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Das Bewusstsein des Atoms, Seite 72 ff. (engl.)
und der offensichtlich bevorstehenden Auflösung [72] der Zivilisation. Wir müssen uns jetzt durch die Erkenntnis ermutigen, dass das alles nur deshalb geschieht, weil das Leben innerhalb dieser Formen so stark wird, dass es sie als Kerker und Begrenzung empfindet; und wir müssen uns ins Gedächtnis rufen, dass diese Übergangsperiode die Zeit der grössten Verheissung ist, welche die Welt je gesehen hat. Darum gibt es keinen Anlass für Pessimismus und Verzagtheit, sondern nur für weitreichendsten Optimismus. Viele sind heute verstört und beunruhigt, weil die Fundamente zu wanken scheinen und die sorgfältig gehüteten, zärtlich geliebten Gebäude des religiösen Denkens und Glaubens und der philosophischen Erkenntnisse einzustürzen drohen. Aber unsere Ängste kommen nur daher, weil wir zu sehr von der Form eingenommen sind und zu sehr mit unserem «Kerker» beschäftigt waren; und wenn der Zerfall jetzt einsetzt, dann nur, damit das Leben sich selbst neue Formen errichten und sich dadurch entwickeln kann. Das Werk des Zerstörers ist ebenso das Werk Gottes wie das des Erbauers; und der grosse Zerstörergott muss die Formen zuerst zerschmettern und niederreissen, damit das Werk des Erbauers möglich wird und der Geist sich angemessener zum Ausdruck bringen kann.

Vielen [73] von Ihnen mögen diese Ideen neuartig, phantastisch und unhaltbar erscheinen. Doch selbst wenn sie nur Hypothesen sind, werden sie sich als interessant genug erweisen und uns einen möglichen Schlüssel zum Mysterium in die Hand geben. Wir sehen, wie Zivilisationen sich auflösen, wie die religiösen Gebäude brüchig werden, wir sehen, wie Philosophien erfolgreich angegriffen und die Fundamente der materialistischen Wissenschaft erschüttert werden. Doch, genau besehen, was sind Zivilisationen? Was sind die Religionen? Was sind die grossen Rassen? Einfach Formen, vermittels derer das grosse, dreifältige zentrale Leben, das unseren Planeten beseelt, sich auszudrücken sucht. Ebenso, wie wir uns durch das Mittel einer physischen, emotionalen und mentalen Natur ausdrücken, drückt er sich durch die Totalität der Naturreiche aus und durch die Völker, Rassen, Religionen, Wissenschaften und Philosophien, die zurzeit bestehen. Während sein Leben durch jede Region seines Seins pulsiert, folgen wir als Zellen und Atome innerhalb dieser grösseren Manifestation jedem Übergang und werden von einer Stufe zur nächsten mitgerissen. Während die Zeit fortschreitet und unser Bewusstsein sich ausdehnt, werden wir immer mehr in ein Wissen um seinen Plan, wie er ihn zur Auswirkung bringt, hineinwachsen und schliesslich werden wir imstande sein, gemäss seiner essentiellen Absicht mit ihm zusammenzuarbeiten.

Um [74] den zentralen Gedanken dieses Vortrags zusammenzufassen: Wir wollen versuchen uns darüber klar zu werden, dass es so etwas wie anorganische Materie gar nicht gibt, sondern dass jedes Atom ein Lebewesen ist. Wir wollen erkennen, dass alle Formen lebende Formen sind und dass jede nur der Ausdrucksträger irgendeiner innewohnenden Wesenheit ist. Wir wollen versuchen zu verstehen. dass dies gleicherweise auf die Aggregate aller Formen zutrifft. Damit haben wir den Schlüssel zu uns selbst und vielleicht den Schlüssel zum Mysterium des Sonnensystems.

VIERTER VORTRAG

DIE EVOLUTION DES MENSCHEN, DES DENKERS

Das ist [77] der vierte einer Reihe von Vorträgen während des vergangenen Monats, durch die es vielleicht gelungen ist, uns eine Vorstellung über eines der fundamentalsten Prinzipien zu vermitteln, die der Evolution zugrundeliegen und deren Auswirkung im Sonnensystem erkennbar ist.

Lassen Sie uns zunächst kurz rekapitulieren, damit wir uns dem heutigen Gegenstand mit bestimmten, klar formulierten Ideen annähern können. Wir erkannten, dass unsere Interpretation der Naturabläufe ein dreifaches Konzept nötig macht, das sich mit dem Lebensaspekt, mit dem Substanzaspekt und mit deren enger Wechselbeziehung durch die Fähigkeit der Intelligenz beschäftigt, die sich als Bewusstsein der einen oder anderen Art manifestiert. Diese Wechselbeziehung wird am Ende (durch das Mittel Materie) den vollendeten Ausdruck der bewussten Absicht einer innewohnenden Entität hervorbringen. Ich möchte die Tatsache hervorheben, dass ich mir zum Ziel gesetzt habe, Ihnen eine Hypothese und eine Anregung zu unterbreiten, die in sich den Keim einer möglichen Wahrheit enthalten, die einigen von uns als der verständlichste Weg erscheint, das Geheimnis des Universums zu erklären

Wir sahen [78] die drei Teile des einen grossen Ganzen, nämlich Geist oder Leben, das sich durch einen zweiten Faktor manifestiert, den wir Substanz oder Materie nennen und das einen dritten Faktor benützt, der von uns Intelligenz genannt wird. In der graduellen Synthese dieser drei die Gottheit ausmachenden Aspekte kann die Evolution des Bewusstseins erkannt werden.

Wir kamen dann zu einer mehr technischen Diskussion des Gegenstands Substanz selbst, beschäftigten uns jedoch nicht mit den differenzierten Substanzen oder Elementen, dafür aber mit dem Gedanken einer anfänglichen oder Ur-Substanz und versuchten soweit wie möglich zu dem vorzustossen, was von Sir William Crookes als «Protyle» bezeichnet wird oder zu dem, was hinter dem Berührbaren oder Objektiven liegt. Bei Betrachtung des Atoms ergab sich, dass dessen neueste Definition besagt, es sei in Wirklichkeit eine Kraft oder Energieeinheit, bestehend aus einer positiven elektrischen Ladung, die eine Anzahl negativer Teilchen mit Energie versorgt. Es wurde uns klar, dass das winzige Atom des Chemikers und Physikers in sich selbst ein Sonnensystem ist, mit der gleichen generellen Anordnung wie das grössere System, das eine ähnliche Aktivität aufweist und von analogen Gesetzen geleitet wird. Wir sahen, dass in ihm eine zentrale Sonne ist und dass um diese zentrale Sonne die Elektronen erblickt werden können, wie sie ihre vorgeschriebenen Runden ziehen. Wir haben auch die Tatsache festgestellt, dass die Elemente nur hinsichtlich Zahl und Anordnung ihrer Elektronen um die zentrale positive Ladung [79] voneinander abweichen. Von da gingen wir über zur Betrachtung der Seele oder Psyche des Atoms und hörten, dass Wissenschaftler die Wahrheit anerkennen, dass Atome selbst Qualität besitzen, Denk oder Intelligenzsymptome aufweisen und unterscheiden, aussondern und auswählen können.

Wir haben dann etwas ausgesponnen, was wie ein Märchen klingt. Wir schilderten den Menschen als ein Atom und spürten seiner Ähnlichkeit mit einem Atom nach; dabei ergab sich, dass er durch seine Anziehungskraft die Materie seiner verschiedenen Körper, des mentalen, emotionalen und physischen, in genau der gleichen Weise in seiner Einflusssphäre hält, wie die Elektronen um ihren zentralen Mittelpunkt in Umlauf gehalten werden. Diese Idee liess sich noch erweitern, und wir wandten unsere Aufmerksamkeit dem Planeten zu, den wir seiner Natur nach als dem menschlichen Atom ähnlich schilderten, und auch dem letzten Atom der Substanz, das nichts ist als die Lebensäusserung eines sich in sphäroidischer Form manifestierenden Lebewesens, das einen intelligenten Zweck auswirkt. Dann erreichten wir den Höhepunkt unserer Überlegungen mit der Betrachtung des Sonnensystems als eines kosmischen Atoms, beseelt durch das Leben des Logos.

Damit haben wir vier Arten von Atomen in unsere Betrachtung einbezogen:

Erstens, das Atom des Chemikers und Physikers.

Zweitens, das menschliche Atom oder den Menschen.

Drittens, [80] das planetarische Atom, beseelt durch einen planetarischen Logos oder den Himmlischen Menschen.

Viertens, das solare Atom, dem der Sonnenlogos oder die Gottheit innewohnt.

Wenn wir mit unserem Grundkonzept recht haben, wenn unsere Hypothese ein Körnchen Realität enthält und wenn es in unserer Idee vom Atom, aus dem die Elemente gebaut sind, eine Wahrheitsgrundlage gibt, dann muss das Atom als ein Leben anerkannt werden, das auf intelligente Weise durch das Mittel einer Form wirkt. Dann kann vielleicht auch bewiesen werden, dass der Mensch in gleicher Weise ein Leben oder Energiezentrum ist, das sich durch seine Körper manifestiert und es kann möglicherweise demonstriert werden, dass ein Planet ebenfalls das Ausdrucksmittel für ein noch grösseres Energiezentrum ist, und dass weiter, nach dem Gesetz der Analogie, vielleicht in ferner Zeit bewiesen werden kann, dass es hinter der materiellen Natur einen Gott oder ein zentrales Leben und eine Entität gibt, die bewusst durch das Sonnensystem wirksam ist.

In unserem letzten Vortrag griffen wir noch eine weitere Manifestationsphase auf. Wir studierten das Atom selbst und überlegten, wie es in Beziehung zu anderen Atomen tritt und durch deren wechselseitige Kohärenz Gruppen oder Anhäufungen von Atomen bildet. Mit anderen Worten, wir gingen dem Atom nach, wie es in die verschiedenen Formen innerhalb der einzelnen Naturreiche eingebaut wird und fanden, dass im Evolutionsprozess die Atome selbst zu anderen und grösseren Zentralpunkten hingezogen und ihrerseits zu Elektronen werden. Jede Form ist somit nur ein Aggregat kleinerer Leben.

Sehr [81] kurz berührten wir dann die verschiedenen Naturreiche und verfolgten die Entwicklung der Seele oder Psyche in ihnen allen. Dem Atom hatten wir bereits Intelligenz oder Unterscheidungsvermögen zugesprochen und fanden, dass beim Formenaufbau im Mineral, Pflanzen und Tierreich das aufzuscheinen beginnt, was wir unter Empfindungsvermögen verstehen, und damit erkannten wir die Rudimente von Emotion oder Gefühl in embryonalem Zustand - die Widerspiegelung der Liebe auf der physischen Ebene. Hiermit haben wir den einen Aspekt der dreifachen Natur Gottes, der Intelligenz, die sich durch das Atom demonstriert; und vermittels der Form sehen wir die Liebe oder Qualität der Anziehung sich manifestieren. Dasselbe kann in der Erkenntnis ausgedrückt werden, dass in diesen beiden Aspekten des zentralen göttlichen Lebens die dritte Person der logoischen Trinität mit der zweiten zusammenwirkt; nämlich, dass die intelligente Aktivität der Gottheit, oder der «Heilige-Geist-Aspekt» in Verbindung mit dem zweiten, oder «dem Sohn» wirkt, welcher der Erbauer der Formen ist. Dies ist in sehr interessanter Weise in den Sprüchen Salomonis VIII ausgedrückt, wo die Weisheit laut ausruft (Weisheit repräsentiert im Alten Testament den Christus-Aspekt) und erklärt, er (der Sohn) sei bei Gott gewesen, noch ehe die Schöpfung war, und dann fortfährt, «als Er die Grundfesten der Erde bestimmte, war Ich bei [82] Ihm als Sein Werkmeister oder Erbauer». Für Studierende wäre es nützlich, dieses Kapitel einmal in Verbindung mit den hier formulierten Gedanken zu lesen, wobei zu raten ist, auf möglichst genaue Übersetzung zu achten.

Wir kommen nun zu unserem heutigen Thema, zur Evolution des Menschen, des Denkers. Es wird sich erweisen, dass im Menschen ein weiterer Aspekt der Göttlichkeit hinzutritt. Robert Browning greift im «Paracelsus» auf, was wir eben erwogen haben und fasst es in den fesselnden Worten zusammen:

»So wohnt er (Gott) in Allem. Vom ersten,

leisesten Beginn des Lebens

bis hin zum Menschen, als

der Vorerfüllung seines Plans,

ergänzend diese Lebenssphäre:

Denn über alle Welt hin waren

verstreut noch alle Elemente -

drum baten sie, unfertige Fragmente,

doch einmal Eins zu sein,

verwebt zu werden einem wunderhaften Ganzen.

Und Ahnung war in ihnen, dass einmal

doch eine Kreatur sein könnte,

die endlich jenen Zielpunkt würde schaffen,

wo all die heimatlosen Strahlen

sich würden treffen können -

um aufzugeh'n im hohen Rang des Menschen.»

Nachdem wir also zwei Aspekte des Göttlichen im Atom und in der Form entdeckt haben, werden wir die Dreiheit im Menschen vervollständigt finden. Es heisst, der Mensch sei nach dem Bilde Gottes gemacht und deshalb können wir auch erwarten, dass er [83] diese dreifache Natur des Logos widerspiegelt. Er muss Intelligenz demonstrieren, Liebe erkennen lassen und Willen bekunden. Sehen wir uns einige der Definitionen des «Menschen» aus dem Lexikon und ähnlichen Quellen an. Im «Standard Dictionary» findet sich eine höchst belanglose, sie lautet: «Der Mensch ist ein Individuum der menschlichen Rasse» und darauf folgt eine lange Liste von Ableitungen des Wortes «Mensch» durch alle bekannten Sprachen hindurch, die mit der Feststellung schliesst, viele dieser Ableitungen seien unglaubwürdig. Meiner Auffassung nach ist am befriedigendsten die aus der Wurzel des Sanskritwortes «man» hergeleitete: «Der Eine, der denkt». Annie Besant gibt in einem ihrer Bücher folgende ausserordentlich klare Definition: «Der Mensch ist das Wesen, in welchem die höchste Geistigkeit und die niederste Materie durch Intelligenz verbunden sind.» Hier wird der Mensch als Treffpunkt aller drei Evolutionslinien, Geist, Materie und verbindender Intellekt, geschildert; er wird als derjenige dargestellt, der das Selbst, das Nicht-Selbst und die Verbindung zwischen Beiden vereint und wird gesehen als der Wissende, das Gewusste und das Wissen selbst. Was ist der Zweck des Intellekts und des Wissens? Bestimmt dient er zur Anpassung der materiellen Form an die Notwendigkeiten und Bedürfnisse des innewohnenden Geistes; mit Sicherheit soll er den Denker im Körper befähigen, diesen intelligent und zu einem bestimmten Zweck zu benutzen; und sicherlich ist er deshalb existent, damit die zentrale, energiespendende Einheit ihren negativen [84] Aspekt konstruktiv steuern kann.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.