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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 602 ff. (engl.)

Entkräftung und Wahnvorstellungen sind die häufigsten Symptome des ausgesprochen emotionellen Mystikers. Wenn sein astraler Zyklus vorbei ist und er später - wahrscheinlich in einem anderen Leben - in eine freigeistige Denkweise einschwenkt, dann wird das Gleichgewicht wieder hergestellt und eine gesunde Weiterentwicklung möglich. Die in der Vergangenheit gesammelten echten und wertvollen Erfahrungen gehen dem Mystiker niemals verloren. Die innere spirituelle Erkenntnis bleibt schlummernd in der Essenz des Lebens, um später zu wahrer Ausdrucksgebung entdeckt zu werden. Aber alles Vage und Undeutliche, besonders das Gefühl der Dualität, muss allmählich in wissende, mentale Klarheit verwandelt werden. Die Erfahrung des Einswerdens muss an Stelle der Dualität treten und die Nebel müssen sich zerteilen. Der Mystiker sieht alles wie durch ein dunkles Glas, aber eines Tages muss er erkennen und wissen, so, wie man auch ihn klar erkennt.

Wenn in diesen modernen Zeiten der mystisch Eingestellte in die Obhut eines einsichtigen Psychologen kommt, würde dem letzteren anzuraten sein, im Mystiker allmählich und auf sanfte Art Zweifel aufkommen zu lassen, selbst wenn dies vorübergehend zu Agnostizismus (eine Lehre, dass man vom wahren Sein, besonders von Gott nichts wissen könne) führen sollte. Dadurch würde das erwünschte Gleichgewicht schnell hergestellt. Ich möchte besonderes Gewicht auf meinen Hinweis legen: «auf sanfte Art und in schrittweisem Vorgehen.» Der Betreffende sollte zu einem normalen physischen Leben mit seinen alltäglichen Interessen, zur Erfüllung von Pflichten und Verantwortungen sowie dazu ermutigt werden, die natürlichen physischen Funktionen auszuüben; das würde für ihn heilsam sein und ihn in die notwendige neue Richtung bringen.

3. Delirium. Ich gebrauche dieses harte Wort mit voller Absicht, wenn ich die gefährlichen und schwierigen Stadien im Leben eines Mystikers beschreibe. Wenn die Wahnvorstellung und die Entkräftung des Mystikers einen gewissen Punkt überschritten haben, kommt er in ein Stadium, in dem ihm tatsächlich jede innere Kontrolle [603] fehlt. Er treibt das mystische Gefühl so hoch, dass ihm jeder Massstab abhanden kommt. Gesellschaftliche Formen (mögen sie richtig oder falsch sein), soziale Schulung, wirtschaftliche Verantwortlichkeit, menschliche Verpflichtungen und alle Aspekte des täglichen Lebens, die den Einzelmenschen in die menschliche Gemeinschaft hineinwachsen lassen, versagen hier, wo es darum geht, die niedere Natur zu meistern. Sein äusseres Leben erhält eine abnorme Eigenart und er wird (auch im höchsten und besten Werturteil) ein asozialer Mensch. Eine solche asoziale Einstellung kann innerhalb eines weiten Bereiches liegen, angefangen von einem relativ alltäglichen Fanatismus, der den Fanatiker zwingt, anstatt vieler Gesichtspunkte nur einen einzigen zu sehen und gelten zu lassen, bis zu ausgesprochenen und diagnostizierbaren Formen von Geistesstörung. Der Mystiker ist dann von seiner eigenen verschrobenen Gedankenform über Wahrheit und Wirklichkeit besessen. Nur eine einzige Idee lebt in seinem Kopf. Sein Denkvermögen arbeitet nicht, weil sein Gehirn zum gehorsamen Diener seiner astralen Natur wurde und weiter nichts tut, als auf seine fanatische Hingabe und seine Gefühlsbesessenheit anzusprechen. Das Ajnazentrum kommt in Schwingung und Funktion, ehe noch der Mensch wirklich integriert ist, und ehe ein wirklich nützlicher Zweck für diese Aktivität vorliegt.

Es kommt eine Zeit, in der sich dieser Mensch durch vielerlei unerwünschte Züge bemerkbar macht: durch allzugrosse Einseitigkeit, durch wirklichen Fanatismus, durch sadistische Bestrebungen mit einem angeblich spirituellen Motiv (wie z.B. in der Zeit der Inquisition) und durch gewisse Formen geistigen Zusammenbruchs. In okkulter Sprache ausgedrückt: «die feurige Vision macht sich daran, ihr Opfer zu verbrennen, und sie zerstört so das Band, das sein Denkvermögen und Gehirn in enger harmonischer Zusammenarbeit hält.» Dieses versengende astrale Fieber übt notwendigerweise eine Wirkung sowohl auf den physischen Körper als auch auf die Wesensäusserung als Persönlichkeit aus. Jeder kann sich über das Krankhafte der Situation mit ihren wirklich ernsten Folgen und Auswirkungen ein Bild machen. Häufig kann man nur wenig daran ändern; manchmal ist jegliches Bemühen zu helfen nutzlos. Der Mystiker hat sich selber für dieses Leben unheilbaren Schaden zugefügt. Der Tod und das Stadium zwischen den Inkarnationen, jenseits der irdischen Welt, muss seinen wohltätigen Einfluss ausüben, bevor dieser Mensch wieder zur Norm zurückkehren und seine Vision über das Gute, Schöne und Wahre umformen und [604] im täglichen Leben zum Ausdruck bringen kann. Dieses Mal wird er zur Lösung seines Problems seine Gedankenkräfte heranziehen. Dabei wird er die Entdeckung machen, dass seine «Vision» nur ein Widerschein des Planes Gottes ist. Er wird dann einsehen, dass, bevor er der Welt Dienste tun und mit der Hierarchie zusammenarbeiten kann, die Fähigkeit, Aspiration durch die eigene Person zu verkörpern, in die Fähigkeit umgewandelt werden muss, seine Person völlig beiseite zu setzen.

4. Absonderung. Das ist eine der hauptsächlichsten psychologischen Schwierigkeiten, die zum üblichen Symptom der Spaltung führt, das am schwersten zu behandeln ist. Der Mystiker, der nichts anderes sehen kann als seine eigene Innenschau, der diese Vision nur in symbolischen Bildern - in sexuellem Verlangen, in qualvoller Aspiration und in einem intensiven «Wunschleben» voller Träume und Sehnsucht wahrnimmt und festhält, wird schliesslich so weit kommen, dass er alle Beziehungen abbricht, sowohl die in seinem eigenen Gefüge (sein Körper führt ein Sonderdasein, seine Gefühle sind auf andere Regionen eingestellt und seine Gedanken hängen wieder anderswo fest) als auch die Beziehungen zu seiner Umgebung; ebenso vernachlässigt er völlig alle Verpflichtungen gegenüber seinen nächsten Mitmenschen. Die Folge davon ist, dass er völlig in einer selbstgeschaffenen Welt lebt - gänzlich abgesondert, ungerührt und unberührt von weltlichem Geschehen und menschlichem Appell. Das gleiche tritt manchmal zutage durch den unbewussten Wunsch, aller Verantwortung ledig zu sein, von den Mühen und lästigen Dingen des Alltags loszukommen oder die Hände derer zurückzuweisen, die ihn halten und lieben. Alles das kann aus einer früheren Inkarnation stammen, in der er mystische Erlebnisse hatte Aber darüber sollte er in diesem Leben endgültig hinauskommen und hinauswachsen, nachdem es seinen Zweck erfüllt und den notwendigen Dienst geleistet hat. Seine jetzige Absonderungstendenz ist falsch.

Ich weiss recht gut, dass diese Lehre über die Schwierigkeiten des mystischen Lebens - Entkräftung, Wahn, Delirium und Absonderung - bei denen auf heftigsten Widerspruch stossen wird, die den Mystikern viel zu verdanken oder die zurzeit mystische Neigungen haben Ich möchte dazu klar Stellung nehmen. Für einen Menschen auf der atlantischen Entwicklungsstufe ist der Weg der Mystik [605] richtig, vorausgesetzt, dass er nicht bis zu Geistesstörungen, Halluzinationen, wildem Fanatismus und psychopathischen Komplikationen führt. In richtiger Weise gelebt, ist der mystische Prozess ebenso nützlich wie notwendig, weil dadurch der Astralkörper neu orientiert wird und an die Stelle blossen Verlangens geistige Aspiration zu treten beginnt. Man muss ein geistiges Zukunftsbild in sich tragen, denn «wo die Vision eines Ideals fehlt, da gehen die Menschen zugrunde.» Echte visionäre Schau ist in Wirklichkeit das astrale Spiegelbild des göttlichen Plans, der auf die höheren Ebenen des astralen Bewusstseins reflektiert wird und dort von jenen Menschen erhascht und erfühlt wird, deren Einstellung zum Leben von hoher Art ist, deren «Streben nach Gott und seiner Gerechtigkeit geht», die aber in dieser Zeit noch nach innen gekehrt sind, denen das richtige Wissen über das göttliche Gesetz, über die Konstitution des Menschen und über die Lebensvorgänge auf diesem Planeten fehlt. Ihr Denkvermögen ist untätig und stellt keine Fragen, ausser wenn es sich um Gefühle handelt und wenn es dem Mystiker darum geht, die eigene seelische Not zu lindern und den Wunsch nach Seelenfrieden und Zufriedenheit zu unterstützen. Man findet z.B. in den mystischen Schriften des Mittelalters (im Osten und Westen) kaum ein Anzeichen dafür, dass die Mystiker ein Verständnis dafür gehabt hätten, was der Welt nottut und was die Menschheit verlangt, um Erleuchtung zu finden.

Die Vision ist nichts anderes als das astrale Spiegelbild des Plans. Dort vereinen sich zwei Kräfte und eine Energie, nämlich die Kräfte der physischen Natur und des Astralkörpers des Mystikers sowie die Energie seiner Seele, und dort erschaffen sie eine machtvolle Ausdrucksform intensiven Verlangens, tiefer, elementarer Sehnsucht und lebhafter Phantasie, und eine Gedankenform, die alles das zeigt, womit der Mystiker in Berührung kommen oder was er manifestiert sehen möchte.

Mit der Zeit wird diese mystische Einstellung immer schwächer werden. Die Tendenz, Schönheit zu sehen und zu verwirklichen, und der Instinkt, nach Göttlichkeit zu streben, sind im Bewusstsein der Menschen so tief verankert, dass die Verstandeskraft den Ausgleich bringen und das Bild des grossen Planes ohne Gefahr an die Stelle der mystischen Vision treten kann. Jene Kinder der Menschheit, die [606] noch immer atlantisches Bewusstsein haben, werden auch fernerhin den mystischen Weg gehen, und ihr Beitrag wird auch weiter ein schönes Erbe der Menschheit bleiben. Aber die Zeitspanne für mystische Bestrebungen und Erfahrungen wird beträchtlich gekürzt und wissenschaftlich überwacht werden, weil man besser verstehen wird, welchen Zweck ein solcher Zyklus hat, welche Rolle er in der Menschheitsentwicklung spielt und welchen Beitrag er zur «Lehre von der Wirklichkeit» liefert.

Diese mystische Zeitspanne entspricht der wertvollen, zukunftsträchtigen, lebenspendenden Jugendzeit, die zu richtiger Einstellung anspornt und gewisse Normen und Werte festigt. Diese Periode wird aber als unerwünscht erkannt, sobald die Zeit für neue und höhere Werte gekommen ist und mehr geistige und kontrollierte Methoden an ihre Stelle treten sollen. Ein Lebenszweck, ein erkannter Plan und eine richtig gelenkte Aktivität muss schliesslich im Leben des Einzelmenschen und der Menschheit an die Stelle jugendlicher Wunschbilder, Träume, sehnsuchtsvoller Phantasien und Bestrebungen treten.

Man möge mich nicht missverstehen! Die Vision ist ein Erschauen der Wirklichkeit. Der Ewige Träumer träumt. Der grösste aller Mystiker ist der göttliche Logos Selbst. Aber sein Traum muss in unserem Bewusstsein als Gottes Plan wahrgenommen werden. Die Vision des Mystikers ist eine notwendige, aber vorübergehende Periode, in der sich im Menschen der «Traumaspekt» von Gottes Natur entfaltet. Man denke darüber nach, denn diese Aussage erschliesst denen, die richtig meditieren können, eine tiefe Erkenntnis.

Schwierigkeiten, die beim Erscheinen von Licht und Energie als Begleitsymptome auftreten.

Die Probleme, mit denen wir uns jetzt befassen müssen, gehören in eine gänzlich andere Kategorie. Sie haben keinerlei Beziehung zum Gefühlsleben oder zur Astralwelt, sondern bilden die charakteristischen Schwierigkeiten, denen ein Aspirant, ein Fortgeschrittener oder ein Jünger ausgesetzt ist, der gelernt hat, sich in [607] der mentalen Natur zu konzentrieren. Es sind Probleme, die mit der Erlangung des Seelenkontaktes zusammenhängen, der zur Erleuchtung des Denkvermögens und zu einem tatsächlichen Kraftzustrom führt.

Diese Schwierigkeiten treten nur bei dem Menschen auf, dessen Kehl- und dessen Ajnazentrum im Erwachen ist. Tritt eine kritische Situation im Zusammenhang mit einer Lichtwahrnehmung auf, dann hat der Psychologe oder Arzt daran zu denken, dass die Hypophyse in Mitleidenschaft gezogen ist und dass daher das Zentrum zwischen den Augenbrauen zu arbeiten und zu erwachen beginnt.

Das Problem eines Kraftzuwachses, den der Aspirant fühlt und in seinem Leben zum Ausdruck zu bringen sucht, fällt unter zwei Kategorien:

1. Das Verspüren einer starken Kraft, die sich bei dem Bemühen einstellt, echte schöpferische Arbeit zu leisten. Dazu gehört notwendigerweise die Aktivität des Kehlzentrums. Wenn diese schöpferische Kraft einströmt und diese Energie nicht richtig genützt wird, um damit Schöpferisches zu vollbringen, entstehen sehr leicht Schilddrüsenstörungen.

2. Das Verspüren einer starken Kraft, die sich als ehrgeiziges Streben auswirkt, und das Empfinden einer Integration, die durch die Kraft dieses ehrgeizigen Strebens zustande kommt. Das ist häufig der Fall, wenn es gelang, die verschiedenen Aspekte der niederen Natur diesem ehrgeizigen Streben unterzuordnen. Dann ist das Ajnazentrum aktiv und stimmt seine Schwingungen auf die des Kehlzentrums ab. Das führt zu einer wirklich schwierigen Situation und ist eine der alltäglichsten Auswirkungen ehrgeizigen Strebens, dem ein Aspirant und Jünger unterliegt.

Man kann, wenn man will, auch das Problem des Lichts in zwei Gruppen von Schwierigkeiten teilen - die eine in Bezug auf die physische Wahrnehmung von Licht im Kopf und die andere im Hinblick auf die Aneignung von Wissen.

Die Wahrnehmung von Licht innerhalb des Schädels hängt mit der Beziehung zusammen, die zwischen dem Kopfzentrum und dem Zentrum zwischen den Augenbrauen besteht, also zwischen dem [608] Raum rings um die Zirbeldrüse und der Umgebung der Hirnanhangdrüse. Die Vibrationswirkung dieser beiden Zentren kann bekanntlich so stark werden, dass diese beiden Schwingungen (oder deren

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