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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 234 ff. (engl.)
christlichen Gemeinschaft». (Psychologie und Gott, engl., von L. W. Grensted, S. 237)

Christus war auferstanden, und durch seine Auferstehung hatte er bewiesen, dass die Menschheit in sich den Samen des Lebens trug und dass es keinen Tod gäbe für den Menschen, der den Fussspuren des Meisters folgen würde.

In der [235] Vergangenheit waren wir geneigt, die Tatsache der Auferstehung zu vergessen, weil wir gänzlich in der Betrachtung der Kreuzigung versunken waren. Jedoch am Ostertag bekunden überall in der Welt die Gläubigen ihren Glauben an den auferstandenen Christus und an das Leben jenseits des Grabes. Sie haben über die Möglichkeit seiner Auferstehung auf viele Arten argumentiert, ob er als Mensch oder als Sohn Gottes auferstanden sei. Sie sind tief interessiert gewesen zu beweisen, dass, weil er auferstanden ist, auch wir auferstehen werden, vorausgesetzt, dass wir an ihn glauben. Um der theologischen Notwendigkeit eines Beweises dafür zu entsprechen, dass Gott Liebe ist, haben wir einen Ort der Läuterung erfunden, der mit vielen Namen benannt wird, wie das Fegefeuer oder die bei den verschiedenen Glaubensbekenntnissen variierenden Stufen auf dem Weg der abgeschiedenen Geister zum Himmel, weil so viele Millionen sterben oder gestorben sind, ohne jemals von Christus gehört zu haben. Deshalb ist der Glaube an ihn als an eine historische Gestalt für sie nicht möglich. Wir haben solche Lehren entwickelt wie die einer bedingten Unsterblichkeit und der Sühne durch Jesu Blut, in dem Bemühen. die Persönlichkeit Jesu zu verherrlichen, die christlichen Gläubigen zu schützen und die menschliche Auslegung mit der Wahrheit in den Evangelien in Einklang zu bringen. Wir haben die Doktrin des Höllenfeuers und der ewigen Verdammnis gelehrt und dann versucht, diese in den allgemeinen Glauben, dass Gott Liebe ist, einzupassen.

Die Wahrheit jedoch ist, dass Christus starb und wieder auferstand, weil er die in einem menschlichen Körper wohnende Göttlichkeit war. Durch die Vorgänge der Evolution und Einweihung zeigte er uns die Bedeutung und den Zweck des göttlichen Lebens, das in ihm und in uns allen gegenwärtig ist. Weil Christus Mensch war, ist er auferstanden. Weil er auch göttlich war, ist er auferstanden, und in dem Auferstehungs-Drama offenbarte er uns jenen grossen Plan fortgesetzter Entfaltung, was zu offenbaren immer die Aufgabe der Mysterien aller Zeiten war.

Immer wieder haben wir gefunden, dass die drei in der Evangeliengeschichte erzählten Episoden keine isolierten Geschehnisse im Leben Jesu von Nazareth gewesen sind, sondern dass sie seit Urzeiten an den geheimen Plätzen der Mysterientempel wiederholt vollzogen wurden. Die Erlöser der Vergangenheit waren alle in der oder jener Form den Vorgängen des Todes unterworfen, [236] aber sie alle erhoben sich wieder oder wurden zur Herrlichkeit entrückt. In den Einweihungsfeierlichkeiten war dieses Begräbnis und die Auferstehung nach drei Tagen ein vertrautes Zeremoniell. Die Geschichte berichtet von vielen dieser Gottessöhne, die starben und wieder auferstanden und zuletzt in den Himmel aufstiegen. Wir finden zum Beispiel, dass «die Leichenfeierlichkeiten des Adonis in Alexandria (Ägypten) mit äusserster Prunkentfaltung vor sich gingen. Sein Bild wurde mit grosser Feierlichkeit zu einer Grabstätte getragen, um ihm die letzten Ehren zu erweisen. Vor dem Besingen seiner Rückkehr zum Leben wurden zu Ehren seines Leidens und seines Todes Trauerriten zelebriert; die grosse Wunde, die er empfing, wurde gezeigt, geradeso, wie die Wunde gezeigt wurde, die Christus durch den Stoss der Lanze zugefügt wurde. Das Fest seiner Auferstehung war auf den 25. März festgesetzt». (Ovids Metamorphosen, ins Englische übersetzt von Addison, zitiert in Taylors Diegesis, S. 148) Dieselbe Legende ist mit den Namen von Tammuz, Zoroaster, Äsculap verbunden. An den letzteren richtete Ovid folgende Worte:

«Heil, grosser Arzt der Welt! Heil Dir!

Heil, mächtiger Infant, der in den kommenden Jahren

Die Völker heilen und überflüssig machen wird die Grabstätten.

Schnell sei dein Wachstum, deine Triumphe unbegrenzt!

Mache Königreiche stark und vermehre die Menschheit!

Deine kühne Kunst soll den Tod ermuntern

Und den Donner auf dein schuldiges Haupt herabziehen.

Dann sollst du sterben, aber von dem dunklen Aufenthalt

Sollst du siegreich auferstehen und zweimal ein Gott sein».

(Ursprung des religiösen Glaubens, engl., von Dupius, S. 161)

Diese Worte hätten auch an Christus gerichtet werden können, und sie zeigen, wie alt die Mysterienlehre ist, die in ununterbrochener Fortdauer das Göttliche im Menschen offenbart und ihm den Weg eines Erlösers gezeigt hat. In alten Zeiten spielten sich die Mysterien jedoch im Geheimen ab, und die Einweihungsriten wurden [237] nur jenen zuteil, die geeignet waren, durch die fünf grossen Erfahrungen von der Geburt bis zur Auferstehung zu gehen. Die Einzigartigkeit von Christi Wirken lag in der Tatsache, dass er der erste war, der öffentlich vor der ganzen Welt die gesamten Einweihungsriten vorführte. Dadurch gab er der Menschheit eine in einer Person vereinigte Darstellung des Göttlichen, so dass alle sehen, wissen, glauben und seinen Fussspuren folgen konnten.

Dieselben Vorgänge werden von Herkules erzählt, von Baldur, von Mithra, von Bacchus und von Osiris, um nur einige aus der grossen Zahl zu erwähnen. Einer der ersten Kirchenväter, Firmicus Maternus, sagt uns, dass die Mysterien des Osiris eine grosse Ähnlichkeit mit der christlichen Lehre haben, und dass nach der Auferstehung des Osiris seine Freunde freudig zueinander sagten: «Wir haben ihn gefunden». Annie Besant führt in einem erklärenden Abschnitt aus, dass «es in den christlichen Mysterien wie in den alten ägyptischen, chaldäischen u.a. einen äusseren Symbolismus gibt, der die Stadien bezeichnete, durch die der Mensch hindurchging. Er wurde in den Einweihungsraum gebracht, mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden ausgestreckt, manchmal auf einem Holzkreuz, manchmal nur auf dem Steinboden in der Stellung eines gekreuzigten Menschen. Er wurde dann über dem Herzen mit dem Thyrsus berührt der «Lanze» der Kreuzigung und, indem er den Körper verliess, ging er in die jenseitigen Welten. Der Körper fiel in tiefe Trance der Tod des Gekreuzigten. Er wurde in einen steinernen Sarkophag gelegt und darin unter sorgfältiger Bewachung belassen. Inzwischen hatte der Mensch selbst zuerst die fremden dunklen Regionen beschritten, die «das Herz der Erde» genannt werden, und danach den himmlischen Berg, wo er den nun völlig als ein Vehikel des Bewusstseins organisierten, vollkommenen Körper der Seligkeit anzog. In diesem kehrte er zu dem fleischlichen Körper zurück, um ihn wieder zu beleben. Das Kreuz, das diesen Körper trug, oder wenn kein Kreuz verwendet wurde der entrückte starre Körper wurde aus dem Sarkophag herausgehoben und auf eine geneigte Fläche gelegt, mit dem Gesicht nach Osten, bereit für das Aufgehen der Sonne am dritten Tag. In dem Augenblick, da die Strahlen der Sonne das Angesicht berührten, betrat der Christus, der vollkommene Eingeweihte oder Meister, wieder den Körper, verklärte ihn durch den Körper der Seligkeit, den er trug, veränderte den fleischlichen Körper durch Kontakt mit dem Körper der Seligkeit und gab ihm neue Eigenschaften, neue Kräfte, neue Fähigkeiten, indem er ihn zu seinem [238] Ebenbild verwandelte. Das war die Auferstehung des Christus, und danach war der fleischliche Körper selbst verwandelt und nahm eine neue Natur an». (Esoterisches Christentum, engl., von Annie Besant, S. 247, 248, 249)

So finden wir, dass die Auferstehungs-Geschichte sehr alt ist und dass Gott immer die Tatsache der Unsterblichkeit vor der Menschheit durch die Mysterien und durch seine erleuchteten Söhne kundgetan hat, wie vor unserer christlichen Welt durch den Tod und die Auferstehung seines geliebten Sohnes Jesus Christus.

Dieses ganze Problem des Todes und der Unsterblichkeit zieht jetzt einen grossen Teil öffentlicher Aufmerksamkeit auf sich. Der Weltkrieg brachte die Tatsache des Todes in einer neuen und fesselnden Weise vor das öffentliche Bewusstsein. Da war kaum eine Familie in über zwanzig Nationen, die nicht durch den Tod in der einen oder anderen Form beraubt worden wäre. Die Welt ist durch einen Prozess des Sterbens hindurchgegangen, und das Geheimnis der Auferstehung wird gegenwärtig im Denken der Menschen ein Thema von höchster Wichtigkeit. Der Gedanke der Auferstehung kommt näher, und seine Bedeutung ist durch die Zeitalter hindurch die Haupt-Idee der Freimaurer-Bruderschaft gewesen und bildete den Brennpunkt der Arbeit in dem erhabenen dritten Grad. In enge Beziehung zu dieser Freimaurer-»Auferstehung» kann eine wenig bekannte Predigt von Buddha gesetzt werden, in der er seine Jünger die Bedeutung der «fünf Punkte der Freundschaft» lehrt, und so diese fünf Punkte, die fünf Krisen im Leben Christi und die fünf Punkte in der Freimaurer-Legende verbindet. Alle diese Beziehungen dienen dazu, die Fortdauer der Offenbarung zu zeigen, von der die Auferstehung (mit der darauffolgenden Himmelfahrt) das höchste Ereignis für das Abendland war.

Es ist heute vordringlich notwendig, dass die Christenheit den lebendigen, auferstandenen Christus betont. Wir haben zu lange über Christi Tod diskutiert und der Welt einen eng-sektiererischen Christus aufzudrängen versucht. Wir haben die Feuer der Trennung genährt durch unsere christlichen Abgrenzungen, Kirchen, Sekten und «ismen». «Ihr Name ist Legion», und die meisten sind [239] auf irgendeiner sektiererischen Darstellung des toten Christus begründet und auf den früheren Aspekten seiner Geschichte. Wir wollen uns nun einigen auf der Grundlage des auferstandenen Christus Christus noch heute lebendig, Christus, die Quelle der Inspiration und der Gründer des Reichs Gottes; Christus, der kosmische CHRISTUS, ewig am Kreuz und dennoch ewig lebendig; Christus, der historische Erlöser, der Gründer des Christentums, der über seiner Kirche wacht; Christus, der mystische, mythische Christus, der auf dem Gewebe der Evangelien die Episoden der Entfaltung abbildet, so dass alle, die leben, erkennen und nachfolgen können; und Christus, heute lebendig in jedem menschlichen Herzen, der Garant des und das Drängen zum Göttlichen, das die Menschheit so beständig an den Tag legt. Wegen der Gegenwart Christi im Menschen scheint die Überzeugung von der Göttlichkeit und der daraus folgenden Unsterblichkeit des Menschen dem menschlichen Bewusstsein innezuwohnen. Das wird die Aufmerksamkeit des Menschen unvermeidlich immer wieder beschäftigen, bis es dargetan und erwiesen ist. Indessen ist bewiesen worden, dass jenseits des physischen Todes offensichtlich etwas besteht. Die Tatsache der Unsterblichkeit ist bis jetzt noch nicht bewiesen worden, obwohl sie den grundlegenden Glauben von Millionen bildet, und wo solch ein Glaube allgemein gefunden wird, muss zweifellos ein Grund dafür vorhanden sein.

Die ganze Frage der Unsterblichkeit ist eng verbunden mit dem Problem der Göttlichkeit und der unsichtbaren subjektiven Welt, die hinter der greifbaren und sichtbaren zu liegen scheint, und die häufig ihr Vorhandensein bemerkbar macht. Wenn wir deshalb an der Prämisse des Ungesehenen und Unsichtbaren arbeiten, ist es möglich, dass wir endlich zu ihm durchdringen und entdecken werden, dass es immer bei uns gewesen ist, dass wir aber geblendet und unfähig gewesen sind, seine Gegenwart zu erkennen. Immer haben das einige getan, und ihr Ruf klingt fort, bekräftigt unseren Glauben, stärkt unsere Hoffnung und garantiert uns die schliessliche Erfahrung.

Wie sollen wir denn Wahrheit oder Wirklichkeit erkennen, wenn wir ihr begegnen? Wie sollen wir wissen, ob eine Lehre von Gott ist oder nicht? Es ist so leicht, Fehler zu machen, zu glauben, was wir gern glauben möchten, und uns selbst zu täuschen in dem Wunsch, unsere eigenen Gedanken von anderen Denkern bestärkt zu sehen. Die Worte von Dr. Streeter klingen für uns ermutigend, [240] weil sie Erfordernisse aufzeigen, denen zu folgen uns möglich ist.

«Sogar die Selbsttäuschung, das letzte Bollwerk des Feindes, wird ihre Kraft verlieren in dem Mass, in dem der Mensch sich gewissen Bedingungen anpasst, die (der Bibel zufolge) erfüllt sein müssen, um ihn für den Empfang einer authentischen göttlichen Botschaft zu befähigen sei es auf der Ebene eines epochemachenden Propheten oder eines gewöhnlichen Menschen, der seine Alltagspflichten recht erfüllt.

Es sind hauptsächlich vier:

1. «Ich würde für die Ewige Gottheit gern das sein, was die rechte Hand für den Menschen ist». Absolute Ergebung und Hingabe des Selbstes an das Göttliche. «Hier bin ich, sende mich!» sagt Jesaja, und als Christus an seine ersten Nachfolger die Worte richtete: «Folget mir!», so wird uns gesagt, dass sie alles verliessen und ihm nachfolgten.

2. Selbsterkenntnis und das damit verbundene Eingeständnis von Fehlern. Das Versprechen: «Ich will dich führen mit meinen Augen» in dem oben angeführten Psalm wird dem Menschen gegeben, der seine Schlechtigkeit bekannt und dadurch die rechte Beziehung zu Gott geschaffen hat. Die erste Antwort des Jesaja auf den göttlichen Ruf war dieses Aufblitzen von Selbsterkenntnis, das einem Menschen die Überzeugung von Unwürdigkeit und Sünde bringt. «Ich bin ein Mensch mit unreinen Lippen».

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.