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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 61 ff. (engl.) |
3. Verstandesmässiges Begreifen der Wesensart dieser Hindernisse, 4. Der Entschluss, sie zu beseitigen. 5. Ein plötzliches blitzartiges Erschauen der Wirklichkeit der Seele. 6. Erneutes Streben und eine feste Entschlossenheit, diese flüchtige geistige Schau zur dauernden Wirklichkeit im Erleben der niederen Ebene zu machen. 7. Der Kampf auf dem Schlachtfeld Kurukshetra, wobei Krishna (die Seele) den Aspiranten Arjuna zu weiterem, beständigem Bemühen anfeuert. Der gleiche Gedanke ist im Alten Testament zu finden, da, wo Joshua vor den Mauern von Jericho steht. Hier wäre es gut, die Erläuterung mit den Lehrsprüchen 31, 32, 33 und 34 aus dem Buch IV zu beenden: 31. Wenn durch die Beseitigung aller Hindernisse und durch die Läuterung aller Hüllen dem Menschen das gesamte Wissen zu Gebote steht, hat er sein Ziel erreicht. 32. Die durch die drei Guna-Qualitäten bewirkten Veränderungen der Denksubstanz (der Qualitäten der Materie) hören nun auf, denn sie haben ihren Zweck erfüllt. 33. Der Begriff Zeit, die Aufeinanderfolge von Veränderungen im Denken, hört gleichfalls auf und wird zum EWIGEN JETZT. 34. Der Zustand des losgelösten Eins-Seins wird möglich, wenn die drei Qualitäten der Materie (die drei Gunas oder Wirkungskräfte der Natur A.B.) auf das Selbst keinen Einfluss mehr ausüben. Das reine Geist-Bewusstsein zieht sich in das EINE, die absolute Wirklichkeit zurück. 30. Die Hindernisse [62] für das Erkennen der Seele sind: körperliches Unvermögen, geistige Trägheit, falsches Fragestellen, Zerstreutheit, Schlaffheit, Mangel an Gelassenheit, irrige Wahrnehmung, Unfähigkeit zur Konzentration, das Unvermögen, die erreichte meditative Haltung beizubehalten. Hindernis I. Körperliches Unvermögen. Es ist interessant, dass das erste Hindernis sich auf den physischen Körper bezieht. Aspiranten täten gut daran, das zu beachten; sie sollten versuchen, für den physischen Träger solche Massnahmen zu treffen, dass er den Anforderungen, die später an ihn gestellt werden, gewachsen ist. Diese Massnahmen sind beträchtlich und umfassen vier Gruppen: 1. Der Körper muss gegen Krankheit und Unpässlichkeit immun gemacht werden. Das ist an sich ein dreifacher Prozess, der folgendes bedingt: a. Die gründliche Beseitigung vorhandener Krankheiten. b. Die Verfeinerung und Reinigung des Körpers, so dass er schliesslich neu aufgebaut wird. c. Den Schutz des Körpers vor künftigen Krankheitsanfällen und seine Nutzbarmachung als Werkzeug der Seele. 2. Die Stärkung und Verfeinerung des Ätherkörpers, so dass schliesslich die Kräftelenkung ohne Schaden unternommen werden kann. Der Jünger muss die Kräfte, die er für sein Wirken braucht, durch seinen Körper leiten. 3. Die Erweckung und Entfaltung der Zentren im Ätherkörper, die Zentralisierung der Feuer des Körpers und deren richtiges Aufwärtslenken entlang der Wirbelsäule, um sie mit dem Feuer der Seele zu vereinen. 4. Die Koordinierung [63] des physischen und ätherischen Körpers und die darauf folgende Gleichschaltung mit der Seele; diese Gleichschaltung erfolgt über das Sutratma, den Faden, der das magnetische Bindeglied ist. Die dritte erwähnte Massnahme kann ohne Gefahr erst dann ergriffen werden, wenn die ersten drei Hilfsmittel des Yoga bereits angewandt und entwickelt worden sind. Es sind dies: 1. Die fünf Gebote. (Siehe Buch II, Lehrsprüche 28-29) 2. Die fünf Regeln. (Siehe Buch II, Lehrsprüche 32-46) 3. Rechte Ausgeglichenheit. (Siehe Buch II, Lehrsprüche 46-48) Das wird von den Yoga-Schülern oft vergessen. Dadurch entstehen schlimme Beschwerden und Störungen, die oft bei jenen Menschen auftreten, die sich vorzeitig mit dem Erwecken der Zentren und des Schlangenfeuers befassen. Erst wenn der Aspirant des Raja Yoga sich gegenüber seinen Mitmenschen in der richtigen Weise (entsprechend den Geboten) verhält; erst wenn er die dreifache niedere Natur (wie in den Regeln angegeben) geläutert und ausgeglichen hat; erst wenn er die emotionale Natur in einen ausgeglichenen und beherrschten Zustand gebracht und das rechte Gleichgewicht erreicht hat, kann er ohne Gefahr zur mehr esoterischen und okkulten Arbeit übergehen, die mit den Feuern seines kleinen Systems zusammenhängt. Dieser Punkt kann gar nicht stark genug betont werden. Erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium der Jüngerschaft besteht für den Menschen keine Gefahr mehr, sich bewusst mit [64] den Lebensfeuern zu befassen und ihr richtiges Emporsteigen längs der Wirbelsäule zu lenken. Es gibt bis jetzt nur wenige Menschen, die «das Gesetz und die Gebote gehalten haben». Hindernis II. Mentale Trägheit. Das nächste fundamentale Hindernis in der Reihenfolge ihrer verhältnismässigen Macht über den Durchschnittsmenschen ist die Unfähigkeit, das Problem des Erreichens klar durchzudenken. Wenn nicht klares Denken dem Handeln vorausgeht, wird man feststellen, dass der Antrieb nicht stark genug ist, und dass die Grösse des Problems nicht richtig eingeschätzt wird. Gedankliche Trägheit beruht auf dem lethargischen Zustand der «Bewusstseinshülle», die wir den Mentalkörper nennen, und auf dem schwerfälligen Denkrhythmus bei den meisten Menschen. Das ist der Grund dafür, dass Raja Yoga die mentalen Typen mehr anspricht als die gefühlsbetonten Enthusiasten; und das erklärt auch die Tatsache, dass Menschen mit einem gut ausgerüsteten und ständig tätigen Mentalkörper schneller in dieser heiligen Wissenschaft ausgebildet werden können. Bei den meisten Menschen muss erst der Mentalkörper geweckt, intellektuelles Interesse entwickelt und die Macht der Gefühle durch die Herrschaft des Denkens ersetzt werden, bevor die Notwendigkeit der Seelenpflege klar erkannt wird. Der Denkapparat muss benutzt werden, bevor das Wesen des Denkers richtig verstanden werden kann. Wenn man das klar erkannt hat, wird man den Beitrag zur menschlichen Entwicklung, den die grossen Denk- und Glaubensrichtungen (wie z.B. Geistige Wissenschaft, Christliche Wissenschaft, Neugeist und andere Gruppen) dadurch leisten, dass sie die Bedeutung der geistigen Verfassung betonen, richtiger [65] bewerten. Die menschliche Familie beginnt erst jetzt, die «Bewusstseinshülle» (den Mentalkörper) richtig kennen zu lernen. Die meisten Menschen müssen diesen Mentalkörper erst bilden. Aus den Reihen derer, die das tun, werden die wahren Raja Yogis hervorgehen. Hindernis III. Falsches Frage-Stellen. Das ist der nächste Zustand, der auch wieder durch einen gewissen Grad mentaler Entwicklung bedingt ist. Einige Übersetzer nennen es «Zweifeln». Dieses falsche Fragen kommt aus der niederen Wahrnehmung und beruht darauf, dass der wirkliche Mensch mit dem täuschenden Werkzeug, dem Mentalkörper, gleichgesetzt wird. Das führt den Menschen dazu, die ewigen Wahrheiten in Frage zu stellen, die Existenz der fundamentalen Wirklichkeiten zu bezweifeln und die Lösung seiner Probleme im Flüchtigen und Vergänglichen, und in sinnlich wahrnehmbaren Dingen zu suchen. Es gibt ein Fragen, das richtig und gut ist. Es ist das «Stellen von Fragen», von dem Christus sprach, als er sagte: «Bittet, so wird euch gegeben». Diese Fähigkeit des Fragestellens wird von allen wahren Meistern im Orient bei ihren Jüngern mit Bedacht entwickelt. Sie lernen, Fragen über die inneren Wirklichkeiten zu formulieren und dann selbst die Antwort darauf in der Weise zu finden, dass sie nach der Quelle alles Wissens suchen, die in allen Wesen latent vorhanden ist. Um vernünftig zu fragen und die Antwort zu finden, müssen sie sich zuerst von jeder von aussen auferlegten Autorität freimachen, von allen Überlieferungen und von jedem Dogma, sei es religiöser oder wissenschaftlicher Art. Nur so kann die [66] Wirklichkeit gefunden und die Wahrheit erkannt werden. «Wenn du durch das Gestrüpp der Täuschungen hindurchgegangen bist, wirst du dich nicht mehr kümmern um das, was gelehrt wird oder gelehrt worden ist. Wenn dein Denken frei geworden ist von überlieferten Lehren, wenn es fest und unbewegt in der geistigen Schau verweilt, dann wirst du Vereinigung mit der Seele erlangen». Gita II. 51, 52. Hindernis IV. Unaufmerksamkeit. Das hier gemeinte Verhalten des Denkens ist oft auch mit «Flatterhaftigkeit» übersetzt worden. Es ist tatsächlich jener unbeständige mentale Zustand, der es so schwer macht, Konzentration und Aufmerksamkeit zu erlangen. Es ist, genau genommen, die Neigung der Denksubstanz, Gedankenformen zu bilden, die auch beschrieben worden ist als «die Neigung des Denkens, von einem Objekt zum anderen zu flattern». Buch III, Lehrspruch 11. Hindernis V. Schlaffheit. Alle Erläuterer stimmen hier in der Übersetzung überein und gebrauchen die Ausdrücke Faulheit, Schlaffheit oder Trägheit. Damit ist weniger die geistige Trägheit gemeint (denn der Zustand kann mit scharfer geistiger Wahrnehmung verbunden sein), sondern mehr die Trägheit des gesamten niederen Menschen, die ihn daran hindert, seinem intellektuellen Erkennen und inneren Streben gemässe Fortschritte zu machen. Dem Aspiranten ist gesagt worden, was er zu tun hat, und die «Hilfsmittel des Yoga» sind ihm klargemacht worden. Er hat das Ideal flüchtig erblickt und ist sich der Hindernisse bewusst; er weiss theoretisch, welche Schritte er tun muss, aber es besteht keine Übereinstimmung zwischen seinem Handeln und seinem Wissen. Es besteht eine Lücke zwischen seinem Streben und seiner Leistung. Obwohl er den Wunsch hat, [67] das Ziel zu erreichen und Wissen zu erwerben, fällt es ihm zu schwer, die Bedingungen zu erfüllen. Sein Wille ist noch nicht stark genug, um ihn vorwärts zu treiben. Er lässt die Zeit verstreichen, ohne etwas zu tun. Hindernis VI. Mangel an Gelassenheit. Das ist von einigen Übersetzern mit «Hang zum Sinnengenuss» gut wiedergegeben worden. Es ist das Verlangen nach materiellen und sinnlichen Dingen, die Sinnesfreude an allem, was den Menschen immer wieder in den Zustand physischen Daseins zurückbringt. Der Jünger muss «Gelassenheit», also jene Einstellung pflegen, die sich niemals mit Formen irgendwelcher Art identifiziert, sondern stets gleichmütig und unberührt bleibt, frei von beengenden Umständen, die Besitz und Eigentum mit sich bringen. Dieser Gedanke kehrt in den verschiedenen Lehrsprüchen oft wieder, und es braucht daher hier nicht weiter darauf eingegangen zu werden. Hindernis VII. Irrige Wahrnehmung. Die Unfähigkeit, richtig zu erkennen und die Dinge so zu sehen, wie sie in Wirklichkeit sind, ist die natürliche Folge der sechs vorhergehenden Hindernisse. Solange der Denker sich mit der Form identifiziert, solange ihn die geringeren Lebewesen der niederen Bewusstseinshüllen in Knechtschaft halten können, und solange er es ablehnt, sich vom materiellen Aspekt loszulösen, so lange werden seine Wahrnehmungen irrig bleiben. Es gibt verschiedene Arten des Sehens, die hier angegeben werden könnten: 1. Physisches Sehen offenbart uns die natürliche Beschaffenheit der physischen Ebene durch das Medium der Augen; durch die Linse des Auges wird der Aspekt der greifbaren Form auf den [68] wunderbaren Film, den ein jeder Mensch besitzt, übertragen. Dieses Sehen ist auf einen bestimmten Umkreis begrenzt. 2. Äherisches Sehen. Das ist eine Fähigkeit des menschlichen Auges, die sich immer mehr entwickelt und die schliesslich die Gesundheitsaura aller Formen in den vier Naturreichen offenbaren wird. So wird man die Prana-Ausstrahlungen aller lebendigen Zentren erkennen und feststellen können, in welchem Zustand sie sind. 3. Hellsehen. Das ist die Fähigkeit des Sehens auf der Astralebene und eine der niederen «Siddhis» oder psychischen Kräfte. Dieses Sehen wird ermöglicht durch ein an der Oberfläche liegendes Empfindungsvermögen des gesamten «Gefühlskörpers», der emotionalen Hülle; es ist sinnliche Wahrnehmung sehr |
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