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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 565 ff. (engl.)
Bewusstsein beginnt sich zu erweitern, sodass sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft in die Reichweite ihres Gewahrseins rückt. Sie wissen, dass sie nach höheren Dingen und nach mystischen Erkenntnissen streben, die im Gegensatz zu psychischen Vorstellungen stehen. Sie legen kleine Erlebnisse, die sie vielleicht hellseherisch erfasst haben, in einer Weise aus, als ob sie das persönlich anginge; sie nehmen eine Ermahnung oder ähnliches, das sie hellhörend aufgegriffen haben, als für sie selbst bestimmt hin. Sie sehen z.B. eine visionär erhaschte Gedankenform Von Christus oder die eines Meisters als einen Beweis dafür an, dass sie mit diesen hochstehenden Führern eine unmittelbare persönliche Unterredung hatten. So geraten sie in die trügerische Welt der Verblendung und des Selbstbetrugs, aus der sie sich schliesslich mit grosser Schwierigkeit wieder herauswinden müssen.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass die Trennungslinien, die zwischen den tierischen, menschlichen und göttlichen Bewusstseinszuständen bestehen, nicht so scharf gezogen sind, wie sie auf unserer Tabelle erscheinen. Wer dies beachtet, kann sich ein Bild von der Vielgestaltigkeit und Schwierigkeit unseres Themas machen. Von dieser verwickelten Situation können wir uns vielleicht ein anschauliches Bild machen, wenn wir dem vielfachen Gebrauch des Wortes «Telepathie» nachgehen. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet es zwei Kräfte:

1. Erstens denkt man an ein instinktmässiges Wahrnehmen einer Situation, eines Appells oder einer Impression, die auf den Solarplexus eindringt. Dieses Vermögen, Eindrücke zu empfangen, unterliegt keiner Kontrolle. Es fehlt die Absicht, eine gelenkte Botschaft mental wahrzunehmen und zu prüfen. Es handelt sich lediglich um ein Abgestimmtsein auf einen Denkzustand oder eine Situation dessen, der als Absender der Botschaft gilt. In neun von zehn Fällen betrifft es einen Notruf, der ausgeschickt wird und eine Wirkung hervorruft, ohne dass der Empfänger imstande wäre, von sich aus zu veranlassen, [566] dass er die Botschaft empfängt. Ein Beispiel dafür würde eine Mutter sein, die fühlt, dass ein geliebtes Kind in Gefahr schwebt.

2. Zweitens denkt man an eine Art von Hellsehen, das den Menschen in die Lage versetzt, Verborgenes zu sehen, wie z.B. die Zahlen und Zeichen auf Spielkarten, die verdeckt auf dem Tisch liegen.

Echte Telepathie ist jedoch ein unmittelbares gedankliches Mitteilen von Denkvermögen zu Denkvermögen, und wenn es sich um eine höhere Stufe handelt, eine Verständigung von Seele zu Seele. In letzterem Fall, wenn es sich z.B. um eine Inspiration handelt, formuliert der Denkapparat später den Inhalt der Botschaft. Es ist interessant zu beobachten (und im Hinblick auf unser Thema auch lehrreich), dass bei einem echten telepathischen Empfang die niederen Kräfte höhergeschraubt und auf einem höheren Bewusstseinsniveau benutzt werden können. Den Esoterikern ist folgendes wohlbekannt:

a) Manche Menschen nehmen einfach in ihrem Denken telepathisch die Mitteilung auf, die von der Gedankenwelt eines anderen Menschen ausgeht. Sowohl die «Aufnahme» als auch die Übermittlung erfolgt ohne Worte und Formen. Der Empfänger «weiss» es einfach; die übermittelte Information nimmt in seinem Bewusstsein eine Form an, ohne eines Zwischenstadiums oder einer Zwischenstufe zu bedürfen. Das ist formfreie Telepathie.

b) Andere gehen sofort daran, das ihnen übermittelte Wissen in eine Form zu fügen. Sie wollen die Botschaft sehen. Worte oder Informationen erscheinen vor ihren Augen in geschriebenen oder gedruckten Buchstaben, als wenn sie auf eine Kinoleinwand projiziert wären, die man im Innern des Kopfes sieht.

c) Wieder andere wandeln die Mitteilung in eine Form um, die ein Hören ermöglicht.

In den beiden letzten Fällen macht der wahre und redliche Telepath von seinen latenten niederen Kräften Gebrauch und hebt sie auf ein möglichst hohes Niveau, um sie mentalen oder seelischen [567] Zwecken zu unterstellen. Der Unterschied in der Benutzung von Kräften des Hellsehens und Hellhörens liegt darin, dass bei der echten Telepathie eine volle mentale Kontrolle und Klarsicht besteht. In den vorher angeführten Fällen werden die niederen Kräfte automatisch, ohne jede Kontrolle, in Anspruch genommen und für unwichtige Dinge benützt; der Betreffende, der diese Kräfte anwendet, versteht sie überhaupt nicht.

Der erste und fundamentale Sinn ist bekanntlich der Tastsinn. Aus diesem Grund habe ich die Psychometrie in meiner Tabelle der Instinkte, Sinne und Kräfte in keine besondere Gruppe eingeordnet. Psychometrie ist ihrem Wesen nach die Fähigkeit, mit der Seele der höheren Kategorie, zu der die Einheit der unteren Kategorie hinstrebt, zu wirken und in Berührung zu kommen sowie mit der Seele Kontakt zu erhalten, die auf diese Weise in jeder Form höherstreben kann. Psychometrie betrifft in Wahrheit das «Mass» an Einbeziehung. Dieses Mass bestimmt z.B. die Beziehung eines Hundes oder eines anderen Haustieres zum Menschen, eines Menschen zu seinem Mitmenschen, und eines Aspiranten zu seiner Seele, zu seinem Meister und seiner Gruppe. Wenn diese psychometrische Fähigkeit der Einbeziehung auf die Welt greifbarer Dinge gerichtet wird, zum Beispiel auf Mineralien, Besitztümer und andere materielle Objekte, dann sind wir geneigt, eine magische Affäre daraus zu machen und uns für die Demonstrierung psychometrischer Kraft bezahlen zu lassen; wir nennen das dann «Wissenschaft der Psychometrie». Dennoch handelt es sich um dieselbe Kraft, ob sie nun auf die niederen Naturreiche gerichtet oder dazu benützt wird, um mit den höheren Reichen in Berührung zu kommen. Es gibt drei Gruppen von Menschen, welche die niederen psychischen Kräfte, entweder bewusst oder unbewusst, anwenden:

1. Jene Menschen, deren evolutionäre Stufe tief genug ist, um diese Kräfte automatisch zu betätigen.

2. Jene, welche die Fähigkeit, auf astraler Ebene zu sehen und zu hören oder «Magie auszuüben», von einem früheren Leben - aus atlantischen Zeiten - herüber gebracht haben. Diese Kräfte sind für diese Menschen etwas Natürliches, doch werden sie meistens weder verstanden noch durch Wissen im Zaume [568] gehalten. Daher wird der Besitzer dieser Fähigkeiten entweder deren Opfer oder er beutet sie aus.

3. Der Mystiker auf seinem Pfad geistigen Schauens, der durch Meditation und Aspiration Energie von der Seele her in sein Körpergefüge hereinbringt, stimuliert das Sonnengeflecht oder Kehlzentrum und öffnet auf diese Weise ein Tor zur Astralebene.

In all diesen Fällen ist es die Astralebene, die sich hier auftut. Die Feststellung kann hier gemacht werden, dass, wenn Farben, Formen und Phänomene sich zeigen, die den Formgebilden der physischen Ebene ähneln oder deren Nachbildungen sind, es sich um eine «Duplikat-Erscheinung» der Astralebene handelt. Wenn sich Gestalten auf der physischen Ebene materialisieren, handelt es sich um eine kombinierte Tätigkeit der astralen und ätherischen Ebene. Es sind mitnichten Phänomene der mentalen oder Seelenebene, das sollte man nie vergessen. Die Astralebene ist - in Zeit und Raum und im Hinblick auf alle Zwecke und Absichten - ein wirklich existierender Daseinszustand und zugleich eine Welt illusorischer Erscheinungsformen, die sich der Mensch mit seiner schöpferischen Vorstellungskraft selbst geschaffen hat. Eine der wichtigsten Lektionen, die es auf dem Pfad der Jüngerschaft zu lernen gilt, ist die richtige Unterscheidung dessen, was wirklich und was unwirklich ist.

Was sieht und hört denn ein Medium, wenn es im Trancezustand ist oder wenn es Hellsehen oder Hellhören demonstriert? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die ich anführen möchte:

1. Es kann sich um eine Vorführung des «Wunschlebens» jener Person oder Gruppe handeln, an die sich das Medium wendet. Dieses Wunschleben nimmt Gestalt an, und zwar im Verhältnis zu der dynamischen Kraft, die der unausgesprochene Wunsch oder die mentale Fähigkeit der betreffenden Person oder Gruppe in sich trägt.

2. Das Medium nimmt die Gedankenformen (oder die Gedankenform) wahr, die in der Aura des Zuschauers oder des spiritistischen Zirkels vorkommen. Diese Gedankenformen wurden [569] im Lauf einer längeren Zeit gebildet und beziehen sich gewöhnlich auf jemanden, den man sehr gern hat oder ganz und gar nicht leiden kann. Diese Erscheinungsformen sind oft so naturgetreu, dass der Zirkelteilnehmer sie auf Grund der Beschreibung seitens des Mediums sogleich erkennt; ebenso kann das Medium auf telepathischem Wege (über den Solarplexus) all das wahrnehmen oder erkennen, was der Sitzungsteilnehmer zu hören wünscht. Diese Antworten entsprechen dem Niveau des verstorbenen oder lebenden Freundes und stimmen mit dessen charakteristischer Sprech- und Denkweise überein. Das erklärt den mittelmässigen Gehalt der Ausdrucksweise und der Eröffnungen, wie sie gewöhnlich in mediumistischen Sitzungen produziert werden. Der Durchschnittstyp, der solche Sitzungen besucht, ist gewöhnlich kein grosses Licht, es sei denn, dass der Besucher lediglich zu dem Zwecke gekommen ist, um die Vorgänge zu erforschen.

3. In wenigen seltenen Fällen kommt es vor, dass eine Seele, die auf dem Wege zu neuer Inkarnation ist oder die gerade den Körper verlassen hat, sich (aus guten und gewichtigen Gründen) gedrungen fühlt, mit Hilfe eines Mediums einen Kontakt mit einem Freund oder Verwandten herzustellen. Solche Fälle sind bekannt, aber sie setzen von Seiten des Teilnehmers, Übermittlers und Mediums gewöhnlich mehr als Durchschnittsintelligenz voraus. Diese Fälle kommen jedoch nur ausnahmsweise vor.

4. Dem hellsehenden und hellhörenden Medium zeigen sich viele Phänomene der Astralebene, die denen auf der physischen Ebene ähnlich sind und die durch die Qualität und geistige Stufe der Zuhörer bestimmt und bedingt werden. Das Medium erklärt diese Phänomene den Teilnehmern, was meistens Anerkennung hervorruft.

Ich ziehe hier den guten Glauben, den ein solcher Zirkel besitzt oder die Aufrichtigkeit jener Medien, die mit den Fähigkeiten des Hellsehens und Hellhörens geboren sind, nicht in Zweifel. Ich weise lediglich darauf hin, dass die Phänomene, mit denen solche Zirkel in Berührung kommen, astraler Natur sind, dass jeder, der vom Standpunkt höherer psychischer Kräfte aus einer solchen Sitzung zuschaut, rundherum um jeden Teilnehmer eine Reihe [570] von selbstgeschaffenen Astralformen wahrnehmen kann; es sind die Formen derer, die der Tod von der physischen Ebene abrief, und von anderen, die noch auf Erden weilen und an die der Zirkelteilnehmer ständig denkt. Ein solcher Beobachter würde ferner Gestalten wahrnehmen, die kaleidoskopartig kommen und gehen. Manche sind nur nebelhaft sichtbar, andere aber deutlich und körperhaft, je nach der Stärke des Gedankens, der sie schuf. Alles das bezieht sich auf das Wunschleben des Teilnehmers, auf seine häuslichen Angelegenheiten, seine Geschäfte oder seine Gesundheit. Ein sensitiver Mensch «stellt sich» auf alle diese Dinge «ein» und verbindet sie mit den dazugehörigen Gedankenformen; so kommen die üblichen Séancen in einem Sitzungsraum oder mit einem Durchschnitts-Publikum zustande. Das Medium berichtet wahrheitsgemäss und genau das, was es sieht und hört, und ist daher wahr und aufrichtig. Da aber das Medium keinerlei richtige Ausbildung in der Kunst des Ausdeutens erhält und auch nicht die Methode kennt, wie man das Illusorische vom Wirklichen unterscheidet, kann es zwangsläufig nicht mehr tun, als das Gesehene und Gehörte wiederzugeben.

Wenn aber, wie es manchmal geschieht, ein Mystiker denselben Kräften freien Spielraum lässt, so können die gesehenen Phänomene und die gehörten Worte ein sehr hohes Niveau haben. Dennoch sind sie immer noch astral, denn sie betreffen Ereignisse und Dinge, die den höheren Bereichen der Astralebene angehören. Der Mystiker kommt mit dem spirituellen oder religiösen Wunschleben der Menschheit in Verbindung, und so, wie seine eigene derzeitige Aspiration beschaffen ist, so werden auch seine Kontakte ausfallen. Ist er ein ernster und hingebungsvoller Christ, so wird er dort eine der schönen und lebensvollen Gedankenformen von Christus sehen; in dem Wunder dieser Enthüllung wird seine Liebe und Einbildungskraft, das Höchste und Beste in ihm wachgerufen, ganz erfüllt von Verehrung und gefangengenommen von dem mystischen Erlebnis. So entstehen die inspirierten Schriften und erleuchteten Visionen des Mystikers. Ist er ein Hindu, dann mag er in seiner Vision den Herrn [571] der Liebe, Sri Krishna, erschauen oder wenn er ein Buddhist ist, den Herrn des Lichtes, Buddha, in all seinem Lichtglanz. Als Schüler des Okkultismus oder als Theosoph oder Rosenkreuzer mag er die visionäre Erscheinung eines einzelnen Meisters oder der ganzen Hierarchie der Adepten sehen. Er mag gesprochene Worte hören und so von dem sicheren Empfinden durchdrungen werden, dass die Grossen ihn bevorzugen und ihn für einen aussergewöhnlichen Dienst erwählt haben. Das steht für ihn absolut fest. Und dennoch hat sich sein Bewusstsein überhaupt nicht von der Astralebene entfernt, und seine Wahrnehmungen waren nur wundervolle und inspirierende Erscheinungsbilder jener Welt, die sich auf Grund seiner Aspiration vor seinem

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.