Netnews Homepage Zurück Vorwärts Index Inhaltsverzeichnis |
![]() |
Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 48 ff. (engl.) |
unterzuordnen und wie Christus ein Diener dieses Willens zu werden. Der
Einweihungsvorgang selbst ist nur ein Teil des gesamten Plans für die
Menschheit, und die Wege der Jüngerschaft und Initiation sind nur die letzten
Stadien auf dem Pfad der Evolution. Die früheren Schritte auf diesem Pfad
befassen sich mit Leben und Erfahrung des Menschen, die letzten Stufen, nach der
neuen Geburt, mit der geistigen Entfaltung.
Was für die Entfaltung des Einzelmenschen gilt, gilt auch für die Menschheit, und [49] alle diese Stadien müssen im menschlichen Leben ausgearbeitet werden. Wer dies klar sieht, kann die Beweise dieses sich entfaltenden Plans im stetigen Wachstum verschiedener Ideen verfolgen, die jetzt in der Welt vorherrschen. Ohne ins Einzelne zu gehen oder längere Ausführungen über das Thema zu bringen, kann das Wachsen des Plans und die menschliche Antwort darauf ganz klar verfolgt werden in der Entwicklung des Gottesbegriffes. Zuerst war Gott eine weit entfernte, menschenähnliche Gottheit, unbekannt und ungeliebt, doch mit Scheu und Furcht betrachtet, und verehrt als die Gottheit, die sich durch die Naturkräfte ausdrückte. Mit der Zeit kam dieser ferne Gott seinem Volk etwas näher und nahm eine menschlichere Färbung an, bis wir ihn im jüdischen Gottesbegriff uns selbst ähnlich finden, aber noch als den zornigen, moralischen Herrscher, dem man gehorchen und den man fürchten muss. Mit der Zeit näherte er sich weiter, und vor der Zeit des Christentums erkannten ihn die Menschen als den geliebten Krishna des Hinduglaubens und als den Buddha. Dann kam Christus für den Westen. Gott selbst war inkarniert unter den Menschen zu sehen, der Entfernte war der Nahe geworden, und der Eine, der in Scheu und Staunen verehrt worden war, konnte jetzt erkannt und geliebt werden. Heute kommt Gott noch näher; und das neue Zeitalter wird nicht nur die Wahrheit der vergangenen Offenbarungen erkennen und ihre Gültigkeit und fortschreitende Enthüllung der Göttlichkeit bezeugen, sondern zu all diesem wird die letzte Offenbarung der göttlichen Gegenwart im menschlichen Herzen hinzugefügt: des Christus, im Menschen geboren, und jedes menschlichen Wesens, das sich in Wahrheit als ein Sohn Gottes zeigt. Derselbe göttliche Plan kommt ebenfalls zum Vorschein, wenn wir die Entfaltung des Bewusstseins betrachten. Während die Menschheit in ihrer Kindheit durch den Instinkt beherrscht wurde, begann mit der Zeit der Intellekt sich zu zeigen und fährt jetzt fort, die menschlichen Angelegenheiten, die Regierung und das Denken zu überwachen. Durch den Intellekt, richtig verstanden und gebraucht, wird etwas Schöneres und Offenbarenderes entwickelt; und wir können das Wachstum dieser neuen Kraft, der Intuition, im modernen intelligenten Menschen ständig verfolgen. Dies wiederum bringt Erleuchtung, und so schreitet der Mensch von [50] Herrlichkeit zu Herrlichkeit, bis der allwissende kosmische Sohn Gottes gesehen werden kann, der durch jeden Menschensohn zum Ausdruck kommt. Die gleiche Entfaltung kann auch in der Menschheitsgeschichte im Übergang der verschiedenen Stadien des einzeln lebenden Wilden zu Familie und Stamm, dann in der Vereinigung der Stämme zu Nationen unter einer zentralen Regierung verfolgt werden, bis wir heute in einer Welt leben, die beginnt empfänglich zu werden für das, was grösser ist als die Nation die Menschheit selbst, und seinen Ausdruck findet durch die Entwicklung eines internationalen Bewusstseins. Es spielt keine Rolle, von welchem Gesichtspunkt aus wir die Ausweitung des Plans betrachten; wir kommen aus einer entfernten, dunklen, unwissenden Vergangenheit zu einer Gegenwart, in der wahrere Werte sichtbar werden. Wir beginnen zu sehen, was der Plan ist und wohin wir gehen. Wir treten unaufhaltsam in die Welt geistiger Wirklichkeiten ein, denn «es führt ein Weg von jeder natürlichen Gruppe von Tatsachen zu jeder geistigen Wirklichkeit im Universum; und die wesentliche Natur der Denkkraft ist immer, diesen Weg in einem gewissen Grad zu beschreiten». (Bosanquet: Wert und Schicksal des Einzelmenschen, engl., S. 111). An diesem «Ende des Zeitalters» steht der Mensch vor der Tür der günstigen Gelegenheit, und weil er im Begriff ist, seine eigene Göttlichkeit zu entdecken, wird er in das Reich der wirklichen Werte eintreten und wird mehr Wissen von Gott erlangen. Das Mysterium der neuen Geburt steht vor ihm, durch diese Erfahrung muss er hindurch. Dieses Göttliche im Menschen muss im Einzelmenschen und in der Menschheit geboren werden; so kann das Reich Gottes auf Erden ins Dasein gebracht werden. 3. Diese fünf Einweihungen haben gewisse Grundzüge gemeinsam, Ähnlichkeiten, die in sich von wirklicher Bedeutung sind, Tatsachen, die allen zugehören. Der Weg in das Reich ist universal, der Mensch ist selbst das Symbol und die Wirklichkeit. Er schaut aus nach allen Mythen und Symbolen der Welt; er liest und kennt die [51] Geschichte der Welterlöser. Gleichzeitig hat er das gleiche Geschehen erneut aufzuführen und den Mythos zu einer Tatsache in seiner eigenen persönlichen Erfahrung zu machen. Er muss von Christus wissen, er muss auch Christus Schritt für Schritt durch die grossen Erfahrungen der Einweihungen folgen. Jede Einweihung ist das Ziel einer Wanderung; jedes Stadium und jedes dramatische Geschehen kommt am Ende einer Zeit des Wanderns. Der Symbolismus darin ist offensichtlich. «Das Betreten des Pfades» ist eine gebräuchliche Bezeichnung für die Annäherung eines Menschen an die Mysterien. Es ist interessant zu bemerken, dass heute die ganze Welt unterwegs ist. Jedermann reist oder wandert ein Vorgang, symbolisch für den inneren Zustand des Suchens und der Bewegung zum vorgezeichneten Ziel. Reisen mit der Bahn, dem Schiff oder dem Flugzeug sind heute Gewohnheiten von jedermann. Gruppen von Menschen in vielen Ländern werden von Ort zu Ort befördert, wie die wirtschaftlichen Bedingungen es ermöglichen oder das Schicksal es diktiert. Wir reisen hierhin und dorthin, wir sind unterwegs, um unseren Horizont zu erweitern. So bereiten wir uns auch für Bewusstseinserweiterungen vor, die uns befähigen werden, in zwei Reichen gleichzeitig zu leben: das Leben, das auf der Erde gelebt werden muss, und das Leben, das wir im Reich Gottes leben können. Die Menschheit ist auf dem ersten Abschnitt ihrer Reise, dem mystischen Bethlehem entgegen, wo das Christkind geboren werden wird. Die erste Einweihung ist jetzt ein unmittelbar bevorstehendes Ereignis für viele. «Jedem Menschen öffnet sich ein Weg, Es öffnen sich Wege und EIN WEG. Und die hohe Seele nimmt den hohen Weg, Und die niedrige Seele tappt den niedrigen. Und dazwischen schweift im Nebel der Ebenen Der Rest, schwankt hin und her. Aber jedem Menschen ist geöffnet ein hoher Weg Und ein niedriger, Und jeder Mensch wählt den Weg, Den seine Seele gehen soll». John Oxenham Wiederum [52] ist jede Einweihung gekennzeichnet durch das Aussprechen eines MACHTWORTES. Der Eingeweihte hört es, obwohl die Welt es nicht hören kann. Als Christus durch diese Krisen ging, ertönte jedesmal eine Stimme, und der Klang, der hinausging, «öffnete aufs neue die Tore des Lebens». Tür um Tür wird auf Verlangen des Initiaten geöffnet und auf die Erwiderung des Einweihenden, der auf der anderen Seite des Tores steht. Wir werden sehen, was jedes Wort bedeutet. Das WORT geht immer von dem Zentrum hinaus. Im Neuen Testament wird uns wieder und wieder gesagt «Wer Ohren hat zu hören, der höre!» (Matth. XI/15), und ein Studium der Worte, die in der Offenbarung zu den sieben Kirchen gesprochen wurden, wird viel Licht zu dem Thema bringen. Grosse Menschheitsworte sind hinausgeklungen, haben notwendige Veränderungen hervorgebracht und für den Sensitiven eine Kraft von wahrem geistigen Wert bedeutet. Das WORT oder der Ton war für das alte Asien der Vergangenheit TAO oder der WEG. Es stand für jenen alten WEG, den die Eingeweihten des Fernen Ostens gingen und lehrten. Für unsere Rasse ist der Ton AUM, das in der westlichen Sprache zum AMEN degenerierte. Die alten indischen Schriften betrachten dieses Wort ganz besonders als Bezeichnung der Göttlichkeit, des Lebensgeistes, des Atems Gottes. Welches das neue WORT sein wird, das «aus dem Zentrum herauskommen» wird, wissen wir nicht; denn es wird nicht eher gehört werden, als bis die Menschheit bereit ist. Doch es gibt ein allgemeines Machtwort, das in die Obhut unserer Rasse gegeben wird, wenn wir der gebotenen Gelegenheit gerecht werden und durch die neue Geburt in das Reich Gottes eintreten. Dieses neue Wort wird die verborgene Seele des Menschen schneller zum Leben bringen und ihn zu einer erneuten geistigen Tätigkeit anregen. Wenn die Menschheit an geistiger Empfänglichkeit zunimmt, werden die Aspiranten der Welt in den vielen Religionen durch Meditation die Fähigkeit kultivieren, die alle anderen Stimmen übertönende STIMME zu hören, und wenn sie lernen, den Klang zu verzeichnen, der alle anderen Klänge auslöschen wird, werden sie als eine Gruppe das neue WORT aufnehmen, das hinausgesendet werden wird. Bei jeder Einweihung [53] Jesu wurde, wie wir sehen werden, ein ZEICHEN gegeben; es war ein Zeichen, das sich dem Bewusstsein derer einprägte, die nicht eingeweiht waren. Jedesmal wurde ein Symbol oder eine Form gesehen, die auf die Offenbarung hinwies. Christus selbst sagt uns, dass am Ende des Zeitalters das Zeichen des Menschensohnes in den Himmeln zu sehen sein wird (Matth. XXIV/30). Genau so, wie die Geburt zu Bethlehem durch das Zeichen des Sterns angekündigt wurde, so soll jene Geburt, auf welche die Menschheit zueilt, gleicherweise durch ein himmlisches Zeichen angekündigt werden. Der Anruf, welcher aus den Herzen aller wahren Anwärter auf Einweihung aufsteigt, ist in folgendem Gebet wunderbar ausgedrückt: «Es gibt einen Frieden, der das Verstehen übersteigt; er wohnt im Herzen derer, die im Ewigen leben. Es gibt eine Kraft, die alles neu macht; sie lebt und webt in denen, die das Selbst als eins erkennen. Möge dieser Friede über uns walten, diese Kraft uns emportragen, bis wir dort stehen, wo der Eine Einweihende angerufen wird, bis wir seinen Stern aufleuchten sehen». Wenn dieses ZEICHEN zu sehen und das WORT zu hören ist, wird der nächste Schritt sein, die Vision aufzunehmen. Der PLAN und die Rolle, die der Einzuweihende zu spielen hat, werden ihm gezeigt; und er weiss, was er zu tun hat. Von dieser Vision wird als «Vision von Gott» gesprochen; doch sie wird dem Menschen in den Begriffen von Gottes Willen und der Vollkommenheit von Gottes Absicht übermittelt. Wir sind bestimmt, in das Geheimnis dieses Willens eingeweiht zu werden. Die Vision von Gott ist die Vision von Gottes Plan. Kein Mensch zu irgendeiner Zeit hat Gott gesehen, die Offenbarung Gottes geschieht durch die Offenbarung Christi. «Philippus sagt zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und wir sind zufrieden. Jesus erwiderte: Bin ich so lange bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen». (Matth. XXIV/30). Christus offenbarte in sich den Willen Gottes und gab der Menschheit eine Vision von Gottes Plan für die Welt, dieser Plan [54] enthält das Kommen des Reichs. Er war Gott, und das Wort Gottes ging von ihm aus. Der Mensch lebt durch die Inkarnation Gottes in ihm. Beim Durchgang durch das Tor der neuen Geburt kann er das Fleisch, in welches das Göttliche eingeschlossen ist, loskaufen und dann bei der Erlösung der Welt mithelfen. Auch für die Menschheit gibt es die Krise, die Einweihung und die Vision. «Wo keine Vision ist, geht das Volk zugrunde» (Sprüche XXIX/18). Doch diese Vision umfasst niemals den ganzen Plan; sie ist nicht die letzte Erfahrung, noch die unergründliche Vollendung. Für diese sind wir noch nicht vorbereitet. Christus selbst hat nicht von der letzten Offenbarung gesprochen, er sah und verkündete den nächsten Schritt für die Menschheit. Die unmittelbar bevorstehenden Ereignisse werden erfühlt, um später einsichtsvoll erwogen zu werden. Da ist ein Augenblick der Vorausschau, ein Vorhersagen der Bewegung und Tätigkeit, von Schwierigkeit und Dienst und von der nächsten sich entfaltenden Herrlichkeit. Als Folge der Vision, die der Einweihung folgt, kommt ein neuer Zyklus von Prüfungen und Schwierigkeiten. Die offenbarten Wahrheiten und die gewährte Offenbarung müssen sich in der Erfahrung des täglichen Lebens auswirken. Augenblicke der Angleichung und des Nachdenkens müssen den Perioden der Verzückung und der Vision folgen. Ohne praktisches Ausüben dessen, was man weiss, verbleibt es auf dem Berggipfel der Offenbarung. |
![]() |
Netnews Homepage Zurück Vorwärts Index Inhaltsverzeichnis |
Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |