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Von Bethlehem nach Golgatha, Seite 22 ff. (engl.) |
1. DIE GEBURT ZU BETHLEHEM, zu welcher Christus den Nikodemus aufrief, indem er zu ihm sagte: «Es sei denn, dass ein Mensch von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen» (Joh. III/3). 2. DIE TAUFE IM JORDAN. Dies ist die Taufe, auf welche Johannes der Täufer hinweist, indem er uns sagt, dass die Taufe durch den Heiligen Geist und durch Feuer uns durch Christus gespendet werden muss. (Matth. III/11) 3. DIE VERKLÄRUNG. Vollendung ist hier zum ersten Mal aufgezeigt worden, wobei den Jüngern die göttliche Möglichkeit solcher Vollkommenheit bewiesen wurde. Der Befehl [23] ergeht an uns: Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist! (Matth. V/48). 4. DIE KREUZIGUNG. Sie wird im Orient DER GROSSE VERZICHT genannt mit ihrer Lehre des Opfers und ihrem Ruf nach dem Tod der niederen Natur. Dies war auch die Aufgabe, die Paulus kannte, und das Ziel, zu dem er strebte: «Ich sterbe täglich», (I. Kor. XV/31) sagte er, denn nur, wenn man sich praktisch täglich dem Tod unterzieht, kann man dem schliesslichen Tod begegnen und ihn ertragen. 5. DIE AUFERSTEHUNG und HIMMELFAHRT, der endliche Triumph, der den Eingeweihten befähigt zu singen und die Bedeutung der Worte zu erkennen: «O Tod, wo ist dein Stachel? O Grab, wo ist dein Sieg? (I. Korinther XV/55) Dies sind die fünf grossen dramatischen Ereignisse der Mysterien. Dies sind die Einweihungen, durch welche alle Menschen eines Tages hindurchgehen müssen. Die Menschheit steht heute auf dem Prüfungspfad. Der Weg der Läuterung wird von den Massen beschritten, und wir sind im Begriff, uns von Übel und Materialismus zu reinigen. Wenn dies beendet sein wird, werden sich viele bereit finden, sich für die erste Einweihung vorzubereiten und sich der Neuen Geburt zu unterziehen. Die Weltjünger bereiten sich für die zweite Initiation, die Taufe, vor, und für diese muss die Gefühls- und Wunschnatur bereinigt werden und ihre Zueignung an das Leben der Seele erfolgen. Die Eingeweihten in der Welt stehen vor der Einweihung der Verklärung. Kontrolle des Denkens und rechte Ausrichtung auf die Seele mit einer vollständigen Umwandlung der integrierten Persönlichkeit liegt vor ihnen. In unserer Zeit wird viel Törichtes im Zusammenhang mit den Einweihungen gesprochen, und die Welt ist voll von Menschen, die behaupten, sie seien Eingeweihte. Sie versäumen daran zu denken, dass kein Eingeweihter einen Anspruch erhebt oder über sich selbst spricht. Jene, die den Anspruch erheben, Eingeweihte zu sein, leugnen ihn zugleich. Jüngern und Eingeweihten wird gelehrt, einschliessend in ihrem Denken zu sein und sich nicht abzusondern in ihrem [24] Verhalten. Sie stellen sich niemals abseits von der übrigen Menschheit, indem sie irgendeinen Rang geltend machen und sich dadurch automatisch selbst erhöhen. Die Erfordernisse sind nicht so einfach, wie sie in manchen esoterischen Büchern dargestellt werden. Wenn man einige von ihnen liest, möchte man meinen, der Aspirant hätte die hauptsächlichsten Erfordernisse erfüllt, wenn er ein gewisses Mass von Toleranz, Güte, Hingabe, Sympathie, Idealismus, Geduld und Ausdauer erreicht hat. Diese sind in der Tat an erster Stelle wichtig, aber zu diesen Eigenschaften muss intelligentes Verstehen und eine geistige Entfaltung hinzukommen, die zu einer klugen und vernünftigen Mitwirkung an den Plänen für die Menschheit führt. Es ist das Gleichgewicht von Kopf und Herz, das gefordert wird, und der Intellekt muss Ergänzung und Ausdruck in und durch Liebe finden. Dies erfordert eine äusserst sorgfältige Neu-Ausrichtung. Liebe, Gefühl und Verehrung werden oft miteinander verwechselt, wahre Liebe ist eine Eigenschaft der Seele und ist alles-einschliessend; unsere Beziehung zu Gott und zu allen anderen besteht aus wahrer Liebe. «Denn die Liebe Gottes geht über alles menschliche Denken, das Herz des Ewigen ist wundervoller Art», lautet die alte Hymne, und drückt dadurch aus, dass Liebe, diese Eigenschaft der Gottheit, auch die verborgene Eigenschaft jedes Gottessohnes ist. Gefühl ist emotional und unbeständig, Devotion kann fanatisch und grausam sein, aber Liebe fügt zusammen und verschmilzt, versteht, deutet und verbindet alle Formen und alle Ausdrucksformen, alle Ursachen und alle Rassen in einem flammenden Herzen der Liebe, das von keiner Trennung, Unterteilung und Disharmonie weiss. Diesen göttlichen Ausdruck in unserem täglichen Leben hervorzubringen, verlangt das Äusserste, was in uns ist. Ein Eingeweihter zu sein, erfordert alle Kraft von jeder Seite unserer Natur. Es ist keine leichte Aufgabe. Den unvermeidlichen Prüfungen gegenüberzustehen, vor die jeder unzweifelhaft gestellt wird, der den Pfad betritt, den Christus ging, erfordert Mut seltener Art. Vernünftig und weise mit dem Plan Gottes zusammenzuarbeiten, seinen Willen in dem göttlichen Willen aufgehen zu lassen, muss nicht nur die tiefste Liebe des Herzens, sondern auch die grösste Entschlusskraft des Denkens zur Tätigkeit rufen. Einweihung [25] kann als ein grosses Experiment angesehen werden. Vor Zeiten, als dieser Prozess der Entfaltung eingerichtet wurde, damit auf der Erde gewisse innere Vorgänge (damals nur wenigen bekannt) ermöglicht werden konnten, wurde für die Lehre der «Kleinen» das innere Leben in symbolischer Form dargestellt. Später konnte dies offen geschehen und für uns auf der Erde durch den Sohn Gottes, Christus, ausgedrückt werden. Einweihung ist ein lebendiger Vorgang, und durch ihn können alle hindurchgehen, die sich entsprechend schulen und freiwillig bereit sind; genau geprüft und unterstützt durch die Gruppe von Eingeweihten und Wissenden, welche die Führer der Menschheit sind und uns unter vielen Namen in verschiedenen Teilen der Welt und in verschiedenen Zeitaltern bekannt. Im Westen werden sie Christus und seine Kirche, die Älteren Brüder der Menschheit genannt. Einweihung ist demnach eine Tatsache und nicht eine schöne und leicht zu erlangende Vision, wie so viele okkulte und esoterische Bücher dies glauben machen. Einweihung ist kein Vorgang, dem sich ein Mensch unterzieht, wenn er sich gewissen Organisationen anschliesst, und der nur durch Verbindung mit diesen Gruppen erfahren werden kann. Er hat nichts zu tun mit Gesellschaften, esoterischen Schulen und Organisationen. Alles, was diese tun können, ist, den Anwärter gewisse wohlbekannte und grundlegende «Regeln für den Pfad» zu lehren, dann ihm zu überlassen, ob er sie je nach Eifer und Entwicklung versteht oder nicht; und dann durch das Tor zu schreiten, wie es seine Ausrüstung und sein Schicksal erlauben. Die Lehrer der Menschheit und Christus, der «Meister aller Meister und Lehrer der Engel und Menschen», sind nicht mehr interessiert an diesen Organisationen als an irgendeiner Bewegung in der heutigen Welt, die sich bemüht, den Menschen Erleuchtung und Wahrheit zu bringen. Die Eingeweihten der Welt sind in jeder Nation, in jeder Kirche, in jeder Gruppe zu finden, wo Menschen Guten Willens arbeiten und wo Weltdienst geleistet wird. Die modernen, sogenannten esoterischen Gruppen sind nicht die Hüter der Lehre von der Einweihung, noch ist es ihr Vorrecht, die Menschen auf diese Entfaltung vorzubereiten. Die Besten unter ihnen können die Menschen nur für jenes Stadium im Entwicklungsvorgang vorbereiten, das als «Jüngerschaft» bezeichnet wird. Der Grund, warum dies bedauerlicherweise so ist und warum [26] Einweihung so weit von der Mitgliedschaft der meisten dieser Gruppen ist, die behaupten, Einblick in die Initiationsvorgänge zu besitzen, beruht darauf, dass sie nicht die nötige Betonung auf jene geistige Erleuchtung gelegt haben, die allein den Weg zu der Pforte erhellt, die zu dem «Geheimen Platz des Allerhöchsten» führt. Sie haben die Hauptbetonung auf persönliche Ergebenheit gegenüber den Meistern der Weisheit und ihren eigenen Organisationsleitern gelegt, haben vor allem das Befolgen autoritärer Lehren und Lebensregeln, jedoch nicht an erster Stelle den Gehorsam gegenüber der noch schwachen Stimme der Seele betont. Der Weg zum Ort der Einweihung und zu dem Zentrum, wo Christus gefunden werden kann, ist der Weg der Seele, der einsame Weg der Selbstentfaltung, Selbstentäusserung, Selbsterziehung. Es ist der Weg zu geistiger Erleuchtung und intuitiver Wahrnehmung. Einweihung ist die Offenbarung von Liebe, dem zweiten grossen Aspekt der Göttlichkeit, der sich in Weisheit ausdrückt. Diesen Ausdruck finden wir in ganzer Fülle in dem Leben Christi. Er offenbarte uns die Natur wesentlicher Liebe und gebot uns zu lieben. Im Neuen Testament ist uns dieses sich entfaltende Leben lebendiger göttlicher Liebe in drei Wegen gezeigt worden, jeder fortschreitend in seiner Erklärung der Erfahrung, und jeder gibt uns die Aufeinanderfolge der Offenbarung Christi im menschlichen Herzen. Zuerst der Satz: «Christus in euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit» (Kolosser I/27), die Stufe, die der neuen Geburt, der Geburt zu Bethlehem vorausgeht und unmittelbar folgt, jenes Stadium, auf das die Masse der Menschheit langsam, aber beständig hinarbeitet. Sie bildet das unmittelbare Ziel für viele Aspiranten in der heutigen Welt. Zweitens ist da das Stadium des voll erwachsenen Menschen in Christus, das eine erweiterte Erfahrung des göttlichen Lebens und eine tiefere Entfaltung des Christusbewusstseins im menschlichen Wesen anzeigt. Darauf sind jetzt die Weltjünger orientiert. Dann ist da die Stufe des Erreichens, auf die sich Paulus mit folgenden Worten bezieht: «... bis dass wir alle kommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mensch werden, der da sei im Mass der [27] Mannesreife Christi» (Eph. IV/13). Einweihung ist deshalb eine abgestufte und verwirklichte Folge von Bewusstseinserweiterungen, ein ständig wachsendes Gewahrwerden von Göttlichkeit und allen ihren Folgerungen. Viele sogenannte Eingeweihte in heutiger Zeit glauben von sich, diesen Zustand erreicht zu haben, weil ihnen einige okkulte Führer oder psychische Seher versichert haben, dass dies so sei; jedoch innerlich wissen sie nichts von diesem Prozess, wobei sie (wie die Freimaurer lehren) in ihrer Suche nach dem Licht durch das geheimnisvolle Tor zwischen den zwei grossen Säulen hindurchgehen. Sie haben keine bewusste Erinnerung von diesem Selbsteinweihungsvorgang, der im vollen Wachbewusstsein erfolgen muss, gleichzeitig durchgeführt durch die innewohnende göttliche Seele und das Denken und Gehirn des Menschen im physischen Leben. Diese Bewusstseinserweiterungen enthüllen dem Menschen allmählich die Beschaffenheit seiner höheren und niederen Natur. Es ist diese Erfahrung, welche Paulus als einen der ersten Eingeweihten kennzeichnet, der diese Stufe unter dem Christentum erreichte. Hören wir, was er über diese Offenbarung seiner Dualität im Römerbrief (VII/1825) sagt: «Ich weiss, dass in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen, das finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. O, ich elender Mensch, wer wird mich befreien von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsren Herrn!» Nur durch die Offenbarung Christi innerhalb jedes menschlichen Wesens kann diese Einswerdung erfolgen. Nur durch die Neue Geburt, die Feuer- und Geistestaufe und die Verklärung der Natur kann die Befreiung gefunden und die Vereinigung mit Gott erreicht werden. Nur durch das Opfer der Menschheit, die das [28] Wesen der Kreuzigung ist, kann sich die Auferstehung vollziehen. Was für das Individuum gilt, wird zuletzt für die ganze menschliche Familie wahr werden. Der Plan für die Menschheit betrifft die bewusste Entfaltung des Einzelmenschen. Gleichwie das Menschengeschlecht wächst an Weisheit und Wissen, und wie die Zivilisationen kommen und gehen, jede ihre notwendige Aufgabe bringt und ihren Höhepunkt erreicht, so nähern sich die Menschen als Gruppe dem Tor, das zum Leben führt. Alle modernen Entdeckungen, alle psychologischen Studien und Wissenschaften, alle Gruppentätigkeit und wissenschaftlichen Errungenschaften, natürlich auch jedes wirklich okkulte Wissen sind geistiger Natur und bedeuten Hilfen zu jener Bewusstseinserweiterung, die aus der Menschheit den Grossen Eingeweihten machen wird. Sobald die Menschen in einer grossen Synthese die Notwendigkeit des entschiedeneren Eintritts in die Welt der wahren Bedeutung und ihrer Werte begreifen, werden die Mysterien allgemein anerkannt werden. Die neuen Werte werden sichtbar werden, neue Techniken und Methoden der Lebensführung werden sich als ein Ergebnis dieser Wahrnehmung entwickeln. Es gibt Zeichen, dass dies bereits geschieht, dass die Zerstörung um uns herum und das Niederreissen der alten politischen, religiösen und sozialen Einrichtungen nur Vorbereitungen sind für diesen Vorgang. Wir sind auf dem Weg zu «dem, was innen ist», und viele Stimmen verkünden dies heute. Wir sind auf dem Pfad des Überganges (Können wir das den Pfad der Jüngerschaft nennen?), der uns in eine neue Dimension führen wird, in die innere Welt von wahrer Wirklichkeit und rechter Energie. Es ist eine Welt, in der nur der geistige Körper funktionieren und nur das Auge des Geistes sehen kann. Sie wird nicht von denen wahrgenommen werden, deren innere Wahrnehmung unerwacht ist und deren Intuition schläft. Wenn der geistige Körper beginnt organisiert zu werden, zu wachsen, und wenn das Auge der Weisheit sich langsam öffnet und sich übt, wahr zu sehen, dann werden die Anzeichen kommen, dass der in jedem Sohn Gottes verborgene Christus beginnt, seinen Einfluss geltend zu machen und den Menschen in die Welt des geistigen Seins, der wahren Bedeutung und der wesentlichen Werte zu führen. Diese Welt ist das Reich Gottes, die Welt der Seelen, und wenn sie offenbar wird, ist es dieser Ausdruck göttlichen Lebens, den wir das fünfte [29] |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |