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Die Strahlen und die Einweihungen (Sieben Strahlen V), Seite 291 ff. (engl.)
und der Identifikation.

Die Beziehung zwischen dem Horchen des Aspiranten und dem Wissen des eingeweihten Jüngers wurde für uns in gewissen alten Schriften folgendermassen ausgedrückt:

«Schwach hört derjenige, welcher sucht das leise Wispern des Lebens Gottes; er sieht das Atmen dieses Wisperns, welches die Wasser seines Raumlebens stört. Das Wispern dringt durch. Dann wird es zum Laut der vielen Wasser und zum Wort der vielen Stimmen. Gross ist die Verwirrung, aber das Horchen muss trotzdem weitergehen.

Das Horchen ist der Same des Gehorsams, O Chela auf dem Pfad.

Lauter kommt die Stimme; plötzlich werden die Stimmen schwach und das Horchen macht jetzt dem Wissen Platz - dem Wissen von dem, was hinter der äusseren Form liegt, dem [292] Wahrnehmen von dem, was getan werden muss. Ordnung wird gesehen. Das Muster stellt sich klar heraus.

Das Wissen ist der Same des bewussten Tuns, O Chela auf dem Pfad.

Das Horchen und das Wissen verschwinden auch und das, was sie erzeugen, kann dann gesehen werden. Das Sein taucht auf und die Vereinigung mit dem Einen. Identität wird erkannt - nicht auf dieser Ebene, sondern auf jener höheren Sphäre, wo die grösseren Söhne des Lebens sich bewegen und sprechen. Nur das Sein bleibt übrig. Die Arbeit ist getan.»

2. Bringe zum Ausdruck.

Wir kommen jetzt zum zweiten Wort der vierzehnten Regel für Jünger und Eingeweihte - dem Wort «Zum-Ausdruck-bringen». Das kann ohne Bezugnahme auf das frühere, den Bewerbern gegebene Wort «Berühre» nicht richtig verstanden werden. Ihr solltet beachten, dass alle Worte, die dem Neophyten gegeben werden, grundsätzlich etwas betreffen, was mit ihm selbst in Beziehung steht, irgendeine Aufgabe, die er unternehmen muss, um sich für das Vorwärtsgehen tauglicher zu machen, oder irgendein Vorgang des Begreifens, der ihn befähigen wird, in einem besseren und empfindsameren Werkzeug zu funktionieren. Das könnte das «introvertierte Stadium» der Schulung genannt werden, weil es den werdenden Jünger zu einem besseren Verstehen seiner selbst bringt; er begreift die Tatsache, dass er selbst, der Mikrokosmos, der Schlüssel zum Makrokosmos ist. Er ist der Schlüssel zur Zukunft, und er hält in sich selbst die Offenbarung, welche der esoterischen Tätigkeit vorausgehen muss. Im Gegensatz hierzu bezeichnen die Worte für die Jünger und Eingeweihten die Erlangung einer Fähigkeit, von einem tiefsten esoterischen Zentrum aus auf eine ausgesprochen okkulte Weise zu arbeiten. Dabei meine ich, dass der Eingeweihte, welcher, wie wir gesehen haben, von einem Standpunkt des Wissens aus arbeitet, zu gleicher Zeit nicht mehr egozentrisch ist, sondern jetzt mit dem beschäftigt ist, in dem er lebt, sich bewegt und sein Dasein hat. Sein Interesse gehört dem Ganzen und nicht dem Teil; seine Interessen sind die, welche seine Umgebung (ein Aspekt dieses lebendigen, vibrierenden Ganzen) beeinflussen werden und nicht ihn selbst; seine Aufgabe ist die hierarchische, eine der Errettung Anderer und nicht seine eigene Erlösung.

[293] Wenn ihr eure eigene gegenwärtige Haltung und eure Handlungen beachten wollt, werdet ihr entdecken, dass sie sich zuerst hauptsächlich (ich möchte hinzufügen beinahe notwendigerweise) auf euch selbst konzentrieren, auf eure eigenen Erkenntnisse, euer eigenes Erfassen der Wahrheit und euren eigenen Fortschritt auf dem Pfad. Aber indem ihr den Status eines Eingeweihten erreicht, nimmt das Selbstinteresse ab, bis es verschwindet und, wie ein uraltes Wort es sagt, «nur Gott übrig bleibt». Nur das bleibt im Bewusstsein zurück, welches DAS ist, welches Schönheit, Güte und Wahrheit ist; welches nicht Form sondern Qualität ist; welches das ist, was hinter der Form liegt und was Schicksal, Seele, Platz und Status bezeichnet. Denkt über diese Worte nach, denn sie übermitteln euch das, worauf ihr später (im Fortschreiten der Evolution) den Nachdruck legen werdet.

Beim Betrachten des Wortes «Zum-Ausdruck-bringen» kann ich wahrscheinlich diesen Unterschied etwas klarer machen. Wenn der Anfänger auf dem Pfad über den tieferen Sinn des «Zum-Ausdruck-bringens» nachdenkt, beschäftigt er sich mit seiner Fähigkeit, die Wahrheit zum Ausdruck zu bringen, die er theoretisch erkennt, der er aber bis jetzt noch keine Form geben kann. Das ist wertvoll, denn es nährt sein geistiges Streben, konzentriert seine Aufmerksamkeit auf sich selbst und vermehrt sein naives Selbstinteresse. Das weist häufig seine eigenen Probleme auf, wie ein Gefühl des Misserfolges oder ein übermässiges Feststellen von Erfolg, oder es wird unterlassen, den Sinn für Verhältnisse zu entwickeln.

Wenn jedoch der Eingeweihte diese Anweisung «Zum-Ausdruck-bringen» in sein Bewusstsein nimmt, bezeichnet es für ihn nicht sein eigenes Bedürfnis oder Erfordernis, sondern das Bedürfnis anderer für diese Äusserungen der Wahrheit, die sie auf ihrem Weg weiterführen. Deshalb ist dieses Wort für ihn ein Befehl, schöpferisch zu sein. Der Eingeweihte erzeugt ausserhalb sich selbst das, was sein individueller Beitrag zur Gesamtheit der schaffenden Formen ist, durch welche die Hierarchie versucht «einen neuen Himmel und eine neue Erde» zu erschaffen. Er beschäftigt sich nicht mit dem, was er selbst als eine Seele in der Persönlichkeit äussert; er hat die Gewohnheit rechter Seelenäusserung in den drei Welten entwickelt, und das Erscheinen seiner Qualität (um auf den Gebrauch unserer ursprünglichen Worte - Leben, Qualität und Erscheinung zurückzukommen) geht automatisch und ohne irgend ein Planen seinerseits vor sich. Er beschäftigt sich jedoch mit der Reihe von Aktivitäten, die ich wie folgt aufzählen werde:

1. Das [294] Aufrechterhalten hierarchischen Kontaktes, in welchem direkter bewusster Seelenkontakt jetzt ein Geschehen ist, weil er jetzt eine Gewohnheit ist.

2. Ein ununterbrochenes und beständiges Gewahrsein seines ashramischen Platzes; ich beziehe mich nicht auf einen Ort, sondern auf einen Zustand - eine ganz andere Sache.

3. Reflektives Konzentrieren auf den hierarchischen Plan, da sein besonderer Ashram für einen Teil desselben die Verantwortung übernahm; an dieser Verantwortung sucht er sich intelligent und wirksam zu beteiligen.

4. Das Erkennen des augenblicklichen Beitrags seines Ashrams und sein unmittelbarer Beitrag als ein wesentlicher Teil davon. Das schaltet den visionären Mystizismus aus und erzeugt den praktizierenden Okkultisten.

5. Ein Studieren der schöpferischen Methoden seines besonderen Strahls und eine phantasiereiche Vorstellung von dem, was zum Ausdruck kommen wird, wenn das erwünschte schöpferische Werk seine angemessene Form angenommen hat.

6. Ein bewusstes Übertragen seines Beitrags in die äussere physische Ebene. Ein greifbares, schöpferisches Projekt wird unternommen und schliesslich erzeugt.

7. Auf diese Weise spielt er seine Rolle im Bestreben, die schöpferische Unternehmung seines Ashrams zur Objektivität zu bringen.

Der Same dieser schöpferischen Arbeit ist das, was der Ashram für den genauen Augenblick des sich ergebenden Bedürfnisses der Menschheit geplant hat, korrekt hinsichtlich Zeit und Ort. Das mag nicht das sein, was die Menschheit erwartet; es ist im wesentlichen das, was die Hierarchie als den notwendigen Faktor erkennt, der in irgend einem besonderen Augenblick in der Zeit zum nötigen Fortschritt der Rasse führt. Zum Beispiel: Die Menschheit glaubt heute, dass ihr Hauptbedürfnis Friede und materielle Behaglichkeit ist und arbeitet unbestimmt für beide; die Hierarchie weiss, dass ihr Hauptbedürfnis darin liegt, die Torheit des vergangenen Getrenntseins zu erkennen und den guten Willen zu kultivieren. Diesen Zielen gilt das ganze Bemühen der Arbeiter in den Ashramen. Deshalb besteht die schöpferische Aufgabe der arbeitenden Jünger und Eingeweihten darin, die unumgänglichen Wahrheiten - auf solche Weise vorzubringen, dass die Menschheit diese richtig anerkennen kann und daraus das rechte Tun erwächst. Die [295] hierarchischen Arbeiter müssen daher das wahre Bedürfnis in einer Form zum Ausdruck bringen, die der Aufnahmefähigkeit der Menschheit in diesem Augenblick angepasst ist.

Die schöpferische Arbeit des «Zum-Ausdruck-bringens» betrifft folglich nicht die Entwicklung und den persönlichen Fortschritt des Eingeweihten. Er wurde in den Ashram aufgenommen wegen seiner Entwicklung und wegen dem Beitrag, den er für den ashramischen schöpferischen Zweck zu geben befähigt ist. Was er als Neophyt «berührte», weil er geistig für sich etwas gewinnen wollte (und das mit gesundem Motiv), ist jetzt das geworden, was im Dienstgebiet des Eingeweihten zum Ausdruck kommen muss; es wird von ihm alles verlangen, was er hat, und wird nichts für das getrennte Selbst übriglassen.

Eine grosse schöpferische Aktivität, die alle Ashrame - grössere und kleinere - einbezieht, wird jetzt in der hierarchischen Versammlung geplant, und die Arbeit aller wartenden und aufmerksamen Jünger besteht darin, diesen schöpferischen Plan erfolgreich zu machen durch seinen vollen Ausdruck auf der physischen Ebene. Das müssen sie durch ihre zusammengelegten und verbundenen Aktivitäten tun, welche einen vollen Ausdruck von dem verkörpern werden, was sie in den früheren Stadien ihrer individuellen Entfaltung erreicht und gewonnen haben. So könnt ihr sehen, dass von Gott, dem Schöpfer von allem das IST, herunter bis zum bescheidensten Jünger im hierarchischen Zentrum, das Thema der schöpferischen Tätigkeit dominiert und der Ausdruck (wieder okkult verstanden) göttlicher Absicht ist. Was gegenwärtig von den Menschen schöpferische Arbeit genannt wird, ist in Wirklichkeit ein Ausdruck ihrer selbst und ihrem Verständnis der Schönheit, wie sic es sehen; der Wahrheit, wie sie es begreifen; der Psychologie, wie sie es auslegen; der Natur, wie sie es wissenschaftlich interpretieren. Entsprechend ihrer geistigen Entwicklung und ihrer intelligenten Vorstellung wird die Qualität und die Art ihrer Äusserung sein - aber es wird ihre sein.

Im Fall der hierarchischen Arbeiter jedoch ist die Situation anders. Sie arbeiten, um das zu äussern, was der Ashram durch seine Gruppe von Arbeitern auszudrücken sucht; sie versuchen den Plan zum Ausdruck zu bringen, oder so viel davon als sie begreifen können; sie beschäftigen sich mit dem Ausdruck der Seele, wie diese in der unmittelbar zu entwickelnden Kultur und Zivilisation erkannt werden sollte. Sie können völlig frei von Selbstinteresse [296] arbeiten; das, was sie erzeugen, wird nicht von ihnen beansprucht, sondern wird als ein Ausdruck hierarchischer Arbeit betrachtet. Sie sind befreit von dem Geist, sich selbst mit dem zu identifizieren, was sie zum Ausdruck gebracht haben, aber - da sie das, was ihr ashramischer Impuls andeutete, erzeugt haben - gehen sie weiter zu einem neuen Ausdruck des dynamischen, immer sich bewegenden Zwecks. Sie beschäftigen sich nicht mit der Form, sondern mit dem Leben, eher mit dem Organismus als mit der Organisation, eher mit Ideen als mit Idealen, und eher mit wesentlicher Wahrheit als mit sorgfältig formulierter Theologie.

Christus brachte in sich selbst zum Ausdruck und hielt sich davon zurück, es in eine Form zu kleiden. Er selbst war die Wahrheit, jedoch nahm das, was er zum Ausdruck brachte (wegen dessen innewohnendem Leben) unvermeidlich Form an und hat in grossem Ausmass das menschliche Denken und Planen geändert und gefärbt; das wird zunehmend so weitergehen. Indem das Wesen des Christentums zum Ausdruck kommt (und dadurch das Kirchentum zerstört), habt ihr wieder ein treffendes Beispiel für die Wahrheit von dem, was ich zu betonen suche. In der Christlichen Kirche haben die Menschen sich selbst zum Ausdruck gebracht, nicht Christus; sie haben ihre Auslegung der Wahrheit der Wahrheit selbst aufgezwungen; sie haben in jedem Land eine mächtige Organisation geschaffen, aber ein lebendiger Organismus existiert nicht. In der neuen Weltreligion, die unterwegs ist, wird das Christentum durch die schöpferische Aktivität des Christusgeistes, durch die Vermittlung der Weltjünger und Eingeweihten ausgedrückt werden; dann werden wir den vollen Ausdruck der hierarchischen Wahrheit sehen, von welcher Christus heute das Symbol und der Repräsentant ist.

Neophyten und Aspiranten haben das «berührt», was Christus vertreten hat und haben dann versucht, ihr Verstehen von dem, mit dem sie in Berührung kamen, der übrigen Welt aufzuzwingen. Wissende Jünger und Eingeweihte bringen das zum Ausdruck, was er vertrat (Liebe-Weisheit). Sie tun das automatisch und gewohnheitsmässig, zuerst in sich selbst und schliesslich durch eine bestimmt geplante, schöpferische Aktivität in der äusseren Welt.

Deshalb, meine Brüder, geht für alle wahren Aspiranten ein Zwischenstadium der Dezentralisation, des automatisch geistigen Lebens und der Absorbierung in die

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.