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Vom Intellekt zur Intuition, Seite 162 ff. (engl.) |
mystischer Sprache) es ist, "zu seinem Ursprung zurückzukehren". Daraus ergibt
sich ein Zustrom neuer Lebenskraft, eine grössere Fähigkeit der Vision und eine
ausserordentliche Steigerung seiner intuitiven Anlagen». [*U42]
Dieser unmittelbare Zugang zur Wahrheit ist die schliessliche Bestimmung für alle Menschen und es ist wahrscheinlich, dass das Denkvermögen selbst eines Tages ebenso unter der Bewusstseinsschwelle liegen wird, wie es heute bei den Instinkten der Fall ist. Wir werden dann im Reiche der Intuition wirken und uns in Begriffen der Intuition mit ebenso grosser Leichtigkeit ausdrücken, wie jetzt in Begriffen des Denkvermögens, und wie wir uns jetzt bemühen, als mentale Wesen zu wirken. Pater Maréchal definiert in seinen «STUDIEN ÜBER DIE PSYCHOLOGIE DER MYSTIKER» die intuitive Wahrnehmung wie folgt «Intuition in ganz allgemeiner Weise definiert ist die direkte Assimilation einer Erkenntniskraft mit ihrem Objekt. Alles Wissen ist ja in gewisser Hinsicht ein Aufgehen oder Angleichen. Intuition ist eine unmittelbare "Mitteilung" ohne gegenständliche Zwischenvermittlung; sie ist der einzige Akt, durch den die Erkenntniskraft sich selbst formt, und zwar nicht nach der abstrakten Ähnlichkeit des Gegenstandes, sondern nach diesem selbst. Sie ist, wenn ihr wollt das genaue Zusammentreffen, die gemeinsame Berührungslinie des erkennenden Subjektes und des Objektes». [*U27] Eines der bemerkenswertesten und gehaltvollsten Bücher über Intuition, eines, das sowohl den östlichen wie auch den westlichen Standpunkt in erstaunlicher Weise miteinander verbindet, hat den Titel «INSTINKT UND INTUITION» und ist von Dr. Dibblee am Oriel College, Oxford. Darin gibt er uns mehrere interessante Definitionen über Intuition und bemerkt «So wie ein starker Sinneseindruck auf das Gefühl wirkt, ebenso wirkt die Intuition auf das Denken, indem sie diesem Denken Ideen und Wissen schenkt». [*U6] Er zitiert auch Dr. Jung, der sagt, dass Intuition ein ausserhalb des Bewusstseins liegender Mentalprozess ist, dessen wir von Zeit zu Zeit dunkel gewahr werden. Er bringt uns auch Professor H. Wildon Carr's Definition: «Intuition ist die unmittelbare Erfassung der Wirklichkeit durch das Denkvermögen, so wie sie tatsächlich ist, und nicht in Form einer Wahrnehmung oder einer Vorstellung (auch nicht als Idee oder Denkobjekt), die im Gegenteil alle intellektuelle Erkenntnisse sind. [*U12] «Intuition», sagt er «ist nur an rein immateriellen Ergebnissen interessiert, und wenn sie den Zeitfaktor ausser acht lässt, ist sie auch vom Gefühl unabhängig». [*U6] In einer besonders klar formulierten Textstelle definiert er (vielleicht unabsichtlich, denn sein Thema befasst sich mit anderen Dingen) den harmonischen, praktischen Mystiker oder Erkennenden wie folgt: « ... intuitive Inspiration und instinktive Energie werden zuletzt im vollständigen Selbst, das schliesslich eine einzige Persönlichkeit bildet, unterworfen und geeint». [*U6] Hier sehen wir, dass der Mechanismus in seinen physischen Beziehungen und Reaktionen vom Instinktapparat (der sich durch die Sinne betätigt) und vom Gehirn geleitet und dirigiert wird, und dass die Seele ihrerseits, die ihren physischen Kontaktpunkt im Obergehirn hat, das Denkvermögen durch die Intuition führt und lenkt. Diese Idee wird von Dr. Dibblee in folgende Worte zusammengefasst: «Ich bin nun endgültig zu der Annahme gekommen, dass es im Menschen zwei verschiedene Intelligenzorgane gibt, und zwar den Thalamus (Sehhügel), welcher der Sitz des Instinkts, und die Hirnrinde (Cerebral Cortex), die der Sitz der verbündeten Fähigkeiten des Intellekts und der Intuition ist». [*U6] Dieser Standpunkt hat eine genaue Parallele in der orientalischen Lehre, die als Tatsache annimmt, dass sich das koordinierende Funktionszentrum der gesamten niederen Natur in der Gegend des Hirnanhanges und der Kontaktpunkt des Höheren Selbst sowie die Intuition in der Gegend der Zirbeldrüse befindet. Die Situation ist also folgendermassen: Das Denkvermögen empfängt von der Seele Erleuchtung in Form von ausgeschütteten Ideen oder Intuitionen, die ein exaktes und direktes Wissen vermitteln denn Intuition ist immer unfehlbar. Dieser Vorgang wird dann vom aktiven Denkvermögen wiederholt, das die von der Seele übermittelten Intuitionen und Erkenntnisse dem empfangsbereiten Gehirn zuleitet. Wenn sich dieser Vorgang automatisch und genau abspielt, haben wir den erleuchteten Menschen, den Weisen, vor uns. Die zweite Tätigkeit, auf die das Denkvermögen als Folge der Erleuchtung reagiert, ist Telepathie. Es wurde gesagt, dass «Erleuchtung selbst als das höchste Beispiel von Telepathie angesehen werden könne; denn während der ganzen Zeit, in der diese höchste Erleuchtung flammend hervorbricht, ist die menschliche Seele eine Wahrnehmende, und der Vater des Lichtes ist die bewirkende Kraft oder Ursache». Diese verursachende Kraft kann durch viele Denker wirken, denn die Welt der Seele ist die Welt des Gruppengewahrseins; so erschliesst sich ein Kontaktbereich, der in der Tat umfassend ist. Die menschliche Seele steht nicht nur mit dem Universalen Denken «en rapport», sondern auch mit allen anderen Denkern, durch die jene göttliche Absicht, die wir Gott nennen, wirken kann. Auf diese Weise können wir das ununterbrochene Auftauchen erleuchteter Schriften und der Welt-Botschaften zu allen Zeiten erklären, welche die Gedanken und Schicksale der Menschen geleitet und sie auf dem Pfade der Erkenntnis vom Stadium des Animismus und Fetischismus bis zu unserer gegenwärtigen Vorstellung über einen innewohnenden (immanenten) Gott geführt haben. Vom Gesichtspunkt des Menschen und der Natur sind wir zu der Auffassung von einem göttlichen Ganzen fortgeschritten, in dem wir leben, uns bewegen und unser Sein haben, und mit dem wir uns im Bewusstsein eins wissen. Wir erkennen uns als göttlich. Die Söhne Gottes haben einer nach dem andern ihr Erbe angetreten und gefunden, dass sie für den Weltplan empfänglich sind. Sie haben sich durch beständige Kontemplation das geistige Rüstzeug geschaffen, um als Interpreten des Universalen Denkens und als Vermittler zwischen der nicht-telepathischen Masse und dem ewigen Brunnen der Weisheit zu fungieren. Auf die Erleuchteten in der Welt, auf die intuitiven Denker aller Wissensgebiete, und auf die telepathischen und inspirierten Übermittler können das beste Wissen der heutigen Menschheit, der Ursprung der grossen Weltreligionen und die Triumphe der Wissenschaft zurückgeführt werden. Diese telepathische Übermittlung darf jedoch nicht mit Mediumschaft oder mit der Unmenge sogenannter inspirierter Schriften, die uns jetzt überschwemmen, verwechselt werden. Die meisten dieser Mitteilungen sind mittelmässigen Charakters und bringen weder etwas Neues noch Botschaften, die den Menschen einen Schritt weiter in das Neue Zeitalter führen, oder die seine Schritte auf der Stufenleiter zu den Himmlischen Stätten leiten können. Das Schöpfen aus dem Unbewussten und die Bekundungen einer achtbaren, hochstehenden Denkungsweise erklären zu achtundneunzig Prozent das jetzt erscheinende Material. Daraus ist zu ersehen, dass der Mensch bereits viel erreicht hat und dabei ist, sich zu einer harmonischen Einheit zu formen. Die Wirksamkeit der Intuition oder die Fähigkeit geistiger Telepathie sind aber nicht zu erkennen. Die Menschen müssen sehr genau zwischen Intuition und Instinkt, zwischen Intellekt in seinen niederen Aspekten und höherem oder abstraktem Denken unterscheiden. Die Grenzlinie zwischen inspirierten Äusserungen einer Seele, die mit der Wirklichkeit (Realität) oder mit anderen Seelen Kontakt hat, und den Gemeinplätzen einer angenehmen und kultivierten Denkungsart muss gewahrt bleiben. Die Wirkung des Illuminationsvorganges auf die emotionelle Natur äussert sich in zweifacher Art und mag es auch paradox erscheinen in zwei einander vollständig entgegengesetzten Formen. Bei manchen Menschen bewirkt er die Besänftigung der Natur, so dass alle Besorgnisse und weltliche Unruhen aufhören und der Mystiker in jenen Frieden eingeht, der die Vernunft überschreitet. Er kann dann sagen: In mir ist eine Flamme, die Vom Schatten der Jahre unberührt, bewegungslos verharrte. Sie kennt weder Liebe noch Lachen, nicht Hoffnung oder Furcht; Nicht törichtes Aufwallen des Bösen, noch die Trunkenheit des Guten, Ich fühle keinen Hauch der Winde, die sich zusammenballen, Kein Flüstern hör' ich der Gezeiten, die sich wenden; Ich webe nicht Gedanken der Leidenschaft, noch der Tränen; Ich bin nicht mehr durch Zeit und durch Gepflogenheit gebunden, Ich kenne nicht Geburt, noch Tod, der Erstarrung bringt. Ich fürchte nicht das Schicksal, noch den Brauch, Nicht Ursach', noch Bekenntnis. Den Schlummer aller Berge werd' ich überdauern, Die Knospe bin ich, Blume und auch Saat, Denn ich erkenne, dass von allem, was ich sehe, Ein Teil ich bin, und dieser meine Seele ist». [*U50] Im Gegensatz dazu kann Erleuchtung zur mystischen Ekstase führen, jenem Emporheben und Ausgiessen des Herzens zur Gottheit hin, worüber unsere mystische Natur ununterbrochen Zeugnis gibt. Sie ist ein Zustand der Verzückung und freudiger Gewissheit hinsichtlich der empfundenen Wirklichkeiten. Sie trägt den Verzückten auf den Flügeln der Gottseligkeit aufwärts, so dass ihn zeitweilig wenigstens nichts berühren oder verletzen kann. Bildlich gesprochen, sind die Füsse beflügelt, um dem Geliebten entgegenzueilen, und die Wechselwirkung zwischen dem Liebenden und dem Geliebten ist sehr stark; immer aber bleibt das Gefühl von Dualität, von etwas anderem oder von etwas über das Erreichte Hinausgehendem gegenwärtig. Das muss so lange als möglich im Bewusstsein festgehalten werden, andernfalls entschwindet die ekstatische Vision, die Wolken verhüllen wiederum die Sonne, und die Welt mit all ihren Sorgen verfinstert den Himmel. In dem Buch «Mystik» heisst es, dass Ekstase - physisch betrachtet - ein Trance-Zustand ist. Sie ist ein Zustand der Verzückung und kann sowohl gut als auch schlecht (oder gefährlich) sein. Evelyn Underhill zitiert Pater Maleval wie folgt: «Die grossen Gelehrten des mystischen Lebens sagen, dass es zwei Arten von Verzückung gibt, die sorgfältig unterschieden werden müssen. Die erste Art tritt bei Menschen zutage, die auf dem Wege erst wenig fortgeschritten und noch voll Selbstsucht sind; sie kommt entweder durch die Kraft erhitzter Einbildung, die ein sinnlich wahrnehmbares Objekt intensiv erfasst, oder durch die Künste des Teufels zustande. ... Die andere Art Verzückung ist im Gegenteil die Folge einer rein intellektuellen Vision bei jenen, die eine grosse und hochherzige Liebe zu Gott besitzen. Gott unterlässt niemals, jenen edlen Seelen, die vollkommene Selbstverleugnung erreicht haben, in diesen Verzückungen hohe Dinge mitzuteilen». [*U42] Die gleiche Schriftstellerin berichtet ferner, was psychologisch gesehen Ekstase ist. «Das Aufgehen des Selbst in der einen Idee, in dem einen Verlangen, ist so tief, und im Fall der grossen Mystiker so leidenschaftlich, das alles andere ausgelöscht ist». [*U42] Es ist bemerkenswert, wie sehr die Idee des Verlangens, des Gefühls und der Dualität den ekstatischen Zustand kennzeichnet. Leidenschaft, Hingabe und ein verzücktes Hindrängen zur Quelle der Erkenntnis sind stets vorhanden, daher muss der Erlebende sorgfältig unterscheiden lernen, damit diese Eigenschaften nicht krankhaft ausarten. Wir haben aber mit diesem Zustand sinnlicher und gefühlsmässiger Wahrnehmung im Grunde nichts zu tun. Unser hohes Ziel ist stetiges, mentales Verstehen und ständige mentale Beherrschung; dieser Zustand gehört nur den frühen Stadien der Erleuchtung an. Später wird man erfahren, dass wahre Erleuchtung alle solchen Reaktionen automatisch ausschaltet. Die Seele erkennt sich als von den Gegensatzpaaren Freude und Schmerz frei und steht im spirituellen Sein. Die Linie oder der Kanal der Verbindung führt dann direkt und ausschliesslich von der Seele zum Denkvermögen, und von diesem zum Gehirn. Wenn wir zur physischen Bewusstseinsebene und zur physischen Reaktion auf die in das Gehirn einströmende Erleuchtung kommen, zeigen sich gewöhnlich zwei vorherrschende Wirkungen: Ein Bewusstwerden oder Empfinden eines Lichtes im Kopf, und oft auch ein Ansporn zu ungewöhnlicher Tätigkeit. Der Mensch scheint von der ihn durchströmenden Energie angetrieben zu werden und seine Tage sind viel zu kurz für das, was er vollbringen möchte. Er wünscht so sehnlichst an dem Plan mitzuarbeiten, mit dem er in Berührung gekommen ist, dass seine Urteilsfähigkeit zeitweise beeinträchtigt ist; er arbeitet, spricht, liest und schreibt mit unermüdlicher Tatkraft, was aber sein Nervensystem dennoch erschöpft und seine Vitalität angreift. Alle, die auf dem Gebiete der Meditation gearbeitet und die Menschen in dieser Richtung zu schulen versucht haben, kennen diesen Zustand genau. Der Aspirant tritt in das Reich göttlicher Energien ein und entdeckt, dass er darauf intensiv reagiert; er empfindet seine Gruppenbeziehungen und -Verantwortlichkeiten und fühlt sich verpflichtet, sein Möglichstes zu tun, um ihnen gerecht zu werden. Dieses Verspüren eines ununterbrochenen Zustromes von Lebenskraft ist äusserst charakteristisch, denn die Koordinierung zwischen der Seele und ihrem Instrument, und die nachfolgende Reaktion des Nervensystems auf die Seelen- Energie ist so stark und exakt, dass man eine ziemliche Zeit braucht, um die notwendige Umstellung zu erlernen. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |