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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 130 ff. (engl.)
langsam, aber sicher dieses Reich ins Dasein bringt. Seine Mission war, die Methode zu offenbaren, wodurch Einheit zustandegebracht werden könnte, jene einschliessende Liebe und jene Mittel zur Vereinigung zu verkünden, denen alle, die sein Leben erforschen und auf seinen Geist reagieren, würden folgen können. Er konnte daher nicht in den Irrtum der Verschiedenheit fallen. Er konnte sich nicht mit der Vielfältigkeit identifizieren, wenn er in seinem Bewusstsein als Gott den grösseren Zusammenhang umfasste. Pope fühlte das in seiner berühmten «Abhandlung über den Menschen» (engl). und drückte es in den bekannten Worten aus:

«Gott liebt vom Ganzen zu den Teilen,

Aber des Menschen Seele

Muss [131] von den Teilen zum Ganzen sich erheben.

Selbstliebe dient nur dazu, den tugendhaften Geist zu wecken.

So, wie der kleine Kieselstein aufrührt den stillen See

Das Zentrum ist bewegt, ein Kreis bildet sich,

Ein anderer und noch ein andrer greift um sich

So will den Freund, die Eltern, Nachbarn er zuerst umfassen,

Hierauf sein Land und dann die ganze Menschenwelt.

Weiter und immer weiter greift um sich der Geist,

Nimmt alle Kreatur von jeder Art wohl in sich auf.

Die Erde lächelt ringsumher in grenzenlos schenkender Fülle,

Und der Himmel erblickt sein Bild in seinem Herzen».

Dann verliess ihn der Teufel. Er konnte nichts mehr tun, und Christus «zog nach Galiläa» (Matth. IV/12), kehrte wieder in den Kreis täglichen Lebens zurück. Der Galiläa-Erfahrung kann kein im Fleisch inkarnierter Gottessohn entgehen. Christus tat dann dreierlei: erstens, als er hörte, dass Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen worden war, übernahm er die von ihm beiseitegelegte Aufgabe, er setzte das Predigen von Busse fort. Dann wählte er mit Sorgfalt jene aus, die mit ihm wirken sollten und die er zu unterrichten hatte, die Mission des Reichs voranzubringen, und dann begann er jenen erweiterten Dienst, der immer für die Welt das Zeichen ist, dass ein Mensch einschliessender geworden und durch eine weitere Einweihung gegangen ist. Auch wenn die Welt zu der Zeit jenes Zeichen nicht erkennen mag, so ist es doch niemals wieder genau die gleiche Welt, wie sie war, ehe die Einweihung genommen und der Dienst geleistet wurde. Das Auftauchen eines Eingeweihten auf dem Gebiet der Welt verändert es.

Christus zog durch das Land, tat Gutes, «in den Synagogen lehrend, das Evangelium vom Reich predigend und alle Arten von Krankheiten unter dem Volk heilend» (Matth. IV/1724). Er hatte vor Gott, den Menschen und sich selbst seine Vollkommenheit bewiesen. Er ging aus der Wüsten-Erfahrung hervor, erprobt, geprüft und seine Göttlichkeit völlig gerechtfertigt. Er wusste, dass er Gott war. Er hatte sich selbst sein Gottmenschentum bewiesen. Und doch wie es bei allen befreiten Gottessöhnen ist konnte er nicht ruhen, bis er uns den Weg gezeigt hatte. Er hatte die [132] starke Energie der Liebe Gottes weiterzugeben.

Vollkommen, dienend und in voller Kenntnis seiner Aufgabe tritt Christus nun in die Periode aktiven Wirkens ein, die der nächsten Einweihung, der Verklärung, vorausgehen muss.

IV. Kapitel

Die dritte Einweihung. ... Die Verklärung

auf einem hohen Berg

Leitgedanke:

Arjuna sagt:

«Durch dein Wort, das du [133] aus Liebe zu mir gesprochen hast, das Wort von dem höchsten Mysterium, genannt die Überseele, ist der Wahn von mir gewichen.

Denn ich habe ausführlich von dir gehört über die Geburt und Vergänglichkeit der Wesen, von dir, dessen Augen sind wie Lotosblüten; auch habe ich von dem Grossen Geist gehört, der unvergänglich ist.

Wenn ich doch das Selbst sehen könnte, wie es von dir ausgesprochen wird, mächtiger Herr, diese göttliche Form von dir, o Bester der Menschen!

Wenn du glaubst, dass ich sehen könnte, Herr, Meister der Einheit, dann offenbare mir das Ewige Selbst!»

(Bhagavad Gita XI, 14)

Viertes Kapitel

Die dritte Einweihung. ... Die Verklärung

auf einem hohen Berge

1.

Eine weitere Periode [135] des Dienstes ist beendet. Christus stand einer anderen inneren Krise gegenüber und diesmal gemäss der Erzählung einer, die er mit seinen drei bevorzugten Jüngern teilte, mit den drei Menschen, die ihm am nächsten waren. Auf seine bewiesene Selbstbeherrschung und daher seine Immunität gegen Versuchung wie wir es verstehen können folgte eine Periode intensiver Tätigkeit. Er hatte auch den Grund des Reichs Gottes gelegt, das zu gründen seine Mission und dessen innere Struktur und äusserer Umriss aufgebaut war auf die zwölf Apostel, die siebzig Jünger, die er auswählte und schulte, und die Gruppen von Männern und Frauen überall, die für seine Botschaft empfänglich waren. So weit war er erfolgreich. Nun stand er vor einer anderen Einweihung und einer weiteren Bewusstseinsausdehnung. Diese Einweihungen, denen er sich unseretwegen unterzog und nach denen wir alle zur gegebenen Zeit streben werden, bilden in sich eine lebendige Verbindung von Offenbarung, die zu studieren für uns von Vorteil sein mag, ehe wir die Einzelheiten der ungeheuren Offenbarung betrachten, die den drei Aposteln auf der Bergeshöhe gewährt wurde. Drei von diesen Krisen sind vielleicht von grösserer Bedeutung, als es bisher von der Menschheit erfasst wurde; diese ist geneigt, die Betonung hauptsächlich auf eine von ihnen zu legen, auf die Kreuzigung.

Man fragt sich manchmal, ob die anderen erschütternden Erfahrungen, durch die Christus ging, zu Gunsten der Kreuzigung auch dann relativ übersehen worden wären, wenn die Apostelbriefe [136] niemals geschrieben worden wären und wir unseren christlichen Glauben nur auf das Evangelium hätten gründen können. Dies ist ein Punkt, der in Betracht zu ziehen und des ernsthaften Nachdenkens wert ist. Die Vorliebe, die von Paulus auf die christliche Theologie gelegt wurde, hat vielleicht den Aufbau der Christusdarstellung überbelastet, wie wir sie hätten bekommen sollen. Die drei Einweihungen, die letzten Endes für die Wahrheitssucher am meisten bedeuten mögen, sind: die Geburt in das Reich, jener erhabene Augenblick, wenn die ganze niedere Natur verklärt ist und jemand die Fähigkeit der Gottessöhne erkennt, Bürger dieses Reichs zu sein, und die letzte Krise, bei der die Unsterblichkeit der Seele dargetan und erkannt worden ist. Die Taufe und die Kreuzigung sind anders zu bewerten, sie betonen die Reinigung und die Selbstaufopferung. Dies mag den Leser überraschen, weil es Christus herabzusetzen scheint, aber es ist zutiefst notwendig für uns, das Bild zu sehen, wie die Evangelien es darbieten, ungefärbt durch die Auslegungen eines späteren Gottessohnes, wie es Paulus war, mag er noch so glänzend und aufrichtig gewesen sein. In bezug auf die Gottheit wurde uns immer gesagt, dass wir Gott durch seine Natur kennen und dass diese Natur Geist ist oder Leben, Seele oder bewusste Liebe und intelligent angetriebene Form. Leben, Qualität, Erscheinung, das sind die drei höchsten Aspekte des Göttlichen, wir wissen nichts anderes, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht andere Aspekte berühren können, wenn wir schliesslich den ganzen Mechanismus des Wissens und die Intuition besitzen werden, um tiefer in die göttliche Natur einzudringen. Wir kennen jetzt den Vater nicht. Christus offenbarte ihn, aber der Vater selbst bleibt bisher hinter der Szene, unerforschlich, ungesehen, unbekannt, ausser, wie er offenbart wird durch das Leben seiner Söhne und durch die Offenbarung, wie sie besonders für das Abendland durch Jesus Christus gegeben wurde.

Wenn wir diese Einweihungen betrachten, so heben sich die drei erwähnten deutlich ab. Bei der Geburt in Bethlehem die Erscheinung Gottes, Gott ist manifestiert worden im Fleisch; bei der Verklärung haben wir das Wesen Gottes, offenbart in seiner überirdischen Schönheit, während bei der Auferstehungs-Einweihung der Lebensaspekt des Göttlichen seine Anwesenheit fühlbar [137] macht.

In seinem irdischen Leben tat Christus somit zweierlei:

1. Er offenbarte die dreifache Natur des Göttlichen in der ersten, dritten und fünften Einweihung.

2. Er stellte die Bewusstseinserweiterungen dar, die eintreten, wenn die Erfordernisse, Reinigung und Selbstaufopferung, ordnungsmässig erfüllt sind.

In diesen fünf Episoden wird die ganze Geschichte der Einweihung erzählt: Geburt, spätere Läuterung, damit jene rechte Manifestation des Göttlichen folgen kann, die Offenbarung der Natur Gottes durch das Mittel einer umgewandelten Persönlichkeit, und endlich das Ziel: ewiges und unendliches Leben, weil dezentralisiert und befreit von den selbstauferlegten Begrenzungen der Form.

Diese drei höchsten Einweihungen, die erste, die dritte und die fünfte, bilden die drei Silben des fleischgewordenen WORTES, sie verkörpern den musikalischen Akkord des Lebens Christi, wie sie in den Leben aller, die seinen Fussspuren folgen, verkörpert sein werden. Durch Re-Orientierung zu neuen Formen des Lebens und Seins gehen wir durch die notwendigen Stadien der Anpassung der Träger des Lebens bis zu jenem Berggipfel, wo das Göttliche in uns in all seiner Schönheit offenbart wird. Dann gehen wir zu einer «freudvollen Auferstehung» und zu jener ewigen Einswerdung mit Gott, welche die immerwährende Erfahrung aller jener ist, die vollkommen sind. Wir möchten diesen Vorgang wie folgt schildern:

1. Einweihung #3. Einweihung #5. Einweihung

Neue Geburt #Verklärung #Auferstehung

Einweihung #Offenbarung #Vollkommenheit

Beginn #Übergang #Vollendung

Erscheinung #Qualität (Wesen) #Leben

Dies ist die erste der Bergerfahrungen. Wir haben die Höhlen-Erfahrung und die Strom-Erfahrung gehabt. Jede von diesen hat ihr Werk getan; jede offenbart mehr und mehr die Göttlichkeit im Menschen Jesus Christus. Die Erfahrung Christi war wie wir gesehen haben , von einem Vorgang des Einswerdens zum anderen überzugehen. Eines der wichtigsten Ziele seiner Mission war, [138] die Dualitäten in sich aufzulösen, Einheit und Verbindung zu schaffen. Welches sind diese Dualitäten, die zu Einheit aufgelöst werden müssen, ehe der Geist im Menschen in seinem Glanz ausstrahlen kann? Wir möchten fünf von ihnen aufzählen, um eine Idee davon zu erhalten, was getan werden muss, und um die Grösse der Leistung Christi zu verstehen. Verklärung ist nicht möglich, ehe diese Vereinigungen stattgefunden haben.

Erstens müssen Mensch und Gott zu einem tätigen Ganzen verbunden und verschmolzen werden. Gott, Fleisch geworden, muss das Fleisch so beherrschen und kontrollieren, dass es für den vollen Ausdruck des Göttlichen kein Hindernis bildet. Dies ist beim Durchschnittsmenschen nicht der Fall. In ihm mag das Göttliche gegenwärtig sein, aber es ist tief verborgen. Heute ist jedoch durch unsere psychologischen Forschungen viel entdeckt worden, das höhere und das niedere Selbst betreffend, und durch das Erforschen der Reaktion des äusseren aktiven Selbstes auf die Tätigkeit jener inneren subjektiven Führung taucht die Natur dessen auf, was man manchmal das «unterbewusste» Selbst nennt. Dass der Mensch dual ist, ist überall bekannt, und das ergibt in sich ein Problem, vor dem die Psychologen beständig stehen. Persönlichkeiten scheinen in «gespaltener» Weise zu funktionieren; manche Menschen sind wahnsinnig infolge dieser Spaltung. Wir hören von multiplen Persönlichkeiten, und die Notwendigkeit von Integration, Koordination der verschiedenen Aspekte des Menschen und der Verschmelzung seiner Natur in ein funktionierendes Ganzes wird immer dringender. Die Erkenntnis der

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.