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Vom Intellekt zur Intuition, Seite 169 ff. (engl.)

Eine zweite Wirkung ist - wie bereits bemerkt - das Erkennen des Lichtes im Kopfe. Diese Tatsache ist so einwandfrei erwiesen, dass sie kaum einer Bekräftigung bedarf. Dr. Jung bezieht sich darauf in folgender Weise:

«Die Lichtvision ist ein vielen Mystikern gemeinsames Erlebnis das unzweifelhaft von höchster Bedeutsamkeit ist, denn in allen Zeiten und Zonen erweist es sich als das Unbedingte, das grösste Kraft und höchsten Sinn in sich vereinigt. Hildegard von Bingen, diese, ganz abgesehen von ihrer Mystik, bedeutende Persönlichkeit, drückt sich über ihre zentrale Vision ganz ähnlich aus. ,Seit meiner Kindheit', sagt sie, «sehe ich immer ein Licht in meiner Seele, aber nicht mit den äusseren Augen und auch nicht durch die Gedanken des Herzens; auch nehmen die fünf äusseren Sinne an diesem Gesicht nicht teil. ... Das Licht, das ich wahrnehme, ist nicht örtlicher Art, sondern ist viel heller als die Wolke, welche die Sonne trägt. Ich kann an demselben keine Höhe, Breite oder Länge unterscheiden. ... Was ich in einer solchen Vision sehe und lerne, das bleibt mir lange im Gedächtnis. Ich sehe, höre und weiss zugleich und lerne, was ich weiss, gleichsam im Augenblick. ... Ich kann an diesem Licht durchaus keine Gestalt erkennen, jedoch erblicke ich in ihm bisweilen ein anderes Licht, das mir das lebende Licht genannt wird. ... Während ich mich des Anschauens dieses Lichtes erfreue, verschwindet alle Traurigkeit und Schmerz aus meinem Gedächtnis ...».

«Ich selber kenne einige wenige Leute, die um dieses Erlebnis aus eigener Erfahrung wissen. Soweit es mir überhaupt gelang, über ein derartiges Phänomen etwas auszumachen, so scheint es sich um einen akuten Zustand eines ebenso intensiven als abstrakten Bewusstseins zu handeln, um ein "losgelöstes" Bewusstsein ... welches, wie Hildegard treffend andeutet, Gebiete des seelischen Geschehens zur Bewusstheit emporhebt, die sonst vom Dunkel bedeckt sind. Die Tatsache, dass in Verbindung damit öfters die körperlichen Allgemeinempfindungen schwinden, weist darauf hin, dass ihre spezifische Energie ihnen entzogen und wahrscheinlich zur Verstärkung der Bewusstseinshelle verwendet wird. Das Phänomen ist in der Regel spontan, kommt und geht aus eigenem Antrieb. Seine Wirkung ist insofern erstaunlich, als es fast eine Lösung seelischer Komplikationen und damit eine Loslösung der inneren Persönlichkeit aus emotionalen und ideellen Verwicklungen hervorbringt und damit eine Einheit des Wesens erzeugt, welche allgemein als "Befreiung" empfunden wird». [*U4]

Diese Worte kann jeder erfahrene Lehrer der Meditation unzweifelhaft bestätigen. Das Phänomen ist sehr bekannt und beweist sicherlich, dass eine enge physische Entsprechung zur mentalen Erleuchtung besteht. An hunderten von Fällen könnte dies bewiesen werden, wenn die Betreffenden bereit wären, ihre Erlebnisse zu berichten, aber die meisten schrecken aus Scheu vor dem Spott und Zweifel derer, die nur wenig wissen, davor zurück. Dieses Licht im Kopfe nimmt verschiedene Formen an, und seine Entwicklung erfolgt oft stufenweise. Zuerst wird ein zerstreutes Licht wahrgenommen, manchmal ausserhalb des Kopfes, später bei tiefer Versunkenheit oder Meditation im Gehirn. Es konzentriert sich dann immer mehr und ähnelt wie manche es beschreiben einer strahlenden, stark glänzenden Sonne. Wiederum später erscheint im Zentrum dieser Strahlung ein Punkt lebhaften «elektrisch blauen Lichtes» (vielleicht jenes vorher erwähnte «lebendige Licht»), und von diesem führt ein goldener Lichtstrahl nach aussen. Manchmal wurde diese Erscheinung «der Pfad» genannt und es besteht die Möglichkeit, dass der Prophet nicht nur symbolisch sprach, wenn er sagte: «Der Pfad des Gerechten ist ein strahlendes Licht, das immer heller leuchtet bis zum ersehnten Tag».

Dieses Licht im Kopfe, das eine allgemeine Begleiterscheinung der Erleuchtung zu sein scheint, ist wahrscheinlich auch der Ursprung des Heiligenscheines, der auf den Bildern die Köpfe der Grossen Erleuchteten umgibt.

Viel Forschungsarbeit bleibt diesbezüglich noch zu tun übrig, und viel Zurückhaltung und Vorurteil muss überwunden werden. Viele aber beginnen ihre Erlebnisse aufzuzeichnen, und das sind nicht die Geistesgestörten der menschlichen Rasse, sondern angesehene und tatkräftige Persönlichkeiten aus den verschiedensten Gebieten menschlicher Bestrebungen. Es mag vielleicht bald die Zeit kommen, in der die Tatsache der Erleuchtung als ein natürlicher Vorgang, und das Licht im Kopfe als Anzeichen dafür angesehen wird, dass tatsächlich ein Stadium harmonischer Ausgeglichenheit und Wechselwirkung zwischen der Seele, dem geistigen Menschen, und dem Menschen auf der physischen Ebene erreicht wurde. Sobald dies der Fall ist, werden wir unsere menschliche Evolution bis zu dem Punkt gebracht haben, wo Instinkt, Intellekt und Intuition vom geschulten und voll ausgebildeten Menschen nach Belieben gebraucht, und das «Licht der Seele» auf jedes Problem gerichtet werden kann. So wird sich die Allwissenheit der Seele auf Erden manifestieren.

Ich möchte dieses Kapitel mit einigen Worten sowohl eines Hindu-Mystikers als auch eines modernen christlichen Mystikers beschliessen, die typische Beispiele für die beiden Gesichtspunkte des Mystikers und des Wissenden sind. Der Hindu sagt:

«Brahmins werden nur jene genannt, in denen ein inneres Licht wirkt ... die menschliche Seele ist eine Lampe, die nicht mit einem Scheffel zugedeckt ist. Die Lampe strahlt nicht das Licht des Fleisches, sondern mentales Licht aus, um die ganze Menschheit zu erleuchten, und ist daher der Lichtstollen für die Weltseele. Die Strahlen des Mentallichtes verhelfen der ganzen Menschheit zu mentalem Wachstum und zu Bewusstseinserweiterung; die Lampe ist daher einer der ewigen Welt-Brahmins. Sie gibt der Welt Licht, nimmt aber nichts von dem, was die Welt zu geben hat».

Der Christ schreibt:

«Ich sah ein Leben entflammt von Gott!

Mein Vater, gib mir

Die Segnung eines Lebens, von Gott verzehrt,

Dass ich leben möge für Dich!

Ein Leben des Feuers! Ein Leben entflammt von Gott!

Erleuchtet von den Feuern pfingstlicher Liebe!

Ein Leben im Feuer! Brennend in Liebe zu Menschen,

Entzündet von oben durch göttliches Mitleid!

Ein brennendes Leben, das Gott nehmen und enden lassen kann

Im Hause, auf der Strasse, wo immer er will,

Um ein anderes Leben für Ihn zu entzünden,

Und so das Feuer stets weiter zu verbreiten».

Dann werden wir das endgültige Stadium des Meditationsprozesses, das wir Inspiration nennen, bezeugt haben. Diese Möglichkeit eines solchen Lebens wird von den Grossen aller Zeiten bezeugt. Sie erkannten sich als Söhne Gottes und brachten diese Erkenntnis in physischer Inkarnation zu voller Verwirklichung. Sie sind inspirierte Verkünder der Realität der Wahrheit, der Unsterblichkeit der Seele und der Tatsache des Reiches Gottes. Sie sind Lichter an dunklen Plätzen, um den Rückweg zu dem Vaterhaus zu erleuchten.

Kapitel VIII

Die universale Verbreitung der Meditation

«Für jeden Menschen öffnet sich

Ein Weg, und Wege und ein Pfad.

Die Hohe Seele klimmt den Hohen Weg empor,

Die niedre Seele tappt im dunkeln Tal.

Dazwischen, in den nebligen Niederungen

Treiben die andern hin und her.

Doch jedem Menschen öffnet sich

Ein Hoher und ein Niedriger Weg

Und jeder Mensch bestimmt für sich allein

Den Weg, den seine Seele gehen soll».

John Oxenham.

Wir haben nun die Methode umrissen, nach welcher der Mystiker zum Erkennenden werden kann, und wir haben die Reihenfolge der Entwicklung angegeben, die schliesslich die Erleuchtung des physischen Gehirns bewirkt und zur Lebensweise eines inspirierten Lebens auf Erden führt. Wir begannen mit dem Menschen, der nachdem er die Hilfsmittel und Befriedigungen des physischen Lebens erschöpft hat und vor der Unvermeidlichkeit eines grossen Überganges zu einer anderen Lebens-Dimension steht - den Weg zu Erkenntnis und Gewissheit sucht. Wenn er unparteiisch nachforscht, entdeckt er, dass es immer und zu allen Zeiten Wissende gegeben hat, die zum innersten Mysterium des Seins vorgedrungen waren, und die - zurückgekehrt - die Gewissheit von der Unsterblichkeit der Seele und der Wirklichkeit des Reiches Gottes mitbrachten. Diese sprechen gleichfalls von einer Methode, durch die sie zu diesem Erfassen göttlicher Wahrheit gelangten, und von einer Technik, die ihnen den Übergang vom vierten in das fünfte Naturreich ermöglichte.

Wir stellten fest, dass diese erleuchteten Menschen aller Zeiten für die gleiche Wahrheit Zeugnis ablegen und dass sie von dieser universalen Methode behaupten, sie zeitige gewisse Ergebnisse, die wie folgt aufgezählt werden können:

Erstens: Sie erlangen direkte Erfahrung über göttliche Wirklichkeiten, transzendentale Wahrheiten und die übernatürliche Welt. Diese Erfahrungen sind offenbar ein ebenso natürlicher Vorgang und wesentlicher Bestandteil der evolutionären Entwicklung wie jeder andere Werdegang, den die Wissenschaft der Biologie, der Physik oder Chemie bestätigt. So wie diese drei grossen Wissenschaften für den Durchschnittsschüler geheimnisvoll und praktisch unerreichbar sind, genau so ist die Höhere Metaphysik auch für den Akademiker, dem die notwendige Aufgeschlossenheit des Denkens, welche diesbezügliche Schulung und die entsprechende Ausrüstung fehlt, geheimnisvoll und unerreichbar.

Zweitens: Eine weitere Entwicklung ist die Entschleierung des Selbstes. Durch mentale und spirituelle Erziehung, die fortgeschrittene Meditationsübungen vermitteln, wird das Problem der Psychologen über das Wesen des Selbstes, der Seele, der Psyche, gelöst, und dieses Wort kann auf seine ursprüngliche Bedeutung Psyche, der Name der Seele zurückgeführt werden. Der dazu führende Vorgang bestand in einer allmählichen Entschleierung und stufenweisen Annäherung an die Seele. Die Psyche tritt in ihrem wahren Wesen hervor.

Der Materie zugrundeliegend kann ein ihr innewohnender mächtiger Faktor genannt werden, der die Kohäsion der Formnatur verursacht und die in der psychischen Welt handelnde Persönlichkeit ausmacht. Dieser Faktor kann als der Lebens-Aspekt angesehen werden, und die Schüler mühen sich fortwährend mit dem Problem des Lebens ab und versuchen, zu dessen Ursprung und Ursache vorzudringen. Noch tiefer liegt, wie man feststellen kann, der fühlende, erleidende, erlebende, emotionelle Aspekt des Selbst, der durch das Nervensystem und das Gehirn wirkt und alle Aktivitäten in der Welt menschlicher Angelegenheiten sehr stark beherrscht. Dieser Aspekt empfindet Freude und Leid; er ist von Launen und emotionellen Reaktionen dem Leben gegenüber sowie von Sorgen und Wünschen aller Art völlig in Anspruch genommen. So spielt sich das gewöhnliche, persönliche Leben der meisten von uns ab, denn in diesem Stadium menschlicher Entwicklung fühlen wir mehr, als wir denken. Der Grund hierfür wird uns von Patanjali wie folgt klar gezeigt:

«Das Persönlichkeitsgefühl beruht darauf, dass sich der Erkennende mit den Werkzeugen des Erkennens identifiziert. ... Die Illusion, dass der Wahrnehmende und das, was wahrgenommen wird, ein und dasselbe sind, ist die Ursache (der schmerzbereitenden Wirkungen), die beseitigt werden muss». [*U32]

An anderer Stelle sagt er uns, dass die Lebenserfahrung und der Vorgang des Lebens und Fühlens auf der physischen Ebene von der «Unfähigkeit der Seele, zwischen dem persönlichen Selbst und dem Geist zu unterscheiden», herrühren. «Die objektiven Formen dienen dem Gebrauch und der Erfahrungssammlung des geistigen Menschen. Durch Meditation darüber entsteht die intuitive Wahrnehmung des geistigen Wesens». [*U32]

Durch diese lebenswichtige Erfahrung, durch den Vorgang sinnlichen Verlangens und darauffolgenden Gewahrwerdens erschöpft der Mensch diesen Aspekt seines Wesens und dringt tiefer ein, bis er bei einem dritten Faktor, dem Denkvermögen, anlangt. An diesem Punkte der Forschung steht jetzt der Mensch und die genaue Betrachtung der mentalen Vorgänge zusammen mit dem Studium der gedanklichen Reaktionen, ihrer Ursachen und Ziele beschäftigt nun die Aufmerksamkeit der Psychologen in aller Welt. Darunter befinden sich viele Gedankenrichtungen, die weit auseinandergehende Ansichten vertreten; trotzdem wird die Existenz eines

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