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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 137 ff. (engl.) |
nicht vergessen, dass die Überwindung dieser Tendenz, selbst dann, wenn sie
durch einen Adepten zu ihrer höchsten Stufe gebracht worden ist, immer nur eine
relative Überwindung ist. Solange wie der Logos unseres Sonnensystems (oder der
absolute Geist) sich durch ein Sonnensystem manifestiert, wird diese Tendenz im
höchsten planetarischen Geist und in der erhabensten geistigen Wesenheit
fortbestehen. Um das Anhangen zu überwinden und das Verlangen abzutöten, kann
man nichts anderes tun, als die Kraft zu entfalten, welche die Gegensatzpaare
auf irgendeiner Ebene im Gleichgewicht hält, so dass man nicht mehr von den
Formen dieser Ebene gefesselt wird und sich zurückziehen kann. Gewöhnlich werden
den Worten «Anhangen», «Verlangen» und «Abtöten» völlig nebensächliche
Ausdeutungen gegeben, die dem kleinen Fortschritt des Aspiranten entsprechen.
Es sind Worte, die [138] ganz unzulänglich und nur symbolisch eine okkulte Funktion auszudrücken versuchen. Sie können nur dann wirklich verstanden werden, wenn man das Gesetz der Anziehung und Abstossung beachtet und das System der okkulten Schwingungen versteht. Der Wille, zu leben oder in Erscheinung zu treten, gehört zum göttlichen Lebensimpuls und ist darum richtig. Der Wille aber, auf einer besonderen Ebene zu sein oder sich durch irgendwelche spezifischen Gruppen oder Formen zu manifestieren, ist nicht richtig, wenn man diesem Bereich der Manifestation entwachsen ist. Wenn irgendwelche besonderen Formen ihren Zweck, als Medium für Erfahrungs-Kontakte zu dienen erfüllt haben, und wenn mit diesen Formen keine weiteren Lektionen mehr gelernt werden können, beginnt das Böse; denn eine Neigung zum Bösen ist nichts anderes als die Neigung, zum Gebrauch von Formen und zu Gewohnheiten zurückzukehren, denen der innere Mensch entwachsen ist. Aus diesem Grunde werden die groben körperlichen Sünden allgemein als Böses angesehen, da allgemein bekannt ist, dass der Bewohner der menschlichen Form dem dritten oder Tierreich entwachsen ist. Ein Adept hat daher das Anhaften an Formen auf den drei Ebenen (physisch, astral und mental) überwunden und alles Verlangen nach den Formen dieser Ebenen abgetötet. Wenn das Leben oder der Geist sich zurückzieht, stirbt (okkult gesehen) die Form. Wenn sich das Denken des Ego oder höheren Selbstes mit seiner eigenen Ebene beschäftigt, fliesst keine Energie mehr in die Materie der drei Welten, so dass sich dort eine Form nicht mehr bilden und ein Verlangen danach nicht mehr einstellen kann. Das stimmt mit der okkulten Binsenwahrheit überein, dass «dem Denken Energie folgt»; und es stimmt auch mit der Lehre überein, dass der Körper des Christus-Prinzips (der buddhische Träger) sich erst dann zu koordinieren [139] beginnt, wenn die niederen Impulse schwinden. Das steht auch im Einklang mit der Tatsache, dass der Kausalkörper, der Körper des höheren Selbstes in den abstrakten Bereichen der Mentalebene, während der Stadien der Jüngerschaft rascher an Schönheit, Umfang und Wirksamkeit zunimmt als vorher im gesamten Zyklus der früheren Inkarnationen. Egoische Energie ist eigentlich nicht ausströmend, sondern mehr auf die eigene Entwicklung gerichtet. Das Anhaften an Formen oder die Anziehungskraft der Form auf den Geist ist der Antrieb der Involution. Die Zurückweisung der Form und deren daraus sich ergebende Auflösung ist der grosse Drang der Evolution. 10. Wenn diese fünf Hindernisse zutiefst erkannt sind, können sie durch eine entgegenwirkende mentale Einstellung überwunden werden. Die Worte «zutiefst erkannt» könnten auch heissen: «vom inneren Menschen erkannt». Der Gedanke, der mit diesen Worten ausgedrückt werden soll, ist in dem folgenden Kommentar von Dvidedi gut erklärt worden: «Nachdem der Verfasser die Art der «Ablenkungen» beschrieben hat, weist er den Weg, wie sie überwunden werden können. Sie sind von zweifacher Art: fein und grob. Die ersten sind diejenigen, die in Form von Eindrücken im Unterbewusstsein schlummern; zur zweiten Art gehören diejenigen, die direkt auf das Denken einwirken. Die ersteren können nur dadurch vollständig überwunden werden, dass man die Herrschaft über ihren ganzen Träger, nämlich über das Denkprinzip erlangt». Das ist die [140] erste Aufgabe des Yoga-Aspiranten. Er muss das Wesen der Hindernisse erkennen und dann mit der Beseitigung beginnen; das muss von der mentalen Ebene aus geschehen. Zuerst muss er die Kontrolle über den Denkapparat erlangen; dann muss er lernen, wie dieser Apparat gehandhabt werden muss; und wenn das erreicht ist, muss er damit beginnen, die Hindernisse durch Gegenströmungen unwirksam zu machen. Die Hindernisse sind die Folgen falscher Denkgewohnheiten und der missbräuchlichen Anwendung des Denkprinzips. Wenn man einmal diese falschen Denkgewohnheiten als die Keime erkannt hat, welche die hindernisschaffenden Formen hervorbringen, dann können sie im latenten Zustand durch richtige Denkgewohnheiten ausgerottet werden; und diese stellen sich ein, wenn man die freiheit-schaffenden Mittel benützt. Unwissenheit (Avidya) muss durch wahres Wissen oder Vidya ersetzt werden. Bekanntlich bilden in dieser vierten Rasse, auf diesem vierten Planeten und in der vierten Runde die vier Vidyas, die vier edlen Wahrheiten und die vier Grundelemente die Gesamtsumme dieses Wissens. Die vier Vidyas der Hindu-Philosophie sind folgende: 1. Yajna-Vidya. - Die Ausübung religiöser Riten, um bestimmte Ergebnisse oder Wirkungen hervorzurufen. Zeremonielle Magie; sie wirkt mit dem Ton (Laut), hat aber mit Akasha, dem Äther des Raumes zu tun. «Yajna» ist die unsichtbare Gottheit, die den Raum durchdringt. 2. Mahavidya. - Das grosse magische Wissen. Es ist entartet zur Tantrika-Verehrung. Bezieht sich auf den weiblichen Aspekt, den Aspekt der Materie (Mutter). Ist die Grundlage der schwarzen Magie. Wahrer Maha-Yoga befasst [141] sich mit der Form (zweiter Aspekt) und ihrer Anpassung an den Geist und an seine Erfordernisse. 3. Guhya Vidya. - Die Wissenschaft der Mantrams. Das geheime Wissen der mystischen Mantrams. Die okkulte Macht des Tones, des Wortes. 4. Atma Vidya. - Wahres geistiges Wissen. Die vier edlen Wahrheiten sind uns in der folgenden Rede Buddhas gesagt werden: «Der Erhabene sprach: «Weil wir die vier edlen Wahrheiten nicht verstanden haben und nicht in sie eingedrungen sind, meine Brüder, sind wir in die Irre gegangen auf dieser langen, langen Wanderung (oder im Kreislauf der Wiedergeburt). Welches sind diese vier Wahrheiten? Die edle Wahrheit vom Leiden. die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens, die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens; die edle Wahrheit vom Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt». Aber, meine Brüder, wenn die vier edlen Wahrheiten erkannt und durchschaut sind, dann ist das Verlangen nach Dasein entwurzelt, der Faden zur Wiedergeburt abgeschnitten und es kommt zu keinem weiteren Dasein mehr». So sprach der Erhabene; als der Glückliche so gesprochen hatte, fügte er hinzu: Blind waren wir für die edle vierfache Wahrheit, Und sahen nicht die Dinge, wie sie wirklich sind. Lange wanderten wir durch viele Geburten. Wenn diese Wahrheiten erkannt werden, ist der Faden des Lebens zu Ende. Es gibt kein neues Werden mehr, wenn die Wurzel des Leidens ausgerottet ist». Die vier Elemente sind uns in dem folgenden Auszug aus der Geheimlehre angegeben worden. (I. 95): «Das goldene Ei war umgeben von sieben natürlichen Elementen: Vier davon waren gleich zur Hand (Äther, Feuer, Luft, Wasser), die anderen waren verborgen». 11. Ihre Wirksamkeit muss [142] durch stetige Meditation beseitigt werden. Die «entgegenwirkende mentale Einstellung», auf die im vorigen Lehrsatz hingewiesen wurde, bezieht sich ganz klar auf die Keime oder die latenten Neigungen, die im Mental- und Emotionalkörper bestehen. Diese gedankliche Einstellung muss zur aktiven mentalen Meditation und zum zielgerichteten Denken werden, wenn die Tätigkeiten des physischen Körpers einer gleichen Beherrschung unterworfen werden sollen. Vieles von dem, was wir tun, geschieht automatisch und ist die Folge von lange beibehaltenen Gewohnheiten des Fühlens und Denkens. Infolge lebenslanger Gewohnheit und der Abhängigkeit von einer Welt greifbarer Formen werden unsere Handlungen auf der physischen Ebene instinktiv durch die fünf Hindernisse gelenkt und bestimmt. Diese Wirksamkeit muss unterdrückt werden. Die Beseitigung der latenten Keime und die Unterdrückung der äusseren Tätigkeiten müssen gleichzeitig vor sich gehen. Die beständige Gegenwirkung der mentalen Einstellung bewirkt das eine; Meditation, bei der die drei Faktoren des Denkers, der Denkfähigkeit und des physischen Gehirns eingesetzt werden, wird das andere bewirken. Das darf nicht vergessen werden, sonst kann die Theorie nicht zur vernünftigen Praxis werden. Der Meditations-Prozess wird im dritten Buch behandelt und braucht deshalb hier nicht weiter ausgeführt zu werden. 12. Selbst das Karma hat seine Wurzeln in diesen fünf Hindernissen, und es muss in diesem oder in einem späteren Leben zur Auswirkung kommen. Solange sich [143] ein Mensch von diesen fünf Hindernissen leiten und bestimmen lässt, genauso lange werden sie zwangsläufig alle die Wirkungen hervorrufen, die ihn an das Rad der Wiedergeburt gebunden halten und dazu verdammen, eine Form anzunehmen. Der Leser sollte sorgfältig beachten, dass diese fünf Hindernisse die Ursache aller Handlungen der niederen Persönlichkeit oder des niederen Menschen sind. Alles Tun und Wirken hat seinen Ursprung in einem dieser Hindernisse, und es gibt keine Tätigkeit des Durchschnittsmenschen in den drei Welten, die nicht die Folge von Unwissenheit und den sie begleitenden irrigen Identifizierungen und Reaktionen wäre. Wenn einmal die Hindernisse überwunden sind und Unwissenheit (der Grund von allem) durch höheres Wissen ersetzt ist, dann gibt es immer weniger Wirkungen, die auf der physischen Ebene abzutragen sind; und die Ketten, die den Menschen an das grosse Rad der physischen Manifestation gefesselt halten, werden eine nach der anderen zerbrochen. Diese Ketten sind dreifach, so wie auch das Feld der Unwissenheit ein dreifaches ist; es sind die drei grossen Bewusstseinsebenen, das Feld der menschlichen Entwicklung. Wenn das Feld der Unwissenheit zum Feld bewussten Erlebens wird, und wenn die Ketten als Fesseln und Begrenzungen empfunden werden, dann ist der angehende Jünger im Befreiungsprozess einen grossen Schritt vorwärts gekommen. Wenn er den Kampf nach innen verlegen kann in das, was Ganganatha Iha das «unmanifestierte Leben» nennt, und was wir häufig «die inneren Ebenen» nennen, dann tritt er ein in die Halle der Belehrung und zerreisst die Ketten, an die ihn Kama (oder Begierde) und die falsche Anwendung der Denkfähigkeit so fest geschmiedet haben. Später wird er dann in die Halle des Wissens eintreten und gewisse esoterische und okkulte Methoden erlernen, welche die Befreiungsprozesse beschleunigen. 13. Solange die [144] Wurzeln oder Samkaras bestehen, bewirken sie Geburt und ein Dasein mit Lust- oder Leiderfahrung. Die wichtigste Aufgabe des Menschen, der den Okkultismus studiert, besteht darin, Kräfte geschickt zu handhaben und in jene Welt einzudringen, in der Kräfte in Bewegung gesetzt werden, die sichtbare Wirkungen zur Folge haben. Er muss das Wirken des Gesetzes von Ursache und Wirkung studieren; er muss es tatsächlich und in voller Klarheit verstehen und aufhören, sich nur mit Wirkungen zu befassen. Er muss seine Aufmerksamkeit auf die Ursachen richten, welche die Wirkungen hervorrufen. Er kommt (in bezug auf sich selbst) zu der Erkenntnis, dass die primäre Ursache seines objektiven Daseins in den drei Welten das Ego selbst ist, und dass die sekundären Ursachen alle jene fundamentalen egoischen Impulse sind, die zur Entwicklung des Reaktionsvermögens auf Sinnesberührung in den drei Welten geführt haben. Diese Impulse haben Wirkungen erzeugt, die sich gesetzmässig auf der physischen Ebene sichtbar auswirken müssen. Darum ist die Herstellung einer direkten Verbindung mit dem Ego - über den Lebensfaden (oder das Sutratma) - von so grosser Bedeutung, denn nur auf diese Weise kann der Aspirant die Ursachen herausfinden, die den Manifestationen seines jetzigen Lebens zugrundeliegen; und nur so kann er beginnen, sich mit den Samskaras oder Keimen seines zukünftigen Handelns zu befassen. Diese Keime sind dem Wesen nach kama-manasisch (d.h. teils emotional, teils mental), denn das Verlangen ist mächtig in seinen Auswirkungen und erzeugt |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |