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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 157 ff. (engl.) |
Auferstehungs-Körper zu beschreiben. An dem Tag der Erfüllung, wenn der
vollkommene Jünger die Meisterschaft erlangt hat, strahlt das «Kleid der
Herrlichkeit» mit solchem Glanz durch die Hülle des Fleisches, dass alle
Zuschauer es wahrnehmen und ihre Augen und Ohren eingestimmt werden zu feinerer,
subtilerer Vibration; sie erblicken ihren Meister in all seiner göttlichen
Menschlichkeit». (Die Geheimlehre im Westen, engl., von Jean Delaire, S. 121)
Es ist interessant zu bemerken, dass die drei Apostel, obwohl sie von der Bedeutung des Ereignisses, an dem sie teilnahmen, überzeugt waren, nichts anderes tun konnten, als durch den Mund des Petrus ihre Ehrfurcht, Verwirrung, Erkenntnis und ihren Glauben kundzutun. Sie konnten nicht erklären noch verstehen, was sie gesehen hatten, noch finden wir irgendeinen Bericht, dass sie es jemals getan haben. Die Bedeutung der Verklärung muss sich erst im Leben auswirken, ehe sie genau bezeichnet oder erklärt werden kann. Wenn die Menschheit als ganzes lernt, das Fleisch durch die göttliche Erfahrung umzuformen, die Gefühlsnatur durch göttlichen Ausdruck zu verwandeln und das Bewusstsein aus der Welt [158] des irdischen Lebens in die Welt der transzendentalen Wirklichkeit zu übertragen, dann werden sich die wahren subjektiven Werte dieser Einweihung dem menschlichen Denken offenbaren. Dann wird ein tieferer Ausdruck dessen erfolgen, was intuitiv aufgenommen wurde. Dr. Sheldon sagt mit Recht, dass «alle der feinsten menschlichen Gedanken und Gefühle seit Generationen, möglicherweise seit Zeitaltern im intuitiven Denken getragen wurden, lange, ehe sie deutlich erkennbar werden». (Psychologie und prometheischer Wille, engl., von W. H. Sheldon, S. 116) Wir können, was diese Erfahrung anbelangt, noch nicht klar aussprechen. Wir fühlen dunkel und von fern ihr Wunder und ihre Endgültigkeit. Wir sind als Menschheit noch nicht durch die neue Geburt hindurchgegangen; die Jordan-Erfahrung ist bis jetzt nur von wenigen erlangt worden. Nur die seltene und entwickelte Seele hat den Berg der Verklärung erklommen, ist dort Gott begegnet und hat ihn gesehen in der verherrlichten Person Jesu Christi. Wir haben diese Episode durch die Augen anderer erblickt. Petrus, Jakobus und Johannes haben uns durch einen anderen Apostel, Matthäus, davon erzählt. Wir bleiben Zuschauer, aber es ist eine Erfahrung, an der wir eines Tages teilhaben werden. Dies haben wir vergessen. Wir haben für uns die Sprache des vierten grossen Ereignisses in Christi Leben angenommen, und viele von uns haben versucht, an ihr teilzuhaben und in die Bedeutung der Kreuzigung einzugehen. Wir haben auf die Verklärung geblickt, aber wir haben nicht versucht, wirklich verklärt zu werden. Doch dies muss eines Tages mit uns geschehen, und nur nach der Verklärung können wir es wagen, den Berg von Golgatha zu ersteigen. Nur wenn wir erreicht haben, dass die niedere persönliche Natur Göttliches ausdrückt, werden wir jene Würde und jenen Wert besitzen, denen unter dem göttlichen Plan erlaubt werden kann, gekreuzigt zu werden. Dies ist eine vergessene Wahrheit. Doch es ist alles ein Teil des evolutionären Vorgangs, in dem Gott durch die Menschheit offenbart wird. Das grosse und natürliche Phänomen, das die Menschheit eines Tages durch Selbst-Ausdruck und auch unter dem Gesetz offenbaren wird, schliesst in sich die Schönheit ein, die von Christus ausstrahlte, als er verklärt vor seinen drei Freunden stand, von Gott, seinem Vater, anerkannt wurde und die Bestätigung erhielt [159] durch Moses und Elias, das Gesetz und die Propheten, die Vergangenheit und durch das, was für die Zukunft Zeugnis ablegte. Ein Punkt sollte hier herausgestellt werden. In der Oriental Correspondence über diese fünf Krisen im Leben Jesu Christi wird diese dritte Episode die «Hütten»-Einweihung genannt, und die Worte des Petrus, als er vorschlägt, sie sollten drei «Hütten» bauen, eine für Christus, eine für Moses und eine für Elias, verbinden dieses christliche Geschehen mit seinem alten Urbild. Immer wird in diesen sich selten ereignenden Geschehnissen Gott durch Licht verherrlicht, unaussprechlich strahlend, durch die Hülle des Fleisches hindurchscheinend, und diese Bergerfahrung ist nicht allein christlich. Aber Christus hat als erster alle möglichen Erfahrungen über die Manifestation des Göttlichen in einer aufeinander folgenden Darstellung gesammelt und sie zu unserer Belehrung und Erleuchtung in seiner Lebensgeschichte und in den fünf Evangeliums-Episoden dargestellt. Immer mehr Menschen werden durch die Geburts-Grotte hindurchgehen, werden in den Strom eintreten, den Berg besteigen und so Gottes Werk für die Menschheit fördern; das Beispiel Christi trägt schnell Früchte und bringt Ergebnisse. Das Göttliche kann nicht weggeleugnet werden, und der Mensch ist göttlich. Wenn er es nicht ist, dann ist die Vaterschaft Gottes nur eine leere Wortform, Christus und seine Apostel wären im Irrtum, wenn sie, wie sie beständig taten, die Tatsache unserer Sohnschaft anerkannten. Die Göttlichkeit des Menschen kann nicht wegerklärt werden. Sie ist entweder eine Tatsache oder nicht. Gott kann entweder im Fleisch erkannt werden durch seine Kinder oder nicht. Alles ist zurückzuführen auf Gott den Vater, den Schöpfer, den Einen, in dem wir leben und uns bewegen und unser Dasein haben. Gott ist entweder innewohnend in allen seinen Geschöpfen oder nicht. Gott ist transzendent und jenseits der Manifestation, oder es besteht keine grundlegende Realität, kein Zweck oder Ursprung. Möglicherweise ist die im menschlichen Denken wachsende Erkenntnis wahr, dass er beides ist, immanent und transzendent, und wir können uns auf seine Vaterschaft einstellen, uns als göttlich erkennen, weil Christus und die Kirche zu allen Zeiten Zeugnis davon gegeben haben. Diesmal [160] unterscheidet sich das gesprochene WORT von dem vorhergehenden. Der erste Teil der Verkündigung durch den schweigend hinter der Szene stehenden Initiator, wenn Jesus Einweihung nach Einweihung nimmt, ist praktisch der gleiche wie bei der Taufeinweihung, bis auf einen ausgesprochenen Befehl. Er sagte: «Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe», setzte aber diesmal hinzu: «Ihn sollt ihr hören!» Bei dem ersten grossen Geschehen liess Gott der Vater, dessen Symbol der Initiator ist, seine Gegenwart nicht erkennen. Die Engel sprachen das Wort und deuteten die Mission Christi in seinem Namen an. Bei der Taufe liess er ihm Anerkennung zuteilwerden, und das war alles. Bei dieser Einweihung befahl Gott der Menschheit, diesem besonderen Höhepunkt in Christi Leben Aufmerksamkeit zu zollen und auf seine Worte zu hören. Christus ist nun die Macht und das Recht zu sprechen verliehen, und es ist interessant zu bemerken, dass der grösste Teil der Lehre (wie sie im Johannes-Evangelium und in vielen Gleichnissen steht) von Christus erst nach dieser Erfahrung gegeben wurde. Wieder gab Gott Zeugnis, dass er die Messiasschaft Christi anerkannte, welches Wort die menschliche Auslegung dieser Anerkennung ist. Bei der Taufe erkannte er ihn als seinen Sohn an, vom Herzen des Vaters aus in die Welt gesandt, den Willen Gottes hinauszutragen. Das, was Christus schon als Kind im Tempel erkannt hatte, ward später von Gott gutgeheissen. Diese Anerkennung wird wiederholt und die Bestätigung verstärkt durch den Befehl an die Welt, sie möge auf die Worte des Erlösers hören, oder vielleicht vom esoterischen und geistigen Standpunkt sie möge das WORT hören, das Gott war, der Fleisch wurde. «Es besteht in der Tat eine innere Verbindung zwischen der Taufe und der Verklärung. In beiden Fällen ist die Offenbarung des Geheimnisses der Person Jesu von einem Zustand der Ekstase begleitet. Das erste Mal war die Offenbarung für ihn allein, hier nehmen auch die Jünger teil. Es ist nicht klar, bis zu welcher Höhe sie selbst durch die Erfahrung gebracht wurden. So viel ist sicher, dass ihnen in der Verwirrung, aus der sie erst am Ende der Szene erwachten (Markus IX/8), die Gestalt Jesu in übernatürlichem Licht und von Glanz erleuchtet erschien und dass ihnen eine Stimme zu verstehen gab, er sei der Sohn Gottes. Dieses Ereignis kann nur als die Folge grosser eschatologischer Erregung erklärt [161] werden». (Das Mysterium vom Reich Gottes, von Albert Schweitzer, S. 181, 182) Derselbe Schriftsteller fährt mit seinen Ausführungen fort: «Wir haben deshalb drei Offenbarungen des Geheimnisses der Messiasschaft, die so zusammenhängen, dass jede folgende die vorhergehende einschliesst. Auf dem Berg nahe Bethsaida wurde den Dreien das Geheimnis offenbart, das Jesus bei seiner Taufe enthüllt wurde. Das war nach der Ernte. Ein paar Wochen später ward es den Zwölfen bekannt durch die Tatsache, dass Petrus bei Cäsarea Philippi Jesu Frage beantwortete, aus dem Wissen heraus, das er auf dem Berg erlangt hatte. Einer von den Zwölfen verriet das Geheimnis dem Hohepriester. Diese letzte Offenbarung des Geheimnisses war verhängnisvoll, sie hatte den Tod Jesu zur Folge. Er ward als Messias verurteilten obwohl er niemals in dieser Rolle erschienen war». (a. a. O., S. 217, 218) Dies ruft insgesamt die Frage nach der Art der Mission hervor, die zu fördern Christus kam, und die den Willen Gottes in sich barg, den er zu erfüllen kam. Hier sollen drei Hauptgesichtspunkte angeführt werden, wie sie orthodoxe Christen gewöhnlich vertreten. 1. Christus kam, um am Kreuz zu sterben, um den Grimm eines zornigen Gottes zu besänftigen und jenen, die an ihn glauben, möglich zu machen, in den Himmel zu kommen. 2. Er kam, um uns die wirkliche Natur der Vollkommenheit zu zeigen und, wie Göttlichkeit in menschlicher Form dargestellt werden kann. 3. Er kam, um uns ein Beispiel zu hinterlassen, damit wir seinen Fussspuren folgen sollten. Christus selbst legte auf seinen Kreuzestod nicht den Nachdruck, als sei dieser der Gipfel seines Lebenswerkes. Er war das Ergebnis seines Lebenswerks, aber nicht das, wofür er in die Welt kam. Er kam, dass wir «das Leben und volle Genüge» haben sollten, und Johannes sagt uns in seinem Evangelium, dass die neue Geburt [162] von dem Glauben an Christus abhängt, wenn uns die Macht gegeben ist, «Söhne Gottes zu werden, nämlich jenen, die an seinen Namen glauben, welche nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind». (Joh. I/13) Ist es nicht vernünftig, wenn wir aus diesen Worten schliessen, dass dann, wenn ein Mensch den Punkt des Erkennens und Glaubens an den kosmischen Christus erreicht hat, an «das Lamm, das erschlagen wird vom Anbeginn der Welt» (Offenbarung XIII/8), die neue Geburt möglich wird? Denn das Leben dieses universellen Christus, das jede Form göttlichen Ausdrucks belebt, kann dann bewusst und definitiv den Menschen zu einer neuen Darstellung des Göttlichen vorwärtstragen. Das «Blut ist das Leben» (Gen. IX/4), und es ist der lebendige Christus, der es für alle möglich macht, Bürger jenes Reichs zu werden. Es ist das Christusleben in jedem von uns, das uns zu Söhnen des Vaters macht, nicht sein Tod. Nirgendwo in der Evangeliengeschichte findet eine gegenteilige Feststellung Rückhalt. Christus gab beim Abendmahl seinen Jüngern den Kelch zu trinken und sagte dabei: «Dies ist mein Blut des Neuen Testamentes, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden» (Matth. XXVI/28). Aber dies ist seine einzige Bezugnahme auf Blut in seinem heilenden Aspekt, der so stark in den Episteln betont wird, und er bringt nirgends Blut in Beziehung zur Kreuzigung. Er spricht in der gegenwärtigen Zeitform und bezieht das Blut nicht auf die neue Geburt oder die Kreuzigung oder macht es zu einem Faktor in der Ausschliesslichkeit, welche die Darstellung des Christentums in der Welt so sehr gefärbt hat. Das Christusleben in allen Formen bringt den Drang zur Evolution hervor. Es ist das Christusleben, das in der natürlichen Welt den sich stetig entfaltenden Ausdruck der Göttlichkeit möglich macht. Es ist tief innen im Herzen eines jeden Menschen. Das Christusleben bringt ihn schliesslich zu dem Punkt, wo er das Menschenreich verlässt (wenn das Werk normaler Evolution seinen Teil getan hat), und führt ihn in das Reich des Geistes. Die Erkenntnis [163] des Christuslebens innerhalb der Form des Menschen lässt jedes menschliche Wesen zu gegebener Zeit die Rolle der Jungfrau Maria spielen für diese innewohnende Wirklichkeit. Es ist das Christusleben, das bei der neuen Geburt zu vollerem Ausdruck kommt und den sich entwickelnden Sohn Gottes von Krise zu Krise weiterführt, bis er vollendet dasteht und «das Mass der Fülle des Christus» erreicht hat. (Ephes. IV/13) Wir werden später sehen, dass die neue Weltreligion auf der Offenbarung des auferstandenen Christus beruhen muss. Christus am Kreuz, wie wir sehen, wenn wir den nächsten Höhepunkt studieren werden, zeigte uns Liebe und Opfer in ihrem höchsten Ausdruck, aber Christus, der zu aller Zeit Lebendige und noch heute lebenskräftig Lebendige ist der Grundton des neuen Zeitalters, und auf dieser Wahrheit muss die neue Darstellung der Religion aufgebaut und später die neue Theologie errichtet werden. Die wahre Bedeutung der Auferstehung und der Himmelfahrt ist bis jetzt noch nicht begriffen worden. Als eine göttliche subjektive Wirklichkeit erwarten diese Wahrheiten noch ihre Offenbarung. Die Enthüllung dieser zwei Mysterien und unser Eintreten in ein vollkommeneres Verstehen Gottes als Leben wird die Herrlichkeit des neuen Zeitalters sein. Die wahre Kirche Christi ist die Gemeinschaft aller jener, die durch das Leben Christi leben und deren Leben eins ist mit dem seinen. Das wird zunehmend verwirklicht werden und wird das Wunder und die Herrlichkeit, die bis jetzt unoffenbart in Gott dem Vater ruhen, in ein klareres und strahlenderes Licht setzen. Nur der Mensch, der etwas von der Bedeutung der Verklärungseinweihung und der Art der dort enthüllten Vollkommenheit verstanden hat, kann Christus zu der Vision nachfolgen, die ihm gewährt wurde, als er von jenem hohen Punkt der |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |