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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 17 ff. (engl.) |
des «Reiches Gottes» - immer mehr bewusst. Alle Gruppenangelegenheiten und das
Wesen des Gruppen-Bewusstseins werden ihm offenbar.
Diese Regeln werden [18] sogar dort, wo es sich um eine genaue Darstellung von Weltangelegenheiten handelt, als wesentliche Voraussetzungen angesehen. Wenn diese gleichen Regeln in der niederen und höheren Welt psychischen Strebens angewendet werden, erfolgt eine Klärung der bestehenden Verwirrung. In einem alten, für Jünger eines gewissen Grades geschriebenen Buch finden wir folgende Sätze, die für alle Jünger wertvoll sind. Die Übersetzung ist nicht wörtlich, gibt aber den Sinn wieder: «Der Mensch, der Ausschau hält, sollte dafür sorgen, dass das Fenster, durch das er hinaussieht, das Licht der Sonne durchlässt. Wenn er in der Morgendämmerung hinausschaut (am Beginn seines Bemühens A.A.B.) sollte er bedenken, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Die klaren Umrisse können noch nicht wahrgenommen werden; gespenstische Formen und Schatten, düstere Räume und finstere Bereiche verwirren seine Sicht». Am Schluss dieses Satzes steht ein seltsames Symbol, das dem Jünger sagen will: «Sei schweigsam und behalte Deine Meinung für Dich». 8. Unrichtiges Erkennen beruht darauf, dass nur die Form, und nicht der Zustand des wirklichen Seins wahrgenommen wird. Es ist nicht leicht, den Sinn dieses Satzes verständlich zu machen; er besagt etwa folgendes: Wissen, Ableitung und ein Urteil, das sich auf Äusserlichkeiten und auf die Form gründet, durch die irgendein Leben in irgendeinem Naturreich sich zum Ausdruck bringt, ist (für den Okkultisten) falsches und unwahres Wissen. Im jetzigen [19] Stadium des Entwicklungsprozesses ist noch keine Form so beschaffen, dass sie das innewohnende Leben in angemessener Weise zum Ausdruck bringt. Ein wahrer Adept beurteilt irgendeine Ausdrucksform des Göttlichen nicht nach dem dritten Aspekt dieser Form. Raja Yoga schult den Menschen, in seinem zweiten Aspekt zu wirken und sich durch diesen mit dem «wahren Wesen» in Verbindung zu setzen, das in jeder Form verborgen ruht. Das «Sein» ist die essentielle Wirklichkeit, und alle Wesen streben danach, dieser Wirklichkeit wahren Ausdruck zu geben. Alles Wissen, das durch die niederen Fähigkeiten erworben wird und sich auf den Formaspekt gründet, ist daher fehlerhaftes Wissen. Nur die Seele kann richtig erkennen; nur die Seele hat die Fähigkeit, mit dem Urborn, dem Buddhi-Prinzip (in der christlichen Terminologie: Christus-Prinzip) in Berührung zu kommen, das sich im Innern eines jeden Atoms befindet - sei es das Atom der Materie, das im Laboratorium des Wissenschaftlers erforscht wird, sei es das menschliche Atom im Schmelztiegel des täglichen Erlebens, sei es das planetarische Atom, in dessen Wirkungsbereich alle unsere Naturreiche bestehen, oder sei es das solare Atom, Gott, der sich durch ein Sonnensystem manifestiert. Christus «wusste, was im Menschen war», und deshalb konnte er ein Erlöser sein. 9. Einbildungen beruhen auf Phantasiegebilden, die kein wirkliches Dasein haben. Das bedeutet, dass diese Gebilde insofern keinen wirklichen Bestand haben, als sie von den Menschen selbst heraufbeschworen, innerhalb ihrer mentalen Aura aufgebaut, durch ihren Willen oder [20] ihr Verlangen belebt worden sind und folglich sich auflösen, wenn die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet wird. «Dem Denken folgt Energie» das ist ein Grundlehrsatz des Raja-Yoga-Systems, und er gilt sogar in dem Fall, wenn es sich um diese Phantasiegebilde handelt. Von diesen nur in der Vorstellung bestehenden Gebilden gibt es drei Gruppen, über die der Studierende nachdenken sollte. 1. Die Gedankenformen, die er selbst erschafft, die rasch dahinschwinden und von der Qualität seines Verlangens abhängen; sie sind also weder gut noch böse, weder hoch noch niedrig, können aber durch niedere Neigungen oder idealistisches Streben belebt werden; zwischen diesen Extremen gibt es alle möglichen Zwischenstadien. Der Aspirant (geistig Strebende) muss darauf achten, dass er sie nicht irrtümlich für Wirklichkeit hält. So kommt es beispielsweise vor, dass Menschen leicht zu der irrigen Annahme kommen, sie hätten einen Meister der Weisheit gesehen, während es in Wirklichkeit nur die Gedankenform eines Meisters war. Der Wunsch war der Vater des Gedankens, und sie sind das Opfer einer solchen unrichtigen Wahrnehmung geworden, die Patanjali Einbildung nennt. 2. Jene Gedankenformen, die von einer Rasse, Nation, Gruppe oder Organisation geschaffen werden. Gruppen-Gedankenformen jeglicher Art (von der planetarischen Form bis zu der von irgendeiner Denkergruppe hervorgebrachten) bilden die Gesamtsumme der «grossen Illusion». In diesen Worten liegt ein Hinweis für den ernsthaften Aspiranten. 3. Die von einem Menschen geschaffene Gedankenform, die seit seinem ersten Erscheinen in physischer Form besteht und «Hüter [21] der Schwelle» genannt wird. Da sie vom niederen persönlichen Selbst, nicht von der Seele geschaffen wurde, ist sie vergänglich und wird nur von der niederen Energie des Menschen zusammengehalten. Wenn der Mensch als Seele zu wirken beginnt, wird dieses «Bild», das er in seiner «Einbildung» oder auf Grund einer irrigen Auffassung geschaffen hat, durch eine äusserste Anstrengung zerstreut. Es hat kein wirkliches Dasein, sobald im Menschen nichts mehr besteht, wodurch es genährt wird; und diese Erkenntnis macht ihn fähig, sich aus der Sklaverei dieser Gedankenform zu befreien. Das ist einer der Lehrsprüche, die so kurz und einfach, und dennoch von tiefster Bedeutung sind; sogar hohe Eingeweihte, die das Wesen des Schöpfungsprozesses des Planeten erforschen und sich mit der Beseitigung der planetarischen Illusion befassen, studieren diesen Satz. 10. Passivität (Schlaf) beruht darauf, dass der Strom der Vrittis (der Gedankenimpulse) zum Stillstand gekommen ist, oder anders gesagt, dass die Sinne nicht wahrnehmen. Hier müsste vielleicht zuerst eine Erklärung über das Wesen der Vrittis gegeben werden. Die Vrittis sind mentale Wellen oder Gedankenschwingungen, die dadurch zustandekommen, dass zwischen dem angesprochenen Sinn und der Wahrnehmung oder Empfindung eine bewusste Verbindung hergestellt wird. Abgesehen von einer gewissen Modifikation des Denkvorgangs oder von der bewusst empfundenen Vergegenwärtigung «Ich-bin», können die Sinne tätig sein, ohne dass sich der Mensch ihrer bewusst wäre. Der Mensch weiss, dass er sieht, schmeckt oder hört; er sagt, «ich sehe, ich schmecke, ich höre», und es ist die Aktivität der Vrittis (jener mentalen Wahrnehmungen, die zu den fünf Sinnen in Beziehung stehen), die es ihm ermöglicht, diese Tatsache zu erkennen. Dadurch, [22] dass er sich von einer aktiven Sinneswahrnehmung zurückzieht indem er das «nach aussen gehende» Bewusstsein nicht mehr benützt und dieses Bewusstsein von der Peripherie in das Zentrum zurückzieht, kann er einen Zustand der Passivität herbeiführen, einen Mangel an Bewusstheit, der weder das Samadhi des Yogi, noch äusserste Konzentration ist, wie sie der Yogaschüler erstrebt, sondern eine Art Trance ist. Diese selbstauferlegte Stillung ist nicht nur für das Erreichen des höchsten Yoga nachteilig, sondern in vielen Fällen sogar äusserst gefährlich. Der Yogaschüler sollte sich stets vor Augen halten, dass ein in der richtigen Weise tätiges und richtig benütztes Denkvermögen das Ziel des Yoga ist; und dass der Zustand der sogenannten Geistesabwesenheit und ein Zustand passiver Empfänglichkeit, in dem die Sinnesverbindungen abgeschnitten oder geschwunden sind, nichts mit diesem Prozess zu tun hat. Der hier gemeinte Schlaf ist nicht das Einschlummern des Körpers, sondern das Einschläfern der Vrittis. Es ist ein Abschalten der Sinneskontakte, ohne dass der sechste Sinn (das Denkvermögen) deren Tätigkeit ersetzt. In diesem Schlafzustand ist der Mensch für Halluzinationen, Selbsttäuschungen, falsche Eingebungen und Besessenheit anfällig. Es gibt verschiedene Arten von Schlaf, und in einer Erläuterung wie dieser ist nur eine kurze Aufzählung möglich. 1. Der gewöhnliche Schlaf des physischen Körpers, während dessen das Gehirn auf irgendwelche Sinneskontakte nicht reagiert. 2. Die Bewegungslosigkeit der Vrittis, also jener Modifikationen des Denkvorgangs, die den Menschen mittels der Sinnesempfindung und des Denkens mit seiner Umgebung in Wechselbeziehung bringen. 3. Der Schlummer [23] der Seele, der, okkult gesprochen, sich über eine bestimmte Zeitspanne menschlichen Erlebens erstreckt. Dieser Zeitabschnitt beginnt mit der ersten Inkarnation und dauert so lange, bis der Mensch zu einem Wissen um den Plan «erwacht» und sich bemüht, den niederen Menschen mit dem Wesen und Willen des inneren geistigen Menschen in Übereinstimmung zu bringen. 4. Die Trance des gewöhnlichen Mediums, wobei der Ätherkörper teilweise aus dem physischen Körper austritt und auch vom Astralkörper teilweise abgetrennt ist - ein Zustand, der sehr gefährlich sein kann. 5. Samadhi, der Schlaf des Yogi. Dieser Zustand der Versenkung kommt dadurch zustande, dass sich der wahre Mensch bewusst und in wissenschaftlicher Weise aus seinen niederen dreifachen Hüllen zurückzieht, um sich auf höheren Ebenen auf irgendeinen aktiven Dienst in der äusseren Welt vorzubereiten. 6. Der «Schlaf» der Nirmanakayas. Das ist ein Zustand einer solch intensiven geistigen Konzentration im geistigen (atmischen) Körper, dass das nach aussen gehende Bewusstsein nicht nur aus den drei Ebenen menschlichen Bemühens, sondern auch aus den zwei niederen Ausdrucksformen der geistigen Triade zurückgezogen wird. Um eine besondere Aufgabe durchzuführen, «schläft» der Nirmanakaya auf allen Ebenen, ausser auf der dritten, der atmischen Ebene. 11. Gedächtnis ist das Festhalten dessen, was man erlebt hat und weiss. Dieses Erinnerungsvermögen umfasst mehrere Gruppen von Erfahrungen - aktiven oder latenten; es hat mit gewissen Ansammlungen bekannter Faktoren zu tun, die wie folgt aufgezählt werden könnten: 1. Die Gedankenbilder von dem, was greifbar und anschaulich und dem Denkenden auf der physischen Ebene bekannt geworden ist. 2. Kama-manasische (durch Verlangen [24] und verstandesmässiges Denken entstehende) Vorstellungen von früheren Wünschen und ihrer Befriedigung. Die Vorstellungskraft des Durchschnittsmenschen beruht auf seinen Wünschen (auf hohen oder niederen, auf emporstrebenden oder niederwärts ziehenden Wünschen) und ihrer erlebten Befriedigung. Das gilt für das Gedächtnis eines unersättlichen Menschen mit seiner latenten Vorstellung einer befriedigenden Mahlzeit ebenso wie für das Gedächtnis eines orthodoxen Heiligen, der sich einen freudvollen Himmel ausgemalt hat. 3. Die Tätigkeit des Gedächtnisses, die das Ergebnis mentaler Schulung und durch Lesen oder Lernen erworbenen Wissens ist; der Beweggrund ist nicht ausschliesslich ein Verlangen, sondern ebenso intellektuelles Interesse. 4. Alle die verschiedenartigen Kontakte, die von den fünf niederen Sinneswahrnehmungen ausgehen und vom Gedächtnis festgehalten werden. 5. Jene mentalen Bilder, die im Erinnerungsvermögen latent vorhanden und die Gesamtsumme aller Kenntnisse und jener Erkenntnisse sind, die durch die richtig angewandte Denkfähigkeit (den sechsten Sinn) gewonnen wurden. Alle diese Formen des Erinnerungsvermögens müssen abgetan und dürfen nicht mehr festgehalten werden; sie müssen als Modifikationen des Denkprinzips und folglich als Teil der unbeständigen psychischen Natur erkannt werden, die beherrscht werden muss, ehe der Yogi hoffen kann, von Begrenztsein und jeder niederen Tätigkeit frei zu werden. Das ist das Ziel. |
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