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Die Strahlen und die Einweihungen (Sieben Strahlen V), Seite 38 ff. (engl.)
auferlegten und gut erprobten Regeln. Das umschliesst eine Übereinstimmung mit all dem, was die früheren Eingeweihten erprobt, gewusst und gezeigt haben.

3. Das Anhalten der Schritte des Eingeweihten vor dem Tor, damit er vor dem Eintritt «sich als Eingeweihter beweise».

4. Das Bestehen gewisser Prüfungen, um seine Tauglichkeit zu zeigen.

5. Dann kommt die Stufe des Eintritts - unter angemessenen und festen Regeln und doch mit voller Bewegungsfreiheit. Ihr werdet deshalb sehen, warum das Bedürfnis für ein Verstehen immer so nachdrücklich betont wird.

Ehe wir zum Studium der Schlusssätze der Regel I weiter gehen, [39] möchte ich eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass der Eingeweihte zwei Hauptprüfungen gegenüberstand, symbolisch beschrieben als «der brennende Grund» und das «klare, kalte Licht». Nur nachdem er diese erfolgreich bestanden hat, kann er - oder die Gruppe, wenn es Gruppeneinweihung betrifft - vorwärts und hinaus gehen in die weiteren Bereiche des göttlichen Bewusstseins. Diese Prüfungen werden angewandt, wenn die Seele die Persönlichkeit erfasst und das Feuer der göttlichen Liebe die Neigungen und Wünsche der integrierten Persönlichkeit zerstört. Zwei Faktoren bringen dies zuwege: das langsame Vorwärtsgehen des natürlichen Bewusstseins zu grösserer Herrschaft, und die ständige Entwicklung des «feurigen Strebens», auf welches Patanjali (Der Yoga-Pfad) hinweist. Wenn diese beiden Faktoren zu lebendiger Tätigkeit gebracht werden, versetzen sie den Jünger in die Mitte des brennenden Grundes, welcher den Engel der Gegenwart vom Hüter der Schwelle trennt. Den brennenden Grund findet man auf der Schwelle jedes neuen Vorrückens, bis die dritte Einweihung genommen wurde.

Das «klare, kalte Licht» ist das Licht der reinen Vernunft, der unfehlbaren intuitiven Wahrnehmung, und sein ununterbrochenes intensives und enthüllendes Licht bildet in seinen Wirkungen eine Hauptprüfung. Der Eingeweihte entdeckt die Tiefen des Bösen, und zu gleicher Zeit wird er durch die Höhen eines wachsenden Sinnes für das Göttliche vorwärts gelockt. Das klare, kalte Licht offenbart zwei Dinge:

A. Die Allgegenwart Gottes in der ganzen Natur und deshalb im ganzen Persönlichkeitsleben des Eingeweihten oder der eingeweihten Gruppe. Die Schuppen fallen von den Augen, und das bringt - paradoxerweise - die «dunkle Nacht der Seele» und ein Gefühl des Alleinseins und aller Hilfe-Beraubtseins mit sich. Dies führte (im Fall Christi zum Beispiel) zu dem furchtbaren Augenblick im Garten von Gethsemane, welcher am Kreuz Vollendung fand, als der Wille der Persönlichkeit-Seele und der göttliche Wille der Monade aufeinanderstiessen. Die Offenbarungen, die der Eingeweihte über die Zeitalter der Trennung von der Zentral-Realität und allen begleitenden Verwicklungen erhält, kommen auf jenen hernieder, der es versucht, in «isolierter Einigkeit» zu stehen, wie Patanjali (ihn ein zweitesmal zitierend) diese Erfahrung nennt.

[40] Die Allgegenwart der Gottheit in allen Formen strömt in das Bewusstsein des Eingeweihten ein und das Geheimnis der Zeit, des Raumes und der Elektrizität wird enthüllt. Der Haupteffekt dieser Offenbarung (vor der dritten Einweihung) soll dem Jünger eine Vorstellung geben vom «grossen Irrtum der Trennung», wie er sich als das getrennte, vollbewusste Individuum in ihm selbst darstellt - wissend um seine Vergangenheit, und jetzt sich seines Strahls und dessen bestimmender Macht bewusst, konzentriert auf sein eigenes Streben und doch ein Teil des grossen Naturganzen. Von diesem Augenblick an weiss der Jünger, dass Göttlichkeit alles ist, was existiert und das lernt er durch das Enthüllen des innewohnenden Geteiltseins im Formleben, durch den Vorgang «der dunklen Nacht der Seele» und ihrer kulminierenden Lehre über die Bedeutung des Alleinseins und den befreienden Vorgang, der die enge Verbindung mit der Einheit zur Folge hat, durch den Laut, den Ausruf, die Invokation, wie es der Ausruf Christi am Kreuz versinnbildlichte. Seine genauen Worte sind uns nicht übermittelt worden. Sie sind für jeden Strahl verschieden, aber alle bringen das Erkennen der göttlichen Vereinigung mit sich, in welcher alle trennenden Schleier «von oben bis unten zerreissen» (wie es das Neue Testament ausdrückt).

B. Die Allwissenheit des göttlichen Ganzen wird dem Eingeweihten auch klar durch das klare kalte Licht, und die Phase der «isolierten Erfahrung», wie es manchmal okkult genannt wird, ist für immer zu Ende. Versucht so weit als möglich zu verstehen, was dies für euer gegenwärtiges Bewusstsein bedeuten kann. Bis zur Gegenwart funktionierte der eingeweihte Jünger als eine Zweiheit und als eine Verschmelzung der Seelenenergie und der Persönlichkeitskraft. Jetzt stehen diese Lebensformen unverhüllt vor ihm, als das, was sie im wesentlichen sind; er weiss, dass sie als richtunggebende Kraft und als zeitweilige Götter keine Gewalt mehr über ihn haben. Er wird allmählich in einen anderen göttlichen Aspekt versetzt, alles mitnehmend, was er während der Zeitalter der engen Beziehung und Identifizierung mit dem dritten Aspekt der Form und dem zweiten Aspekt des Bewusstseins erhalten hat. Ein Gefühl des Verlustes, der Verlassenheit und des Alleinseins beschleicht ihn, da er erkennt, dass die Herrschaft der Form und der Seele auch verschwinden muss. Hierin liegt die Qual der Isolation und das überwältigende Gefühl des Alleinseins. Aber [41] die Wahrheiten, die ihm durch das klare kalte Licht der göttlichen Vernunft geoffenbart werden, lassen ihm keine Wahl. Er muss auf alles verzichten, was ihn von der Zentralen Realität abhält; er muss das Leben und «die grössere Fülle des Lebens» gewinnen. Hierin besteht die höchste Prüfung im Lebenszyklus der inkarnierenden Monade; «wenn der Kernpunkt dieser Erfahrung in das Herz des Eingeweihten eintritt, dann bewegt er sich durch dieses Herz hinaus in den vollen Lebensausdruck.» Auf solche Weise drückt es der Alte Kommentar aus. Ich kenne keine andere Art, euch diese Idee vorzulegen. Die erlebte Erfahrung bezieht sich nicht auf die Form; auch ist sie nicht mit dem Bewusstsein oder gar mit dem höheren physischen Empfindungsvermögen verbunden. Sie besteht aus der reinen Identifikation mit dem göttlichen Zweck. Das wird ermöglicht, weil der Selbstwille der Persönlichkeit und der erleuchtete Wille der Seele, beide gleicherweise, aufgegeben wurden.

4. Hinter der Gruppe steht das Tor. Vor ihr öffnet sich der Weg.

Bemerkt, wie diese Sätze die gewöhnliche Darstellung umkehren. Bis jetzt wurde in den okkulten Büchern das Tor der Einweihung immer als dem Eingeweihten vorangehend dargestellt. Er geht durch eine Türe nach der andern in eine erweiterte Erfahrung und Ausdehnung des Bewusstseins hinein. Aber im eingeweihten Bewusstsein entspricht dies, nach den ersten zwei Einweihungen, nicht der Wirklichkeit. Es ist einfach ein Hangen an einer alten Form der Symbolik mit den darin enthaltenen Begrenzungen der Wahrheit. Ich möchte euch hier daran erinnern, dass die Hierarchie die dritte Einweihung als die erste Haupteinweihung betrachtet, und dass die erste und die zweite Einweihung Einweihungen der Schwelle sind. Für die Mehrzahl der Menschheit werden diese ersten zwei Einweihungen für eine sehr lange Zeit Haupteinweihungserfahrungen sein, aber im Leben und Verstehen der eingeweihten Seele sind sie es nicht. Nachdem die zwei Einweihungen der Schwelle erlebt wurden, ändert sich die Geisteshaltung des Eingeweihten und er sieht Möglichkeiten und Faktoren und Offenbarungen, die bisher in seinem Bewusstsein völlig unerkannt und [42] unbekannt waren, selbst in seinen höchsten Augenblicken.

Im Bewusstsein des Neophyten erscheint das Tor der Einweihung von grosser Bedeutung; im Leben des Eingeweihten des dritten Grades ist der höhere Weg der bestimmende Faktor. Es ist die Verklärung; ein neuer Glanz strömt durch den verklärten Eingeweihten, der von jedem Festhalten der Persönlichkeit oder der Seele befreit wurde. Zum erstenmal erscheint vor ihm das Ziel des höheren Weges und das Erreichen von Nirvana (wie es der Orientale nennt) und er weiss, dass keine Formen und keine geistigen Komplexe und kein Ziehen der Seele oder Form, oder von beiden zusammen irgend einen Effekt auf das Erreichen seiner letzten Bestimmung haben kann.

Ich möchte hier einen Augenblick auf die Tor-Symbolik eingehen, da der Eingeweihte anfängt, die innere Bedeutung dieser einfachen Worte zu erfassen. Die Lehre über das Tor, die schon seit langer Zeit im klaren, kalten Licht gegeben wurde, und der Nachdruck auf die Vorstellung, dass das Tor für den Aspiranten weit voraus liegt, wurden vertraut gemacht, aber das war ein Arbeiten mit den niederen Aspekten der Symbolik, auch wenn es die Aspiranten nicht bemerkten. Sie wurden die Tatsache vom Licht im Kopf gelehrt, welches die Persönlichkeitsentsprechung zu dem klaren, kalten Licht ist, auf das ich mich beziehe. Direkt im Mittelpunkt dieses Lichts, wie es viele Aspiranten theoretisch oder tatsächlich durch veränderliche Erfahrung wissen, ist ein dunkel indigoblauer - mitternachtsblauer - Punkt. Beachtet dessen Bedeutung im Hinblick auf das, was ich über die «dunkle Nacht», die Mitternachtsstunde, die kritische Stunde im Leben der Seele gesagt habe. Dieser Mittelpunkt ist in Wirklichkeit eine Öffnung, eine Türe, die irgendwo hinführt, ein Weg der Flucht, eine Stelle, durch welche die im Körper eingesperrte Seele herauskommen und in höhere Bewusstseinszustände eintreten kann, unbehindert von Formbegrenzungen. Er wurde auch «der Trichter oder der Kanal für den Laut» genannt; er wurde die «Trompete, durch welche das entfliehende AUM gehen kann», genannt. Die Fähigkeit, diese Türe oder diesen Kanal zu benützen, ergibt sich durch das Üben der Angleichung; deshalb der Nachdruck, der, im Versuch die Aspiranten und Jünger zu schulen, auf diese Übung gelegt wird.

Wenn die Angleichung einmal erreicht ist, wird man einsehen [43] (sich der Symbolik des Kopfes, des Lichts und der zentralen Öffnung erinnernd), dass in der Meditation viele Gelegenheiten auftauchen, wenn «hinter der Gruppe steht das Tor; vor ihnen öffnet sich der Weg». Das ist die niedere Entsprechung der höheren Eingeweihten-Erfahrung, mit welcher unsere Regel sich befasst.

Aufs neue, und jetzt im Verhältnis zur Seele, kommt die Wiederholung der Entdeckung des Tores, sein Gebrauch und sein endliches Erscheinen hinter dem Eingeweihten. Jetzt muss das Tor auf der Mentalebene gefunden werden und nicht wie früher auf der ätherischen Stufe; das geschieht mit Hilfe der Seele und des niederen Denkvermögens und durch die enthüllende Macht des klaren, kalten Lichts der Vernunft. Wenn es entdeckt ist, steht der Eingeweihte der «Offenbarung eines schrecklichen, doch schönen Experimentes» gegenüber. Er sieht, dass er jetzt nicht Angleichung braucht, sondern die definitive Übernahme einer schöpferischen Arbeit - das Bauen einer Brücke zwischen dem Tor, das hinter ihm liegt, und dem Tor, das vorn liegt. Das umschliesst die Erbauung von dem, was man technisch unter der Antahkarana, der Regenbogenbrücke, versteht. Sie wird von dem Jünger-in-der-Ausbildung auf der Grundlage seiner früheren Erfahrung gebaut; sie ist in der Vergangenheit verankert und ist im höchsten, richtig orientierten Aspekt der Persönlichkeit fest verwurzelt. Während nun der Jünger schöpferisch arbeitet, findet er, dass auf seiten der Gegenwart, der Monade, der Einheit, welche hinter dem Tor steht, eine entsprechende Tätigkeit vor sich geht. Er entdeckt, dass eine Spanne der Brücke (wenn ich es so heissen darf) von der anderen Seite der Kluft, die ihn von der Erfahrung im Leben der Geistigen Triade trennt, gebaut und vorwärts geschoben wird. Diese Geistige Triade ist im wesentlichen für den Eingeweihten, was die dreifältige Persönlichkeit für den Menschen in physischer Inkarnation ist.

Ich frage mich, ob es mir gelungen ist, euch wenigstens eine allgemeine Idee von den Möglichkeiten, die vor dem Jünger liegen, zu geben, und ob ich euch zu einer bestimmten, bewussten Erwiderung auf diese Möglichkeiten angespornt habe. Ich kann nicht anders als vom Standpunkt des Bewusstseins aus sprechen, obgleich das Leben der Triade - das zu seiner Zeit zur Identifikation mit der Monade führt, wie das Persönlichkeitsleben schliesslich zur Seelenherrschaft und zum Seelenausdruck führt - nichts mit Bewusstsein oder Empfindungsvermögen, wie diese Worte gewöhnlich verstanden werden, zu tun hat. Erinnert euch jedoch daran, wie ich in [44] allen meinen Lehren über okkultes Entfalten das Wort IDENTIFIKATION benützt habe. Es ist das einzige Wort, das ich gefunden habe, das irgendwie die vollständige Einheit übermitteln kann, welche endlich von jenen erreicht wird, die einen Sinn für Einheit entwickeln und die sich weigern, Isolierung anzunehmen; ein Getrenntsein verschwindet dann ganz und gar. Die erreichte isolierte Einheit ist Einheit mit dem Ganzen, mit dem Sein in seiner Totalität (und das kann euch noch nicht viel übermitteln).

5. Miteinander lass den Bund der Brüder vorwärts sich bewegen - heraus aus dem Feuer, in die Kälte, und einer neueren Spannung entgegen.

Hier sind in sehr kurzer Form gewisse grundlegende Instruktionen gegeben. Jede von ihnen zeigt die neuen Geisteshaltungen, die allen, welche die Einweihung genommen haben, auferlegt werden. Sie können nicht im Sinn des Jüngerschafts- oder Vorbereitungspfades ausgelegt werden. Die gewöhnlichen und leichtbegreiflichen Bedeutungen haben wenig Sinn für das eingeweihte Denkvermögen. Lasst mich sie kurz besprechen, so dass eine Klarheit des Begriffes, jedoch nicht der Einzelheiten überwiegen möge.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.