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Die Seele und ihr Mechanismus, Seite 15 ff. (engl.)
ist.

Wenn man diese beiden Richtungen der Psychologie betrachtet, ist es augenscheinlich, dass die moderne Psychologie grösstenteils und die populärste Richtung gänzlich materialistisch ist. Ein Studium der neuesten Bücher über Psychologie, die aus den vielen und verschiedenartigen Richtungen in Europa und Amerika hervorgehen, zeigt, dass die Mehrzahl sich in erster Linie damit befasst, der mechanistischen Philosophie der behavioristischen Richtung beizupflichten oder sie zu verwerfen. Wenn sie sich nicht hiermit befassen, dann bieten sie eine andere Form einer materialistischen Psychologie dar. W. Köhler sagt in Gestaltpsychologie, S. 349 z.B.:

«Der Laie glaubt, dass er im allgemeinen selbst direkt fühlt, warum er einmal die eine Haltung einnimmt und später eine andere; er glaubt auch, dass er meistens direkt weiss und versteht, warum er dazu geneigt ist, in einer gewissen besonderen Situation das eine zu tun und warum er unter anderen Umständen definitiv anders handelt. Seiner Ansicht nach erlebt er also direkt und wirklich viel von jenem dynamischen Zusammenhang, dessen Entwicklung mentales Leben konstituiert. Wir finden jedoch, dass die Ansicht der meisten gelehrten Psychologen der Jetztzeit diesen Glauben bekämpft und dass er ihnen gänzlich fremd ist. Von ihrem Gesichtspunkt aus ist man dazu geneigt, jetzt das eine und später das andere zu tun, weil im ersten Fall gewisse Nervenbahnen am verfügbarsten sind und im zweiten Fall gewisse andere Bahnen besonders offenstehen. Jene Menschen, in denen die meisten durchdringbaren Nervenbahnen in der Praxis gewöhnlich die richtigen und geeignetsten sind, können von Glück sagen!»

Alles ist [16] jedoch in einem verwirrten Zustand und, wie W. Durant gesagt hat: «die Psychologie hat kaum angefangen, das menschliche Benehmen und Verlangen zu begreifen, noch viel weniger es zu beherrschen; sie ist mit Mystizismus und der Metaphysik, mit Psycho-Analyse, Behaviorismus, Drüsenmythologie und anderen Krankheiten der Adoleszenz vermischt.» (Durant, W., Mansions of Philosophy, S. 376) Die Psychologie wandert in jenes Grenzgebiet des Unsichtbaren hinein, das wir mit den Worten Energie - nervöse, atomische oder vitale -, mit Kraft, ätherischen Schwingungen und elektrischen Strömen und Ladungen und der frei strömenden Kraft der Psychologen bezeichnen, welcher der Name Libido gegeben worden ist. Alle Wissenschaften scheinen auf diesem gleichen Niemandsland, auf dem Undefinierbaren, zusammenzulaufen. Vielleicht wird der Schleier, wenn er emporgehoben wird, uns das verheissene Land der Träume und Aspiration des Menschen offenbaren. Ein Geist der Ungewissheit und der Erwartung läuft mit den festen Überzeugungen und den nackten Tatsachen der modernen Wissenschaft parallel. Es ist fast, als ob die Menschheit vor dem Vorhang in einem kosmischen Proszenium stände und darauf wartete, dass er aufgeht und den nächsten Akt offenbart, an dem die Menschheit auf intelligente Weise teilnehmen kann. Es ist eine Menschheit mit einer langen Vergangenheit, viel erlangter Erfahrung und angesammeltem Wissen, die so voller Erwartung steht, aber auch eine Menschheit, die sich darüber klar ist, dass sie dazu berufen sein mag, an einer gänzlich unerwarteten Offenbarung und Entwicklung teilzunehmen, für die ihre jetzige Ausrüstung und ihr Verständnis des Lebens sich als unzulänglich erweisen mögen.

Inzwischen [17] hat die Wissenschaft in diesem kosmischen Proszenium und in der Annäherung an die Wahrheit durch verschiedene Richtungen die bekannten Tatsachen geordnet und folgert die nächstmögliche Entwicklung und fährt in ihren vielen Zweigen und Tätigkeiten auf Hypothesen fort, die, ob sie nun richtig oder falsch sind, Experiment und Prüfung verdienen. B. Russell sagt, indem er dem Ausdruck verleiht, was die Geisteshaltung für Forscher auf allen Gebieten menschlichen Wissens sein sollte: «Wir brauchen nicht so sehr den Willen zu glauben, als den Wunsch zu entdecken, was das genaue Gegenteil ist.» (Russell: Sceptical Essays (Skeptische Abhandlungen), S. 157)

Der beste Geistestyp, es mit dieser heutigen wissenschaftlichen Situation aufzunehmen, ist der skeptische, der jedoch bereit ist, überzeugt zu werden; der agnostisch, jedoch entschlossen ist, gerecht zu forschen; der Zweifel hegt und doch bereit ist, überzeugt zu werden, wenn angenommene Tatsachen sich als günstig für Demonstration erweisen; und der vor allem tolerant und sich darüber klar ist, dass die eine Wahrheit nur in den formulierten Wahrheiten der vielen erkannt werden kann. Nur der kleine Geist, der kleine Mensch, ist atheistisch, dogmatisch, zerstört durch Kritik, ist statisch und wendet dem Licht und dem neuen Tag den Rücken zu.

Dieser suchende, fragende, wissenschaftliche Typ des Denkens und der Forschung ist besonders zweckmässig in der Psychologie, dem ältesten Zweig des Weltwissens und doch dem jüngsten, um den Bereich wahren wissenschaftlichen Studiums zu betreten. Nur eine Bereitschaft, das Gebiet als Ganzes und nicht nur eine spezielle Richtung zu betrachten, nur wenn der Forscher seine Meinung zurückhält, bis mehr bekannt ist, wird er die Gefahren eines [18] Menschen vermeiden, dessen Vision begrenzt ist und der nur isolierte Punkte, aber niemals das Panorama erkennt, in dem sie liegen, der gemeine Brüche und Dezimalbrüche handhabt, ohne je eine Integraleinheit zu erreichen.

Eins der hoffnungsvollsten Zeichen der Zeit ist das wachsende Verständnis für den orientalischen Gesichtspunkt und die Neigung, ihn zu erforschen. Die Psychologie unserer beiden Hemisphären ist so grundverschieden, die Annäherung an die Wahrheit so ungleich, dass Gelehrte erst kürzlich die Möglichkeit ihrer fundamentalen Einheit und des Erscheinens einer neuen Anschauung in bezug auf den Menschen und seine Umgebung durch die Verschmelzung der östlichen und westlichen Ausdeutungen des Lebens erwogen haben. Alte Auslegungen mögen fehlgehen, doch alte Wahrheiten werden bestehen bleiben: Alte falsche Auffassungen mögen als irreführend erkannt werden, aber die Wirklichkeit wird ein klareres Licht und eine klarere Schönheit ausstrahlen. Aus der Vereinigung unserer verschiedenen Wissenschaften, Gedanken und Schlussfolgerungen mag eine neue Psychologie in Erscheinung treten, die auf dem Begreifen des Körpers, den der Mensch gebraucht und der dem Westen so bekannt ist, und dem Begreifen der Energie oder des Geistes, mit dem der Mensch seinen Körper belebt und lenkt, begründet ist. Diese - der Körper und die motivierende Energie - sind nicht antagonistisch, sondern voneinander abhängig. Sie haben eine wesentliche Einheit.

Die westliche Psychologie befasst sich in erster Linie mit dem Gerüst, mit dem greifbaren, objektiven Universum und der Reaktion des objektiven Menschen auf diese Welt. Sie befasst sich mit dem Menschen als beseeltem Körper; sie betont den Mechanismus [19] seines Wesens und das Instrument, das er gebraucht. Sie ist daher mechanistisch und befasst sich nur mit demjenigen, das Prüfungen und Experimenten unterworfen werden kann. Sie erforscht den Körper und erklärt die Gefühle und die Mentalität und sogar das, was sie die Seele nennt, in Begriffen des Körpers. Durant weist auf diese Stellungnahme mit den folgenden Worten hin: «Was das Ich oder die Seele anbetrifft, so ist sie einfach die Gesamtsumme des ererbten Charakters und der erlangten Erfahrungen des Organismus.» (Durant, W.: Mansions of Philosophy, S. 75) Die westliche Psychologie erklärt verschiedene Typen und Temperamente im Sinn des Mechanismus. Berman fasst diese Stellungnahme in seinem interessanten Buch folgendermassen zusammen:

«Das kostbarste Wissen, das wir heute über den Menschen besitzen, ist, dass er das Geschöpf seiner Drüsen mit innerer Sekretion ist. Das bedeutet, dass der Mensch als spezifischer Organismus das Produkt, das Nebenprodukt, einer Anzahl von Zellfabriken ist, welches die Teile seines Äusseren beherrscht, etwa wie die verschiedenen Abteilungen eines Autokonzerns die verschiedenen Teile eines Wagens produzieren. Diese chemischen Fabriken bestehen aus Zellen, fabrizieren spezielle Substanzen, die auf die anderen Körperzellen einwirken und somit die endlosen Prozesse, die wir Leben nennen, in die Wege leiten und sie entscheiden. Das Leben, der Körper und die Seele gehen aus den Tätigkeiten der magischen Flüssigkeit ihrer lautlosen Chemie genau so hervor, wie sich ein Baum aus Zinnkristallen durch die chemischen Reaktionen bildet, die in einer Lösung von Zinnsalzen durch einen elektrischen Strom in Gang gesetzt wurden.

Der Mensch wird von seinen Drüsen mit innerer Sekretion reguliert. Am Anfang des dritten Jahrzehntes des 20. Jahrhunderts, nachdem er, soweit wir wissen, wenigstens fünfzigtausend Jahre lang danach gerungen hat, sich selbst zu definieren und zu [20] erkennen, darf diese Zusammenfassung als die Wahrheit über sich selbst angenommen werden. Es ist eine weittragende Induktion, die von einer Unmenge von einzelnen Tatsachen unterstützt wird.» (Berman, L.: The Glands Regulating Personality (Die Drüsen, welche die Persönlichkeit bestimmen), S. 26)

Somit betont die westliche Psychologie das Physische und Sichtbare und ist auf ihrem erwählten Gebiet wissenschaftlich. Sie steht ihrer Natur nach den wertlosen und traumhaften Betrachtungen des visionären Mystikers feindlich gegenüber. Das Ergebnis ihrer Bemühungen hat darin bestanden, einen Kern von Tatsachen zu isolieren, welche die Wahrheit über den Menschen, sein Verhalten und seine Ausrüstung wirkungsvoll verkörpern. Dieses Wissen sollte sich als unschätzbar erweisen, um einen besseren Mechanismus hervorzubringen, durch den eine feinere Rasse tätig sein kann.

Die westliche Psychologie ist in ihren extremeren Richtungen aktiv deterministisch, denn sie bringt alles Fühlen, Denken und alle Tätigkeit mit dem Funktionieren der physischen Zellen und der körperlichen Organe in Beziehung. Der freie Wille wird daher grösstenteils zu Gunsten des Organismus, des Nervensystems und des Systems der Drüsen mit innerer Sekretion ausgeschlossen. Die folgenden Ausführungen bestätigen dies.

«Watson lehrt in seiner «Psychologie vom Standpunkt des Behaviorismus», dass "Emotion ein ererbtes Reaktionsmuster ist, das auf tiefgreifenden Veränderungen des ganzen körperlichen Mechanismus und besonders der inneren Organe und des Drüsensystems beruht" (S. 195), und dass "Denken die Tätigkeit des Sprachmechanismus" ist (S. 316); dass es "eine hoch integrierte körperliche Tätigkeit und weiter nichts ist" (S. 325), und dass wir, "wenn wir unbedingte körperliche Prozesse studieren, Denken studieren." Hierbei beabsichtigt Watson nicht, Denken mit der entsprechenden corticalen Tätigkeit des Gehirns zu identifizieren, - keineswegs; [21] sondern mit allen körperlichen Vorgängen, die direkt und indirekt mit gesprochener und geschriebener Sprache und Zeichensprache in Verbindung stehen - die Muskeltätigkeit der Sprachwerkzeuge, des Zwerchfells, der Hände, Finger, der Augenbewegungen usf. (S. 324). Prince, M.: Psychologies of 1925, S. 208).

Die Psychologie studiert die Welt vom Standpunkt des Menschen aus, d.h. sie studiert vom Nervensystem abhängige Erfahrung, während die Physik Erfahrung studiert, als ob sie unabhängig vom Nervensystem existierte. Die Psychologie sollte daher innerhalb der allgemeinen Wissenschaften als eine Disziplin klassifiziert werden, welche die allgemeinen Züge des Denkaspektes blosslegt, wobei der Denkaspekt als "die Gesamtsumme der von einem Nervensystem abhängigen menschlichen Erfahrung definiert wird". Die Psychologie studiert die gesamte Umgebung, die nur in dem Augenblick als existierend angesehen wird, wenn sie das (menschliche) Nervensystem beeinflusst, während die Physik die ganze Umgebung so studiert, als ob sie über den Augenblick hinaus existierte, wo sie das (menschliche) Nervensystem beeinflusst. (Hunter, W. S.: Psychologies of 1925, S. 95)

«Drittens schliesst der Glaube des Vertreters der mechanistischen Auffassung zwei Voraussetzungen in sich, die wir sorgfältig unterscheiden müssen, denn eine von ihnen mag falsch sein, obwohl die andere auf Wahrheit beruhen mag. Diese beiden Voraussetzungen sind erstens, dass alle Prozesse in der Welt im Grunde nur ein und dieselben sind, zweitens, dass alle diese Prozesse derart sind, wie sie allgemein von allen physischen Wissenschaften in ihren Auslegungen der anorganischen Natur angenommen werden, nämlich mechanistische oder genau festgelegte und daher genau vorhersagbare Ereignisse.» (Mc Dougall, W.: Psychologies of 1925, S. 303)

Rubin sagt: «Die physische Erscheinung des einzelnen, seine Charakterzüge oder was die Chemie seiner Seele genannt werden könnte, werden in einem grossem Mass durch Art und Menge der [22] inneren Sekretion seiner verschiedenen Drüsen demonstriert.» (Rubin, H.: Your mysterious Glands (Deine geheimnisvollen Drüsen), S. 54)

Einige Richtungen gehen so weit, das Bewusstsein gänzlich abzuleugnen und es (der östliche Forscher würde sagen rechtmässig) als dem Stoff innewohnend zu betrachten. Leary sagt: «Bewusstsein charakterisiert Nerven ebenso, wie Schwingung andere Formen der Materie.» (Leary, D. H.: Modern Psychology: Normal and abnormal (Moderne Psychologie, normal und anormal), S. 116)

So wird das Bewusstsein an anderer Stelle definiert als ,eine komplexe

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.