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Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 115 ff. (engl.)

Diese Kraftzentren befinden sich nicht nur entlang der Wirbelsäule und im Kopf, wie wir soeben gezeigt haben, sondern stehen auch durch die Wirbelsäule in Beziehung zueinander - eine Beziehung, die zu verwickelt ist, um hier genau beschrieben zu werden.

Von den sieben Zentren befinden sich zwei im Kopf und fünf in der Wirbelsäule. Die beiden Zentren im Kopf stehen in direkter Beziehung zu den Fähigkeiten des Denkaspekts und der Bewegung. Das Sahasrara-Zentrum (Kopfzentrum), das gewöhnlich der tausendblättrige Lotos genannt wird, ist die Verkörperung spiritueller Energie und zeigt sich als Wille, als abstraktes oder spirituelles Denken und als Intuition. Das Ajnazentrum oder das Zentrum zwischen den Augenbrauen betrifft das niedere Denken und die psychische Natur des integrierten Organismus, den wir den Menschen, die Persönlichkeit, nennen.

Die fünf Zentren in der Wirbelsäule betreffen die verschiedenartigen Tätigkeiten des Organismus, wenn der Mensch seinen Tierinstinkt, seine Gefühlsreaktionen und seine Lebensabsicht demonstriert. Sie werden grösstenteils durch die in die Kopfzentren einströmende und von ihnen ausfliessende Kraft gelenkt.

In The Serpent Power wird behauptet:

«Die Zentren [116] beeinflussen nicht nur das Zusammenwirken der Muskeln bei den willkürlichen Bewegungen, sondern auch die Funktionen der Gefäss-Innervation, der Sekretion und dergleichen, die ihre proximalen Zentren im Rückenmark haben. Die Gehirnzentren sollen diese Funktionen jedoch nur hinsichtlich der Manifestation von Willenskraft, Gefühl und Emotion kontrollieren, während die Zentren der Wirbelsäule mit dem untergeordneten sympathischen Nervensystem den Mechanismus unbewusster Anpassung gemäss der verschiedenen Umstände der Erregungsfaktoren, die für die fortdauernde Existenz des Organismus erforderlich sind, darstellen. Die Medulla ist gleichfalls sowohl ein Verbindungsweg zwischen den höheren Zentren und der Peripherie als auch ein unabhängiges Zentrum, das Funktionen von grösster Wichtigkeit im System reguliert. Es sollte beachtet werden, dass die Nervenfasern, welche die motorischen Impulse vom Gehirn zum Rückenmark weitergeben, auf ihrem Weg durch die Medulla ziemlich plötzlich von einer Seite zur anderen kreuzen, eine Tatsache, die in den Tantras in der Beschreibung der Mukta Triveni bemerkt worden ist. Die Medulla ist durch zahlreiche afferente und efferente Wege mit dem Kleinhirn und den Gehirnganglien verbunden. Oberhalb des Kleinhirns ist das Grosshirn, dessen Tätigkeit gewöhnlich mit bewusster Willensäusserung und mit Gedankenvorstellungen und dem Ursprung willkürlicher Bewegungen verbunden ist. Der Begriff des Bewusstseins, welches die nach innen gerichtete Lehre der Psychologie betrifft, darf jedoch nicht mit dem Gegenstand der physiologischen Funktion verwechselt werden. Es gibt daher kein Bewusstseinsorgan, einfach darum, weil «Bewusstsein» kein organischer Begriff ist und nichts mit dem physiologischen Begriff von Energie, deren innere Seite es darstellt, zu tun hat. Bewusstsein an sich ist Atma. Sowohl der Denkaspekt als auch der Körper, von dem das Gehirn einen Teil bildet, sind unvollkommene oder verhüllte Ausdrücke des Bewusstseins, das im [117] Fall des Körpers so verhüllt ist, dass es den Anschein des Unbewussten hat. Das lebendige Gehirn besteht aus grober empfindungsfähiger Materie (Mahabhuta), die mit Prana erfüllt wird. Sein Material ist so entwickelt worden, dass es ein geeignetes Werkzeug für den Ausdruck des Bewusstseins in Form von Denken (Antahkarana) darstellt. Da der Körper kein Bewusstseinsvermögen hat, ist es auch keine blosse Funktion des Gehirns. Die Tatsache, dass mentales Bewusstsein durch Störung des Gehirns betroffen oder verloren wird, beweist die Notwendigkeit des letzteren für den Ausdruck eines solchen Bewusstseins und nicht, dass Bewusstsein nur dem Gehirn innewohnt oder dass es die Eigenschaft desselben ist. Auf jeder Seite der Wirbelsäule befindet sich eine Ganglienkette, die mit Nervenfasern verbunden ist, die der sympathische Grenzstrang genannt wird (Ida und Pingala) und sich über die ganze Strecke von der Basis des Schädels bis zum Steissbein erstreckt. Dieser Strang steht mit dem Rückenmark in Verbindung. Es ist beachtenswert, dass sich in den Regionen der Brust- und der Lendenwirbelsäule ein Ganglion in jeder Kette befindet, das mit grosser Regelmässigkeit jedem Nerv des Rückgrats entspricht, obwohl in der Region des Halses viele von ihnen zu fehlen scheinen. Ausserdem ist hervorzuheben, dass sich besonders grosse Nervenbündel in der Region des Herzens, des Magens und der Lungen befinden, den Gebieten, die von der Anahata, Manipura und Vishuddha bzw. den drei oberen der fünf Chakras beherrscht werden, die nachfolgend beschrieben sind. Von dem sympathischen Grenzstrang führen beidseits Nervenfasern zu den Eingeweiden des Unterleibs und zum Brustkorb. Von diesen gehen auch Nerven aus, die zu den Nerven des Rückenmarks zurückkehren, und andere, die in einige der Kopfnerven übergehen; diese gehen auf diese Weise zu den Blutgefässen der Glieder, des Rumpfes und anderer Teile, zu denen die Rückgrats- und Kopfnerven gehen. Die sympathischen Nerven leiten hauptsächlich Impulse, die das Muskelgewebe der Eingeweide und den Muskelmantel der kleinen Schlagadern der verschiedenen Gewebe beherrschen. Durch das sympathische System wird der Tonus der Blutgefässe durch die Aktivität des vaso-motorischen Zentrums in der Medulla aufrecht [118] erhalten. Das sympathische System empfängt die Impulse, die es ausgibt, jedoch vom zentralen Nervensystem, sie gehen nicht aus dem sympathischen System selbst hervor. Die Impulse gehen durch die vorderen Wurzeln der Rückenmarksnerven aus dem Rückenmark heraus und gehen durch kurze Verbindungen in die sympathischen Ketten. Die Arbeit der sympathischen Systeme kontrolliert und beeinflusst Blutkreislauf, Verdauung und Atmung.

Die anatomische Anordnung des zentralen Nervensystems ist ausserordentlich verwickelt, und das, was in jenem Gewirr von Geweben, Zellen und Fasern vor sich geht, ist andererseits selbst heute fast unbekannt. Daher ist zugegeben worden, dass wir in der Beschreibung der Physiologie des zentralen Nervensystems bis jetzt wenig mehr tun können als die Wege ausfindig zu machen, durch die Impulse von einem zum anderen Teil des Systems gehen mögen, um aus den anatomischen Verbindungen mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit das Wesen der physiologischen Verbindung zu folgern, die seine Teile untereinander und mit dem Rest des Körpers haben. Es wird jedoch gesagt, dass im allgemeinen Gründe zu der Annahme vorliegen mögen, dass sich im zentralen Nervensystem Nervenzentren befinden, die auf spezifische Weise mit spezifischen Mechanismen - empfindende, ausscheidende oder motorische - in Beziehung stehen, und dass in einem bestimmten Teil des Rückenmarks Zentren für eine bestimmte physiologische Tätigkeit bestehen, wie das angeführte Genito-Spinal-Zentrum. Der subtile Aspekt solcher Zentren als Ausdruck des Bewusstseins (Chaitanya), der in verschiedenen Formen der Maya Shakti verkörpert ist, wird hier Chakra genannt. Diese subtilen Aspekte der Zentren stehen durch vermittelnde Verbindungswege mit den groben Organen der Fortpflanzung, Urinausscheidung, Verdauung, Herztätigkeit und Atmung und mit den entsprechenden Chakras - Muladhara, Svadhistana, Manipura, Anahata [119] und Vishuddha - ebenso im Zusammenhang, wie in spezieller, aber nicht ausschliesslicher Beziehung mit den verschiedenen wahrnehmenden willensmässigen gedanklichen Prozessen.» (Avalon, A.: The Serpent Power, S. 126-129)

Die Tätigkeit dieser Zentren variiert je nach dem evolutionären Status des einzelnen Menschen. In einigen Menschen sind gewisse Zentren «erwacht», und in anderen mögen dieselben Zentren verhältnismässig ruhig sein. In gewissen Typen wird das Sonnengeflechtszentrum tätig sein oder vorherrschen, in anderen das Herzzentrum und in noch anderen das Kehlzentrum. In sehr wenigen ist bis jetzt das Kopfzentrum tätig. Allgemein gesagt, sind in den primitiven Völkern und in wenig entwickelten Menschen die drei Zentren unterhalb des Zwerchfells - das Zentrum am Ende der Wirbelsäule, das Sakralzentrum und das Sonnengeflechtszentrum, erwacht und dominant, wohingegen die Zentren oberhalb des Zwerchfells «schlafen». In der Durchschnittsmenschheit fängt das Kehlzentrum an, sich bemerkbar zu machen, während das Kopf- und Herzzentrum noch schlafen. In hochentwickelten Menschen, in Führern der Rasse, in intuitiven Philosophen, in Wissenschaftlern und in den grossen Heiligen machen sowohl das Kopf- als auch das Herzzentrum ihre Schwingung fühlbar. Die Priorität des Kopf- oder Herzzentrums wird vom Typ und der Qualität des emotionellen und mentalen Bewusstseins bestimmt.

Je nach der Entwicklung des Menschen erwachen also diese Kraftzentren zum Leben und übernehmen die Herrschaft, und ihrer Lebenskraft entsprechend machen verschiedene Arten von Tätigkeit ihren Einfluss bemerkbar. Die Zentren unterhalb des Zwerchfells beherrschen das physische Leben der materiellen Form und das animalische psychische Leben, das sowohl im Menschen [120] als auch im Tier zu finden ist. Zentren oberhalb des Zwerchfells betreffen das intellektuelle und spirituelle Leben und führen jene Tätigkeit herbei, mit denen der Mensch demonstriert, dass sein Status anders und höher ist als der des Tieres, und dass er auf der Entwicklungsleiter emporsteigt.

Dies ist kurz zusammengefasst die Lehre des Ostens in bezug auf die sieben Kraftzentren oder Chakras.

Wenn wir die östliche Lehre der sieben Zentren mit der westlichen Lehre der Drüsen vergleichen, finden wir zunächst eine auffallende Tatsache hinsichtlich der Lage im Körper. Die sieben Kraftzentren sind in derselben Gegend wie die Drüsen zu finden, und jedes Kraftzentrum könnte gut die Quelle der Kraft und des Lebens für die entsprechende Drüse sein (und nach der indischen Lehre ist dies der Fall). Die folgende vergleichende Tabelle zeigt diese Identität der Lage.

Zentren #Drüsen

Kopfzentrum #Zirbeldrüse (Epiphyse)

Zentrum zwischen den Augenbrauen #Hypophyse

Kehlzentrum #Schilddrüse

Herzzentrum #Thymusdrüse

Sonnengeflechtszentrum #Bauchspeicheldrüse

Sakralzentrum #Keimdrüsen

Zentrum am unteren Ende der Wirbelsäule #Nebennieren

Eine zweite Tatsache, noch auffallender als die erste, ist, dass die Kraftzentren, die erwacht sind, den Drüsen entsprechen, deren Funktionen bekannt sind und von denen die meisten Sekretionen [121] oder Hormone entdeckt worden sind. Die Zentren, die schlafen oder in fortgeschrittenen Mitgliedern der Rasse anfangen zu erwachen, entsprechen den Drüsen, deren Funktionen verhältnismässig unbekannt sind und deren Absonderungen grösstenteils nicht isoliert worden sind. Es sollte z.B. beachtet werden, dass Berman behauptet, dass die Sekretion der Zirbeldrüse, von einer der beiden im Gehirnanhang, und die der Thymusdrüse ebenso als unbekannt verzeichnet sind, wie die Sekretion der Nebennierenrinde. Diese entsprechen dem schlafenden oder erwachenden Herzzentrum, dem Kehlzentrum, dem Zentrum im Kopf und dem am unteren Ende der Wirbelsäule.

Ist dies ein interessanter Zufall? Oder stehen wir der Tatsache gegenüber, dass diese Drüsen mit den unentdeckten Hormonen in jedem Fall mit einem Zentrum verbunden sind, das in der Durchschnittsmenschheit schläft und noch nicht erwacht ist?

Ich glaube, dass schliesslich festgestellt werden wird, dass die Drüsen durch die Energie der Zentren ins Dasein gerufen worden sind, denn jene Zentren, die in der Durchschnittsmenschheit erwacht sind und funktionieren, scheinen mit den Drüsen in Beziehung zu stehen, deren spezielle Sekretion isoliert worden ist und deren Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Blutstrom bekannt ist, während jene Zentren, die bis jetzt noch schlafen und unentwickelt sind, mit den Drüsen in Verbindung zu stehen scheinen, deren Sekretion nur teilweise bekannt oder gänzlich unbekannt ist. Dies verdient jedenfalls, in Erwägung gezogen zu werden.

Die westlichen Psychologen haben folglich recht, wenn sie behaupten, dass ein Mensch das ist, was seine Drüsen aus ihm machen, [122] und dass wir weder besser noch schlechter sind als unser spezielles System der Drüsen mit innerer Sekretion. Aber der Grund hierfür mag in der Richtigkeit der östlichen Theorie hinsichtlich der Kraftzentren liegen. Der Zustand der Drüsen und ihre übermässige oder unternormale Tätigkeit und ihr richtiges oder falsches Funktionieren mag durch den Zustand dieser Zentren bestimmt werden. Die Drüsen sind nur äussere Symbole, der sichtbare, materielle Aspekt eines viel grösseren und verwickelteren Systems. Sie werden durch den Charakter des Seelenlebens, das durch sie hindurchströmt, und durch die Seele, die alles kontrolliert und beherrscht, bestimmt.

Der Zustand der Zentren hängt also von dem Typ und der Qualität der Seelenkraft ab, die durch sie schwingt. Im unentwickelten Menschen ist nur die Lebenskraft, das Prana, tätig und vorhanden. Diese nährt das animalische Leben und versetzt die niederen Zentren (das Zentrum am unteren Ende der Wirbelsäule und das Geschlechtszentrum) in Tätigkeit. Später, wenn sich der Mensch entwickelt, macht das Bewusstsein, der Seelenaspekt, seine Gegenwart allmählich bemerkbar und

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.