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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 61 ff. (engl.)
Jerusalem. 11. Die Kreuzigung und der Tod des Gotteslammes am [61] Karfreitag, drei Tage vor Ostern, 12. das Festnageln an einen Baum, 13. das leere Grab, 14. die frohe Auferstehung (wie bei Osiris, Attis u.a.). Da sind 15. die zwölf Jünger (die Zeichen des Tierkreises) und 16. der Verrat durch einen von den Zwölfen. Dann 17. der Mittsommer, Johannistag, korrespondierend mit dem Christfest. 18. die Himmelfahrt der Jungfrau am 15. 8. und 19. die Geburt der Jungfrau am 8. September, entsprechend der Bewegung der Sonne durch das Zeichen Jungfrau. Da ist 20. der Konflikt Christi und seiner Jünger mit den herbstlichen Sternbildern Schlange und Skorpion, und schliesslich 21. die eigenartige Tatsache, dass die Kirche genau den Tag der Wintersonnenwende (wenn man ganz natürlich auch die Wiedergeburt der Sonne bezweifeln mag) dem heiligen Thomas zugeeignet hat, der an der Wahrheit der Auferstehung zweifelte». (Edward Carpenter: Heidnische und christliche Glaubensbekenntnisse, engl., S. 50)

Jeder, der die vergleichenden Religionswissenschaften studiert, kann die Wahrheit dieser Feststellungen nachprüfen. Am Ende wird er staunend vor der Beharrlichkeit von Gottes Liebe stehen und der Bereitschaft zum Selbstopfer, die alle diese Gottessöhne zum Ausdruck bringen.

Es ist deshalb klug und an der Zeit, sich zu erinnern, dass «diese Ereignisse im Leben der verschiedenen Sonnengötter wieder dargestellt sind; das Altertum ist voll von Beispielen dafür. Isis von Ägypten, gleich Maria von Bethlehem, war unsere Unbefleckte Frau, der Stern des Meeres, Königin des Himmels, Mutter Gottes. Wir sehen sie in Bildern, stehend auf einer Mondsichel, sternengekrönt. Sie nährt ihr Kind Horus, und das Kreuz erscheint auf dem Rücken des Sessels, auf dem er auf den Knien seiner Mutter sitzt. Die Jungfrau des Tierkreises ist auf alten Bildern dargestellt als eine Frau, die ihr Kind säugt, ein Vorbild aller zukünftigen Madonnen mit ihren göttlichen Kindern, das Urbild des Symbols. Devaki ist ebenfalls mit dem göttlichen Krishna in ihren Armen abgebildet, wie Melitta oder Istar von Babylon, auch mit der Krone der umgebenden Sterne und ihrem Kind Tammuz auf den Knien. Merkur und Äskulap, Bacchus und Herkules, Perseus und die Dioskuren, Mithras und Zarathustra waren alle von göttlicher und menschlicher Geburt. (Annie Besant: Esoterisches Christentum, engl., S. 158)

Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass die Kathedrale von Notre Dame in Paris [62] auf der alten Stätte eines früheren Isistempels errichtet wurde, und dass die frühe Kirche sehr oft eine sogenannte heidnische Gelegenheit benutzt hat, um einen christlichen Brauch oder einen Tag geweihter Erinnerung festzusetzen. So entstand auch die Festlegung des Weihnachtstages am 25. Dezember. Die obengenannte Autorin sagt uns (a. a. O., S. 160):

«Zu der Festlegung des 25. Dezember als Geburtstag Jesu sagt Williamson folgendes: «Alle Christen wissen, dass jetzt der 25. Dezember das anerkannte Fest der Geburt Jesu ist, aber wenige sind sich bewusst, dass dies nicht immer so war. Es wird gesagt, dass 136 verschiedene Daten bei den verschiedenen christlichen Sekten festgelegt worden sind; nach Lightfoot am 15. September, andere geben Februar oder August an. Epiphanius erwähnt zwei Sekten, die im Juni, bzw. Juli feiern. Die Sache wurde endlich durch Papst Julius 337 geregelt, und St. Chrysostomus schreibt 390: Auf diesen Tag (25. 12). wurde kürzlich in Rom die Geburt Christi festgelegt, damit die Christen ihre Feiern ungestört abhalten können, während die Heiden mit ihren Zeremonien (die Brumalien zu Ehren des Bacchus) beschäftigt waren».

Die Wahl dieses besonderen Datums ist kosmisch in ihren Folgerungen. Die Weisen früherer Zeiten dessen können wir sicher sein haben nicht ohne Absicht diese wichtige Entscheidung getroffen. Annie Besant meint:

«Er ist immer zur Wintersonnenwende geboren, nach dem kürzesten Tag im Jahr, um Mitternacht vom 24. Dezember, wenn das Zeichen der Jungfrau über dem Horizont aufsteigt. Er ist immer von einer Jungfrau geboren, und sie bleibt eine Jungfrau, nachdem sie das Sonnenkind geboren hat, gleichwie die himmlische Jungfrau unverändert und unbefleckt bleibt, wenn die Sonne von ihr in den Himmel fortschreitet. Schwach wie ein Kind ist er, geboren wenn die Tage am kürzesten und die Nächte am längsten sind. ...» (a. a. O., S. 157).

Es ist auch interessant sich zu erinnern, dass «der ehrwürdige Bede» Anfang des 8. Jahrhunderts schrieb, dass «das alte Volk der [63] englischen Nation», womit er die heidnischen Angelsachsen meint, bevor sie sich in Britannien um 500 n. Chr. ansiedelten, «das Jahr am 25. Dezember begannen, an welchem Tag wir jetzt den Geburtstag unseres Herrn feiern»; und er schreibt, dass die Nacht vom 24./25. Dezember, die uns jetzt so heilig ist, in ihrer Sprache Modranecht, d. i. «Mutternacht» genannt wurde, aufgrund der Zeremonien, die in dieser die ganze Nacht dauernden Vigil vollzogen wurden. Er erwähnt nicht, welche Zeremonien es waren, doch es ist klar, dass sie in Beziehung zur Geburt des Sonnengottes standen. Als im 6. u. 7. Jahrhundert die Angelsachsen zum Christentum bekehrt wurden, bestand das Fest der Geburt am 25. Dezember schon lange in Rom als eine feierliche Handlung, doch in England gab ihm seine Identifizierung mit dem fröhlichen altheidnischen Julfest, ein Wort, das offenbar eine «Lustbarkeit» bedeutet einen fröhlichen Charakter, den es im Süden nicht besass. Dieser Charakter ist geblieben und steht im merklichen Gegensatz zu seiner Natur bei den lateinischen Völkern, wo der nördliche Brauch des Feierns und Geschenkegebens bis in unsere Zeit unbekannt geblieben ist. (Arthur Weigall: «Das Heidentum in unserer Christenheit», engl., S. 236, 237.

Zur Zeit der Geburt Christi war der Stern Sirius, der Stern im Osten, auf der Meridianlinie; Orion, von orientalischen Astronomen «Die drei Könige» genannt, war in der Nähe; deshalb stieg das Sternbild Virgo, die Jungfrau, im Osten auf, und die Linien der Ekliptik, des Himmelsäquators und des Horizonts treffen sich alle in diesem Sternbild. Es ist interessant, dass der hellste und grösste Stern in der Jungfrau «Spica» genannt wird; er ist in der «Kornähre» zu finden, dem Zeichen der Fruchtbarkeit, welche die Jungfrau hält. Bethlehem bedeutet das «Haus des Brotes»; es besteht offensichtlich eine Verbindung zwischen diesen zwei Worten. Dieses Sternbild ist auch aus drei Sternen, in Gestalt eines Kelches, gebildet. Dies ist der wahre Heilige Gral, der das Blut des Lebens enthält, der Verwahrungsort des Geweihten und Heiligen, der das Göttliche verbirgt. Dies sind astronomische Tatsachen. Die Auslegung der Symbolik, die von altersher mit diesen Sternbildern verknüpft wurde, ist so alt wie Religion selbst. Woher die Zeichen kamen und wie die mit ihnen in Verbindung gebrachten Bedeutungen [64] und Symbole entstanden sind, ist im Dunkel der Zeiten verloren. Sie haben in den Gedanken und Schriften der Menschen seit Tausenden von Jahren existiert und sind heute unsere gemeinsame Erbschaft. Der alte Tierkreis von Denderah (er datiert mehrere tausend Jahre vor dem Christentum) ist genug Beweis dafür. In der Reise der Sonne durch den Tierkreis erreicht der «Himmlische Mensch» schliesslich die Fische; dieses Zeichen liegt dem Zeichen «Jungfrau» genau gegenüber. Es ist das Zeichen aller Welterlöser. Wir haben bereits gesehen, dass das Zeitalter des Christentums das Fischezeitalter ist; Christus kam in das Heilige Land, als die Sonne in dieses Zeichen übertrat. Was in Virgo begann (die Geburt des Christkindes) und sein Dasein hatte, vollendet sich in den Fischen, wenn dieses Christkind, nachdem es zur Reife gelangt ist, als der Welterlöser hervortritt.

Eine andere astronomische Tatsache ist in dieser Beziehung von Interesse. Eng verbunden mit der Konstellation Jungfrau und im gleichen Abschnitt des Himmels sind drei andere Sternbilder zu finden, und in diesen dreien ist für uns die Geschichte vom Kind, das geboren wird, leiden, sterben und wiederkommen soll, symbolisch dargestellt. Da ist die Gruppe von Sternen, welche «das Haar der Berenice» genannt wird, die Frau mit dem Kind. Dann Centaurus, der Centaur, und Bootes, dessen Name in der hebräischen Sprache «der Kommende» bedeutet. Zuerst das von der Frau geborene Kind, diese eine Jungfrau; dann der Centaur, in den alten Mythologien immer das Symbol der Menschheit; denn der Mensch ist Tier und Gott und deshalb ein menschliches Wesen. Dann erscheint er, der kommen soll, über ihnen allen, überschattet sie und weist auf die Erfüllung dessen hin, das durch Geburt und menschliche Inkarnation eintreten wird. Wahrlich, das Bilderbuch des Himmels enthält die Ewige Wahrheit für jene, die Augen haben zu sehen, und die eine gutentwickelte Intuition zur Auslegung besitzen. Prophetentum ist nicht auf die Bibel beschränkt, sondern war immer den Menschen am Himmel vor Augen gehalten worden.

So, wie «die Himmel die Herrlichkeit Gottes künden, zeigt das Firmament sein Werk» (Psalm XIX, 1), haben wir [65] die Prophezeiung jenes Weltereignisses, das stattfand, als Christus zu Bethlehem, im «Haus des Brotes» geboren wurde und Virgo am Horizont aufstieg, während der Stern im Osten aufstrahlte.

Dann kam Christus zu seinem eigenem Fleisch und Blut, weil die Welt der Menschen ihn anzog und die Liebe des Vaters ihn dazu drängte. Er kam, um dem Leben Zweck und Erfüllung zu geben und uns den Weg zu zeigen: er kam, uns ein Beispiel zu geben, so dass wir angespornt würden durch die Hoffnung, «die nicht zu Schanden werden lässt» (Römer V/5), zu «jagen nach dem vorgesteckten Ziel unserer hohen Berufung» (Philister III/14).

Es soll hier bemerkt werden, dass die der Geburt vorangehende Reise auch ein Teil der Lebensgeschichte anderer von Gott gesandter Lehrer ist. Wir lesen zum Beispiel:

«Unter den 32 Merkmalen, welche die Mutter des erwarteten Messias (Buddha) aufweisen sollte, war das fünfte Zeichen wie folgt angegeben: dass sie zur Zeit der Geburt ihres Kindes auf einer Reise sein würde ..., damit erfüllt würde, was die Propheten sagen, die Jungfrau Maya habe im zehnten Monat nach ihrer himmlischen Empfängnis auf einer Reise zu ihrem Vater unter einem Baum den Messias geboren. Ein Bericht sagt, als Buddha geboren wurde, sei sie in einer Herberge abgestiegen».

Die Mutter des Laotse, des jungfraugeborenen chinesischen Weisen, war unterwegs, als ihr Kind geboren wurde. Sie hielt unter einem Baum an, um zu rasten, und hier, gleich der Jungfrau Maya, gebar sie ihren Sohn». (T. W. Doane: Bibelmythen, engl., S. 5).

Es wird im Evangelium erzählt, dass die Jungfrau Maria mit ihrem Ehemann Joseph von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem zog, während sie in ihrem Leib das Christkind trug. Durch das Studium der Bedeutung der Namen, denen wir in der Bibel und in Überlieferungen begegnen, können wir oft viel Licht auf die Tatsache selbst werfen und manches von ihrem verborgenen Sinn enthüllen. Beim Studium der biblischen Geschichte habe ich nur die Bibel selbst und Crudens Konkordanz benutzt. Die Auslegung der Namen ist aus Crudens Konkordanz entnommen. Darin finden [66] wir, dass Nazareth «Das Geweihte» bedeutet oder das, was «bereit gesetzt ist». Galiläa heisst «das Drehen des Rades». Dieses Rad des Lebens und des Todes, das sich ununterbrochen dreht, trägt uns alle mit sich und hält uns auf dem «Rad des Daseins», wie die Buddhisten es nennen, bis wir die Lektion des Lebens gelernt haben und ein «Gefäss geworden sind, geheiligt und geeignet für des Meisters Gebrauch». (II. Tim. II/21).

Die lange Reise des Daseins liegt hinter Christus, und erwandert mit seiner Mutter den letzten Teil des Weges. Geweiht seit Äonen für dieses Werk der Welterlösung, hat er sich zuerst dem gewöhnlichen Vorgang von Geburt und Kindheit zu unterziehen. Christus kam von Nazareth, der Stätte der Widmung, und ging nach Bethlehem, dem Hause des Brotes, wo er in einer besonderen Weise das «Brot des Lebens» werden sollte (Joh. VI/33, 35, 41, 58) für eine hungernde Welt. Er war bereitgestellt oder erstellte sich selbst bereit (wie alle erwachenden Söhne Gottes) für das Werk der Erlösung. Er kam, die Hungrigen zu sättigen; und in diesem Zusammenhang werfen zwei Verse des Propheten Jesaja (XXVIII/28) Licht auf seine Aufgabe und ihre Vorbereitung: «Das Getreide ist gemahlen», und Christus selbst sagt uns «Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt es allein; wo es aber stirbt, da bringt es viele Früchte» (Joh. XII/24). Das war das Schicksal, das ihn erwartete, als er in Bethlehem geboren wurde. Dann betrat er die Laufbahn, die ihn am Ende «zermahlte» und zum Tode führte.

Nach der Auslegung der Konkordanz bedeutet der Name Maria «die Auserwählte des Herrn». Bei diesen Worten erinnert man sich an das Bild von Murillo: die Jungfrau auf dem Halbmond stehend und in die Wolken des Himmels fahrend die Himmelfahrt der Jungfrau in die Herrlichkeit. Es gibt noch einen interessanten Punkt in Verbindung mit dem Sternbild Virgo, den wir erwähnen möchten. In der Symbolik der alten Weisheit steht Maria, die Jungfrau, für die jungfräuliche Materie, für [67] die Substanz, die in sich das Christkind, das Christusbewusstsein, nährt und verbirgt. Es bedeutet, dass Gott sich durch Form und Materie offenbart. Das ist die Geschichte der göttlichen Inkarnation. Die Materie, überschattet vom Heiligen Geist, der Dritten Person der Dreieinigkeit, bringt den zweiten Aspekt der Trinität in der Person Christi zur Geburt kosmisch, mythisch und individuell.

Verbunden mit dem Märchenbuch des Himmels gibt es ausser der Konstellation Virgo drei Sternbilder, die durch Frauen symbolisiert sind. Da ist Cassiopeia, die Frau auf dem Thron; sie versinnbildlicht den Zustand im menschlichen Leben, in dem Materie und Form vorherrschen und triumphieren, wenn das innere Leben so tief verborgen ist, das es keine Merkmale zeigt und nur die materielle Natur

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.