Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 22 ff. (engl.)
Verbindung und Aufeinanderfolge körperlicher Tätigkeiten, die eng mit Sprache und Gesten verbunden sind und daher sehr häufig zu sozialem Ausdruck kommen. (Hunter, W. S.: Psychologies of 1925, S. 91)

Watson warnt seine Leser, dass sie «keine Ausführungen über das Bewusstsein und keine Bezugnahme auf solche Ausdrücke wie Empfindungsfähigkeit, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Wille, Vorstellung und ähnliches finden werden. «Diese Ausdrücke haben einen guten Ruf,» sagt er, «aber ich habe gefunden, dass ich ohne sie auskommen kann, wenn ich Forschungen anstelle und wenn ich meinen Studenten die Psychologie als ein System darbiete. Offen gestanden weiss ich nicht, was sie bedeuten, noch glaube ich; dass irgendjemand anderes sie folgerichtig gebrauchen kann.» (Psychologies of 1925, S. 201, Fussnote)

[23] Die stark materialistische Tendenz der westlichen Psychologie ist um so überraschender, wenn wir uns daran erinnern, dass sich Psychologie von «Logos» ableitet oder das Wort der Psyche oder Seele ist.

Der Westen hat jedoch seine abweichenden Stimmen. Wir haben die nach innen gewendete Richtung der Psychologie, die häufiger die introspektivistische und auch die mentalistische Richtung genannt wird. Ihre Anhänger geben die Tatsache des Bewusstseins zu und setzen eine bewusste Wesenheit voraus. Leary definiert diese Gruppen folgendermassen:

«Der Introspektivist interessiert sich für Bewusstsein, Bewusstheit, Bewusstheit der Bewusstheit, das Ich, bildliche Vorstellungen des «Ich» und alle möglichen anderen Dinge, die der Behaviorist strenger Ausbildung und starrer Handhabung verachtet, ignoriert und ableugnet. ... Der Introspektionist wendet seine Aufmerksamkeit nach innen, erinnert sich; vergleicht auf mentale Weise, erlangt Ergebnisse durch Selbsteinkehr, bittet andere, es ebenfalls zu tun; der Behaviorist behandelt das menschliche Tier theoretisch ebenso wie er es bei jeder niederen Lebensform tun würde, und beobachtet nichts als die offenkundigen und objektiven Reaktionen, die das Tier macht, auf ziemlich gleiche Weise wie der Physiker oder Chemiker es tun würde, wenn er die Reaktion von Körpern oder Mischungen in seinem Laboratorium beobachtet. [24] Überdies ist die subjektive Richtung dazu geneigt, übermässig rationell und systematisch zu sein; der Behaviorist ist empirischer und pragmatischer. ...

Die Mentalisten bestehen darauf, dass psychische Tätigkeit keine blosse Reflexion physischer Tätigkeit ist; dass über den Körper und das Gehirn hinaus etwas anderes ist, auf einer anderen Ebene, was wir Denkaspekt, Geist, Bewusstsein oder sonstwie nennen können. Denken ist nicht die Funktion der Materie. Die Materialisten andererseits würden, obwohl sie nicht untereinander übereinstimmen, genau das Gegenteil behaupten, nämlich dass alles physisch ist und dass alles menschliche Benehmen, ob es nun Denken, Fühlen, Emotionen, Muskeltätigkeit oder Nerventätigkeit sein mag, das Funktionieren physischer - materieller Zellen ist, und dass ohne eine solche Struktur überhaupt keine Tätigkeit stattfinden kann. Was tätig ist, ist physisch, auf welche Weise es auch tätig sein mag. Einerseits haben wir eine beseelende Macht oder einen Geist, der das Gerüst des physischen Körpers gebraucht; andererseits haben wir eine Struktur als ausschliessliche und unentbehrliche Grundlage, die funktioniert, wie kompliziert, wie zart, wie edel diese Funktion auch im Sinn von Moralität oder Religion sein mag.» (Leary, D. B.: Modern Psychology: Normal and abnormal, S. 67)

Die Introspektionisten und Mentalisten haben jedoch ihren Standpunkt nicht wissenschaftlich demonstriert, und die Stellung dieser Richtungen wird noch weiter durch die vielen verschiedenen Gruppen geschwächt, in welche die Psychologie eingeteilt wird. Hocking aus Harvard sagt:

«Es ist wahr, dass die Psychologie nicht mit einer einzigen Stimme spricht. Es gibt dynamische Psychologie und zweckbewusste Psychologie: Gestaltpsychologie und Reaktionspsychologie; die Psychologie von Freud, Strukturpsychologie, behavioristische Psychologie und verschiedene andere Richtungen. Sie bringen [25] verschiedene Bildnisse des Ich's hervor. Aber in ihrer Gesamtheit zeigen sie einen ausgesprochen physiologischen Typ; und wir dürfen den Behaviorismus als reines Beispiel anführen, weil er das extreme Beispiel dieses Charakters ist.» (Hocking, Wm. E.: Self, Its Body and Freedom, S. 17, 18)

Eine breite und allgemeine Einteilung wird uns von Prince folgendermassen umrissen:

«Psychologen werden in drei Lager eingeteilt - die Ich-Psychologen, die «ichlosen» Psychologen und die zwischen beiden stehenden Psychologen. Die erste Gruppe behauptet, dass der Inhalt jeden bewussten Prozesses ein Ich - eine Bewusstheit des Ich's, ein Selbstbewusstsein einschliesst. Daher kommt, dass alles Bewusstsein ein Bewusstsein oder eine Wahrnehmung von etwas seitens eines Ich's ist.

Die zweite Gruppe, die «Ichlosen», behaupten, dass sie nicht imstande sind, irgendein Ich oder Bewusstsein des Ich's durch Innenschau zu finden; sie leugnen seine Realität ab und vertreten die Ansicht, dass mentale Prozesse ohne irgendeine derartige Realität funktionieren. Das «Ich» und das «Du» sind blosse zwangsweise Ausdrücke, die durch die Notwendigkeiten der Sprache erforderlich sind.» (Prince, M.: Psychologies of 1925, S. 223)

Westliche Psychologie ist in der Mehrzahl rein materialistisch. Sie ist mechanistisch und gedeiht in einem Zeitalter der Maschinen und Maschinerien.

Die Stellung des westlichen, mechanistischen Psychologen ist daher fast undurchdringlich stark, denn sie ist auf bekannten Wahrheiten und seine demonstrierten Tatsachen begründet. Er kann seine Stellungnahme beweisen und seine Fälle zitieren und seine Kenntnis des Mechanismus des Menschen, von dem er behauptet, dass er der ganze Mensch ist, auf Experiment und Untersuchungen mit objektiven und greifbaren Resultaten begründen.

Gegen [26] diese materialistische Psychologie taucht sofort die Kritik auf, dass sie fast ausschliesslich auf Betrachtungen beruht, welche der westliche Psychologe den anormalen, unzulänglichen und pathologischen Fällen widmet. Der Übermensch, das Genie und der sogenannte hochgeistige Mensch sind vernachlässigt worden, und vieles, was für den Durchschnittsmenschen schön und wesentlich ist und stimmt, wird durch Erklärungen beseitigt. Wenn Christus der Psychoanalyse unterworfen worden wäre, würde er sich zweifellos treffend als an einem «Jehovakomplex» leidenden Menschen, der Halluzinationen unterworfen ist, klassifiziert gefunden haben. Doch war die Art von Struktur, die er gebrauchte, und die Qualität des Bewusstseins, das sein Nervensystem charakterisierte, derart, dass er einen Eindruck hinterlassen hat, der zwei Jahrtausende beeinflusst hat. Wie kann eine solche Struktur nochmals hergestellt werden? Was kann getan werden, um einen ähnlichen Mechanismus hervorzubringen?

Die moderne Psychologie steht erst an der Schwelle ihrer Laufbahn, und Walt Whitman stellt sich das grössere Gebiet folgendermassen vor:

«Heil der positiven Wissenschaft! Lang lebe die exakte Demonstration! ... Deine Tatsachen sind nützlich, und doch verweile ich nicht bei ihnen. Ich trete nur durch sie in ein Gebiet meines Bereiches ein.» (Whitman, W.: Leaves of Grass, (Grashalme) S. 10)

In scharfem Gegensatz zu der westlichen Richtung steht die östliche, welche die Introspektionalisten und Mentalisten im Westen [27] nur verschwommen widerspiegeln, obwohl sie unabhängig von ihr entstehen. Die östliche Psychologie behandelt dasjenige, von dem sie behauptet, dass es hinter der Form liegt. Sie ist spirituell und transzendental. Sie setzt eine Seele und einen Geist voraus, und alle ihre Deduktionen und Schlussfolgerungen sind auf dieser Prämisse begründet. Sie gibt das Vorhandensein der Form und der Struktur völlig zu, legt die Betonung jedoch auf denjenigen, der die Form gebraucht, und auf die Energie, mit der er sie antreibt. Es ist die Psychologie des Lebens und der Energie.

Dies ist seit unvordenklichen Zeiten der Gedanke des Ostens gewesen, und er wird in jener ehrwürdigen Schrift Indiens, der Bhagavad Gita, deutlich geschildert:

«Der höchste Geist, hier im Körper, wird der Beobachter, der Denker, der Aufrechterhaltende, der Empfindende, der Herr, das höchste Ich genannt.

Erleuchtet von der Fähigkeit, die allen Sinnen innewohnt, doch frei von jeglicher Sinneskraft, losgelöst, allerhaltend, mit undifferenzierten Kräften, die ihm doch alle eigen sind.

Ausserhalb und innerhalb aller Wesenheiten, bewegungslos und sich doch bewegend, unsichtbar ist dieses infolge seiner Subtilität. Dieses steht in weiter Ferne und ist doch in nächster Nähe.» XIII: 22, 1 4, 1 5.

«Es wird erklärt, dass diese zeitlichen Körper dem ewigen Herrn des Körpers angehören, der unvergänglich, unermesslich ist.» II:17

«Es wird gesagt, dass die Sinneswahrnehmungen höher sind als Gegenstände; dass Emotion höher ist als Sinneswahrnehmung; dass Verständnis höher ist als Emotion; aber Er ist höher als alles Verständnis.» III:42

Die orientalische Psychologie behandelt somit die Ursache, den [28] Schöpfer, das Ich, ob dieses Ich nun das menschliche göttliche Ich ist, das in seiner eigenen kleinen Welt mentaler, emotioneller und physischer Tätigkeiten funktioniert, oder das grosse Ich, in dem alle kleinen Ich's leben, sich bewegen und ihr Dasein haben. Sie erhebt Anspruch auf ihre grossen Verkünder und hat diejenigen hervorgebracht, die behaupten, dass sie das Ich kennen und durch diese Kenntnis mit dem subjektiven Ich, mit der Überseele, Fühlung haben. Sie erklären, dass diese Behauptungen von jedem als richtig erwiesen und bewiesen werden können, der ihre Methoden studieren und sich ihrer speziellen Ausbildung unterziehen will. In der Sphäre des mit Energie erfüllenden Ich's, des Geistes hinter allem und über alles hinaus, ist ihre Stellungnahme ebenso klar wie diejenige des westlichen Psychologen im Bereich der mit Energie erfüllten Form.

Die Unvollkommenheiten der beiden Systeme sind klar und bringen in jedem Fall bedauerliche Resultate hervor. Der Westen legt die Betonung auf den Mechanismus und neigt dazu, die Seele und eine motivierende, intelligente Macht abzuleugnen. Für ihn ist der Mensch nur der Staub der Erde, und der lebendige Odem Gottes ist niemals in seine Nase geblasen worden. Der Osten erkennt das Physische an, hält es jedoch für verächtlich und wird dadurch für die elenden physischen Zustände des Orients verantwortlich. Obwohl diese Unvollkommenheiten ernst zu nehmen sind, ist es nicht auch auf diesem Gebiet wahr, dass Einigkeit stark macht?

Wenn das Ich existiert - und dies muss bewiesen werden - und es die bewusste göttliche Seele ist, kann es sich nicht sowohl der physischen Ebene als auch ihrer göttlichen Zugehörigkeit bewusst werden? Wenn es die herrschende Energie ist, welche die ganze Manifestation hervorruft - und auch dies muss geprüft werden - [29] kann diese Energie nicht der Struktur, die es auf so weise und bedeutungsvolle Art gebraucht, angepasst werden, damit die besten Resultate erlangt werden können? Können die wissenschaftlichen Kenntnisse des Westens über die Form und die angesammelte und erlebte Weisheit des Ostens über das Wesen der Seele nicht auf intelligente Weise zusammengebracht werden, so dass ein vollkommener Ausdruck der Seele vermittels des Mechanismus hervorgerufen werden kann? Kann die Materie sich nicht dem Denkaspekt und der Seele und dem Geist zu - oder wie man es auch nennen will - emporstrecken, und kann der Geist nicht, indem er diesen Drang nach oben fördert, das Werkzeug, durch das er demonstriert, vervollkommnen und auf diese Weise strahlender leuchten?

Mit dieser Hoffnung schreibe ich - mit der Hoffnung, die materialistische und die introspektive Psychologie zu kombinieren und den Westen mit dem Osten in Einklang zu bringen, um auf diese Weise anzudeuten, dass in ihrer Vereinigung Stärke und Wirklichkeit liegt.

DIE DRÜSEN UND DAS MENSCHLICHE VERHALTEN

Das Studium der Drüsen ist in seinem Anfangsstadium. In der ganzen Literatur über diesen Gegenstand findet man Erklärungen die besagen, dass wenig bekannt ist und dass die innere Essenz - die technisch «Hormone» genannt wird - irgendeiner speziellen Drüsensekretion noch nicht entdeckt worden und dass der Gegenstand geheimnisvoll verschleiert ist. Es ist wahr, dass die Sekretionen der Drüsen gewisser Drüsen entdeckt worden sind und dass man selbst in der täglichen Umgangssprache von der Schilddrüse und von der Anwendung von Schilddrüsenextrakt in gewissen Fällen hört, doch die Sekretionen der meisten Drüsen sind unbekannt oder nur teilweise isoliert worden.

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.