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Der Yoga-Pfad (die Yoga Sutras von Patanjali), Seite 10 ff. (engl.) |
Lebensgeister Erfahrung und erlangen schliesslich die Befreiung. So wird die
Vereinigung mit der Seele erreicht.
Es ist [11] eine Vereinigung, die im physischen Körper auf der Ebene der dichtesten Stofflichkeit durch bewusste intelligente Beherrschung der niederen Natur erlebt wird. 3. Wenn das erreicht ist, erkennt sich der Yogi so, wie er in Wirklichkeit ist. Das könnte auf folgende Weise erklärt werden: Der Mensch, der die Bedingungen kennt und sie so erfüllt hat, wie es im vorhergehenden Lehrspruch angedeutet wurde, 1. sieht das Selbst, 2. begreift das wahre Wesen der Seele, 3. identifiziert sich mit der inneren Wirklichkeit und nicht mehr mit den sie verbergenden Formen, 4. lebt im Zentrum und nicht mehr an der Peripherie, 5. erlangt geistiges Bewusstsein, 6. erwacht zum Erkennen des innewohnenden Gottes. In diesen drei Lehrsprüchen sind die Methode und das Ziel klar und eindeutig beschrieben, und damit ist auch der Weg für eine mehr ins einzelne gehende Unterweisung bereitet. Der Strebende erkennt sein Problem; er hat jetzt den Schlüssel zur Lösung, und es wird ihm die Belohnung Vereinigung mit der Seele vor sein suchendes Auge gehalten. Im nächsten Spruch wird kurz die Vergangenheit behandelt. 4. Bisher hat sich der innere Mensch mit seinen Formen und den ständig wirkenden Modifikationen (Veränderungen} dieser Formen identifiziert. Diese Formen sind die Modifikationen, die in den verschiedenen Übersetzungen erwähnt werden; sie vermitteln die geheimnisvolle [12] Wahrheit über die unendliche Teilbarkeit des Atoms; sie sind die verbergenden Hüllen und ausserordentlich rasch wechselnden Umformungen, die verhindern, dass die wahre Natur der Seele offenbar werden kann. Es sind die äusseren Formen, die das Licht des inneren Gottes daran hindern, nach aussen zu leuchten, und die (okkult gesprochen) «einen Schatten vor das Antlitz der Sonne werfen». Die innewohnende Natur der Lebenspartikel, aus denen diese aktiven, vielseitigen Formen bestehen, hat sich bisher für die Seele (den Christus in uns, wie der Christ sagt) als zu stark erwiesen und hat die volle Auswirkung der Seelenkräfte verhindert. Die instinktiven Kräfte der «animalischen Seele», die Wirksamkeit der ungeheuren Menge von Lebenszellen, aus denen die Hüllen oder Körper bestehen, kerkern den wirklichen Menschen ein und beeinträchtigen die Entfaltung seiner Anlagen. Diese Lebenspartikel sind intelligente Einheiten, die sich auf dem involutionären Bogen der Entwicklung befinden und bestrebt sind, ihr Wesen zum Ausdruck zu bringen. Ihr Ziel ist jedoch ein anderes als das des inneren Menschen, und sie behindern seinen Fortschritt und seine Selbst-Verwirklichung. Er wird «in ihre Wirksamkeiten verstrickt» und muss sich frei machen, bevor er sein Erbe der Macht, des Friedens und der Glückseligkeit antreten kann. Er kann «das Mass der vollen Grösse Christi» (Epheser 4, 13) erst dann erreichen, wenn sich keine Modifikationen mehr bemerkbar machen, wenn die Formen umgewandelt sind, wenn ihre Tätigkeit zum Stillstand gekommen und ihre Ruhelosigkeit gestillt ist. Der Schüler wird dringend gebeten, die Wesensart dieses Aspekts der Entwicklung zu beachten, die zusammen mit seiner eigenen Entwicklung fortschreitet. Wenn er dieses Problem richtig erfasst [13] hat, versteht er die praktische Arbeit, die getan werden muss, und der zukünftige Yogi kann sein Werk beginnen. Die niederen Formen sind ständig und unaufhörlich tätig; fortwährend verändern sie sich entsprechend den auf sie einwirkenden impulsiven Wünschen oder dynamischen Gedanken. Erst wenn diese «Formenbildung» überwacht wird und der Aufruhr der niederen Natur gestillt ist, wird es der innewohnenden beherrschenden Wesenheit möglich, sich von der Sklaverei zu befreien und den niederen Modifikationen ihre Schwingung aufzuerlegen. Das wird durch Konzentration erreicht - durch das konzentrierte Bemühen der Seele, unablässig die Rolle des Beobachters, des Wahrnehmenden, des Sehers beizubehalten. Erst wenn das erreicht ist, verschwindet das niedere «Schauspiel» der rasch wechselnden Gedanken- und Wunschformen, und dann kann das Reich der Seele, der wahre Wissensbereich der Seele, erkannt werden und mit diesem Reich ein Kontakt zustande kommen. 5. Es gibt fünf Zustände des Denkens, die den Empfindungen von Lust oder Schmerz unterworfen sind; sie sind schmerzlich oder nicht schmerzlich. Im Original kommt das Wort «Lust» nicht vor. Der übermittelte Gedanke ist mehr ein Fachbegriff, der gewöhnlich mit «nicht schmerzlich» übersetzt wird. Jedenfalls ist der zugrundeliegende Gedanke der, dass die Gegensatzpaare ein Hindernis für die Erkenntnis bilden. Der Schüler muss bedenken, dass wir uns in diesem Lehrspruch mit dem Einfluss des Chitta, der Denksubstanz, befassen, mit all den Veränderungen, denen sie so lange unterliegt, als ihre Unbeständigkeit und Aktivität die beherrschenden Faktoren sind. Er darf die Tatsache nicht ausser acht lassen, dass wir uns mit [14] der niederen psychischen Natur befassen. Das ist ein Ausdruck, der im okkulten Sinn sowohl für die niederen Denkvorgänge als auch für die astralen oder emotionellen Reaktionen gebraucht wird. Jede Aktivität in der niederen Natur ist die Wirkung von Kama-Manas, d. h. von Denken-Fühlen, des Wunsch-Denkens des niederen Menschen. Das Ziel des Raja-Yoga-Systems ist es, diese Impulse durch überlegtes, intelligentes Handeln der Seele, des geistigen Menschen, zu ersetzen, dessen Wesen Liebe, dessen Handeln (okkult verstanden) weise und dessen Beweggrund die Entwicklung der Gruppe ist. Darum muss die Reaktion, die Schmerz heisst, genau so überwunden werden wie die der Lust, denn beide beruhen auf der Identifizierung mit der Form. An ihrer Stelle muss Losgelöstheit treten. Es ist interessant, dass es fünf Modifikationen des inneren Organs (des Denkvermögens) gibt. Das Manas, die Denkenergie, das antreibende Prinzip des Chitta (der Denksubstanz) ist das fünfte Prinzip, das sich wie alles andere in der Natur als Zweiheit manifestiert. Diese Zweiheit ist: 1. Niederes konkretes Denken als Ausdruck der Aktivität des Mentalkörpers. 2. Abstraktes Denken als Ausdruck des niedersten Aspekts des Ego. Im Mikrokosmos «Mensch» wird diese Zweiheit zu einer dreifachen Modifikation auf der Mentalebene, und in diesen dreien haben wir im kleinen ein Bild der makrokosmischen Manifestation. Diese drei sind: 1. das mentale permanente Atom, der niederste Aspekt der spirituellen Triade; 2. der egoische oder Kausalkörper, das Karana Sharira; 3. der Mentalkörper, der höchste [15] Aspekt des niederen, persönlichen Selbstes. Der Mentalkörper selbst hat fünf Modifikationen und ist daher eine Widerspiegelung des fünften Prinzips, das sich auf der fünften Ebene, der Mentalebene manifestiert. Diese Modifikationen sind die niederen Schattenbilder von Manas (dem Denken in mikrokosmischer Manifestation), und dieses Denken ist eine Reflektion von Mahat (dem universalen Denken), jenem Denken, das sich im Makrokosmos manifestiert. Das ist ein grosses Mysterium, das sich aber jenem Menschen enthüllen wird, der die fünf Modifikationen des niederen Denkens überwindet, der sich durch Loslösung vom niederen Denken mit dem höheren Denken identifiziert und so das Rätsel des «Makara» löst und den Weg der Kumaras geht. Hierin liegt für die fortgeschrittenen Schüler dieser Wissenschaft ein Hinweis auf das esoterische Problem des Makara, das in der «Geheimlehre» von H.P. Blavatsky angedeutet wird. 6. Diese Modifikationen sind: rechtes Wissen, falsches Wissen, Einbildung, Passivität (Schlaf) und Erinnerung. Es gibt ein grosses Wissensgebiet, das der Seher früher oder später kennenlernen muss. Von okkulten Psychologen wird allgemein zugegeben, dass es drei Arten des Wahrnehmens und Erkennens gibt: 1. Direkte Wahrnehmung durch die Sinne. Jeder Sinn bringt, wenn er gebraucht wird, den Gebraucher in Kontakt mit einem bestimmten Bereich von Schwingungen, die sich als Form zeigen. 2. Ableitung oder Schlussfolgerung. Hier gebraucht der Erkennende die Urteilskräfte des Verstandes für das, was er nicht direkt [16] wahrnehmen kann. Für den Studenten der Esoterik ist das die Anwendung des Gesetzes der Entsprechungen (oder der Analogie). 3. Die unmittelbare Wahrnehmung des Yogi oder Sehers, der im Bewusstsein des Selbstes, des Egos auf seiner eigenen Ebene, konzentriert ist. Das wird dadurch erreicht, dass das Denkvermögen richtig, das heisst als Organ der geistigen Schau und Übermittlung benützt wird. Patanjali sagt: «Der Seher ist reines Erkennen (Gnosis). Obgleich die Erkenntnis unmittelbar ist, sieht er den dargestellten Gedanken durch das Medium der Denkfähigkeit». (Buch II. Sutra 20) Deduktion, die Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen, ist keine sichere Methode zur Erlangung von Wissen; und die anderen Modifikationen beziehen sich hauptsächlich auf die falsche Anwendung der Vorstellungskraft, auf die selbst herbeigeführte Passivität des Denkens (einen Zustand des Halbschlafes) und auf das Festhalten von Gedankenformen in der mentalen Aura durch das Gedächtnis. Jeder dieser Punkte wird nun von Patanjali in einem besonderen Lehrspruch behandelt. 7. Die Grundlagen rechten Wissens sind richtige Wahrnehmung, richtige Schlussfolgerung und klarer Beweis. Eine der umwälzendsten Erkenntnisse, nach denen sich der Student des Okkulten richten muss, ist die, dass die Denkfähigkeit ein Mittel ist, um Wissen oder Erkenntnis zu erlangen. Im Westen besteht vorwiegend die Auffassung, dass das Denkvermögen derjenige Teil des menschlichen Mechanismus ist, der sich das Wissen zunutze macht. Der «Vorgang, bei dem man sich die Dinge durch den Kopf gehen lässt», das Bemühen, Probleme durch schwere Gedankenarbeit lösen zu wollen, hat im Grund mit der Entfaltung der Seele [17] nichts zu tun; es ist nur ein vorläufiges Stadium und muss durch eine andere Methode ersetzt werden. Der Student des Raja Yoga muss zu der Einsicht kommen, dass das Denkvermögen dazu bestimmt ist, ein Organ der Wahrnehmung zu sein; nur so wird er zu einem richtigen Verstehen dieser Wissenschaft kommen. Der anzustrebende Verlauf des Denkprozesses könnte etwa wie folgt beschrieben werden: 1. Richtige Kontrolle der Modifikationen (oder des Tätigkeitstriebs) des Denkprinzips. 2. Stabilisierung der Denktätigkeit, die sodann von der Seele als Instrument geistiger Schau, als sechster Sinn und als Synthese der anderen fünf Sinne benützt wird. Das Ergebnis ist: Richtiges Wissen und Erkennen. 3. Richtiger Gebrauch der Wahrnehmungsfähigkeit, damit der neue Erkenntnisbereich so gesehen wird wie er ist. 4. Das, was wahrgenommen wird, wird durch die darauffolgende Zustimmung der Intuition und der Vernunft richtig gedeutet. 5. Richtige Weiterleitung der Wahrnehmungen an das physische Gehirn; die Aussage des sechsten Sinnes wird richtig gedeutet und mit okkulter Genauigkeit übermittelt. Das Ergebnis ist: Richtiges Reagieren des physischen Gehirns auf das übermittelte Wissen. Wird dieser Vorgang studiert und befolgt, dann werden dem Menschen auf der physischen Ebene die Dinge der Seele und die Geheimnisse des Reiches der Seele - |
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