #die Sehkraft #das, was gesehen wird. Der Beobachter #die Beobachtung #das, was beobachtet wird. Der Zuschauer #das Schauen #das Schauspiel. und viele andere ebenso bekannte Dreiheiten. Das grosse Endziel des Raja Yoga ist die Befreiung des Denkers von den Modifikationen des Denkprinzips, so dass er nicht mehr aufgeht in der grossen Welt der Gedankenillusionen und sich nicht mehr identifiziert mit dem, was nur zur Erscheinungswelt gehört. Er ist dann frei und losgelöst und benutzt die Welt der sinnlichen Wahrnehmung als das Feld intelligenten Handelns, und nicht mehr als das Feld, um Experimente zu machen und Erfahrungen zu sammeln. Man muss im [153] Auge behalten, dass die Wahrnehmungsmittel die sechs Sinne sind, also Gehör, Tastsinn, Gesichtssinn, Geschmackssinn, Geruchssinn und das Denkvermögen, und dass diese sechs überschritten und erkannt werden müssen als das, was sie sind. Die Sinnesorgane enthüllen die grosse Maya, die Welt der Illusion, die aus Formen jeder Art besteht; die Substanz dieser Formen muss hinsichtlich ihres atomaren und molekularen Aufbaus und ihrer Grundelemente, die dieser Substanz ihre spezifischen Unterschiede und Eigenschaften geben, erforscht werden. Dabei sollte der Studierende bedenken, dass er die Natur der folgenden Faktoren, die wir im Gegensatz zum Geist Materie nennen, erforschen muss: 1. Atome, 2. Molekulare Materie, 3. Die Elemente, 4. Die drei Gunas oder Qualitäten, 5. Die Tattvas oder Kraft-Differenzierungen in ihren sieben Formen. Wenn er die Natur und die Unterschiede der Materie erkennt und versteht, begreift er auch die Welt der Formen, die seinen Geist so lange gefangen gehalten hat. Darauf weist Patanjali im nächsten Lehrsatz hin: 18. Das Wahrgenommene hat drei Qualitäten: Sattva, Rajas und Tamas (Rhythmus, Aktivität und Trägheit); es besteht aus den Elementen und den Sinnesorganen, deren Gebrauch Erfahrung bringt und schliesslich zur Befreiung führt. Das ist einer der wichtigsten Lehrsätze des Buches, denn hier sind in ein paar kurzen Sätzen das Wesen der Substanz, ihre Struktur, [154] ihr Zweck und ihre primäre Ursache zusammengefasst. Der Betrachtung eines jeden Satzes könnte viel Zeit gewidmet werden. Die Worte «die Qualitäten», «die Elemente», «die Sinne», «Entwicklung» und «Befreiung» drücken die Gesamtsumme der Faktoren aus, die am Wachsen des Menschen beteiligt sind. Diese fünf Worte betreffen die menschliche Einheit am meisten, denn sie umfassen die lange Laufbahn des Menschen, angefangen von der ersten Menschwerdung, über den ganzen Kreislauf der Inkarnationen bis zu dem Zeitpunkt, da er durch die Tore der verschiedenen Einweihungen in das grössere Leben des Kosmos eingeht. Zuerst kennzeichnet ihn Trägheit. Seine Formen sind von so schwerer und grober Art, dass viele und heftige Anstösse notwendig sind, ehe er sich seiner Umgebung bewusst wird und sie später richtig wahrnehmen kann. Die grossen Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft spielen ihre Rolle beim Aufbau seiner Formen und werden seinem ganzen Wesen einverleibt. Langsam werden seine verschiedenen Sinnesorgane wirksam. Zuerst die fünf Sinne; später, wenn die zweite Qualität, Rajas oder Aktivität, fest begründet ist, entfaltet sich allmählich auch der sechste Sinn, das Denkvermögen. Sodann beginnt er in allem, was ihn umgibt, die gleichen Qualitäten und Elemente wahrzunehmen, die in ihm selbst vorhanden sind. und sein Wissen nimmt immer mehr zu. Dann kommt er einen Schritt weiter: er erkennt den Unterschied zwischen sich, dem Wahrnehmenden, und dem, was er als seine Formen und ihre Daseinswelt wahrnimmt. Der sechste Sinn wird immer mehr vorherrschend und wird schliesslich vom wahren Menschen unter Kontrolle gebracht. Ein solcher Mensch kommt dann in den sattvischen Zustand, in dem er innerlich völlig ausgeglichen ist; folglich harmoniert [155] er auch mit allem, was ihn umgibt. Seine Daseinsform ist rhythmisch und im Einklang mit dem grossen Ganzen. Er sieht dem Schauspiel zu und sorgt dafür, dass die Formen, deren er sich in der Welt der Erscheinungen bedient, richtig beherrscht werden, und dass alle seine Handlungen mit dem grossen Plan übereinstimmen. An diesem Punkt angelangt ist er ein Teil des Ganzen, schon frei und unbeschwert von der Herrschaft der Welt der Formen, der Elemente und der Sinne. Jetzt benutzt er sie, nicht mehr benutzen sie ihn. 19. Die Gunas (oder Qualitäten der Materie) haben ein vierfaches Wirkungsfeld: das Offensichtliche, das Subtile, das Angedeutete und das Unfassbare. Es ist interessant, dass die drei Gunas oder Qualitäten der Materie (die Gesamtsumme der Attribute oder Aspekte der Substanz unseres Sonnensystems) in vier Bereiche aufgeteilt sind. In dieser siebenfachen Einteilung haben wir eine Analogie zu den Siebenfältigkeiten, die im ganzen Universum zu finden sind. Zuerst haben wir die wichtigsten drei Aspekte der Denk-Substanz: 1. Sattvische Substanz #Rhythmus, Gleichgewicht, Harmonie. 2. Rajasische Substanz #Beweglichkeit, Aktivität. 3. Tamasische Substanz #Beharrung, Festigkeit. Diese drei gliedern sich in folgende Kategorien oder Stufen: 1. Das Offensichtliche #manifestierte Elemente, Formen. 2. Das Nicht-offensichtliche #die Sinne, die Auswirkungen von Kräften, die Tanmatras. 3. Das Angedeutete #Ursubstanz, die Tattvas, atomare Materie. 4. Das Unfassbare #Das grosse Leben, die Gesamtheit von allem. Dieser Lehrspruch [156] will die technischen Einzelheiten des Formaspekts der Manifestation behandeln, ob es sich nun um die Manifestation eines menschlichen Atoms oder einer solaren Gottheit handelt; er deutet einfach hin auf die naturgegebene Dreifaltigkeit der Substanz, auf ihr siebenfältiges Wesen und ihre verschiedenen Wandlungen. Er beschreibt das Wesen jenes göttlichen Lebensaspekts, der von den Hindus Brahma, und von den Christen Heiliger Geist genannt wird. Das ist der dritte Aspekt der Trinität, der Aspekt der wirkenden, intelligenten Materie, aus welcher der Körper Vishnus oder des kosmischen Christus aufgebaut werden soll, damit Shiva, der Vater oder Geist, ein Medium der Offenbarung hat. Es könnte deshalb nützlich sein, die Wesensart der vier Kategorien der drei Gunas anzugeben. Zuvor aber nennen wir die Synonyme für diese Gunas: Die drei Gunas: 1. Die Qualitäten der Materie. 2. Die Aspekte der Denksubstanz oder des universalen Denkprinzips. 3. Die Attribute von Kraft-Materie. 4. Die drei Wirkkräfte. Diese Dreiheiten sollten sorgfältig studiert werden, denn sie sind die Mittel, durch welche ein Bewusstsein in seinen verschiedenen Graden ermöglicht wird. Wir befassen uns hier mit der grossen Illusion der Formen, mit denen sich der wirkliche Mensch zu seinem eigenen Leid während des langen Kreislaufs von Inkarnationen identifiziert und von denen er letzten Endes befreit werden [157] muss. Ein noch umfassenderer Gedanke ist darin enthalten: Die Einkerkerung des Lebens eines Sonnen-Logos in die Form eines Sonnen-Systems, dessen entwicklungsgemässe Entfaltung durch das Medium dieser Form, und die schliessliche Vollendung und Freisetzung dieses Lebens von der Form am Ende eines grossen solaren Zyklus. Der kleinere Kreislauf des Menschen ist in dem grösseren enthalten, und sein Erfolg und die Art seiner Befreiung ist nur relativ im Verhältnis zum grösseren Ganzen. 1. Der offensichtliche Wirkungsbereich der Gunas. Dieser äussere oder spezifizierte Wirkungsbereich der Gunas besteht aus sechzehn Abteilungen, die hauptsächlich mit den menschlichen Reaktionen auf die greifbare, objektive Welt zu tun haben. a. Die fünf Elemente: Äther, Luft, Feuer, Wasser, Erde. Das sind die unmittelbaren Auswirkungen des inneren Tones oder Wortes. b. Die fünf Sinnesorgane: Das Ohr, die Haut, das Auge, die Zunge, die Nase, also jene physischen Organe oder Kontaktmitte!, die es ermöglichen, dass sich der Mensch mit der dinghaften Welt identifiziert. c. Die fünf Organe der Tätigkeit: Hände, Füsse, Sprachorgan, die Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorgane. d. Das Denkvermögen. Das ist der sechste Sinn, das Organ, das alle anderen Sinnesorgane zu einer Synthese vereinigt und schliesslich deren Gebrauch überflüssig machen wird. Diese sechzehn Mittel der Wahrnehmung und Tätigkeit in der Erscheinungswelt sind Kommunikationsmittel für den wirklichen, denkenden Menschen; sie sind der Beweis für seine aktive Wirklichkeit und sind die Gesamtsumme der physischen Tatbestände, die [158] jeden verkörperten Gottessohn betreffen. In ihrer kosmischen Bedeutung sind sie die Gesamtsumme der Fakten, welche die Wirklichkeit einer kosmischen Inkarnation demonstrieren. «Das Wort ist Fleisch geworden» gilt im individuellen wie im kosmischen Sinn. 2. Der subtile Wirkungsbereich der Gunas. Er besteht aus sechs Abteilungen, die mit dem zu tun haben, was dem offensichtlichen Bereich zugrundeliegt, was innerlich und ungreifbar ist; es betrifft die Entfaltung von Kräften, welche die sichtbaren Formen hervorbringen. In den Schriften der Hindus werden sie fachmännisch Tanmatras genannt. Sie haben mehr mit dem Bewusstsein zu tun als mit der Form und sind die «besonderen Modifikationen der Buddhi oder des Bewusstseins» (Ganganatha Iha). Sie sind: 1. Das Element des Hörens oder das, was das Ohr erzeugt - die erste Anlage des Hörens. 2. Das Element des Fühlens oder das, was die Organe der Berührung (die Haut etc.) erzeugt, - der Ansatz für den Tastsinn. 3. Das Element des Sehens oder das, was das Auge erzeugt. 4. Das Element des Schmeckens oder das, was die Geschmackswerkzeuge hervorbringt. 5. Das Element des Riechens oder das, was die Riechorgane erzeugt. Hinter diesen fünf steht das sechste Tanmatra (oder die Modifikation des Bewusstseinsprinzips), das sogenannte «Persönlichkeitsgefühl», das Ich-Bewusstsein, das Ahamkara-Prinzip; dieses erzeugt das Gefühl der personellen Wirklichkeit und die Vorstellung, eine abgesonderte Bewusstseinseinheit zu sein. Es ist die Grundlage für die grosse «Ketzerei der Absonderung» und die Ursache davon, dass der wirkliche [159] oder geistige Mensch in die grosse Illusion hineingerät. Es ist das, was den Menschen äonenlang gezwungen hat, sich mit den Dingen der Sinne zu identifizieren; aber es ist auch das, was ihn schliesslich dazu führt, dass er Befreiung sucht. 3. Das Angedeutete. Den sechzehn spezifischen und den sechs subtilen Bereichen liegt das zugrunde, |
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