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Das Bewusstsein des Atoms, Seite 115 ff. (engl.)
keine grossen Lücken zwischen dem einen Naturreich und einem anderen und zwischen dem einen Gewahrseinszustand und dem nächsten haben, sondern eine allmähliche Entwicklung eines Bewusstseins, an dem wir, jeder einzelne von uns, teilgehabt haben und teilhaben werden. Wenn wir uns diese Universalität der Einweihung vergegenwärtigen, wird unsere diesbezügliche Vorstellung richtigere Proportionen gewinnen. Jedesmal, wenn wir uns unserer Umgebung mehr gewahr werden und unser mentales Fassungsvermögen zunimmt, bedeutet das in einem winzigen Massstab eine Einweihung. Und jedesmal, wenn unser Horizont sich erweitert, wir umfassender denken und sehen gelernt haben, ist das eine Einweihung, und hierin liegt für uns der Wert des Daseins überhaupt und die Grösse der uns gebotenen Gelegenheit.

Eines möchte [116] ich noch ausdrücklich betonen: Jede Einweihung muss von uns selbstinitiiert werden. Das Endstadium, wenn entscheidende Hilfe uns aus anderen Quellen zufliesst, wird nicht deshalb erreicht, weil es «grosse Wesen» gibt, die begierig darauf warten, uns zu helfen, uns aufzusuchen und emporzuheben. Diese Hilfe kommt uns zu, weil wir die notwendige Arbeit geleistet haben und nichts kann das Ereignis aufhalten. Es ist unser Recht. Die das Ziel schon erreicht haben, wollen und können uns helfend beistehen und tun es auch; aber ihre Hände sind gebunden, solange wir nicht unseren Teil zu dem Unternehmen beigetragen haben. Nichts aber, was wir je tun, um unsere Brauchbarkeit in der Welt zu steigern, kein Schritt zur Herausbildung besserer Körper, keine Anstrengung zur Erreichung von Selbstkontrolle und zur besseren Ausrüstung unseres Mentalkörpers ist je verloren. Das alles fügen wir der Gesamtheit hinzu, die wir anhäufen und die uns eines Tages zu einer grossen Offenbarung führen wird, und jede tägliche und stündliche Bemühung lässt die Energieflut anschwellen die uns zum Tor der Einweihung tragen wird. Das Wort «Initiation» bedeutet hineingehen. Das heisst einfach, dass ein Initiant einer ist, der die ersten Schritte in das Reich des Geistes getan und die ersten aus einer Reihe geistiger Offenbarungen erlebt hat, von denen jede der Schlüssel zu einer noch grösseren Erkenntnis ist.

SECHSTER VORTRAG

DAS ZIEL DER EVOLUTION

Ich fühle [119] mich sehr wenig wohl dabei, wenn ich eine Überschrift wie diese, «Das Ziel der Evolution» so einfach ausspreche; denn es ist mir klar, dass ich weiter nichts tun kann, als bestimmte Mutmassungen und Ergebnisse meiner Vorstellung vor Ihnen auszubreiten. Natürlich ist es dem endlich begrenzten Denken nicht möglich, den Plan der Gottheit genau zu beurteilen. Wir können einzig die Geschichte der Vergangenheit studieren, gegenwärtige Zustände untersuchen, die rassischen und naturgegebenen Tendenzen einigermassen bestimmen und auf diese Weise so folgerichtig wie möglich den verschiedenen, bisher zurückgelegten Schritten und Stufen nachgehen. Es ist uns lediglich gestattet, von der soliden Basis vorhandener Tatsachen und Wissensergebnisse auszugehen, sie dann alle zusammenzufügen und uns schliesslich aus dem Aggregat eine Hypothese von dem, was das mögliche Ziel sein könnte, zu bilden. Darüber hinaus können wir nicht gehen.

Bei unseren Gesprächen über Evolution, wie ich im ersten Vortrag erwähnte, handelt es sich bis zum gewissen Grad um mutmassliche Voraussetzungen und daraus ableitbare Möglichkeiten. Bestimmte Dinge wissen wir und bestimmte Wahrheiten wurden [120] festgestellt; aber sogar die Tatsachen der Wissenschaft, zum Beispiel, über die noch vor vierzig Jahren so viel geredet wurde und die mit allem Nachdruck verfochten wurden, werden nicht mehr als Tatsachen anerkannt und heute weder angewandt noch so drastisch und leidenschaftlich verkündet, wie damals. Die Wissenschaft selbst erkennt Jahr für Jahr mehr, dass ihr Wissen äusserst relativ ist. Je mehr ein Mensch begreift und weiss, desto weiter wird der Horizont, der sich ihm eröffnet. Wissenschaftler wagen sich bereits in die subtileren Ebenen der Materie vor und damit in die Bereiche des Unbewiesenen, deren Existenz, was wir nicht vergessen sollten, sich die Wissenschaft noch vor kurzem geweigert hat, zuzugeben. Wir überschreiten die uns als «feste Materie» bekannte Sphäre und betreten die Bereiche, die gemeint sind, wenn wir von «Energiezentren», «negativer und positiver Kraft» und «elektrischen Phänomenen» sprechen; damit verlagert sich aber der Akzent mehr und mehr auf Qualität als auf das, was mit Substanz bezeichnet wurde. Je weiter wir in die Zukunft schauen, je ausgedehnter unsere Spekulationen werden und je mehr wir versuchen telepathische, psychische oder andere Erscheinungen zu erklären desto tiefer werden wir in das Gebiet vordringen, das für uns jetzt das Subjektive und Unterbewusste ist und desto mehr werden wir gezwungen sein, uns in Begriffen von Qualität oder Energie auszudrücken.

Falls es uns überhaupt gelingt, das Ungewöhnliche oder das bisher noch Unerklärliche zu erklären und die Realität des Okkulten nachzuweisen, dann werden wir einen Zustand schaffen, der fast paradox zu nennen wäre. Denn dann werden wir Schritt für Schritt das Subjektive zum Objektiven machen.

Das Thema, mit [121] dem ich mich jetzt beschäftigen werde, geht uns sehr nahe an: nämlich das Erreichen jenes Gruppenbewusstseins durch den Menschen, das sein Ziel ist, und die Erweiterung seines kleinen Bewusstseins, bis es dem Grossen Bewusstsein entspricht von dem es umschlossen ist. Sie werden sich erinnern, dass ich meinen Versuch, den Unterschied zwischen Selbst-Bewusstsein, Gruppen-Bewusstsein und Gott-Bewusstsein zu erklären, durch den Hinweis beleuchtet habe, dass im kleinen Atom der Substanz im physischen Körper, in diesem winzigen zentralen Leben, das zur Konstitution der menschlichen Form gehört, wir eine Entsprechung zum Selbst-Bewusstsein des Menschen vor uns haben; dass das Leben unseres physischen Körpers, wenn man ihn in jeder einzelnen seiner Abteilungen als Ganzes betrachtet, für die kleine in sich abgeschlossene Zelle dasselbe ist, wie für uns das Gruppen-Bewusstsein; dass ferner das Bewusstsein des wirklichen Menschen, nämlich die beseelende Wesenheit im Körper, für dieses Atom das ist, was «Gott-Bewusstsein» für uns wäre, und ebenso unerklärlich und fern. Und wenn wir dieses Konzept des Atoms in unserem Körper und seine Beziehung zum Menschen (den wir das menschliche Atom genannt haben), ausdehnen können, indem wir ihn als eine Einheit in einem noch grösseren Körper betrachten, dann können wir für die Grundverschiedenheit zwischen diesen drei Bewusstseinsstrahlen einiges Verständnis gewinnen. Es gibt [122] eine hochinteressante Analogie zwischen der Evolution des Atoms und der des Menschen (und ich nehme daher an, dass sie auch für die planetarische Gottheit und den Sonnenlogos gilt) in den beiden Entwicklungsmethoden, die sie verfolgen. Wir haben gesehen, dass das Atom sein eigenes atomares Leben besitzt, und dass jedes Substanzatom im Sonnensystem gleichermassen in sich selbst ein kleines System ist, denn es besitzt ein positives Zentrum oder eine zentrale Sonne, mit den Elektronen oder dem negativen Aspekt, die in ihren Bahnen um sie rotieren. Solcherart ist das innere Leben des Atoms mit seinem selbstzentrierten Aspekt. Wir bemerkten auch, dass das Atom heute auf einer anderen, neueren Linie studiert wird, nämlich jener der Radioaktivität, und es sich in vielen Fällen zeigt, dass aktive Strahlung stattfindet. Es ist nicht möglich vorauszusagen, wohin diese Entwicklung genau führen wird, denn die Erforschung radioaktiver Substanzen steckt noch in den Kinderschuhen und man weiss faktisch noch wenig. Viele der früheren Lehren der Physik sind durch die Entdeckung des Radiums revolutioniert worden und je mehr die Wissenschaftler entdecken, desto deutlicher zeigt sich (wie sie selbst erkennen), dass wir an der Schwelle gewaltiger Entdeckungen und im Vorfeld tiefgreifender Erkenntnisse stehen.

Im Menschen können, je mehr er sich fortentwickelt, diese zwei Stadien ebenfalls erkannt werden. Zunächst das frühe oder atomische Stadium, wo das Interesse des Menschen in ihm selbst, innerhalb seiner eigenen Sphäre zentriert und diese Selbst-Zentriertheit das Daseinsgesetz ist, ein [123] notwendiges, schutzbietendes Evolutionsstadium. Er ist eindeutig egozentrisch und hauptsächlich mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Hierauf folgt später eine Stufe, in der das Bewusstsein des Menschen sich zu erweitern beginnt, seine Interessen sich zum Teil schon ausserhalb seiner eigenen, begrenzten Sphäre verlagern und die Periode einsetzt, in der er ein Gefühl für die Gruppe bekommt, zu der er gehört. Diese Stufe könnte als die Entsprechung zum Stadium der Radioaktivität angesehen werden. Er ist jetzt nicht nur ein selbstzentriertes Leben, sondern fängt schon an, einen deutlichen Einfluss auf seine Umgebung auszuüben. Er wendet seine Aufmerksamkeit vom eigenen, persönlichen, selbstsüchtigen Leben ab und sucht nach seinem grösseren Zentrum. Er ist nun nicht mehr nur ein Atom, sondern wird seinerseits zu einem Elektron und kommt damit unter den Einfluss des grossen zentralen Lebens, das ihn innerhalb seiner Einflusssphäre hält.

Wenn es sich so verhält, können wir innerhalb des Lebens der planetarischen Gottheit analoge Stadien erwarten und das wäre vielleicht die Erklärung für so manche Veränderungen und Geschehnisse auf dem Planeten. Häufig halten wir Ereignisse auf der Welt für die Auswirkungen menschlicher Aktivität. So wird der Weltkrieg zum Beispiel zumeist als eine Folge menschlicher Fehler und Schwächen angesehen. Vielleicht trifft das zu, denn zweifellos haben wirtschaftliche Zustände und menschliche Ambitionen weitgehend an seinem Zustandekommen mitgewirkt; aber er könnte vielleicht ebensogut teilweise auf die Auswirkungen des grossen zentralen Lebens zurückzuführen sein, dessen Bewusstsein dem unseren noch nicht zugänglich ist und das seine eigenen Pläne, Absichten und Ideale hat und, möglicherweise, seine Experimente [124] mit dem Leben macht. In einem viel gewaltigeren Massstab und auf seiner eigenen hohen Ebene lernt auch dieser planetarische Geist zu leben, lernt neue Kontakte und ist ebenso, wie wir dabei, sein Bewusstsein zu erweitern. Er durchläuft also ebenso, wie Sie und ich, einen Lernprozess. Ebenso kann es sich mit dem Sonnensystem verhalten und mit Geschehnissen so ungeheuren Ausmasses, dass sie unserem Gesichtskreis gänzlich entschwinden. Vielleicht gibt es innerhalb des Sonnensystems Vorgänge, die auf die Durchführung der Pläne der Gottheit oder des Logos zurückzuführen sind, jenes zentralen Lebens, das die Energiequelle innerhalb des Sonnensystems ist. Ich weiss es nicht, aber sich darüber Gedanken zu machen, ist interessant genug und es kann nicht schaden, wenn das Ergebnis einer solchen Spekulation sich für uns in umfassenderer Vision, weitreichenderer Toleranz und in mehr und weiserem Optimismus auswirkt.

Nachdem wir gesehen haben, dass die beiden Stadien der atomaren und der Radioaktivität für die Evolution aller Atome im Sonnensystem charakteristisch sind, wollen wir nun untersuchen, wie die verschiedenen Entwicklungen aussehen, die zu erwarten sind, während sich das Bewusstsein im menschlichen Atom fortentwickelt. Auf diesen menschlichen Typ des Bewusstseins möchte ich unsere Aufmerksamkeit konzentrieren, weil es die zentrale [125] Evolution im Sonnensystem ist. Wenn die drei Aspekte des göttlichen Lebens zusammengebracht werden - das innewohnende Leben oder der Geist, die materielle Form oder der Substanzträger sowie der Faktor der intelligenten Aktivität - werden sich einige spezifische Resultate ereignen: Es wird allmählich ein Bewusstsein besonderer Art hervorkommen; es wird sich psychische Qualität entwickeln; die Wirkung des subjektiven Lebens auf die materielle Form wird deutlich; die Form wird für gewisse, spezifische Zwecke verwendet werden und die innewohnende Wesenheit wird bestimmte Qualitäten erreichen. Die wahre Natur des zentralen Lebens, sei es Gott oder der Mensch, wird während eines Lebenszyklus manifestiert werden, ob es sich um ein solares oder menschliches Leben handelt. Das gilt für Sie ebenso, wie für mich; und es gilt wahrscheinlich für den planetarischen Logos und, wenn es auf ihn zutrifft, dann auch auf einen Sonnenlogos.

Lassen Sie uns, soweit möglich, versuchen, einigen der verschiedenen Entwicklungen im Zusammenhang mit unseren vier Atomtypen zu folgen - dem Substanzatom, dem menschlichen, dem planetarischen und dem kosmischen Atom. Eine der ersten und wichtigsten Entwicklungen wird die bewusste Reaktion auf jegliche Schwingung und jeden Kontakt sein, das heisst, die Reaktionsfähigkeit auf das Nicht-Selbst auf jeder Ebene. Ich will das deutlich machen. Ich könnte hier in dieser Stadt in einen Versammlungsraum gehen und eine Zuhörerschaft um mich versammeln, die aus ungelernten Arbeitern und Analphabeten bestünde, könnte zu ihnen sprechen und vor ihnen wiederholen, was ich zum Beispiel heute Abend gesagt habe, und würde keinerlei Widerhall finden. Aber [126] ich könnte auch hingehen und ihnen einen Vortrag halten, wie ich ihn etwa vor zehn Jahren gehalten hätte, auf streng religiöser oder biblischer Basis, und bekäme sehr rasch eine Reaktion. Hier geht es nicht um die Frage, richtig oder falsch, sondern einfach um die Unterschiedlichkeit der verschieden abgestuften Fähigkeiten und Menschentypen, in ihren jeweils verschiedenen Evolutionsstadien, auf Kontakt und Schwingung zu reagieren. Das heisst ganz einfach, dass bestimmte Menschen auf einer Stufe stehen, wo sie durch einen emotionalen Appell erreicht und auf der Linie ihres eigenen, persönlichen Seelenheils angesprochen werden können, da sie sich noch im früheren, dem «atomaren» Stadium befinden. Es gibt ein weiteres Stadium, das dieses einschliesst, uns aber befähigt, auch auf einen intellektuellen Appell anzusprechen, der ein gewisses Interesse und eine gewisse Befriedigung an solchen Diskussionen weckt, wie wir sie verfolgt haben und das bedeutet, dass Themen untersucht werden, die bereits die Gruppe betreffen, um nur ein Beispiel zu nennen. Aber beide Stufen sind gleichermassen gerechtfertigt.

Dieser Gedanke lässt sich auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Es ist durchaus möglich, dass grosse Menschen unseren Weg kreuzen, dass wir wunderbaren Männern und Frauen begegnen, von ihnen aber gar nicht beeindruckt sind; wir gehen an ihnen vorüber, ohne sie zu erkennen und lassen uns entgehen, was sie

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.