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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 32 ff. (engl.) |
unabhängig vom Annehmen einer Form besteht, die Materie durchkraftet und in
Bewegung setzt. Die drei Gunas sind:
1. Sattva #Energie des Geistes/Monade #Vater #Rhythmus oder harmonische Schwingung. 2. Rajas #Energie der Seele/Ego #Sohn #Beweglichkeit oder Aktivität. 3. Tamas #Energie der Materie/Persönlichkeit #Heiliger Geist #Trägheit (Schwere, Dunkelheit). Diese drei Qualitäten entsprechen der Qualität eines jeden der drei Aspekte, die das eine Leben ausdrücken. In einer so kurzen Erläuterung wie dieser ist es nicht möglich, dieses Thema weiter auszuführen; man bekommt aber eine Ahnung von dem Sinn und Zweck des vollendeten Nicht-Anhangens, wenn man es auf den Makrokosmos oder Mikrokosmos anwendet. Alle drei Gunas wurden benützt, volle Erfahrung wurde mittels der Form erworben; durch das Anhangen und Gebundensein an Erscheinungsformen wurden Bewusstsein und Wahrnehmungsvermögen entwickelt; alle Hilfsmittel wurden nutzbar gemacht, und der [33] geistige Mensch (sei es ein Logos oder ein Erdenbürger) hat keine weitere Verwendung dafür. Er ist daher frei geworden von den Gunas und vom Zwang, eine Form annehmen zu müssen, an die ihn nichts mehr bindet; er hat einen neuen Bewusstseinszustand erreicht, über den zu spekulieren für uns zwecklos wäre. 17. Ein sicheres Wissen über ein Objekt wird durch Konzentration auf dessen vierfältige Natur erlangt; die Form wird durch genaue Prüfung, die Qualität (der Guna) durch scharfsinnige Beobachtung und Einfühlung, der Zweck durch Inspiration (beglückende Erfahrung), und die Seele durch Einswerden mit ihr erkannt. Daraus wird ersichtlich, dass die Aussage «wie der Mensch denkt, so ist er», auf okkulten Tatsachen beruht. Eine jede Form hat eine Seele, und diese Seele (das bewusste Prinzip) ist identisch mit der in der menschlichen Form; sie ist identisch im Wesen, wenn auch nicht im Grad der Entwicklung. Das gilt auch für die grossen Lebenszentren, die übermenschlichen Existenzen, in denen der Mensch selbst «lebt, webt und ist» (Apostelgeschichte 17:28) und deren Entwicklungsgrad er erstrebt. Dadurch, dass der Aspirant sorgfältig die «Objekte» wählt, über die er meditieren will, schafft er sich eine Leiter, auf der er schliesslich zum Formlosen gelangt. Wenn sein Denken in zunehmendem Mass die meditative Haltung der Seele annimmt, unterwirft sich auch das Gehirn immer mehr dem Denkvermögen, so wie sich dieses dem Geheiss der Seele unterwirft. Auf diese Weise identifiziert sich der niedere Mensch allmählich mit dem geistigen Menschen, der allwissend und allgegenwärtig ist. Diese meditative [34] Haltung wird durch einen vierfachen Prozess erreicht: 1. Meditation über die Natur irgendeiner besonderen Form; dabei wird einem klar, dass die Form nur das Symbol einer inneren Wirklichkeit ist; dass unsere ganze greifbare objektive Welt aus Formen jeglicher Art (menschlichen, untermenschlichen und übermenschlichen) besteht, die das Leben unzähliger empfindender Wesen zum Ausdruck bringen. 2. Meditation über die Qualität irgendeiner besonderen Form, so dass man zu einem Verständnis ihrer subjektiven Energie kommt. Dabei muss man berücksichtigen, dass man die Farbe eines Objektes als dessen Energie ansehen oder werten kann. In diesem Zusammenhang sind die Worte Patanjalis in Buch IV, 17 aufschlussreich und können als Erläuterung dieses zweiten Punkts dienen. Das ist das «scharfsichtige Interesse», und dadurch kommt der Schüler zu dem Wissen um die in ihm selbst vorhandene Energie, die eins ist mit der Energie im Gegenstand der Meditation. 3. Meditation über den Zweck irgendeiner besonderen Form. Das bedingt ein sorgfältiges Nachdenken über die Idee, die einer jeden Erscheinungsform zugrunde liegt, und über die Energie, die sich durch diese Form offenbart. Dies führt den Aspiranten dahin, dass er jenen Teil des Planes (oder der Zielsetzung) des Ganzen erkennt, der die treibende Kraft in der Aktivität der Form ist. So kommt er durch den Teil in Berührung mit dem Ganzen, und es findet eine Bewusstseinserweiterung statt, die Glückseligkeit oder Freude zur Folge hat. Glückseligkeit stellt sich immer ein, wenn die Einheitlichkeit (oder Übereinstimmung) des Teiles mit dem Ganzen erkannt wird. Aus der Meditation über die Tattvas, die Energien [35] oder Prinzipien, oder über die Tanmatras, die Elemente, die Geist-Materie zusammenfügen, erwächst ein Wissen um den Sinn und Zweck mikrokosmischer oder makrokosmischer Manifestation; und mit diesem Wissen kommt Glückseligkeit. In diesen drei Arten der Meditation sind Entsprechungen zu den drei Aspekten Geist, Seele und Körper zu finden, die für den ernsthaft Forschenden aufschlussreich sind. 4. Meditation über die Seele, welche die Form benutzt und zur Tätigkeit antreibt, und die in Übereinstimmung mit dem Plan wirkt. Diese Seele, die eins ist mit allen Seelen und mit der Allseele, dient ebenfalls dem einen Plan und ist gruppenbewusst. Durch diese vier stufenweise fortschreitenden Meditationen über ein Objekt erreicht der Strebende sein Ziel; er erkennt die Seele und ihre Kräfte. Er erkennt bewusst die Wesensgleichheit mit der einen Wirklichkeit, und zwar in seinem physischen Gehirn. Er findet die Wahrheit, die er selbst ist und die in jeder Form und in jedem Naturreich verborgen ist. So wird er schliesslich, nachdem er sich als Seele erkannt hat, die All-Seele erkennen und mit ihr einswerden. 18. Ein weiterer Zustand, das Samadhi, wird erreicht, wenn durch äusserste Gedankenkonzentration die Sinne von der Aussenwelt abgelenkt und ruhig werden. In diesem Zustand ist das Chitta (die Denksubstanz) nur für innere Eindrücke empfänglich. Das Wort «Samadhi» wird verschiedenartig gedeutet und für verschiedene Bewusstseinszustände angewendet, die der Yogi erreichen kann. Daher ist es für den Durchschnittsschüler, der die verschiedenen Erläuterungen studiert, etwas schwierig zu verstehen. Vielleicht lässt sich seine Bedeutung am leichtesten erfassen, wenn man daran denkt, dass das Wort «Sama» sich auf die Fähigkeit der [36] Denksubstanz (Chitta) bezieht, Formen anzunehmen, das heisst, sich entsprechend den äusseren Eindrücken zu verändern. Diese von aussen kommenden Eindrücke erreichen das Denken über die Sinne. Wenn der Yoga-Aspirant seine sinnlichen Wahrnehmungsorgane so beherrschen kann, dass sie ihre Reaktionen auf Wahrnehmungen nicht mehr an das Denkvermögen telegraphieren, wird zweierlei erreicht: a. Das physische Gehirn wird ruhig und still. b. die Denksubstanz (der Mentalkörper, das Chitta) hört auf, die verschiedenartigen Modifikationen anzunehmen, und wird ebenfalls ruhig. Das ist eine der ersten Stufen des Samadhi, aber nicht das Samadhi des Adepten. Es ist ein Zustand intensiver innerer Tätigkeit, der an die Stelle der äusseren Tätigkeit tritt, ein Zustand äusserster Konzentration. Der Aspirant ist jedoch für Eindrücke aus subtileren Bereichen und für Modifikationen empfänglich, die durch Wahrnehmungen entstehen, die aus noch tieferen Bereichen kommen. Er wird sich eines neuen Erkenntnisbereichs bewusst, obwohl er noch nicht weiss, was das alles zu bedeuten hat. Er stellt fest, dass es eine Welt gibt, die mit Hilfe der fünf Sinne nicht erkannt, aber durch den richtigen Gebrauch des Denkorgans offenbar werden kann. Er bekommt eine Vorstellung vom tieferliegenden Sinn der Worte eines später folgenden (von Charles Johnston übersetzten) Lehrspruchs, der diesen Gedanken in besonders klaren Worten ausdrückt: «Der Seher ist reines Erkennen (Erschauen) ... er sieht die dargestellte Idee durch das Medium der Denkfähigkeit». (Buch II, 20) [37] Der vorhergehende Lehrsatz behandelte die Meditation mit einem Saatgedanken, das heisst mit einem Objekt; dieser Lehrsatz weist auf die nächste Stufe hin, auf Meditation ohne Saatgedanken, also ohne das, was das physische Gehirn als ein Objekt erkennen würde. Hier könnte es von Nutzen sein, die sechs von Patanjali behandelten Meditationsstufen anzuführen, da sie ein Schlüssel zum gesamten Entwicklungsprozess sind, mit dem sich dieses Buch befasst: 1. Aspiration 2. Konzentration 3. Meditation 4. Kontemplation 5. Erleuchtung 6. Inspiration. Es muss hier betont werden, dass der Schüler mit der Aspiration beginnt, mit dem Streben nach dem, was noch über sein Verstehen hinaus geht; und zuletzt kommt die Inspiration das beglückende Erfahren dessen, was er zu erkennen suchte. Aus Konzentration ergibt sich Meditation, und diese wird zur Kontemplation. 19. Der eben beschriebene Zustand (Samadhi) geht nicht über die Grenzen der Erscheinungswelt hinaus; er geht auch nicht über die Welt der Götter und jener Wesen hinaus, die mit Dingen unserer Welt zu tun haben. Hier muss bemerkt werden, dass die auf Grund der Lehrsprüche 17 und 18 erzielten Ergebnisse den Aspiranten nur bis an den Rand des Seelenbereichs führen, des neuen Erkenntnisgebietes, dessen er bewusst geworden ist. Er ist immer noch auf die drei Welten beschränkt. Er hat lediglich erreicht, dass die Modifikationen des [38] Mentalkörpers zur Ruhe gekommen sind, so dass zum erstenmal der Mensch (auf der physischen Ebene und in seinem physischen Gehirn) sich dessen bewusst wird, was hinter diesen drei Welten liegt ... nämlich der Seele und dessen, was sie erschaut und weiss. Seine Verbindung mit der Seele muss noch fester werden (siehe Lehrspruch 23 und 28); und wenn er sich dann in das Bewusstsein des wirklichen, des geistigen Menschen hineinversetzt hat, muss er von diesem neuen und höheren Standpunkt aus mit der Arbeit beginnen. Einigen Übersetzern zufolge ist es ein Zustand, in dem der Aspirant die «Regenwolke der erkennbaren Dinge» sieht. Die Regenwolke hat sich noch nicht so stark kondensiert, dass der Regen aus den Höhen des Himmels auf die physische Ebene herabfallen kann, das heisst, dass die «erkennbaren Dinge» dem physischen Gehirn erkennbar werden. Starke Konzentration und die Stillung der niederen Modifikationen bewirken, dass die Wolke vom Aspiranten wahrgenommen wird; erst wenn die Seele, der Meister, die Kontrolle übernommen hat, kann das Wissen der Seele über den sechsten Sinn, das Denkvermögen, in das physische Gehirn einströmen. Die Wissenschaft vom Raja Yoga ist eine wirkliche Wissenschaft; das wahre Samadhi, die Verwirklichung, kann aber nur dann erreicht werden, wenn die Schüler in der richtigen Weise vorgehen und die wissenschaftlichen Methoden anwenden. 20. Andere Yogis erreichen den Zustand des Samadhi und kommen zur Erkenntnis des reinen Geistes durch den Glauben; diesem folgen Energie, Erinnern, Meditation und rechte Wahrnehmung. Bei den bis bisher genannten Yogi-Gruppen [39] war die Wahrnehmung auf die Welt der Erscheinungen beschränkt; darunter dürfen wir aber nur die drei Welten mentaler Wahrnehmung, astraler Wahrnehmung und der physischen Sinne verstehen. Mit den Energien, die körperliche Verdichtung erzeugen, und mit der treibenden Kraft des Denkens, die auf der physischen Ebene Wirkungen hervorruft, besteht Kontakt, und beide sind bekannt. Hier aber versetzt sich der Yogi in zunehmend geistige und subtilere Bereiche, und er wird sich dessen bewusst, was das Selbst (in seinem wahren Wesen) wahrnimmt und erkennt. Er dringt in die Welt der Ursachen ein. Man könnte sagen, dass die erste Gruppe aus all denen besteht, die den Pfad der Jüngerschaft gehen, der sich über die Zeit vom Betreten des |
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