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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 68 ff. (engl.)
fortgeschrittenen Grades. Dieses Hellsehen ist irreführend, und gesondert von seiner höheren Entsprechung, der geistigen Wahrnehmung, ist es die Apotheose von Maya und Illusion.

4. Sehen von Symbolen. Das ist eine Fähigkeit des Mentalkörpers und der Faktor, der das Sehen von Farben und geometrischen Symbolen, vierdimensionales Sehen und jene Träume und Visionen hervorruft, die das Ergebnis mentaler Aktivität, und nicht astralen Sehens sind. Häufig haben diese Gesichte den Charakter des Vorhersehens.

Diese vier Arten des Sehens sind die Ursache irriger Wahrnehmung; sie werden so lange nur Illusion und Irrtum erzeugen, bis einmal die höheren Formen des Sehens, die im folgenden angegeben werden, an ihre Stelle treten. Diese höheren Formen des Sehens schliessen die niederen ein.

5. Reine Schau. Darüber sagt Patanjali:

«Der Seher ist reines Erkennen (Gnosis). Obwohl es rein und klar ist, sieht [69] er den dargestellten Gedanken durch das Medium der Denkfähigkeit». (Buch II, Lehrspruch 20)

Die Worte «reines Erkennen» sind auch übersetzt worden mit «reines Schauen». Dieses Schauen ist eine Fähigkeit der Seele, die reines Wissen ist; es offenbart sich, wenn die Seele das Denkvermögen als Instrument des Schauens benutzt. Charles Johnston übersetzt den gleichen Lehrspruch so: «Der Seher ist reines Schauen ... er sieht (die dargestellte Idee) durch das Medium der Denkfähigkeit».

Es ist das klare Verstehen des Erkannten und ein vollkommenes Begreifen der Dinge der Seele, das den Menschen kennzeichnet, der durch Konzentration und Meditation Beherrschung des Denkens erreicht hat. Das Denken wird dann zu einem Fenster für die Seele, durch das der geistige Mensch in ein neues und höheres Reich des Wissens sehen kann. Gleichzeitig mit der Entfaltung dieser Art des Schauens wird die Zirbeldrüse tätig, und gleichlaufend damit entwickelt sich auch das dritte Auge (in ätherischer Materie).

6. Geistige Schau oder genaue, richtige Wahrnehmung. Diese Art des Sehens erschliesst die Welt der Intuition (der Buddhischen Ebene) und führt den Schauenden hinaus über die abstrakten Bereiche der Mentalebene. Auf diese Weise werden die Dinge des reinen Geistes, der Sinn und Zweck aller erschaffenden Welten erkannt, genau so wie das reine Erkennen es dem Menschen ermöglicht, die Quellen der reinen Wahrheit zu erschliessen. Mit der Entwicklung dieses Sehens wird das Kopfzentrum aktiv, und die tausendblättrige Lotosblüte entfaltet sich.

7. Kosmisches Sehen. Dieses Sehen ist für den Menschen unvorstellbar; es ist ein Erkennen oder Innewerden jener grossen Wesenheiten, Die sich durch eine Kette von Planeten innerhalb eines Sonnensystems manifestieren, so wie sich der Mensch durch seine Körper [70] manifestiert. Durch das Studium dieser Arten der Wahrnehmung wird der Schüler zu einer richtigen Einschätzung der Arbeit kommen, die er zu leisten hat. Er kann dadurch feststellen, wo er zur Zeit steht, und er kann sich infolgedessen verständnisvoll auf den nächsten Schritt vorbereiten.

Hindernis VIII. Unfähigkeit zur Konzentration.

Die beiden letzten Hindernisse zeigen an, wie «das Alte vergehen» und der neue Mensch in Erscheinung treten kann. Dazu gehören nicht nur Selbstdisziplin oder die Unterwerfung der Körperhüllen, nicht nur Dienen oder Eins-sein mit dem Gruppenbewusstsein, sondern es gehören dazu auch die beiden Stufen der Konzentration (der Beherrschung des Denkens) und der Meditation, des ständigen Nachdenkens über das, was die Seele erspürt und erkannt hat. Darauf soll hier nicht näher eingegangen werden, weil es später behandelt wird.

Hindernis IX. Das Unvermögen, die erreichte meditative Haltung, beizubehalten.

Es dürfte klar geworden sein, dass es sich bei den ersten sechs Hindernissen um unrichtige Zustände, und bei den drei letzten um die Folgen dieser Zustände handelt. Sie enthalten einen Hinweis darauf, wie eine Befreiung von diesen falschen Bewusstseinszuständen erreicht werden kann.

Der nächste Lehrspruch ist interessant, da er die Wirkungen angibt, die [71] sich in jedem der vier Körper der niederen Natur bei jenem Menschen einstellen, der diese Hindernisse nicht überwunden hat.

31. Schmerz, Verzweiflung, falsch angebrachte körperliche Aktivität und falsche Lenkung (oder Steuerung) der Lebensströme sind die Folgen der Hindernisse in der niederen psychischen Natur.

Eine jede dieser vier Folgen drückt den Zustand des niederen Menschen aus; sie sind die Auswirkungen falscher Zentralisierung oder Identifizierung.

1. Schmerz ist die Auswirkung, die entsteht, wenn der Astral oder Emotionalkörper falsch polarisiert ist. Schmerz entsteht, wenn man es nicht fertigbringt, die Gegensatzpaare richtig auszugleichen. Er ist ein Anzeichen dafür, dass es an Ausgeglichenheit mangelt.

2. Verzweiflung ist die Auswirkung von Reue, die im Mentalkörper entsteht; sie ist ein Kennzeichen für das, was man «schuldbewusste Mentalnatur» nennen könnte. Der Aspirant hat eine Vorstellung von dem, was sein könnte, aber er hat die Hindernisse noch nicht überwunden; er ist sich bewusst, dass er immer wieder versagt, und das erfüllt ihn mit Ekel und versetzt ihn in einen Zustand der Reue, der Verzweiflung und Verzagtheit.

3. Falsch angebrachte körperliche Aktivität. Der innere Zustand wirkt sich auf der physischen Ebene als intensive Tätigkeit aus, als ein heftiges Suchen nach Lösung oder Trost, als beständiges Hin- und Her-Rennen auf der Suche nach Frieden. Sie ist in der jetzigen Zeit das Hauptmerkmal unserer mental eingestellten arischen Rasse und die Ursache des aggressiven, intensiven Bemühens, das man auf allen Gebieten des Lebens beobachten kann. Dazu haben die Erziehungsmethoden (welche die rasche Entfaltung des Mentalkörpers bezwecken) in hohem Mass beigetragen.

Die Stimulierung [72] der Mentalkörper der Menschen, das ist der grosse Beitrag, den die Erziehung in den Schulen, auf den Universitäten und anderen Ausbildungsstätten leistet. Das ist ein Teil des grossen Planes, der auf das eine Endziel, auf die Entfaltung der Seele hinarbeitet.

4. Falsche Lenkung der Lebensströme. Das ist die Auswirkung. die durch die innere Unruhe im Ätherkörper hervorgerufen wird. Für den Esoteriker gibt es zwei Lebensströme:

a. Den Lebensodem oder das Prana.

b. Die Lebenskraft oder die Feuer des Körpers.

Der Missbrauch des Lebensodems oder die falsche Nutzung des Prana ist die Ursache von achtzig Prozent der heute herrschenden physischen Erkrankungen. Die anderen zwanzig Prozent werden dadurch hervorgerufen, dass die Lebenskraft nicht richtig durch die Zentren zirkuliert; und davon sind hauptsächlich jene zwanzig Prozent der Menschheit betroffen, die man als mental polarisiert bezeichnen könnte. Für den Esoteriker, der die Befreiung erstrebt, liegt die Lösung des Problems jedoch weder in Atemübungen noch darin, dass er auf die sieben Zentren des Körpers einzuwirken sucht. Die Lösung besteht vielmehr darin, dass er sich innerlich intensiv auf eine rhythmische Lebensweise konzentriert, und dass er sein Leben überlegt und methodisch gestaltet. Wenn er das tut, wird sich eine harmonische Angleichung der feineren Körper mit dem physischen Körper einerseits und mit der Seele andererseits einstellen; daraufhin wird ganz von selbst eine ordnungsgemässe Regulierung der pranischen und vitalen Energien erfolgen.

32. Um die Hindernisse und ihre Begleiterscheinungen zu überwinden, muss der Wille intensiv auf eine Grundwahrheit (oder Prinzip} gerichtet werden.

Hier sollte der Yoga-Aspirant sich merken, dass es sieben Mittel [73] und Wege gibt, wie man Frieden erlangen und so das Ziel erreichen kann. Ein jedes dieser sieben Mittel hat eine deutliche Beziehung zu den sieben genannten Hindernissen.

Hindernis #Beseitigung durch:

1. Körperliches Unvermögen #gesunde, vernünftige Lebensführung. (1. 33)

2. Mentale Trägheit #Kontrolle der Lebenskraft. (1. 34)

3. Falsches Fragestellen #Konzentriertes Denken. (1. 35)

4. Unaufmerksamkeit #Meditation. (1. 36)

5. Faulheit #Selbstdisziplin. (1. 37)

6. Mangel an Gelassenheit #Korrekte Analyse. (1. 38)

7. Irrige Wahrnehmung #Erleuchtung. (1. 39)

Die Beseitigung dieser nachteiligen Zustände ist von grösster Wichtigkeit für die ersten Yoga-Stufen, weshalb sie im ersten Buch besonders betont wird.

Ein theoretisches Verstehen der Hindernisse und ihrer Beseitigung ist indes von geringem Nutzen, solange nicht der Wille eingesetzt wird. Nur die beständige, ausdauernde Willensanstrengung, die durch Denken wirksam wird, kann den Aspiranten aus der Dunkelheit ins Licht, und aus dem Zustand des Todes zur Unsterblichkeit führen.

Sobald das Prinzip erkannt worden ist, kann der Jünger in intelligenter Weise arbeiten; und darum ist es notwendig, dass die Prinzipien oder Qualitäten, auf Grund deren die Wahrheit über die Wirklichkeit oder Gott erkannt werden kann, richtig verstanden werden.

Alle Formen bestehen zu dem Zweck, um eine Wahrheit zum Ausdruck zu bringen. Dadurch, dass der göttliche Wille unaufhörlich in Allem wirksam ist, offenbart sich die Wahrheit durch das Medium der Materie. Wenn die Wahrheit oder das Grundprinzip erkannt wird, offenbart sich der Geist. Wenn der Jünger begreift, welches [74] Prinzip durch seine verschiedenen Formen, Hüllen oder Körper zum Ausdruck kommen soll, dann wird er auch wissen, wie er seinen Willen richtig lenken soll, um die gewünschten Zustände zu erreichen. Die Hüllen und Träger sind nur seine Manifestationskörper auf den verschiedenen Ebenen des Systems, und diese Hüllen müssen dasjenige Prinzip zum Ausdruck bringen, das die Haupteigenschaft oder Qualität der betreffenden Ebene ist. So sind zum Beispiel die sieben Prinzipien, die den Menschen betreffen, folgende:

1. Prana #Lebensenergie #Ätherkörper #physische Ebene.

2. Kama #Wünschen, Fühlen #Astralkörper #Astralebene.

3. Niederes Manas #konkretes Denken #Mentalkörper #Mentalebene. 4. Höheres Manas #abstraktes Denken #egoischer Körper

#Mentalebene.

5. Buddhi #Intuition #buddhischer Körper #Buddhische Ebene.

6. Atma #Geistiger Wille #atmischer Körper #atmische Ebene.

Und das, was dem «grenzenlosen, unwandelbaren Prinzip» im Makrokosmos entspricht, die Monade (auf ihrer eigenen Ebene), das ist das siebte Prinzip. Man kann auch zu einer anderen Anzahl von Prinzipien kommen, denn Subba Row hat in gewisser Hinsicht recht, wenn er sagt, dass es nur fünf Prinzipien gibt. Die beiden höchsten - Atma und monadisches Leben - sind eigentlich keine Prinzipien.

Durch die bewusste Anwendung des Willens auf jeder Ebene wird der Träger beständig dazu gebracht, die eine Wahrheit immer genauer zum Ausdruck zu bringen. Das ist die wahre Bedeutung dieses Lehrsatzes und die Antwort auf die Frage, weshalb die Adepten bis jetzt immer noch diese Abhandlung über Yoga studieren. Sie erfassen noch nicht die ganze Wahrheit auf allen Ebenen; die [75] Grundregeln gelten überall, obwohl sie verschieden angewendet werden. Prinzipien sind auf alle Differenzierungen und auf alle Daseinszustände anwendbar.

Wenn ein Mensch die Bereiche erforscht, in denen sein Bewusstsein tätig ist; wenn er erkennt, welchen Träger er im jeweiligen Bereich benutzen muss; wenn er Klarheit gewinnt über die bestimmte göttliche Qualität, die der Körper zum Ausdruck bringen soll als einen Teil (oder Aspekt) der einen Wahrheit oder Wirklichkeit, dann wird er sich der bestehenden Unzulänglichkeiten, Hindernisse und Schwierigkeiten bewusst, die überwunden werden müssen. Dann folgt der Einsatz des Willens und dessen Konzentration auf das Prinzip oder auf die Qualität, die nach Ausdruck verlangt. So wird die niedere Manifestation in Übereinstimmung gebracht mit der höheren, denn «wie ein Mensch denkt, so ist er».

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.