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Das Bewusstsein des Atoms, Seite 31 ff. (engl.) |
bemühe mich deshalb, einige Anstösse zu geben, die uns vielleicht hilfreich sein
können, unser Denkvermögen diesem grossen Problem Materie anzunähern. Bei
Betrachtung des Substanzaspekts der Manifestation wurde dieser gewöhnlich als
«Sache für sich» angesehen; und erst seit kurzem fängt so etwas wie «die
Psychologie der Materie» an, durch die Forschungen und Schlussfolgerungen
weitherzigerer Wissenschaftler dem Publikum vor Augen gebracht zu werden.
Sie werden [32] sich erinnern, dass ich letzthin allgemein und ausführlich versuchte, Ihnen deutlich zu machen, dass es drei Richtungen gibt, um dem Studium des materiellen Universums näherzukommen. Da ist zunächst die Linie, die lediglich den Materieaspekt betrachtet und sich nur damit beschäftigt, was gesehen, berührt und bewiesen werden kann. Eine zweite - etwa als «Supranaturalismus» zu bezeichnen - berücksichtigt weniger die materielle Seite der Dinge als das, was das Göttliche genannt wird; ihr Gebiet ist der Lebens und der Geistaspekt, und Leben sieht sie als eine Kraft an, die ausserhalb des Sonnensystems und des Menschen existiert die sie aber als grosses schöpferisches Agens einstuft, welches das objektive Universum erschafft und leitet, trotzdem es selbst ausserhalb ist. Diese beiden Gedankenrichtungen sehen wir von den rein materialistischen Wissenschaftlern, den orthodoxen Christen und den Deisten jeden Glaubens vertreten. Als nächstes wies ich auf den dritten Zugang zum Problem hin, wir nannten es die «idealistische» Anschauung. Diese berücksichtigt die materielle Form, aber ebenso auch das Leben in ihr und postuliert ein Bewusstsein oder eine Intelligenz, die sich mit Hilfe dieser äussern Form entwickelt. Sie werden gemerkt haben, dass dies die Richtung ist, auf die ich bei diesen Vorträgen besonderen Nachdruck legen werde. Kein Redner ist ja imstande, sich völlig von seinem eigenen Standpunkt abzusetzen; und ich habe mir hier selber die Aufgabe gestellt, diesem Weg zu folgen, denn für mich bedeutet er die Synthese der anderen zwei, fügt ihnen aber noch bestimmte Konzepte hinzu, die in Vereinigung mit den anderen ein zusammenhängendes Ganzes entstehen lassen. An Ihnen ist es, zu entscheiden, ob dieser dritte Standpunkt logisch, vernünftig und klar ist. Die allergewöhnlichste Tatsache [33] in unser aller Leben ist die der materiellen Welt, der Welt, die wir sehen, mit der wir mittels der fünf Sinne in Berührung kommen können, und die von den metaphysischen Denkern das «Nicht-Selbst» genannt wird oder das, was für jeden von uns «Objekt» ist. Wie wir wissen, besteht die Arbeit des Chemikers darin, alle bekannten Substanzen auf ihre allereinfachsten Elemente zurückzuführen, und noch vor kurzem glaubte man dies befriedigend erreicht zu haben. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bezifferte man die Anzahl der bekannten Elemente auf 70 - 80. Nun wurde aber im Jahre 1898 ein neues Element, das Radium, entdeckt, eine Entdeckung, die das Denken der Welt über Materie und Substanz vollständig revolutionierte. Blättert man die alten Schriften oder Wörterbücher aus dem vorigen Jahrhundert durch, um die Definition des Atoms zu finden, findet man gewöhnlich Newton zitiert: «das Atom ist ein hartes, unteilbares, letztes Partikel», also etwas, das fernere Unterteilung nicht erlaubt. Es wurde als endgültig letztes Atom im Universum anerkannt und von den Gelehrten der Viktorianischen Aera als «Grundstein des Universums» bezeichnet. Man nahm an, so weit wie möglich gegangen zu sein und gefunden zu haben, was aller Manifestation und dem Objektiven überhaupt zugrundeliegt. Aber als das Radium und die anderen radioaktiven Stoffe erkannt worden waren, sah man sich einem völlig neuen Aspekt gegenüber; denn es war klar geworden, dass das als letzte Einheit angenommene Partikel [34] dies keineswegs war. Die Definition des Atoms (nach dem «Standard Dictionary») heisst nun: «Ein Atom ist ein Kraftzentrum, eine Phase elektrischer Phänomene, ein Energiezentrum, aktiviert durch seine eigene innere Struktur, das Hitze oder Strahlung abgibt.» Ein Atom sei deshalb (wie Lord Kelvin 1867 annahm) ein «Wirbel-Ring» oder Kraftzentrum und nicht ein Partikel dessen, was wir als berührbare Substanz verstehen. Dieses allerletzte Partikel der Materie ist jetzt erwiesen worden als aus einem positiven Energiekern zusammengesetzt, der wie die Sonne von den Planeten von vielen Elektronen oder negativen Korpuskeln umgeben ist und dadurch das Atom der früheren Wissenschaft in zahllose kleine Körper unterteilt. Die Elemente differieren entsprechend der Zahl und Anordnung dieser negativen Elektronen um ihren positiven Nucleus, und sie rotieren oder bewegen sich um diese zentrale elektrische Ladung, wie unser planetarisches System um die Sonne kreist. Professor Soddy führte in einer seiner letzten Arbeiten aus, dass im Atom ein ganzes solares System zu sehen sei - man erkennt die zentrale Sonne und die Planeten, die ihre Bahnen um diese herum verfolgen. Es müsste jedem [35] von uns einleuchten, dass ein vollständig neuer Substanzbegriff sich eröffnet, sobald diese Definition des Atoms gründlich durchdacht und studiert wird. Dogmatische Behauptungen sind jedenfalls nicht mehr am Platze, denn inzwischen ist realisiert worden, dass vielleicht die nächste Entdeckung die Tatsache enthüllen könnte, dass die Elektronen selber Welten innerhalb von Welten sind. Eine interessante Spekulation in dieser Richtung findet sich im Buche eines englischen Physikers, in welchem er eröffnet, es würde möglich sein oder werden, das Elektron selbst weiter aufzulösen und zu unterteilen in, was er «Psychonen» nennt. Dies würde in Regionen führen, die dann nicht mehr dem Physischen zugerechnet werden könnten. Das mag heute noch ein Traum sein. Aber die Sache, mit der ich versuchen möchte, mein Denken und das Ihre zu beeindrucken, ist, dass wir kaum wissen, wo wir im wissenschaftlichen Denken stehen, ebenso wenig wie im religiösen und ökonomischen Bereich. Alles macht eine Periode des Übergangs durch; die frühere Sicht, durch die schier alles gesehen wurde, hat sich als falsch oder unzureichend erwiesen und das alte Denken kann sich nicht mehr angemessen artikulieren. Alles, was der Weise heute tun kann, ist, mit seiner Meinung zurückzuhalten, sich aber selbst dessen zu vergewissern, was ihn als Wahrheit anrührt, und sich dann zu bemühen, diesen speziellen Aspekt der Wahrheit zur Synthese zu bringen mit dem, was seine Brüder angenommen haben. Vom Atom lässt [36] sich demnach sagen, dass es sich in Elektronen auflöst und in Kraft und Energiebegriffen ausgedrückt werden kann. Wenn man also ein Zentrum von Energie oder Aktivität vor sich hat, sieht man sich einem doppelseitigen Konzept gegenüber: einmal ist es das, was Bewegung oder Energie verursacht und dann, was diese mit Energie durchdringt oder aktuiert. Das aber bringt uns unmittelbar in das Gebiet der Psychologie, weil Energie oder Kraft immer als eine Qualität anzusehen ist; und wo es sich um Qualität handelt, betritt man ja den Bereich psychischer Phänomene. Immer wieder tauchen bei Charakterisierung von Substanz gewisse Begriffe auf, über die grösste Definitionsunterschiede bestehen. Beim Durchlesen eines wissenschaftlichen Buches fand ich neulich die entmutigende Behauptung des Autors, das chemische, das physikalische und das Atom des Mathematikers und Metaphysikers seien vier total verschiedene Dinge! Auch aus diesem Grunde ist es unmöglich, bei diesen Fragen dogmatisch vorzugehen. Trotzdem - richtig oder falsch - ich kann eine sehr bestimmte Hypothese vor Sie hinstellen. Mit dem Gespräch über Radium wagen wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach in das Gebiet ätherischer Substanz, die Region des Äthers oder des Protyle. «Protyle» ist ein von Sir Walter Crookes geprägter Name, der von ihm wie folgt definiert wird: «Protyle, analog [37] dem Wort Protoplasma, will die Idee der ursprünglichen Urmaterie ausdrücken, also die vor der Bildung der chemischen Elemente. Das Wort, das ich zu diesem Zweck zu gebrauchen gewagt habe, ist zusammengesetzt aus dem griechischen Wort «früher als» und «der Stoff», aus welchem die Dinge gemacht sind.» Wir wollen deshalb den Begriff Materie dahin zurückgeben, wo ihn die östlichen Schulen immer gebraucht haben, nämlich als «uranfänglicher Äther»; wenn wir auch stets bedenken müssen, dass der Äther der Wissenschaft in weitem, weitem Abstand vom uranfänglichen Äther des orientalischen Okkultisten steht. Hier werden wir zurückverwiesen auf jenes unberührbare Etwas, das die Basis der berührbaren Dinge ist, welche Sie und ich sehen, anfassen und benützen können. Das Wort «Substanz» selber meint das, was «unten steht» oder, was hinter den Dingen liegt. Daher ist alles, was wir bisher in Zusammenhang mit dem Raumäther aussagen können, dass er das Medium ist, in dem Energie oder Kraft wirkt oder sich wahrnehmen lässt. Wenn wir in diesen Lektionen von Energie und Kraft, Materie und Substanz sprechen, können wir sie in unserem Denken folgendermassen auseinanderhalten: Sprechen wir über Energie und Substanz, dann betrachten wir das, was jetzt noch ungreifbar ist; und wir gebrauchen Kraft im Zusammenhang mit Materie, wenn wir jenen Aspekt des Objektiven behandeln den unsere Wissenschaftler ausschliesslich studieren. Substanz ist der Äther in einem seiner vielen Grade und auch das, was hinter der Materie selber liegt. Wenn wir [38] von Energie sprechen, muss es auch das geben, was Energie spendet, das, was die Quelle der Energie und der Ursprung jener Kraft ist, die sich in der Materie kundtut. Hierauf möchte ich den stärksten Nachdruck legen. Woher kommt diese Energie und was ist sie? Die Wissenschaft erkennt immer klarer, dass Atome Eigenschaften besitzen. Es würde aber interessant sein, wenn sich einmal jemand die Mühe machte und die verschiedenen wissenschaftlichen Bücher, die sich mit dem Thema atomare Materie befassen, daraufhin durchstudieren und notieren würde, welche der vielen verschiedenen auf sie bezogenen Begriffe auch auf ein menschliches Wesen anzuwenden wären. In bescheidenem Umfang habe ich das versucht und fand es äusserst aufschlussreich. Wir wissen, dass vom Atom vor allem ausgesagt wird, dass es Energie besitzt und die Kraft hat, von einer Art von Aktivität zu einer andern überzuwechseln. Ein recht angesehener Autor schreibt: «Durch jedes Atom in der Welt vibriert absolute Intelligenz». In diesem Zusammenhang möchte ich von einem Interview mit Edison berichten, das in «Harper's Magazin for Februar 1890» und später in «The Scientific American for October 1920» veröffentlicht worden ist, und zwar in vollem Wortlaut; in der früheren Veröffentlichung wird er folgendermassen zitiert: «Ich glaube nicht, dass Materie träge ist und durch eine von aussen kommende Kraft bewegt werden kann. Mir scheint, dass jedes Atom von einer gewissen Menge primitiver Intelligenz beherrscht (possessed) [39] wird. Man betrachte nur die Tausende von Variationen, in denen Wasserstoffatome sich mit denen anderer Elemente verbinden und dabei die verschiedensten Substanzen formen. Können Sie behaupten, dass sie dies ohne Intelligenz tun? Atome gestalten sich zu harmonischer und nützlicher Verbindung, zu schönen oder interessanten Formen und Farben oder geben einen angenehmen Duft von sich, als ob sie ihre Genugtuung ausdrücken wollten... In gewissen Formen zusammengefügt, bauen die Atome Tiere der niederen Ordnung. Schliesslich vereinigen sie sich im Menschen, der die Gesamtintelligenz aller dieser Atome darstellt.» «Aber wo kommt diese Intelligenz ursprünglich her?» fragte der Interviewer. «Von einer Macht, die grösser ist als wir», antwortete Edison. «Dann glauben Sie also an einen intelligenten Schöpfer, einen persönlichen Gott?» «Gewiss. Die Existenz eines solchen Gottes kann meiner Meinung nach bereits aus der Chemie erwiesen werden.» In dem langen Interview im «Scientific American» nannte Edison eine Reihe äusserst interessanter Vermutungen, von denen ich die folgenden herausgesucht habe: 1. «Leben, wie Materie, ist unzerstörbar. 2. Unsere Körper sind aus Myriaden unendlich kleiner Einheiten zusammengesetzt, von denen jede in sich eine Lebenseinheit ist; ebenso, wie das Atom aus zahllosen Elektronen besteht. 3. Der Mensch handelt mehr wie eine Montage (assemblage) denn eine Einheit; Körper und Geist drücken das Votum oder die Stimme der Lebenseinheiten aus. 4. Die Lebenseinheiten [40] bauen gemäss einem Plan. Wenn ein Teil des lebenden Organismus' verstümmelt wird, bauen sie genau wie vorher wieder auf. 5. Die Wissenschaft gibt zu, dass es schwierig ist, die Trennlinie zwischen Belebtem und Unbelebtem zu ziehen; vielleicht dehnen diese Einheiten ihre Aktivitäten sogar auf Kristalle und Chemikalien aus ... 6. Die Lebenseinheiten leben ewig (live for ever); so dass, mindestens bis hierher, das ewige Leben, das viele von uns erhoffen. eine Realität ist.» In einem Vortrag, den Sir Clifford Allbut, der Präsident der britischen Medical Association, hielt, sprach er, wie der «Literary Digest» vom 26. Februar 1921 berichtete, über die Fähigkeit der Mikrobe, zu wählen oder zu verwerfen und sagte dazu: «Wenn die Mikrobe sich im Körper ihres Wirtes befindet, kann sie sich entweder ganz in Disharmonie oder ganz in Harmonie mit bestimmten oder allen Zellen befinden, denen sie sich nähert, in keinem dieser Fälle würde wahrscheinlich etwas krankheitstiftendes geschehen... Krankhaftes könnte zwischen dieser Mikrobe und Körperzellen entstehen, die sich zwar in ihrer Reichweite, aber nicht mit ihr in Harmonie befinden. Nun besteht Grund zu der Annahme, dass eine Mikrobe bei ihrer Annäherung an eine Körperzelle, die nur geringfügig von ihr entfernt ist, alles mögliche versuchen wird, um sich an ihr festzusetzen. Wenn das geschieht, würde die zuerst unschädliche Mikrobe schädlich werden. So können andererseits Körperzellen sich selbst dazu erziehen, mit einer vorher dissonanten Mikrobe in Harmonie zu leben; oder es kann zu gegenseitigem Austausch und Anpassung kommen ... Wenn das so ist, dann sehen wir uns mit einer wunderbaren und weitreichenden Fähigkeit konfrontiert, nämlich mit der Fähigkeit zur Wahl; und dies in aufsteigender Linie vom tiefsten Grund der Biologie bis hinauf zum Gipfel - eine formative Fähigkeit, eine - «Auto-Determination» oder, wenn Sie so wollen, «Denkfähigkeit». Im Jahre 1895 hielt Sir. W. Crookes, einer [41] unserer grössten Gelehrten, |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |