Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 130 ff. (engl.)
innerer Sekretion sowie durch das Nervensystem, den Reaktionsapparat, bestimmt. Können wir von diesem Standpunkt aus an den Gegenstand herantreten und durch eine Behandlung der menschlichen Drüsen Vollkommenheit des menschlichen Körpers hervorrufen und den Menschen schliesslich auf diese Weise in das volle Licht der Seele führen? Kann Göttlichkeit durch physische Mittel entfaltet werden? Oder können wir, wenn wir die östliche Haltung annehmen, dass die Zentren Ausdrucksmittel [131] der Seele und für den Bau und die Kontrolle des Körpers durch das Nervensystem und die Drüsen verantwortlich sind, Forschungen unternehmen und eine sichtlich gefährliche Methode anwenden und direkt auf die Zentren einwirken oder durch sie arbeiten?

Gibt es eine dritte Möglichkeit, durch die wir die rein physische Annäherung und auch die Gefahr des vorzeitigen Erweckens der Zentren vermeiden können? Könnte es nicht möglich sein, zu einer Lösung und einer Methode zu gelangen, die der Seele den vollen Gebrauch ihres Instrumentes geben wird und jenes vollkommene Wechselspiel zwischen Seele und Körper hervorruft, das wie behauptet, eine richtige Tätigkeit der Zentren herbeiführt?

Es gibt eine Art und Weise, durch die der Mensch in Erfahrung bringen kann, dass er tatsächlich eine Seele und deshalb fähig ist, seine Ausdrucksinstrumente, die dreifache niedere Natur, die Gesamtsumme der physischen und mentalen Zustände, zu beherrschen. Durch diese Methode ist es möglich, eine Vereinigung der Weisheit des Ostens und des Wissens des Westens herbeizuführen, so dass die besten Aspekte jedes Systems der Menschheit als Ganzes zur Verfügung gestellt werden können.

Wenn man die Möglichkeit betrachtet, dass der Mensch seine Seele entdecken kann, muss als erstes eine Bereitschaft vorhanden sein, eine Hypothese anzunehmen, denn Hypothesen sind stets der Ausgangspunkt für Erkenntnisse gewesen. Wir setzen also als zweckdienliche Hypothese voraus, dass der Mensch eine Seele ist, die einen Körper besitzt und dass ein vereinigender Mittler in Gestalt eines Energiekörpers vorhanden ist, der diese beiden miteinander verbindet.

Diejenigen, welche [132] bis jetzt die Tatsache der Existenz der Seele und ihres belebenden Apparates festzustellen versucht haben, können in zwei Gruppen eingeteilt werden. Wir haben die Mystiker, die Aspiration und Emotion sowie physische Mittel angewandt haben, und diejenigen, welche mehr rein mentale Fähigkeiten besitzen und den Intellekt und den Denkaspekt nutzbar gemacht haben, um spirituelles Wissen zu erlangen. Die grosse Zahl derjenigen, die Gott kennen, haben verschiedene Terminologien gebraucht, aber für unsere Zwecke ist es unwesentlich, ob sie die Seele das Selbst, den Geliebten, den Einen oder Gott oder Christus nennen. Der Mystiker geisselte sich oder missbrauchte seinen Körper durch Fasten und übertriebene Disziplin. Auf diese Weise bezwang er die Ansprüche der fleischlichen Gelüste. Er fügte eine intensive Hingabe an den Geliebten und eine Sehnsucht nach der Vision hinzu. Nach Jahren angestrengter Übung fand er das, was er suchte, und wurde mit diesem Geliebten vereint.

Die zweite Gruppe gebrauchte die Vernunft und übte Gedanken- sowie strenge emotionelle und physische Kontrolle. Durch ihre auf das eine Ziel gerichtete Suche fanden ihre Anhänger ebenfalls die Wirklichkeit, wurden sich des ewigen Planes im weiten Umfang bewusst und gelangten zur Vereinigung mit der Universalseele.

Beide Gruppen legen Zeugnis hinsichtlich der Wahrheit der Existenz der Seele ab, aber weil sie durch ihre spezielle Neigung und Methode begrenzt sind, ist ihr Zeugnis einseitig. Die eine Gruppe ist zu schwärmerisch, mystisch und emotionell; die andere zu theoretisch, intellektuell und formbauend. Durch die weite Verbreitung menschlichen Wissens und die enge Verbindung, die [133] heute durch Literatur, das gesprochene Wort und Reisen zwischen Denkern besteht, ist jetzt die Zeit gekommen, wo zum ersten Mal ganz allgemein eine Verschmelzung möglich ist, und aus den früheren Schlussfolgerungen der Philosophen und Heiligen beider Hemisphären sollten wir imstande sein, ein System und eine Methode auszuarbeiten, die für die Jetztzeit und die heutige Generation die Art und Weise der Erlangung spiritueller Ergebnisse sein wird.

Es wird daher zweckmässig, gewisse anfängliche Schritte zu unternehmen, und diese könnten folgendermassen zusammengefasst werden:

a. Eine vernünftige Handhabung des physischen Körpers, wobei das Wissen des Westens nutzbar gemacht wird, insbesondere in bezug auf Massnahmen zur Gesundheitspflege und den allgemeinen Gesundheitszustand der Drüsen mit innerer Sekretion.

b. Ein intellektuelles Begreifen und die Anwendung der grundlegenden Tatsachen moderner Psychologie und einer vernünftigen Psycho-Analyse, um auf diese Weise zu einer Kenntnis des mentalen, emotionellen und physischen Mechanismus zu gelangen, durch den die Seele sich auszudrücken sucht.

c. Eine Erkenntnis der Tatsache, dass, da der physische Körper ein Automat ist, der auf die Wünsche und die emotionelle Natur reagiert und von ihr kontrolliert wird, diese emotionellen Bewusstseinszustände (die sich von der Liebe zum Essen bis zur Liebe zu Gott erstrecken) durch den logischen Denkaspekt beherrscht werden können.

d. Aus all diesem wird ein Studium der Gesetze des Denkaspektes hervorgehen, und somit wird die Beziehung zwischen Denkaspekt und Gehirn verstanden und nutzbar gemacht werden.

Wenn diese [134] vier Punkte begriffen werden und ihre Wirkung in der Persönlichkeit des Menschen empfunden wird, werden wir einen integrierten und ko-ordinierten Organismus haben; die Struktur kann dann als bereit angesehen werden, von der Seele gelenkt zu werden. Die obigen Stadien müssen nicht in dem Sinn verstanden werden, dass sie der Reihe nach vor sich gehen. Sie gehen vielmehr gleichzeitig vor sich. Es ist auch einleuchtend, dass eine vollkommene intellektuelle Kenntnis der Seele und der Welt, die jene Seele offenbart, nur für den Menschen möglich ist, der diese beschriebene Ausrüstung besitzt. Ein Gefühl für Gott, eine Wertschätzung des Wahren und Schönen und ein Kontakt mit der mystischen Vision ist für diejenigen, deren Herzzentrum erwacht ist und funktioniert, jederzeit möglich. Solche gottliebenden Menschen haben durch alle Zeiten existiert. Sie fühlen, empfinden, lieben und beten an, aber die Verbindung zwischen Seele, Denkaspekt und Gehirn fehlt. Wenn die intellektuelle Ausrüstung zu dieser mystischen hinzugefügt wird, dann ist das Kopfzentrum erwacht, die Zirbeldrüse befindet sich nicht mehr in einem verkümmerten Zustand, sondern wird als Sitz der Seele und des lenkenden, spirituellen Willens erkannt. Wenn diese beiden Zentren erwacht sind, dann haben wir es mit den grossen, hervorragenden, spirituellen Persönlichkeiten zu tun, die mit geweihtem Herzen und Gehirn arbeiten und dem Weltdenken ihr Siegel aufdrücken. Bisher ist der Weg des Mystikers der Weg der Mehrzahl und der Weg des Intellekts der Weg für wenige gewesen. Aber heute ist die Rasse in dem Stadium, wo sie, während sie ihre Hypothese auf die mystischen Erfahrungen der vielen begründet, vom Gefühl und der Anbetung zum Wissen und von der Liebe zu Gott zu der Erkenntnis Gottes vorwärtsschreiten kann.

Dies wird [135] dann der Fall sein, wenn die Weisheit des Ostens dem Wissen des Westens hinzugefügt wird und die Technik der Wissenschaft der Seele unseren westlichen intellektuellen Typen auferlegt wird. Es ist unmöglich, sich ausführlich über diese Technik zu verbreitern. Es könnte jedoch kurz beschrieben werden, dass sie in acht Stadien aufgeteilt wird, die folgendermassen aufgezeichnet werden können:

1. Kontrolle unserer Beziehungen zu anderen, die durch das Wort Harmlosigkeit zusammengefasst werden kann, die im Osten durch die fünf Gebote definiert wird. Diese sind: Harmlosigkeit, Wahrhaftigkeit gegenüber allen Wesen; Enthaltung vom Diebstahl, von Ausschweifung und von Habgier. (A. A. Bailey: Der Yogapfad. Patanjalis Lehrsprüche, S. 176)

9. Reinheit des Lebens, wie sie in den fünf Regeln umrissen wird: Innere und äussere Reinigung, Zufriedenheit, glühendes Streben, geistiges Studium und Hingabe an Ishvara (das göttliche Selbst). (A. A. Bailey: a. a. O., S. 179)

3. Innere Ausgeglichenheit.

4. Richtige Kontrolle der Lebenskraft und daher direkte Einwirkung der Seele auf den Ätherkörper. Diese Kontrolle von Energie und daher der Zentren und des physischen Körpers ist einem Menschen erst dann möglich, wenn er Reinheit und Ausgeglichenheit erlangt hat. Eine Kenntnis der Gesetze, welche die Energie beherrschen, ist ihm nicht gestattet, bis er durch Disziplin Kontrolle seiner tierischen Natur erlernt und einen Punkt erreicht hat, wo er nicht mehr durch Launen und Selbstsucht beeinflusst wird.

5. Abstraktion. Ein Ausdruck, der die Fähigkeit umfasst, das Bewusstsein im Kopf zu konzentrieren und dort als Seele [136] zu funktionieren oder das nach aussen gehende Bewusstsein von objektiven und greifbaren Dingen zurückzuziehen und dadurch nach innen zu wenden.

6. Aufmerksamkeit oder Konzentration. Dies ist eine auf ein Ziel gerichtete Lebensweise und macht es erforderlich, den Denkaspekt anstelle der Gefühle in Tätigkeit zu setzen. Auf diese Weise werden der emotionelle und der physische Mensch durch den konzentrierten Denkaspekt kontrolliert.

7. Meditation ist anhaltende Aufmerksamkeit oder Konzentration und verleiht die Fähigkeit, den Denkaspekt auf die Seele und ihre Angelegenheiten zu konzentrieren. Dies ruft radikale Veränderungen im Organismus hervor und bestätigt die Wahrheit der Erklärung: «Wie ein Mensch denkt, so ist er.»

8. Kontemplation ist die Haltung der Seele in ihrem eigenen Bereich, wie sie über die Formen herausblickt und mit den Energien Kontakt aufnimmt, die im fünften oder geistigen Naturreich zu finden sind. Dieser Tätigkeit folgt das Herabströmen von Seelenwissen und Seelenenergie ins Gehirn (über den kontrollierten Denkaspekt). Diese Tätigkeit der Seele ruft das hervor, was Erleuchtung genannt worden ist. Sie erfüllt den ganzen Menschen mit Energie und erweckt die Zentren in richtigem Rhythmus und richtiger Aufeinanderfolge.

Diese bewusst gelenkte spirituelle Energie, die durch den vitalen Körper und die Zentren fliesst, sollte, wie behauptet wird, den physischen Menschen und das System der Drüsen mit innerer Sekretion schliesslich in einen solchen Zustand versetzen, dass wir vollkommene Gesundheit und infolgedessen einen vollkommenen Apparat für Seelenausdruck haben sollten. Es wird uns gelehrt, dass der Mensch auf diese Weise zu einer genauen Kenntnis der Seele gelangen und sich selbst als «das tiefere Sein» erkennen kann, [137] das imstande ist, seinen Mechanismus mit bestimmter Zielsetzung zu gebrauchen und somit als Seele zu funktionieren.

Ein Studium der Leben der grossen Mystiker, Heiligen und Adepten beider Hemisphären wird viel Auskunft über die phänomenalen Wirkungen ergeben, die sich dann zeigen, wenn die obige Methode verfolgt wird, selbst wenn wir vieles ausgeschieden haben, was wie Halluzination und psychopathische Zustände aussieht. Formen des Hellsehens, des Voraussehens und telepathischer Verbindung, Fähigkeiten des Hellhörens und die eigenartige Fähigkeit der Psychometrie sind häufig zu sehen. Man sollte jedoch daran denken, dass alle diese Fähigkeiten sowohl ihre spirituellen Manifestationen als auch ihre niederen Widerspiegelungen haben. A. E. Powell sagt:

«Es gibt, kurz gesagt, zwei hauptsächliche Arten des Hellsehens, das niedere und das höhere. Die niedere Art erscheint sporadisch in unentwickelten Menschen, wie beispielsweise bei den Wilden Zentral-Afrikas, und ist mehr eine Art massiver Sensation, die unklar dem ganzen Ätherkörper angehört, als eine genaue und deutliche Sinneswahrnehmung, die durch ein spezialisiertes Organ übermittelt wird. Sie ist nahezu ausserhalb des Bereiches menschlicher Kontrolle. Da das ätherische Doppel in ausserordentlich enger Beziehung zum Nervensystem steht, übt eine Beeinflussung des einen rasch eine Rückwirkung auf das andere aus. Im niederen Hellsehen ist die entsprechende nervöse Störung fast gänzlich im sympathischen Nervensystem.

In den entwickelteren Rassen verschwindet die unklare Empfindungsfähigkeit gewöhnlich, wenn die mentalen Fähigkeiten entwickelt werden. Später, wenn der geistige Mensch sich zu entfalten beginnt, gewinnt er die hellseherische Fähigkeit wieder. Diesmal ist die Fähigkeit jedoch korrekt und exakt, unter Kontrolle des [138] Willens, und wird durch ein Sinnesorgan ausgeübt. Irgendeine Nervenaktion, die ausgelöst wird, ist fast ausschliesslich im Gehirn- und

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.