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Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 87 ff. (engl.)
wird vom Sehhügel bedeckt, und die vierte liegt zwischen dem Kleinhirn und der Brücke. ... Wenn der Gesichtssinn und der Gehörsinn gleichzeitig angeregt werden, dann werden ihre Wirkungen irgendwie im Bewusstsein in Übereinstimmung gebracht, und die Kenntnis dieser Tatsache regte die Hypothese eines Sinneszentrums an, auf das der Ausdruck sensorium commune oder allgemeiner Menschenverstand (common sense) angewandt wurde. Einige betrachteten dieses als Sitz der Seele. Da Teile des Gehirns doppelt sind, waren die Örtlichkeiten, die ausgewählt werden konnten, sehr begrenzt, und nur Strukturen auf der Mittellinie konnten gewählt werden, wie z.B. die Zirbeldrüse von Descartes und erst im 19. Jahrhundert der Sehhügel von W. B. Carpenter und die Gehirnbrücke von Herbert Spencer.» (Hollander, B.: In Search of the Soul (Auf der Suche nach der Seele), Band I., S. 97)

Roger Bacorl betrachtete das Zentrum des Gehirns als den Ort, wo die Seele zu finden ist.

Ludovico Vives «betrachtete die Seele nicht nur als das Prinzip des bewussten Lebens, sondern auch des Lebens im allgemeinen; das Herz ist das Zentrum ihrer vitalen oder vegetativen Tätigkeit, das Gehirn ihrer intellektuellen Tätigkeit.» (Hollander, B.: a. a. O., S. 119)

Mundinus, ein berühmter Anatom des Mittelalters, glaubte fest an animalische «Geister» (von animus = Seele. D. Ü.). Er lehrte, dass diese animalischen Geister durch einen engen Gang in die dritte Kammer eintreten. Er lehrte auch, dass die kleinen Gehirnzellen [88] der Sitz des Intellektes sind.

Vesalius, der erste, der den Unterschied zwischen dem grauen und weissen Gehirnstoff erkannte und die fünf Kammern beschrieb, «unterschied drei Seelen ... und er wies dem Gehirn die Hauptseele zu, die Summe der animalischen Geister, deren Funktion ausgesprochen mental war.» (Hollander, B.: a. a. O., S. 129)

Serwetus gab den Aquadukt des Sylvius, den Kanal, der die dritte und vierte Gehirnkammer verbindet, als Sitz der Seele an.

Telesio lehrt in De Rerum Natura, «dass die Seele die subtilste Form der Materie sei, eine sehr zarte Substanz, die innerhalb des Nervensystems eingeschlossen ist und sich daher unseren Sinnen entzieht. Ihr Sitz ist hauptsächlich das Gehirn, aber sie dehnt sich auch auf das Rückenmark, die Nerven, Arterien, Adern und welche die inneren Organe bedeckende Membrane aus. ... Da er erkannte, dass das Nervensystem in engem Zusammenhang mit dem Seelenleben steht, gab er zu, dass die Seele im Menschen sich nur in bezug auf die verschiedenen Entwicklungsstufen von der Seele der Tiere unterscheidet. Er setzte neben der materiellen Seele im Menschen eine göttliche, nicht körperliche Seele voraus, die direkt von Gott gegeben wird und sich mit der materiellen Seele vereinigt.» (Hollander, B.: a. a. O., S. 132)

Willis schrieb die verschiedenen Fähigkeiten der Seele, wie Mentalität, Vitalität, Gedächtnis usw., verschiedenen Teilen des Gehirns zu.

Vieussens gab das Centrum ovale als Wohnsitz der Seele an.

Swedenborg [89] sagt: «Der königliche Weg der Gefühle des Körpers zur Seele ist durch die corpora striata Alle Entscheidungen des Willens gehen ebenfalls diesen Weg entlang hinab. ... Er ist der Merkur des Olymps; er kündigt der Seele an, was mit dem Körper geschieht, und überbringt dem Körper die Befehle der Seele.» (Hollander, B.: a. a. O., S. 186)

Die corpora striata sind ein Paar grosser Gehirnganglien, unmittelbar unter der vorderen und oberen Region des Gehirns.

Hollis folgerte, dass «sowohl Gefühle als auch Bewegung ihre Macht im Gehirnmark haben. Dies ist daher der Sitz der Seele», - und

Charles Bonnet sagte: «Die verschiedenen Sinne ..., mit denen wir begabt sind ..., haben irgendwo im Gehirn geheime Verbindungen, vermittels derer sie aufeinander einwirken können. Der Teil, wo die Verbindungen stattfinden, ist derjenige, welcher als Sitz der Seele betrachtet werden muss. Durch diesen Teil wirkt die Seele auf den Körper und durch den Körper auf soviele andere Wesen ein. Die Seele handelt jedoch nur vermittels der Nerven.» (Hollander, B.: a. a. O., S. 190)

Von Sommering gab der Seele ihren Sitz in der Flüssigkeit der Gehirnkammern, während

W. B. Carpenter, der Physiologe, den Sehhügel als Sitz des Seelenlebens betrachtete. (Die Spekulationen dieser verschiedenen Schriftsteller sind dem oben erwähnten Werk Hollanders entnommen).

Seit der Zeit des Francis Joseph Gall, des grossen Animisten und Arztes und des Gründers der Wissenschaft der Phrenologie, wird die Betonung jedoch nicht mehr auf den wahrscheinlichen [90] Sitz der Seele gelegt. Der Denkaspekt wird ins Rampenlicht gerückt; Charakter, Ethik und das, was die Wissenschaft Ethologie nennt, sind ins Dasein gerufen worden. Die Beziehung psychischer Qualitäten zum Gehirn ist zum Gegenstand der Betrachtung geworden, und heute werden die Drüsen in unsere Spekulation einbegriffen, und auf diese Weise wird die Idee vorwärtsgeführt. Die modernen mechanistischen Lehren der Psychologie sind vorübergehend an Stelle der älteren vitalistischen, animistischen und mystischen Ideen getreten. Die materialistische Annäherung ist jedoch von hohem Wert gewesen. Unter vielem anderem hat sie zweierlei hervorgebracht: Sie hat vor allem das Gleichgewicht bewahrt und eine Struktur von Wissen, das auf natürlichen Tatsachen begründet ist, hervorgerufen, das die Irrtümer und Schlussfolgerungen des visionären Mystikers und des Aberglaubens der religiösen Theologen unschädlich gemacht hat. Zweitens ist durch die Schlussfolgerungen, zu denen die Arbeit der modernen Psychologen geführt hat, durch das Studium des Denkaspekts und seiner Fähigkeiten und durch den Einfluss solcher Organisationen wie «Christliche Wissenschaft» und «Neues Denken», eine Brücke zwischen dem Osten und dem Westen gebaut worden. Es ist jetzt möglich, dass die orientalische Lehre hinsichtlich der Dreiheit von Seele, Denkaspekt und Gehirn richtig gewürdigt und verstanden wird. Nach dem Ausscheiden gewisser unerwünschter Punkte (und es gibt eine Reihe) und in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der westlichen Wissenschaft mag das Licht wieder vom Osten her strömen und den Weg für die Menschheit zu einem neuen Zustand des Seins, zu einer volleren Verwirklichung von Kraft und einer [91] wahreren Einschätzung des Wesens der menschlichen Seele weisen. Dann werden wir vielleicht die Wahrheit von Brownings Auffassung dieses integrierten menschlichen Wesens zu würdigen wissen: -

«Drei Seelen, die Eine Seele bilden: nämlich erstens,

Eine Seele jedes einzelnen Teiles des Körpers,

Die drinnen wohnt, - sie ist's, die handelt,

Die Erde ihren Zwecken dienstbar macht,

Und die den Menschen hinunterführt:

Und doch emporhebt zur Beratung,

Die mit der nächsten Seele ganz verwächst,

Und auch von ihr ergriffen wird.

Jener Seele, die im Gehirn des Menschen wohnt,

Die erworbenen Nutzbarkeiten der ersteren verwertet,

Die fühlt und denkt und will - sie ist's, die weiss,

Die ihrerseits planmässig dann emporstrebt

Und mit der dritten Seele ganz verwächst,

Und auch von ihr ergriffen wird.

Jene Seele, die beide Seelen gebraucht,

Und doch am Dasein bleibt,

Ob sie ihr beisteh'n mögen oder nicht,

Die Seele, die das Ich des Menschen bildet -

Sie ist's, die ist -

Und sich zur zweiten neigt, sie wirken lässt,

Gleichwie auch diese sich der ersteren bedient.

Die letzte Seele, die empor sich schwingt

Und Gott ergreift,

Von Gott erhalten wird,

Und die den Menschen schliesslich

Zu dem erhabenen Punkt des Wechselspiels emporführt,

Wo sie des Ortes nicht bedarf, denn sie kehrt heim zu Ihm.

Die Seele - die handelt,

Die Seele - die weiss,

Die Seele - die ist:

Drei Seelen - Ein Mensch

(Browning, R.: A Death in the Desert (Tod in der Wüste).

5. Kapitel

ORIENTALISCHE LEHRE ÜBER SEELE, ÄTHER UND

ENERGIE

«Wie der [92] alles durchdringende Äther infolge seiner Subtilität unberührbar ist, ist auch die Seele, die jedem Körper innewohnt, unberührbar.

Wie die eine Sonne diese ganze Welt erleuchtet, so erleuchtet Er) der im Körper wohnt, den ganzen Ausdrucksbereich.

Diejenigen, welche mit den Augen der Weisheit den Unterschied zwischen dem Ausdrucksbereich und demjenigen, welcher den Ausdrucksbereich erkennt, und die Befreiung des Seins von der Natur wahrnehmen, gehen zum Höchsten.»

(Bhagavad Gita, XIII, S. 32, 33, 34)

Die Literatur des Ostens, die sich mit der Seele und ihrem Ausdruck, dem Äther - oder vitalen Körper befasst, ist ungeheuer. Durch die Upanishaden und die Puranas zerstreut sind tausende von Stellen, welche diese Lehre behandeln. Zwei der wichtigsten Auskunftsquellen sind die Shiv-Sambita und die Shatchakra Nirupanam.

John Woodroffe (Arthur Avalon) hat durch seine Bücher viel dazu beigetragen, dem Westen zu einer Kenntnis dieser östlichen Lehre und dieser Technik der Seelenentwicklung zu verhelfen. Er hat die Öffentlichkeit auch durch die Form, in der er sie dargestellt hat, vor einem zu schnellen Begreifen einer äusserst [93] gefährlichen Wissenschaft bewahrt. Auch ein kleines Buch von einem Hindu-Arzt, der in der westlichen Medizin und Wissenschaft gut bewandert ist, und das «The Mysterious Kundalin» («Die geheimnisvolle Kundalini») heisst, (Vasant G. Rele) ist von wirklichem Wert.

Die Gefahr dieser Wissenschaft ist denjenigen, die etwas davon wissen, wohlbekannt. Sie liegt in der Tatsache, dass es dem Menschen durch eine Kenntnis einer gewissen technischen Methode möglich wird, aktiv mit den Kräften seiner eigenen Natur, wie sie vermittels des vitalen Körpers funktionieren, zu arbeiten. Moderne Ärzte erkennen den Energiefaktor im Zusammenhang mit dem Menschen immer mehr. Die elektrische Natur des einzelnen Menschen ist eine natürliche Folge einer notwendigen Erkenntnis, dass der physische Körper, ebenso wie alle Formen in der natürlichen Welt, aus Atomen gebildet ist.

Der Wissenschaftler des Westens erkennt Äther und Bewegung. Der orientalische Lehrer spricht von der Akasha und vom Prana. Beide befassen sich mit dem vitalen Leben, das alle Formen durchdringt und die Ursache ihres Zusammenhaltens, ihrer Empfindungsfähigkeit und der Zeitdauer ihres Daseins ist. Die folgende Stelle aus der Kenopanishad wird dies bestätigen.

«Nicht manifestiert, formlos, der eine Lichtspender ist die Grosse Macht; aus ihr erschien der tönende Äther (Akasha). Er gebar den greifbaren Äther.

Aus dem greifbaren Äther kann der lichterzeugende und aus diesem der geschmackerzeugende Äther, aus diesem wurde der duftende Äther geboren. Dies sind die fünf Äther, und sie haben eine fünffache Ausdehnung.

Aus diesen [94] ging das Universum hervor; durch diese wird es erhalten, in diese verschwindet es, unter diesen zeigt es sich auch wieder.» (Kenopanishad - zitiert von Rama Prasad in Nature's Finer Forces (Die feineren Kräfte der Natur), S. 187-188)

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.