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Vom Intellekt zur Intuition, Seite 154 ff. (engl.) |
bewusst Erkennenden fortgesetzt hat.
Durch Konzentration und Meditation erreichte er eine weitgehende Beherrschung des Denkens und lernte, «das Denken stetig im Licht zu halten». Dann gleitet das Bewusstsein aus dem niederen Selbst (aus dem Wahrnehmungsbereich von Gehirn und Denken), und der Mystiker geht in den kontemplativen Zustand über wo er als Seele funktioniert und sich als Wissenden erkennt. Das Wesen der Seele ist Erkenntnis und Licht, und ihr Daseinsbereich ist das Reich Gottes. Während der ganzen Zeit dieser Identifikation mit der Seele wird das Denken fest und stetig gehalten und verweigert Kontakten aus anderen Wahrnehmungszuständen, wie z.B. aus der emotionellen und physischen Welt, ein Gehör. Aufgegangen in der Vereinigung mit Gott, in den «Dritten Himmel» erhoben (wie der Hl. Paulus) und versunken in der beseligenden Vision der Wirklichkeit, weiss er nichts, sieht und hört nichts ausser jenen Phänomenen, die der Welt, in der er jetzt lebt, angehören. In dieser Welt aber hört er, sieht und erkennt er; er gewahrt Wahrheit, unverhüllt und frei von jener Täuschung, die der Schleier der Materie über sie geworfen hat; er lauscht der Weisheit, die in seiner eigenen, unergründlichen Seele aufgespeichert liegt, und er ist diese Weisheit selbst, denn Subjekt und Objekt existieren nicht mehr für ihn: Er ist beides und weiss dies. Er tritt in das Denken Gottes ein, in diese universale Schatzkammer des Wissens, deren Tore für jene individuellen Denker ständig weit offen stehen, die ihr Denken genügend beruhigen und beherrschen können, um ihnen die Vision dieses Tores und den Eintritt zu gestatten. Und während dieses ganzen transzendentalen Vorganges ist das Denken stetig im Lichte gehalten worden. Der kontemplative Zustand geht jedoch bald darauf zu Ende, und das Denkvermögen wird sofort zu erneuter Tätigkeit getrieben; diese Tätigkeit beruht darauf, dass das Denkvermögen auf das Licht reagiert und imstande ist, all die Informationen zu registrieren und festzuhalten, mit denen die Seele es auszustatten versucht. Die Energien der Seele waren nach aussen in die Welt göttlicher Wirklichkeiten geströmt. Nun aber wechselt das Ziel der Aufmerksamkeit, die Gottheit richtet ihr Augenmerk auf das wartende Instrument und sucht diesem soviel an Weisheit und Erkenntnis einzuprägen, als es aufzunehmen und zu reflektieren vermag. Unter jenen Schriftstellern über Mystik, die sich mit dem rein mystischen Weg befassen und die Technik des Ostens nicht genügend studiert haben, besteht die Neigung, Erleuchtung mit Gefühl zu verwechseln. Evelyn Underhill z.B. schreibt: « ... Der Zustand der Erleuchtung bringt eine Vision des Absoluten mit sich, ein Gefühl göttlicher Gegenwart, jedoch nicht wirkliche Vereinigung mit ihr». «Es ist» sagt sie «ein Zustand physischer Glückseligkeit» [*U42] Die Erleuchtung des Denkens durch Wissen und durch ein Gewahrsein der Vereinigung mit Gott, sowie das Verstehen der Gesetze, die das geistige Reich beherrschen, mag schliesslich ein physisches Glücksgefühl hervorrufen, doch ist dieses Glücksgefühl eine Nachwirkung und nicht ein Teil des erleuchteten Zustandes. Wahre Erleuchtung hat mit dem Intellekt zu tun und sollte - in ihrem reinsten Aspekt - von Gefühl gänzlich getrennt sein. Sie ist ein Erkenntniszustand, in dem das Denkvermögen in Beziehung zu Gott gebracht wird; und je länger dieser Zustand frei von emotionellen Reaktionen gehalten werden kann, um so unmittelbarer ist die Verbindung zwischen der Seele und ihrem Instrument, um so unverfälschter sind die mitgeteilten Wahrheiten. Ein Vergleich zwischen dem Weg des Wissenden und dem des Mystikers mag hier angebracht erscheinen. Der Mystiker, besonders der des Westens, erhascht ein Aufblitzen der Innenschau, er sieht das Geliebte; er kommt zu Höhepunkten des Gewahrseins, aber sein Weg dorthin ging in den meisten Fällen vom HERZEN aus und schloss daher Gefühl, Sinneswahrnehmung und Emotion ein. Das Resultat war Ekstase. Seine Technik bestand in Devotion, Disziplin und emotionellem Vorwärtsstreben, im «Emporheben des Herzens bis zum Herrn», in der «Vision des Geliebten», in der «Himmlischen Hochzeit», im Ausgiessen der Liebes-Natur zu Füssen des Geliebten, und in darauf folgender Ekstase. Danach folgte - wenn wir den Schriften der Mystiker selbst Glauben schenken dürfen - eine Periode der Wiederanpassung an das tägliche Leben und oft ein Gefühl der Niedergeschlagenheit und Enttäuschung über das Entschwinden dieses hohen Augenblicks; dazu kam noch das Unvermögen, über das Erlebnis klar zu sprechen. Dann beginnt ein neuer Zyklus der Devotion und Disziplin, bis die Vision wiederum erschaut wird und mit dem Geliebten erneut ein Kontakt zustande kommt. Von gewissen Gesichtspunkten aus ist die Selbstbezogenheit des westlichen Mystikers sowie auch sein Unvermögen, den Intellekt zu gebrauchen, sehr bemerkenswert. Wir müssen aber solche Mystiker wie Böhme, Ruysbroek oder Meister Eckehart ausnehmen, in deren Schriften das Moment des Intellekts stark betont wird und wo die Qualität des Wissens klar hervortritt. Hören wir, was Meister Eckehart selbst sagt: «In der Seele liegt eine Kraft, der Intellekt, der für die Seele von grösster Bedeutung ist, um Gott wahrzunehmen und zu entdecken. ... Die stichhaltigsten Argumente stellen ausdrücklich und wahrheitsgemäss fest, dass der Kern, das innerste Wesen des ewigen Lebens mehr in der Erkenntnis als in der Liebe liegt. ... Die Seele ist von zeitlichen Dingen unabhängig, in der Verzückung aber steht sie in Verbindung mit den Dingen Gottes». [*U31] Der Wissende hat eine andere Methode als der Mystiker. Diese besteht darin, dass er den Intellekt auf den Gegenstand seines Forschens richtet; sie ist der Weg des Denkens, dessen Disziplinierung und Beherrschung. Er festigt das Denkvermögen; er hemmt dessen Unbeständigkeit und richtet es auf ein einziges Ziel; er sucht und trachtet nach Gott; er trennt sich vom Gefühl und ist an seiner eigenen persönlichen Befriedigung uninteressiert, denn das Denkvermögen ist der «gesunde Menschenverstand», der in seiner höchsten Funktion mit der Fähigkeit zur Synthese, zur Ganzheit, ausgestattet ist. Er spricht - wie Dr. Müller-Freienfels es ausdrückt - nicht mehr von «SEINER» Seele, sondern von der universellen Seele, die sich in ihm wie in allen anderen Geschöpfen manifestiert und entfaltet, und die fortdauern wird, auch wenn diese Illusion der Individualität vergeht. ... Er wird sein Leben als «Leben» führen, das heisst, als Selbstverwirklichung und Selbsterfüllung, in dem Bewusstsein, dass nicht nur sein eigenes Selbst verwirklicht und vollendet wird, sondern das Universum, die Gottheit, deren Teil dieses offenbare Selbst ist. [*U49] Persönliches Gefühl ist ausgemerzt. Der Aspirant beherrscht das Denken, hält es stetig im Lichte, und dann sieht und erkennt er. Darauf folgt das Stadium der Erleuchtung. Meister Eckehart fasst den Unterschied zwischen den beiden Wegen wie folgt zusammen: «Erkenntnis erhebt die Seele in den Rang Gottes. Liebe vereint die Seele mit Gott. Anwendung führt zur Vervollkommnung der Seele in Gott. Diese drei Dinge tragen die Seele geradewegs aus der Zeit in die Ewigkeit». [*U31] Diese Unterschiede sollten sorgfältig beachtet werden. Für viele ist zur Zeit die Erlangung der Erkenntnis Gottes von grösserer Wichtigkeit als die Liebe zu Gott. Diese besitzen sie bereits; sie ist der Hintergrund ihrer Bestrebungen, nicht aber ihres gegenwärtigen Zieles und ihrer Selbst-Disziplinierung. Für die breite, gedankenlose Masse trifft es vielleicht zu, dass der mystische Weg der Liebe und Devotion das Ziel ihrer Bestrebungen sein sollte; für die Denker der Welt aber sollte die Erlangung der Erleuchtung das Ziel sein. Der wahrhaft erleuchtete Mensch ist die seltene Mischung des Mystikers mit dem Wissenden; wir besitzen das Ergebnis der mystischen Methoden des Ostens und des Westens; die Vereinigung von Kopf und Herz, von Liebe und Intellekt. Daraus geht das hervor, was im Orient der Yogi (der Kenner der Vereinigung), im Okzident der praktische Mystiker genannt wird, - mit welcher unzulänglichen Bezeichnung jener Mystiker bezeichnet wird, der den Intellekt mit der Gefühlsnatur vereinigt hat und daher ein harmonisch ausgeglichener Mensch ist, dessen Gehirn, Denkvermögen und Seele in vollkommenster Einheit und Synthese zusammenwirken. Die Erleuchtung des Denkvermögens durch die Seele und das Ausschütten jener Erkenntnis und Weisheit, die das Vorrecht der Seele bilden, in das wartende und aufmerksame Denken, bewirken im wahrhaft geeinten und harmonischen Menschen Ergebnisse, die je nach dem Teil seines Instrumentes, mit dem ein Kontakt zustande kam, verschieden sind. Wir stellen das Thema über die Vereinigung und das Wachstum transzendentaler Kräfte für eine spätere Betrachtung zurück und beschränken uns jetzt auf die direkten Wirkungen der Erleuchtung. Diese Ergebnisse wollen wir der Klarheit halber wie folgt zusammenfassen: Die Wirkung auf das Denkvermögen zeigt sich in einem direkten Erfassen der Wahrheit und im unmittelbaren Verstehen eines Wissens, das in seiner Reichweite so umfassend und synthetisch ist, dass wir es mit der nebelhaften Bezeichnung «Universales Denken» belegen. Diese Art Erkenntnis wird manchmal Intuition genannt und ist eines der Hauptmerkmale der Erleuchtung. Eine zweite Wirkung auf das Denkvermögen besteht in der Aufnahmefähigkeit telepathischer Mitteilungen und in der Empfänglichkeit für die Gedanken anderer Denker, welche die Fähigkeit erlangt haben, auf dem Niveau der Seele wirksam tätig zu sein. Ich spreche jedoch hier weder von der sogenannten telepathischen Kommunikation auf physischen Ebenen, noch von jenen zwischen Gehirn und Gehirn im gewöhnlichen Verkehr des täglichen Lebens, die uns allen bekannt sind. Ich meine vielmehr die Wechselwirkung und Beziehung, die zwischen göttlich abgestimmten Seelen hergestellt werden kann und deren Auswirkung in der Vergangenheit in der Übermittlung inspirierter Offenbarungen an die Welt, in den Heiligen Schriften und in jenen göttlichen Aussprüchen zu sehen ist, die von gewissen grossen Gottessöhnen, wie Christus und Buddha, herrühren. Intuition und Telepathie sind daher in ihren reinsten Formen zwei Auswirkungen der Erleuchtung des Denkvermögens. In der emotionellen Natur oder in der Sprache des Esoterikers im Begierden- oder Gefühlskörper, wird Freude, Glück und das Erlebnis der Ekstase erfahren. Es gibt einen Sinn der Erfüllung, der Befriedung und freudigen Erwartung, so dass die Welt in einem neuen Licht gesehen wird und die Umstände eine freundlichere Färbung annehmen. «Der Himmel droben strahlt in tieferem Blau, Die Erde drunten liegt in lieblicherem Grün; In jedem Farbton lebt und webt etwas, Das christlose Augen niemals erschauten». Auch im physischen Körper zeigen sich gewisse, sehr interessante Reaktionen. Sie zerfallen in zwei Hauptgruppen: Erstens ein Ansporn zu intensiver Aktivität, die eine ganz klare Wirkung auf das Nervensystem hat; und zweitens strahlt oft ein Licht im Kopfe auf, das auch bei geschlossenen Augen im Dunkeln gesehen werden kann. Dr. Winslow Hall befasst sieh in seinem Buche über Erleuchtung mit diesem Merkmal des Lichtes und schreibt an einer Stelle, dass er zu beweisen wünsche, dass «Erleuchtung nicht nur eine psychologische, sondern auch eine physiologische Tatsache ist». [*U21] Diese Wirkungen im dreifachen Instrument im mentalen, emotionellen und physischen das wir als ein menschliches Wesen bezeichnen, sind nur Manifestationen ein und derselben fundamentalen Energie, die von einer Körperhülle in die andere übertragen wird. Es ist das gleiche göttliche Bewusstsein, das sein Vorhandensein in verschiedenen Sphären menschlicher Wahrnehmung und menschlichen Verhaltens fühlbar werden lässt. Wir wollen uns nun zuerst mit der mentalen Reaktion befassen. Was ist eigentlich dieses mysteriöse Etwas, das wir Intuition nennen? Es ist interessant festzustellen, dass dieses Wort in einigen Büchern über Psychologie überhaupt nicht vorkommt, und dies sogar in den Werken von prominenten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet. Intuition wird nicht anerkannt. Wir könnten sie als ein unmittelbares Erfassen von Wahrheit definieren, das unabhängig von der Vernunft oder einer Denktätigkeit erfolgt. Es ist das plötzliche Auftauchen einer vorher nie gewahrten Wahrheit oder Schönheit im Bewusstsein. Sie taucht aber nicht aus dem Unterbewusstsein oder aus der Vorratskammer des rassischen oder individuellen Gedächtnisses auf, sondern ist ein direkter Einfall aus dem Überbewussten, aus der allwissenden Seele, in das Denkvermögen. Sie wird sofort als unfehlbar wahr erkannt und erweckt keinerlei Fragen. Alle plötzlichen Lösungen scheinbar unlösbarer oder unverständlicher Probleme und viele revolutionierende Erfindungen fallen unter diese Kategorie. Evelyn Underhill spricht davon wie folgt: « ... dieses erleuchtete Erfassen von Dingen, dieses Reinigen der Pforten der Wahrnehmung ist sicherlich das, was wir zu erwarten haben, wenn der Mensch sich höheren Bewusstseinszentren zuwendet. Seine, von der Beherrschung der Sinne befreite, oberflächliche Intelligenz wird in steigendem Masse von der transzendentalen Persönlichkeit, vom "Neuen Menschen", verdrängt, der von Natur aus ein Bürger der unabhängigen geistigen Welt, und dessen Bestimmung (in |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |