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Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 152 ff. (engl.)

Bis schliesslich zum Menschen -

Der Vollendung dieses Planes des Seins,

Der Beendigung dieser Sphäre des Lebens;

Seine Eigenschaften waren bereits früher

Über die sichtbare Welt zerstreut gewesen,

Voller Verlangen, verbunden zu werden,

Schwache Fragmente waren dazu bestimmt,

Zu einem wunderbaren Ganzen vereint zu werden.

Unvollkommene Eigenschaften, überall in der Schöpfung verstreut,

Deuteten an, dass noch ein Geschöpf erschaffen werden sollte;

Sie wiesen auf einen Punkt hin,

An dem alle diese zerstreuten Strahlen einander begegnen,

In den Fähigkeiten [153] des Menschen zusammenlaufen würden. ...

Einen Punkt, wo die ganze Rasse gleichsam als Mensch vervollkommnet ist,

Alles war auf die Menschheit gerichtet.

Und als der Mensch hervorgebracht war,

Fand alles sein zeitweiliges Ende.

Doch im vollendeten Menschen beginnt erneut eine Neigung zu Gott.

Voraussagungen sprachen von der bevorstehenden Annäherung des Menschen.

Dem Ich des Menschen entspringen erhabene Ahnungen,

Symbole, Typen einer verschwommen erkannten Herrlichkeit,

Die in jenem ewigen Kreis, den das Leben verfolgt,

Stets vor ihm liegt.

Denn die Menschen beginnen, die Grenzen ihrer Natur zu überschreiten,

Sie finden neue Hoffnungen und Anliegen,

Die ihre ihnen eigenen Freuden und Leiden schnell verdrängen.

Sie werden zu gross für enge Glaubensbekenntnisse über Recht und Unrecht,

Die vor ihrem unermesslichen Verlangen nach dem Guten

Auf ewig dahinschwinden,

Während sie einen immer stärkeren Frieden spüren.

Selbst heute sind solche Menschen auf der Erde,

Erhaben inmitten der halb entwickelten Geschöpfe um sie herum.» (Browning, R.: Paracelsus)

ANHANG

ANMERKUNG I

(zum 4. Kapitel)

Der folgende Auszug [154] aus einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung drückt die Frage der Seele auf andere Art aus und wird uns vielleicht eine Idee der Tendenz geben, wie der moderne westliche Denker sie betrachtet.

Die Redewendung religiöse Einsicht ist an sich unklar. Ist es nicht möglich, dem Ausdruck einen definitiven Inhalt zu geben, ohne von der kritischen Haltung abzuweichen? Um eine solche Definition abzugeben, mag es helfen, wenn man sich fragt, welches Element die Tendenz hat, mit dem Zurückgang der traditionellen moralischen Erziehung aus dem Leben des modernen Menschen zu verschwinden. Nach Lippmann hat der moderne Mensch die Überzeugung verloren, dass «es eine unsterbliche Essenz gibt, die wie ein König über seine Gelüste herrscht». Aber warum sollte man die Bestätigung einer solchen «Essenz» oder eines solchen höheren Willens nur den reinen Traditionalisten überlassen? Warum kann man sie nicht zunächst als eine psychologische Tatsache bestätigen, als eine der unmittelbaren Voraussetzungen des Bewusstseins, als eine Wahrnehmung, die so ursprünglich ist, dass die deterministischen Ablehnungen der moralischen Freiheit des Menschen im Vergleich dazu nur ein metaphysischer Traum sind? Man würde somit in der Lage sein, eine schnelle, flankierende Bewegung auf die Behavioristen und andere naturalistische Psychologen zu auszuüben, die augenblicklich als die hauptsächlichen Feinde der menschlichen Natur angesehen werden sollten. Gleichzeitig könnte man auf angemessene Weise dem modernistischen Dilemma entgehen und ein durchgreifender, vollständig moderner Mensch werden.

Die Philosophen [155] haben häufig die Frage der Priorität des Willens oder des Intellekts im Menschen debattiert. Diese Qualität des Willens, die ich bespreche und die mit Recht verdient, als überrational angesehen zu werden, ist jedoch in der traditionellen Christenheit nicht in erster Linie mit dem Willen des Menschen verbunden worden, sondern mit dem Willen Gottes in Gestalt der Gnade. Die Theologen haben sich hinsichtlich der Gnade vielen zwecklosen Haarspaltereien hingegeben. Man darf die psychologische Wahrheit der Lehre jedoch nicht, der modernen Tendenz entsprechend, zugleich mit diesen Haarspaltereien aufgeben. Der höhere Wille muss einfach als ein Mysterium angenommen werden, das in seinen praktischen Auswirkungen studiert werden, jedoch seinem grundsätzlichen Wesen nach nicht formuliert werden kann. Der höhere Wille ist in dieser Hinsicht nicht einzigartig. Dem scholastischen Grundsatz gemäss «enden alle Dinge in einem Geheimnis». Der Wissenschaftler zeigt sich immer mehr bereit zuzugeben, dass die Realität hinter den Phänomenen, die er studiert, sich nicht nur seiner Kenntnis entzieht, sondern ihm auch der Natur der Sachlage gewiss stets entgehen muss. Er vertritt beispielsweise nicht mehr die Ansicht, wie seine dogmatischeren Vorfahren des neunzehnten Jahrhunderts es zu tun geneigt waren, dass die mechanistische Hypothese absolut auf Wahrheit beruht, obwohl sie sich als Technik im Versuchslaboratorium als wertvoll erwiesen hat. Er gibt zu, dass ihre Wahrheit relativ und provisorisch ist.

Der Mensch, der es ablehnt, dem höheren Willen Beachtung zu schenken, bis er sicher ist, sein grundsätzliches Wesen begriffen zu haben, steht stark auf derselben Stufe mit dem Menschen, der sich weigern würde, praktischen Gebrauch von der Elektrizität zu machen, bis er sicher ist, dass er eine unfehlbare Theorie der Elektrizität hat. Man könnte negativ vom höheren Willen sagen, ohne die kritische Haltung zu überschreiten, dass er weder der absolute noch der kategorische Imperativ ist; nicht das Organische und noch weniger das Mechanische; schliesslich nicht das «Ideal» im heutigen Sinn des Ausdrucks. Positiv könnte man ihn als die höhere Unmittelbarkeit definieren, die in ihrer Beziehung zur niederen Unmittelbarkeit - dem blossen temperamentvollen Menschen mit seinen Eindrücken und Emotionen und weitgehenden Wünschen - als Macht [156] vitaler Kontrolle bekannt ist. Das Unterlassen, diese Kontrolle auszuüben, ist die geistige Trägheit, die sowohl für Christen als auch für Buddhisten eine der hauptsächlichen Quellen, wenn nicht die Hauptquelle, des Bösen ist. Obwohl Aristoteles der griechischen Sitte gemäss nicht dem Willen, sondern dem Denkaspekt den Vorrang gibt, steht die Kraft, von der ich gesprochen habe, sicherlich zu seiner «Seelenenergie» in Beziehung, der Tätigkeitsform, die sich von einer rein äusserlichen Arbeitsweise unterscheidet, die er für das müssige Leben, das er als Ziel einer liberalen Erziehung vorschlägt, als angemessen erachtet. ... Die Seelenenergie, die auf der humanistischen Stufe als Andacht (mediation) gedient hat, erscheint auf religiöser Stufe in Gestalt der Meditation. Religion mag natürlich viel mehr als Meditation bedeuten. Andererseits mag mit Recht gesagt werden, dass humanistische Andacht, die von Meditation unterstützt wird, einen religiösen Hintergrund hat. Andacht und Meditation sind schliesslich nur verschiedene Stufen auf demselben emporsteigenden "Pfad", und sie sollten nicht willkürlich getrennt werden.» (Aufsatz: Humanism, von J. Babbitt, S. 39-41)

ANMERKUNG II

(zum 7. Kapitel)

Es ist [157] interessant gewesen, die heutige Verbreitung von Schilddrüsenüberfunktion und verschiedener Leiden, die mit der Schilddrüse verbunden sind, zu bemerken. Könnten diese Zustände nicht eine Bestätigung der orientalischen Theorie sein? Viele Leute führen, durch die Macht der Umstände und wegen angespannter wirtschaftlicher Umstände, ein anormales Geschlechtsleben und sind ledig. Andere verwerfen den normalen Ehestand auf Grund einer womöglich irrtümlichen Idee über spirituelle Anforderungen und verpflichten sich zu einem ehelosen Leben. Diesen Umständen zufolge wird die Kraft zu dem Zentrum, das ihr Ziel ist, emporgehoben und erreicht die Kehle. Da der ganze Zustand anormal und der Mann oder die Frau noch emotionell konzentriert ist, und die mentale Ausrüstung (die für wahre schöpferische Arbeit so notwendig ist) verhältnismässig mittelmässig ist, ist keine Fähigkeit vorhanden, von dieser schöpferischen Kraft Gebrauch zu machen, und dies hat eine Überstimulation der Schilddrüse zur Folge. Wir haben mehrere solcher Fälle bemerkt, und sie scheinen diese Einstellung zu bestätigen. Dies ist eine Richtung, in der Forschung und Gebrauch der wissenschaftlichen Methode, Beweismaterial zu sammeln, um eine Hypothese zu beweisen oder zu widerlegen, angewandt werden könnte. In der Sammlung von Fällen und Zeugnissen mag Licht auf diesen Gegenstand geworfen werden. Wenn die Übertragung normal ist und nicht vorzeitig erfolgt, hat sie anerkannte schöpferische Arbeit auf dem Gebiet der Literatur, des Dramas, der Musik und der Kunst im allgemeinen zur Folge.

VOM INTELLEKT ZUR INTUITION

VON ALICE A. BAILEY

VERLAG: LUCIS - GENF

Titel der englischen Originalausgabe:

FROM INTELLECT TO INTUITION

Copyright 1932 by Alice A. Bailey

Erste Auflage: 1932 USA

Zweite Auflage: 1933 Grossbritannien

Dritte Auflage: 1937 USA

Vierte Auflage: 1944 USA

Fünfte Auflage: 1950 Grossbritannien

Erste Auflage 1958

Zweite Auflage 1969

Dritte Auflage 1986

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 3-87683-902-5

VORWORT

Die Interpretationen, die gewisse moderne Gedanken dem Leben geben, sind für viele von uns unbefriedigend. Wenn nun aber diese Interpretationen tatsächlich die Wahrheit darstellen, dann müsste es bedeutungslos sein, ob sie zufriedenstellend sind oder nicht. Wenn Mechanismus wirklich alles ist, dann sind wir gezwungen, ihn anzuerkennen, selbst wenn es nötig wäre, unbefriedigt die Folgerungen zu ziehen. Es gibt aber Hinweise dafür, dass der Mensch bis jetzt noch nicht alle Wahrheit über das Leben kennt und nicht alles über sich selbst weiss. In diesem Falle aber können wir ebensogut auch andere Zeugenschaft annehmen und sie berücksichtigen.

Es mag sein, dass wir über eine gewisse Bewusstseinsstufe alles wissen, aber ein solches Bewusstsein erschöpft die Anlagen des menschlichen Bewusstseins keineswegs. Es mag auch sein, dass wir für die bis jetzt erreichte Entwicklung den Begriff Mechanismus als Wahrheit annehmen und von da aus weitergehen können. Unser Wissen über uns selbst mag wohl mit dem Fortschritt in der Fortbewegung und der Beförderungsmittel zu Land, auf dem Meer und in der Luft Schritt halten, so wie dies auch bei den Verbindungsmitteln, bei der menschlichen Stimme, beim Telegraph, Telefon und bei der drahtlosen Telegraphie der Fall ist. Eine Analogie könnte darin gesehen werden, dass wir trotz der Bewusstheit unser selbst und unserer Talente immer noch von der Fortbewegung zu Fuss und vom gesprochenen Wort abhängen, wenn auch andere, in uns existente Energien uns ebenso frei machen würden wie die Flugzeuge unsere Körper und das Radio unsere Gedanken; und dass es noch eine andere Art der Selbsterkenntnis und Wahrnehmung dessen, was wir möglicherweise sein könnten, gibt.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.