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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 178 ff. (engl.) |
8. Sie erhoben sich wieder von den Toten und wurden die Pioniere der Menschheit zur Himmlischen Welt. 9. Sie gründeten Vereinigungen von Heiligen und Kirchen, in welche die Jünger durch die Taufe aufgenommen wurden. 10. Ihrer wurde gedacht durch das Eucharistische Mahl». (Heidnische und christliche Bekenntnisse, engl., von Edward Carpenter, S. 20, 21) Diese Tatsachen können von jedem, der danach verlangt und genügend interessiert ist, dem Wachstum der Lehre des Erlösers im Weltidealismus nachzuspüren, nachgeprüft werden. Edward Carpenter sagt im gleichen Buche (S. 129, 130): «Die Zahl der heidnischen Gottheiten (meist Jungfrau-Geborene und getötet auf diese oder jene Art wegen ihres Bemühens, die Menschheit zu retten) ist so gross, dass es schwierig ist, Buch darüber zu führen. Der Gott Krishna in Indien und der Gott Indra in Nepal und Tibet vergossen ihr Blut für die Erlösung der Menschen. Buddha sagte nach Max Müller : «Werft alle Sünden der Welt auf mich, dass die Welt befreit sein möge!» Der Chinese Tien, der Heilige Eine, «eins mit Gott und seiend mit ihm in alle Ewigkeit», starb, die Welt zu erlösen. Der ägyptische Osiris wurde Erlöser genannt, so auch Horus, so der Perser Mithra, so der Grieche Herakles, der den Tod überwand, obwohl sein Körper sich in dem brennenden Gewand der Sterblichkeit verzehrte, aus dem er in den Himmel aufstieg. So wurde auch der phrygische Attis Erlöser genannt, gleicherweise der syrische Tammuz oder Adonis. Beide waren, wie wir gesehen haben, an einen Baum genagelt oder gebunden und erhoben sich dann wieder von ihren Bahren oder Särgen. Prometheus, der grösste und früheste Wohltäter der Menschheit, war, mit ausgestreckten Armen, mit Händen und Füssen an die Felsen des Kaukasus gefesselt. Bacchus oder Dionysos, geboren von der Jungfrau Semele und zum Befreier der Menschheit bestimmt (Dionysos Eleutherios, wie er genannt wurde), wurde [179] in Stücke zerrissen, ähnlich wie Osiris. Im fernen Mexiko war Quetzalcoatl, der Erlöser, von einer Jungfrau geboren, ward versucht und fastete vierzig Tage. Auch er wurde getötet und seine Wiederkunft mit Spannung erwartet, so dass, wie allgemein bekannt ist als Cortez kam, die Mexikaner, arme Wesen, ihn als den zurückkehrenden Gott begrüssten! In Peru und unter den Indianern Amerikas nördlich und südlich vom Äquator sind oder waren ähnliche Legenden zu finden. Für oder wider diese Ideen zu argumentieren, ist nicht Aufgabe dieses Buches. Die einzige Frage von Wichtigkeit für uns ist, welche Rolle Christus als Welterlöser wirklich spielte und worin die Einzigartigkeit seiner Mission bestand. Was war diese Welt, in die er kam? Und welche Bedeutung hat sein Tod für den heutigen Durchschnittsmenschen? Sind die Tatsachen aus seinem Leben geschichtlich wahr, und gab es in der Menschheitsgeschichte eine Periode, in der er umherwandelte und sprach und ein gewöhnliches menschliches Leben lebte? Diente er seiner Rasse und kehrte er dann zu der Quelle zurück, von der er gekommen war? Die Tatsache des Christus bildet kein Problem für jene, die ihn kennen. Sie sind sich im klaren, über allen Streit hinaus, dass er ist. Sie wissen, wem sie geglaubt haben (II Tim. I/12). Für sie ist seine Wirklichkeit unwiderlegbar. Sie mögen Unterschiede machen in bezug auf die Betonung, die auf die verschiedenen theologischen Wiedergaben seiner Lebensgeschichte gelegt wird, aber Christus kennen sie, und mit ihm beschreiten sie den Lebenspfad. Sie mögen argumentieren, ob er Gott oder Mensch oder Gottmensch oder Menschengott war, aber in einem Punkt stimmen sie alle überein, und das ist dieser: er war Gott und Mensch, in einem Körper offenbart. Sie mögen sich abmühen, das Andenken an den toten Christus am Kreuz zu verewigen, sie mögen bestrebt sein, gemäss dem Leben des auferstandenen Christus zu leben, aber von der Wirklichkeit Christi selbst geben sie alle Zeugnis, und durch die Menge der Zeugen ist die Tatsache sicher erwiesen. Derjenige, der weiss, kann nicht zweifeln. Das Christentum ist die Neuformulierung einer sehr alten Lehre. Es ist nicht neu. Es ist so wesentlich für die Errettung und das Glück der Welt, dass Gott es immer verkündet hat. Die [180] Evangeliumserzählungen sind zuverlässig und wahr, gerade weil sie die geistige Offenbarung der Vergangenheit ergänzen und heute in Begriffen von Christus neu ausgelegt werden. Für das Bedürfnis einer höher entwickelten und intelligenteren Menschheit wird diese Neudarstellung deshalb geeigneter und ihm angepasster sein. Aber es ist keine neue Sache, und Christus hat sich niemals in solcher Ausdrucksweise bezeichnet. Er sagte ein neues Zeitalter und das kommende Reich Gottes voraus. In äonenlangen Zeitläufen ist die Menschheit heute im Erfassen des Gottesbewusstseins erst zu dem Punkt gekommen, wo sie beginnt, eine Welt und eine Menschheit zu sehen, die für die neue Offenbarung bereit sind, eine Offenbarung, die auf der wahren christlichen Ethik und auf lebendigen christlichen Wahrheiten gegründet sein wird. Das, wofür Christus einstand, die Wahrheit, die er verkörpert, ist so alt, dass es niemals eine Zeit gegeben hat, in der sie nicht als ein Bedürfnis im menschlichen Bewusstsein gegenwärtig gewesen wäre, und dennoch ist diese Wahrheit so neu, dass es niemals eine Zeit geben wird, in der die Geschichte der Geburt und des Todes des Welterlösers nicht von höchster Bedeutung für den Menschen sein wird. Edward Carpenter beleuchtet dieses unaufhörliche und uralte Konzentrieren der Liebe Gottes und des Verlangens des Menschen in der Person eines Gottessohnes mit folgenden Worten: «Wenn die geschichtliche Wirklichkeit Jesu irgendwie bewiesen werden könnte, so hätten wir Grund zu vermuten, was ich persönlich immer zu glauben geneigt gewesen bin, dass es auch einen historischen Kern für solche Persönlichkeiten wie Osiris, Mithra, Krishna, Herkules, Apollo u.a. gegeben hat. Tatsächlich verdichtet sich die Frage zu dieser: Hat es im Lauf der menschlichen Entwicklung sozusagen gewisse Knotenpunkte oder Perioden gegeben, in denen die psychologischen Strömungen zusammenliefen und sich verdichteten zu einem neuen Beginn, und ist jeder dieser Knoten oder Verdichtungspunkte durch das Erscheinen eines wirklichen heldenmütigen Menschen (Mann oder Frau) gekennzeichnet, der den notwendigen Antrieb für einen neuen Aufbruch schaffte und der daraus herrührenden Bewegung seinen Namen gab? Oder genügt es zu vermuten, dass die automatische Bildung solcher Knoten- oder Aufbruchspunkte ohne das Eingreifen eines besonderen Helden oder Genius vor sich ging, und sich vorzustellen, dass in jedem Fall die mythenbildende Tendenz der Menschen eine sagenhafte und inspirierende Gestalt schuf und diese während einer langen Zeit nachher als Gott verehrte? Wie ich [181] vorher gesagt habe, diese Frage, so interessant sie sein mag, ist in Wirklichkeit nicht sehr wichtig. Die Hauptsache ist, dass der prophetische und schöpferische Geist der Menschheit von Zeit zu Zeit solche Gestalten als ideale Verkörperungen ihres «Herzenswunsches» entwickelt und ihre Häupter mit einem Heiligenscheine umgeben hat. Die lange Reihe von ihnen wird zu einem wirklichen Stück Geschichte, der Geschichte der Entwicklung des menschlichen Herzens und des menschlichen Bewusstseins». (Edward Carpenter, a. a. O., S. 217, 218) Die Kreuzigung und das Kreuz Christi sind so alt wie die Menschheit selbst. Beides sind Symbole für das ewige Opfer Gottes, wie er sich selbst in den Form-Aspekt der Natur versenkt; dadurch wird Gott sowohl immanent als auch transzendent. Wir haben gesehen, dass Christus vor allem im kosmischen Sinn erkannt werden muss. Dieser kosmische Christus hat von Ewigkeit her existiert. Dieser kosmische Christus ist Gottheit oder Geist, gekreuzigt im Universum. Er personifiziert die Opferung des Geistes auf dem Kreuz der Materie, der Form oder Substanz, damit alle göttlichen Formen, einschliesslich der menschlichen, leben können. Dies ist von den sogenannten heidnischen Glaubensbekenntnissen immer erkannt worden. Wenn der Symbolismus des Kreuzes weit zurück verfolgt wird, so wird man finden, dass er das Christentum Tausende von Jahren zurückdatiert, und dass zuletzt die vier Arme des Kreuzes wegfallen werden und nur das Bild des lebendigen himmlischen Menschen mit seinen im All ausgebreiteten Armen zurückbleiben wird. Nord, Süd, Ost, West darüber steht der kosmische Christus, genannt «das feste Kreuz der Himmel». Auf diesem Kreuz ist Gott ewig gekreuzigt. «Der Himmel ist, mystisch gesprochen, der Tempel und das ewige Bewusstsein Gottes. Sein Altar ist die Sonne, deren vier Arme oder Strahlen die vier Ecken oder das Kardinalkreuz des Universums bezeichnen. Sie sind zu den vier festen Zeichen des Tierkreises geworden, und als die vier mächtigen heiligen Tierzeichen sind sie beides: kosmisch und spirituell. ... Diese vier sind bekannt als die geweihten Tiere des Zodiak, während die Zeichen selbst die Grundelemente des Lebens: Feuer, Erde, Luft und Wasser darstellen». (Das himmlische Schiff des Nordens, engl., von E. V. Straiton, Vol. 1, S. 104) Diese vier [182] Zeichen sind Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann, und sie bilden vor allem das Kreuz der Seele, das Kreuz, auf dem die zweite Person der göttlichen Dreieinigkeit gekreuzigt ist. Christus personifizierte in seiner Mission diese vier Aspekte, und als der kosmische Christus zeigte er in seiner Person die Eigenschaften, für die jedes Zeichen stand. Sogar der primitive, unentwickelte und unwissende Mensch wusste von der Bedeutung des in der Materie geopferten und auf dem vierarmigen Kreuz gekreuzigten Geistes. Diese vier Zeichen sind eindeutig in der Bibel zu finden und werden in unserem christlichen Glauben als die vier heiligen Tiere betrachtet. Der Prophet Ezechiel bezieht sich auf sie mit den Worten: «In bezug auf ihre Gestalt hatten die vier das Aussehen eines Menschen und eines Löwen, von der rechten Seite; das Aussehen eines Ochsen von der linken Seite; sie hatten auch das Aussehen eines Adlers». (Ezechiel I/10) In der Offenbarung finden wir wieder dieselbe astrologische Symbologie: «Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer gleich dem Kristall, und mitten am Stuhl und um den Stuhl vier Tiere, voll von Augen, vorn und hinten. Und das erste Tier war gleich einem Löwen, und das zweite Tier war gleich einem Kalb, und das dritte Tier hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler». (Offenbarung, IV/6, 7) «Das Gesicht des Menschen» ist das alte Zeichen des Wassermanns, das Zeichen des Menschen, der einen Wasserkrug trägt, auf den Christus sich bezog, als er seine Jünger in die Stadt sandte mit den Worten: «Siehe, wenn ihr in die Stadt eintretet, so werdet ihr dort einen Mann finden, der einen Wasserkrug trägt. Folget ihm in das Haus, in welches er eintritt». (Lukas XXII/10) Dies ist das Tierkreiszeichen, in das wir gerade eintreten. Es wird gut sein, hervorzuheben, dass dies astronomisch wahr und nicht nur eine Behauptung der Astrologen ist. Das Symbol, das für das [183] Tierkreiszeichen Leo steht, ist der Löwe. Dies Zeichen ist das Symbol der Individualität, unter seinem Einfluss erreicht die Menschheit das Selbstbewusstsein, und der Mensch kann als Einzelwesen handeln. Christus betonte in seiner Lehre die Bedeutung des Individuums, und durch sein Leben führte er uns den unübertrefflichen Wert des Individuums vor Augen, seine Vervollkommnung, seinen Dienst und endlich sein Opfer im Interesse des Ganzen. Das Sternbild Adler wird immer als austauschbar mit dem Zeichen Skorpion = Schlange betrachtet, und es wird in dieser Verbindung häufig gebraucht in Anbetracht des festen Kreuzes des kosmischen Erlösers. Skorpion ist die Schlange der Illusion, von der uns die Christusnatur endlich befreit, und der täuschenden Tücke dieser Schlange Skorpion unterlag Adam im Garten Eden. Das «Gesicht des Ochsen» ist das biblische Symbol für das Zeichen Taurus, den Stier, jener Religion, die der jüdischen Offenbarung unmittelbar vorausging und die ihre Vertreter in Ägypten und in den Mithras-Mysterien fand. Auf dieses feste Kreuz sind alle Welterlöser, der Christus des Westens nicht ausgenommen, ewig gekreuzigt worden, um die Menschen an die göttliche Absicht zu erinnern, die auf dem göttlichen Opfer beruht. Die frühen Kirchenväter erkannten diese Wahrheit und dass die an den Himmel geschriebene Geschichte eine bestimmte Beziehung zur Menschheit und zur Entwicklung der menschlichen Seele hat. Clemens von Alexandria sagt uns, dass «der Pfad der Seelen zur Himmelfahrt durch die zwölf Zeichen des Tierkreises führt», und die heutigen kirchlichen Feste sind auf die Zeiten und Jahreszeiten gegründet, nicht auf historische Daten in Verbindung mit den hervorragenden religiösen Gestalten, auf die sie sich beziehen. Wir sahen, wie bei der Geburt zu Bethlehem erst nahezu vier Jahrhunderte nach Christi Geburt das Datum astronomisch festgelegt wurde. Die Verbindung von Virgo (Jungfrau) mit dem Stern im Osten (Sirius) und den drei Königen (symbolisiert durch den Oriongürtel) war der entscheidende Faktor. Die Jungfrau erschien im Osten, während die Horizontlinie durch ihr Zentrum ging, und dies ist einer der bestimmenden Faktoren für die Lehre von der Jungfräulichen Geburt. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |