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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 150 ff. (engl.) |
Jünger auf die Erde hingestreckt, unfähig, auf die geoffenbarte Herrlichkeit zu
blicken. Sie hatten ihren Meister zu kennen geglaubt, aber die vertraute
Gegenwart war verwandelt, sie standen vor DER GEGENWART. Das Empfinden von
Ehrfurcht, Staunen und Demut ist immer eine herausragende Reaktion der Mystiker
aller Zeiten auf die Offenbarung von Licht. Diese Episode ist die erste, in der
wir mit der Strahlung und dem Licht in Berührung [151] kommen, das von dem
Erlöser ausging und das ihn in Wahrheit zu sagen befähigte: «Ich bin das Licht
der Welt». Kontakt mit Gott wird immer ein ausstrahlendes Licht verursachen. Als
Moses vom Berg Sinai herunterkam, war sein Angesicht so leuchtend, dass die
Menschen ihn nicht anschauen konnten, und die Legende erzählt, dass er sich
verhüllen musste, um die anderen vor dieser Strahlung zu schützen. Doch das
Licht, das in Christus war, strahlte in Fülle von seiner ganzen Person aus. Ich
glaube, in dem Mass, in dem der evolutionäre Prozess vorwärtsgeht, werden wir zu
einem tieferen Verstehen der Bedeutung des Lichts in bezug auf die Menschheit
kommen. Wir sprechen von dem Licht des Wissens, und diesem Licht und seiner
Förderung sind alle unsere erzieherischen Vorgänge und Einrichtungen gewidmet.
Wir wünschen tief das Licht des Verstehens, das sich als Weisheit ausdrückt und
den Wissenden und den Weisen auf Erden kennzeichnet. Dieses Licht hebt ihn ab
von dem gewöhnlichen intelligenten Menschen, gibt seinen Worten Bedeutung und
macht seinen Rat wertvoll. Wir sind zu dem Glauben geführt worden, dass es auf
der Welt die «Erleuchteten» gibt, die ruhig und still hinter den
Weltereignissen wirken und, wenn nötig, Licht ausgiessen in die dunklen Stätten
der Welt, Probleme erhellen und schliesslich das ans Licht bringen, was
ausgerottet werden muss, und das, was gebraucht wird. Wir haben auch gelernt,
die Lichtträger aller Zeiten zu erkennen, und wir fühlen, dass in Christus das
Licht aller Zeitalter zusammengefasst und das Licht Gottes konzentriert ist.
Seine Jünger kamen auf dem Berggipfel zum ersten Mal in den Bereich dieses
Lichts, nach sechs Tagen des Wirkens, wie der Bericht lautet, und konnten den
Anblick von soviel Glanz nicht ertragen. Doch fühlten sie, dass hier «gut sein»
war. In unserer Betrachtung des Lichts, das in Christus war, und über dem
Entzücken der Apostel bei seiner Offenbarung, wollen wir jedoch die Tatsache
nicht ausser acht lassen, dass er selbst uns sagt, in uns sei auch ein Licht und
dass es leuchten müsse, um der Welt zu helfen und um unseren Vater im Himmel zu
verherrlichen. (Matth. V/16) Von diesem Licht [152] geben die Mystiker Zeugnis.
Es ist jenes Licht, in das sie eintreten, das in sie eintritt und dadurch das
latente Licht offenbart, das beständig an Stärke zunimmt. «In deinem Licht
werden wir Licht sehen». Dies ist die herausragende Tatsache der
wissenschaftlichen Mystik. Gott ist sowohl Licht als auch Leben. Dies hat der
Mystiker bewiesen und ist dafür ewig Zeuge.
Dieses Innewerden der Tatsache des Göttlichen ist in unserem Bewusstsein vor allem durch das Erkennen des Wunders begründet, das latent in jedem Menschen ruht. Der Mensch, der in seinen Mitmenschen nichts Gutes sieht, wird auch seines eigenen Guten nicht gewahr; der Mensch, der nur Böses in denen um sich herum sieht, erblickt sie durch die verkehrte Linse seiner eigenen verzerrten Natur. Jene aber, die zur Welt der Wirklichkeit erwachen, werden beständig auf das Göttliche im Menschen aufmerksam gemacht durch seine selbstlosen Handlungen, seine Freundlichkeit, seinen forschenden Geist, seinen Frohsinn in Schwierigkeiten und seine grundsätzliche Güte. Dieses Gewahrwerden vertieft sich, wenn sie die Menschheitsgeschichte, das religiöse Erbe der Zeitalter studieren und, vor allem, wenn sie der überirdischen Güte und dem Wunder, das Christus offenbarte, Aug' in Auge gegenüberstehen. Von dieser Vergegenwärtigung geht der Mensch weiter zur Entdeckung des Göttlichen in sich selbst, und er beginnt jenen langen Kampf, der ihn durch die Zustände intellektuellen Wahrnehmens der Möglichkeit und intuitiven Erfassens der Wahrheit zu jener Erleuchtung führt, die das Vorrecht und die Gabe aller vollkommenen Gottessöhne ist. Der strahlende innere Lichtkörper ist im Einzelmenschen und in der Menschheit gegenwärtig, unsichtbar und unoffenbart, aber langsam und sicher hervorkommend. Gegenwärtig ist eine grosse Anzahl von Menschen mit der Tätigkeit der sechs Tage beschäftigt, die der Verklärungs-Erfahrung vorausgehen. Es ist wichtig, hier kurz den Platz der Jünger in der Geschichte dieser Erfahrung zu untersuchen. Durch die ganze biblische Geschichte hindurch begegnet uns die Dreiheit: Moses, Aaron, Joshua; [153] Hiob und seine drei Freunde; Shadrach, Meschach und Abed-Nego, die Freunde Daniels; die drei Könige im Stall von Bethlehem, die drei Jünger bei der Verklärung; die drei Kreuze auf Golgatha! Was bedeutet diese ständige Wiederkehr der Drei? Was symbolisiert sie? Steht dahinter, abgesehen von ihrem möglichen historischen Auftreten, eine besondere Symbolik, die, wenn sie verstanden wird, klar die Umstände angibt, unter denen sie eine Rolle spielt? Ein Studium ihrer Namen und deren Erklärung, wie sie in Cruden's Concordance gegeben wird, kann einen Schlüssel liefern. Nehmen wir zum Beispiel die Bedeutung der Namen von Hiobs Freunden. Sie waren: Eliphar, der Temaniter, Bildar, der Shuhiter, Zophar, der Naamatiter. Eliphar der Temaniter bedeutet «Mein Gott ist Gold» und auch «der südliche Bezirk», der dem Norden gegenüberliegende Pol. Gold ist das Symbol materiellen Wohlergehens, und der entgegengesetzte Pol des Geistes ist die Materie. Deshalb finden wir in diesem Namen die berührbare äussere Form des Menschen symbolisiert, der angetrieben wird durch den Wunsch nach materiellem Besitz und Bequemlichkeit. Zophar der Naamatiter bedeutet «Der eine, der spricht», und sein Thema ist Annehmlichkeit, welche Übersetzung dem Wort «Naamatiter» gegeben wurde. Hier haben wir den Wunschkörper dargestellt mit seinem Verlangen nach Annehmlichkeit, Glück und Vergnügen, und einen Hinweis auf den ständigen und unaufhörlichen Ruf und die Stimme der Gefühlsnatur, wie wir alle bezeugen können. Bildar der Shuhiter stellt die mentale Natur dar, das Denken, in der Bedeutung, dass er «Reue» empfindet, was nur möglich wird, wenn das Denken einschliesslich des Gewissens tätig zu werden beginnt. Shuhiter heisst «Niederwerfung» oder «Hilflosigkeit» und bedeutet, dass das Denken allein und ohne Unterstützung offenbaren, aber nicht helfen kann. Gewissensnot und Sorge, umfassendes Erinnern sind das Ergebnis mentaler Tätigkeit. Daher sind in Hiobs drei Freunden die drei Aspekte seiner niederen Natur offenbart. Dasselbe ist der Fall, wenn wir die Namen von Daniels drei Freunden studieren. Abed-Nego bedeutet «der Diener der Sonne», der Diener des Lichts. In dieser Beziehung ist die ganze Aufgabe und der Zweck des physischen äusseren Menschen zusammengefasst. Shadrachs Name hat einen bestimmten emotionell-gefühlsmässigen [154] Nebensinn, denn er bedeutet «sich am Weg erfreuen», und wo immer wir Beziehungen finden zu den Grund-Dualitäten von Freude oder Schmerz, befassen wir uns mit der Emotional-Gefühlsnatur. Meschach bedeutet «agil», sich schnell bewegend, was eine sehr gute Beschreibung der Mentalnatur ist. Arjuna in der Bhagavad Gita (VI/33, 34) macht das klar in seinen Worten zu Krishna: «Diese Vereinigung durch Einheit, die du lehrst. ... Ich empfinde ihre feste Grundlage nicht wegen der Schwankungen des Denkens; denn das Denken schwankt, Krishna, stürmisch, ungestüm, heftig, und ich denke, es ist ebenso schwer zu halten wie der Wind». So entdecken wir in den drei Freunden und in den verschiedenen Dreiheiten der Bibel eine wichtige erleuchtende Symbolik. Die drei Aspekte, durch welche die Seele sich ausdrücken und durch die sie hindurchscheinen muss, sind auf diese Weise dargestellt. Das Gleiche gilt für die drei Freunde Jesu Christi. Ich kann hier nicht auf die Freundschaften Jesu Christi eingehen; sie sind sehr real und sehr tief und umfassend in ihrer Einschliesslichkeit. Sie sind zeitlos und ewig, und die Freunde Christi sind in jeder Rasse (christlich oder anders), in jedem Klima und auf beiden Hemisphären zu finden. Und es sei daran erinnert, dass nur die Freunde Christi irgendein Recht haben, sich auf ihn zu berufen, oder mit irgendeiner Autorität von ihm und seinen Ideen sprechen können, denn nur sie besitzen die Autorität der Liebe und des Verstehens. Diese Grund-Dreiheit finden wir auch in den Personen des Petrus, Jakobus und Johannes. In ihren Namen wirkt sich die gleiche wesentliche Symbolik aus. Dadurch erhalten wir den Schlüssel für die Bedeutung dieser wundervollen Geschichte. Petrus heisst bekanntlich «Felsen». Hier ist die Grundlage, der konkreteste Aspekt, die äussere physische Form, die bei der Verklärung durch die Herrlichkeit Gottes umgewandelt wird, so dass das äussere Bild verschwindet und Gott selbst hindurchscheint. Jakobus, so wird uns gesagt, bedeutet «Illusion», Verdrehung. Hier haben wir die Beziehung zum emotionellen oder Gefühlskörper mit seiner Kraft [155] zu verdrehen, zu täuschen, zu fälschen, irrezuleiten und irrezuführen. Wo Emotion hineinkommt und wo der Brennpunkt der Aufmerksamkeit in sensitiver und sinnlicher Reaktion liegt, erscheint rasch das Unwahre, und der Mensch wird ein Opfer der Illusion. Es ist dieser Illusionskörper, der schliesslich umgewandelt und so verändert und stabilisiert wird, dass er ein reines Mittel zur Offenbarung der Gottheit ergibt. Johannes bedeutet: «Der Herr hat gesprochen». Damit wird die Denknatur bezeichnet, denn nur, wenn der mentale Aspekt sich zu regen beginnt, haben wir die Erscheinung des Sprechens und jenes denkenden, sprechenden Tieres, das wir «Mensch» nennen. In der geeigneten Symbolik der Heiligen Schrift standen so die drei Freunde Christi für die drei Aspekte seiner menschlichen Natur, und auf diese integrierte, konzentrierte und geweihte Persönlichkeit wirkte die Verklärung ein und bewirkte Offenbarung. Die wesentliche Dualität der Menschheit wurde damit durch Christus abermals offenbart, und seine dreifältige Persönlichkeit und seine Göttlichkeit sind hier für uns in einer Weise dargestellt, dass die Lektion (und die Möglichkeit) nicht umgangen werden kann. Die Apostel erkannten in ihrem Meister Gott, indem sie sich auf die Tatsache seiner Göttlichkeit einstellten, wie die Mystiker aller Zeiten es getan haben. Sie «wussten, wem sie geglaubt hatten» (II Tim. I/12). Sie sahen das Licht, das in der Person Jesu Christi schien, und für sie war er mehr als die Person, die sie bisher gekannt hatten. Durch diese Erfahrung wurde Gott eine Realität für sie. In der Synthese von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begegneten Christus und diejenigen, die unmittelbar seine Freunde waren, Gott, und so machtvoll war diese Verbindung, dass sie eine unmittelbare Antwort von Gott selbst hervorrief. Wenn Fühlen und Denken in einem Augenblick der Verwirklichung zusammentreffen, erfolgt ein gleichzeitiger Niederschlag von Energie, und das Leben ist nachher für immer verändert. Was geglaubt wurde, wird als Tatsache erkannt, und Glaube ist nicht länger erforderlich. 3 Die Verklärungsszene [156] war der Platz des Zusammentreffens bedeutsamer Faktoren, und seit jenem Augenblick ist das Leben der Menschheit grundlegend verändert. Die Verklärung war in der Menschheitsgeschichte ein ebenso gewaltiges Geschehen wie die Kreuzigung, vielleicht sogar von mehr Gewalt als jenes grosse und tragische Ereignis. Solche Augenblicke kommen selten. Gewöhnlich sehen wir nur matte Schimmer von Möglichkeiten, seltene Blitze von Erleuchtung und flüchtige Sekunden, in denen eine Synthese erscheint und uns mit einem Gefühl von Tauglichkeit, von Integration, von Zweck und zugrundeliegender Wirklichkeit zurücklässt. Aber solche Augenblicke sind in der Tat selten. Wir wissen: Gott ist. Wir wissen, dass die Wirklichkeit besteht. Aber das Leben mit seiner auf Erscheinung gerichteten Betonung, seiner Anspannung und Anstrengung beschäftigt uns so ausschliesslich, dass wir keine Zeit haben, nach den sechs Arbeitstagen den Berg der Vision zu erklimmen. Sicher muss eine gewisse Vertrautheit mit Gottes Natur der Offenbarung seiner selbst vorausgehen, die er zu Zeiten gewähren kann und gewährt. Die drei Freunde Christi waren zu einem Grad von Vertrautheit mit ihm zugelassen worden, die verbürgte, dass sie als seine Begleiter ausgewählt würden, wenn er zum Segen für die Menschheit sowohl ein symbolisches Ereignis wie eine bestimmte Erfahrung in Szene setzte. Die Vorbereitungen hierfür hatten ordnungsgemäss zu erfolgen, mit regelrecht ausgewählten und geschulten Teilnehmern, so dass der Symbolismus, den sie verkörperten, sichtbar werden könnte und ihre intuitiven Reaktionen in rechter Weise gelenkt würden. Es war notwendig, dass Christus jene bei sich hatte, auf die er sich darin verlassen konnte, die aufscheinende Göttlichkeit zu erkennen, und deren intuitive geistige Empfänglichkeit solcher Art sein würde, dass für alle Zeiten die innere Bedeutung augenscheinlich gemacht würde für diejenigen unter uns, die später seinen Fussspuren folgten. Dies ist ein Punkt, der manchmal vergessen wird. Unvermeidlich «werden wir gleich ihm sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist». (Joh. III/2) Doch, um diese Gleichheit hervorzubringen, ist für den geweihten und gewidmeten Jünger zweierlei notwendig. Er muss klar sehen können, während er in der Erleuchtung steht, die von Christus [157] ausstrahlt, und seine Intuition muss tätig sein, so dass er richtig wiedergeben kann, was er sieht. Er liebt seinen Meister und dient ihm, so treu er kann; doch mehr ist nötig als Ergebenheit und Dienst. Er muss fähig sein, der Illumination gegenüberzustehen und gleichzeitig jene geistige Empfänglichkeit besitzen, die über jenen Punkt hinausreicht, zu dem der Intellekt ihn zu führen vermag, und die Wirklichkeit sieht und berührt. Sie ist Liebe und Intellekt vereinigt, dazu die Kraft zu wissen, was in der Seele wohnt, die intuitiv das Heilige, Universale und Wirkliche erkennt, das doch wesentlich und wahr für alle Zeit und alle Völker ist. Christus offenbarte die Qualität der göttlichen Natur durch das Mittel der Materie, der Form, und «ward verklärt vor ihnen». «Das hier verwendete griechische Wort ist «metamorphosed» (umgewandelt). Das gleiche Wort gebraucht Paulus, um die Umwandlung des sterblichen Körpers in den |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |