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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 480 ff. (engl.)
die Beiträge der modernen Psychologie und die Erkenntnisse über die Konstitution des Menschen (besonders über die somatische), die von diesen medizinischen Fachgebieten so wundervoll weiterentwickelt wurden.

Probleme, die mit der Führung von Menschen, mit Träumen und Depressionszuständen zu tun haben.

Ich befasse mich mit diesen Problemen, weil sie zurzeit so stark im Vordergrund stehen. Sie sind zurückzuführen auf die Tätigkeiten verschiedener religiös oder psychologisch eingestellter Gruppen, auf die Grundtendenz gewisser Schulen, die sich für die Verbreitung der Religion und Psychologie einsetzen, und auf die gegenwärtigen Weltereignisse, die so manche feinnervigen Menschen in einen Zustand verminderter geistiger (oft auch physischer) Vitalität gestürzt haben. Diese Zustände sind weit verbreitet und beruhen auf falschen wirtschaftlichen Situationen. Ich will diese Dinge jetzt schon besprechen, bevor wir unser viertes Thema, die Krankheiten und Probleme der Mystiker aufnehmen, da die in Betracht kommenden Personen eine Zwischengruppe darstellen, die viele intelligente und von guten Absichten beseelte Menschen umfasst.

Das Problem der Führung ist besonders schwierig, weil es sich auch die angeborene instinktive Erkenntnis gründet, dass Gott und Gottes Plan Tatsachen sind. Diese angeborene, instinktmässige, geistige Einstellung wird heute von vielen wohlmeinenden Reformern ausgenützt, die jedoch weder dem Thema selbst genügend Aufmerksamkeit geschenkt noch die Tatsache berücksichtigt haben, dass es sich um eine äussere Reaktion auf einen inneren Drang handelt. In den meisten Fällen sind es nur Blinde, die Blinde führen. Das Problem der Führung lässt sich als das Problem einer Methode definieren, nach der sich ein Mensch - durch Autosuggestion - in einen aufnahmefähigen Zustand versetzt, in welchem er bewusst Kenntnis oder Klarheit erhält über Neigungen, treibende Kräfte, innere Stimmen, deutlich eingegebene Aufträge, über Richtlinien für eine Lebensweise, die eingehalten, oder für eine Laufbahn, die eingeschlagen werden soll; ausserdem erhält er allgemeine Andeutungen über Wege und Tätigkeiten, die «Gott» dem aufmerkenden, empfänglichen [481] und aufnahmewilligen Menschen vorschlägt. In diesem Zustand eines nahezu sublimierten Gewahrseins beharrlich und nachdrücklich gestellter Ansuchen aus den inneren Seins- und Denkbereichen wird der Mensch in einen Strom von Tätigkeit hineingetrieben, der eine oft harmlose, manchmal höchst erwünschte Dauerorientierung seines Lebens mit sich bringen mag oder aber nur eine vorübergehende Wirkung hat, wenn die Bereitschaft, den Ratschlägen Gehör zu geben, wieder ermattet ist. In jedem Fall wird die richtungweisende Quelle und der Ursprung der Führung in vager, unbestimmter Weise «Gott» genannt und als göttlich betrachtet; man nennt sie die Stimme des «Christus in unserem Inneren» oder geistige Eingebung. Viele ähnliche Ausdrücke werden gebraucht, je nach der Geistesrichtung, der ein Mensch angehört oder die ihn mit ihren Ideen anzog.

Diese Tendenz nach innerer Führung irgendwelcher Art wird immer stärker werden, und zwar in dem Masse, wie die Menschheit eine grössere innere Orientierung erlangt, sich immer deutlicher der Reiche inneren Seins bewusst wird und sich mehr zu der Welt der tieferen Bedeutung hingezogen fühlt. Eben deshalb möchte ich eine relativ sorgfältige Analyse der möglichen Quellen einer Führung geben, damit ein jeder wenigstens im Bilde ist, um wieviel umfangreicher und komplizierter dieses Thema ist, als er gedacht hatte, und dass jedermann gut daran tut, den Ursprung der gewährten Führung zu ermitteln und so mit grösserer Bestimmtheit die Richtung zu erkennen, in der er geführt wird. Man vergesse nicht, dass ein blinder, gedankenloser Gehorsam gegenüber einer Führung (wie es heute gang und gäbe ist) den Menschen möglicherweise zu einem Automaten macht, der wahllos Eindrücke aufnimmt. Sollte das die Regel und die heutigen Methoden feste Gewohnheiten werden, dann würde die Menschheit ihren höchsten göttlichen Besitz, die Freiheit, verscherzen. Wir brauchen jedoch im Augenblick nichts derartiges zu befürchten, wenn die intelligenten Männer und Frauen das Problem durchdenken. Es kommen ausserdem jetzt so viele hochentwickelte Egos zur Inkarnation, so dass die Gefahr nicht überhand [482] nehmen kann, und ferner sind so viele Jünger heute in der Welt, die ihre Stimme laut und klar erheben und für freies Wählen und intelligentes Erfassen des göttlichen Planes eintreten.

Es könnte nützlich sein, noch einmal die verschiedenen Gedankenrichtungen anzugeben, die sich mit «Führung» beschäftigen oder deren Methoden und Lehren auf die Entwicklung eines inneren wachen Hörens abzielen, die aber ausserstande sind, über die Quellen der Führung klare Angaben zu machen oder zwischen den verschiedenen Tonvibrationen, Stimmen und sogenannten inspirierten Weisungen zu unterscheiden, die zu registrieren das lauschende Ohr erst geschult werden mag.

Die emotionell veranlagten Menschen, die irgend einer Kirche, Sekte oder sonstigen Glaubensrichtung angehören, sind geneigt, einen Ausweg aus den Nöten und Schwierigkeiten des Lebens in der Weise zu finden, dass sie sich stets von einem Gefühl der Führung und Gegenwart Gottes tragen lassen und sich blind in das ergeben, was man ganz allgemein den «Willen Gottes» nennt. Die Gewohnheit, sich auf die Gegenwart Gottes einzustellen, ist ein höchst wünschenswerter Akt und ein notwendiger Schritt, doch sollte man verstehen, was es bedeutet. Das Empfinden einer Dualität oder Gegensätzlichkeit sollte in ein Gefühl der Identifizierung, des Eins- und Gleichwerdens umgewandelt werden. Der Wille Gottes kann die Form annehmen, dass Lebensumstände und Lebensbedingungen dem Menschen aufgezwungen werden, aus denen es kein Entkommen gibt. Der Mensch, der Gegenstand dieser Auferlegung, nimmt das stillschweigend auf sich und unternimmt nicht das geringste, um seine Lage wirklich zu verbessern und vielleicht Situationen zu vermeiden. Diese Menschen legen sich ihr Schicksal und ihre Lage in der Weise aus, dass sie beschliessen, innerhalb der ihnen auferlegten, nicht überschreitbaren Grenzen ihr Leben in Gelassenheit und Unterwürfigkeit zu verbringen. Sie entwickeln unvermeidlich eine Gesinnung demütiger Unterwerfung und Ergebung und können alles ertragen, weil sie ihre Situation als Gottes Wille ansehen. In einem schon mehr verfeinerten Zustand des Sichfügens (in Gottes Willen) bekundet ein sensitiv veranlagter Mensch seine Unterwerfung in hörbar gesprochenen Worten. Aber er erkennt nicht, dass es seine eigene Stimme und nicht Gottes Stimme ist, wie er glaubt. Für ihn [483] wäre der Weg, zu einem besseren Verständnis zu kommen, der, dass er das grosse Gesetz von Ursache und Wirkung (das sich von einem Leben zum anderen fortsetzt) anerkennt und das Problem als eine zu meisternde Lektion ansieht; das würde ihn von seiner negativen Einstellung und seiner blinden, gedankenlosen Hinnahme freimachen. Das Leben verlangt nicht, dass man sich dreinfügt und ergeben alles hinnimmt. Es verlangt emsiges Tätigsein, die Absonderung der guten und hohen Werte von den unerwünschten, die Pflege jenes Kampfgeistes, der planvoll ordnet und ausgestaltet, der Einsicht und Verstehen entwickelt und schliesslich ein Feld nutzbringender geistiger Tätigkeit aufzeigt.

Menschen, die sich in jenen Denk- oder Glaubensgemeinschaften betätigen, die viele Namen haben, wie z.B. Schulen der Geisteswissenschaft (Mental Science Schools), Neugeist Gruppen (New Thoughts groups), Christliche Wissenschaft (Christian- Science) und ähnliche Körperschaften, haben die gleiche Neigung, sich in einen Zustand der Passivität treiben zu lassen, der auf Autosuggestion beruht. Die ständige Wiederholung der laut ausgesprochenen, aber nicht erkannten tatsächlichen Göttlichkeit wird schliesslich ein Echo in der Persönlichkeit (der Formseite des Lebens) wachrufen, das, selbst wenn es nicht Führung genannt wird, trotzdem die Anerkenntnis einer Art von Führung darstellt, die dem freien Willen keinen Spielraum lässt. Das ist in grossem Umfang ein Kehrbild der oben beschriebenen Einstellung. In dem ersten Fall handelt es sich um die blinde Hinnahme eines nicht begehrenswerten Schicksals, weil es so Gottes Wille ist; daher muss dieser Wille gut und richtig sein. Die zweite Gruppe macht nun den Versuch, den inneren Menschen zur Annahme einer ganz gegensätzlichen Einstellung anzueifern. Man belehrt ihn, dass es überhaupt keine falschen Zustände oder Bedingungen gäbe, ausser denen, die jeder sich selbst schaffe. Man hämmert ihm ein, dass es keinen Schmerz und keine unerwünschten Dinge gäbe. Man nötigt ihn anzuerkennen, dass er göttlicher Natur und Erbe einer grossen Vergangenheit sei, und dass alle falschen Zustände, alle begrenzten Umstände, alles Ungemach und alle unglücklichen Vorfälle die Folgen seiner eigenen schöpferischen Einbildungskraft seien. Es wird ihm versichert, dass all das nicht existiere.

In beiden geistigen Schulen wird Wahrheit gelehrt und betont: in der einen die Wahrheit über das Schicksal, das sich nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung erfüllt, und in der anderen die [484] Wahrheit über des Menschen eingeborene Göttlichkeit; aber in beiden Fällen ist der Mensch eine passive, negative Figur, das Opfer entweder eines grausamen Schicksals oder seiner Göttlichkeit. Ich spreche dies mit Absicht und Überlegung aus, weil mir viel daran liegt, dass meine Leser einsehen, dass das Schicksal niemals die Absicht hatte, den Menschen zu einem hilflosen Opfer von Umständen oder einem selbsthypnotisierten Werkzeug einer Göttlichkeit zu machen, die ihm zwar bestätigt ist, die er aber noch nicht entwickelt hat. Bestimmungsgemäss sollte der Mensch der intelligente Herr seines eigenen Schicksals sein, ein bewusster Exponent der ihm eingeborenen Göttlichkeit, des Gottes in seinem Inneren.

Weiter haben wir die Schulen der Esoteriker, Theosophen und Rosenkreuzer, die - besonders in den inneren Zirkeln - diese Illusion der Führung auf ihre eigene Art und Weise erläutern und auslegen; sie ist zwar von anderer Art als die beiden oben genannten Versionen, doch sind die Resultate qualitativ ziemlich die gleichen. Man drängt das Studienmitglied in eine psychische Verfassung hinein, in der es geführt und oftmals durch Stimmen, die nur in der Einbildung existieren, geleitet wird. Häufig behaupten die Organisationsleiter, in direkter Verbindung mit einem Meister oder gar der ganzen Hierarchie der Meister zu stehen, die ihnen Anweisungen geben. Diese Anordnungen werden den gewöhnlichen Mitgliedern der Organisation weitergegeben, und man erwartet von ihnen bedingungslosen Gehorsam. Auf Grund der Schulung, der man den Namen eines esoterischen Entwicklungssystems gibt, wird das Ziel einer ähnlichen Beziehung zu dem Meister oder der Hierarchie als Antrieb vor Augen gehalten, um die Mitglieder zur Arbeit und zur Meditation anzueifern; und eines Tages bringt man den Aspiranten zu dem Glauben, dass er seines Meisters Stimme hören würde, der ihn führt und ihm sagt, was er zu tun habe und an welchen verschiedenen Aufgaben er mitarbeiten könne. Viele psychische Schwierigkeiten, die in esoterischen Gruppen anzutreffen sind, können auf diese Einstellung und verlockenden Hoffnungen zurückgeführt werden, die man dem Neuling vortäuscht. Im Hinblick darauf kann ich die folgenden Tatsachen nicht nachdrücklich genug wiederholen:

1. Das Ziel aller Unterweisung in wirklich esoterischen Schulen [485] besteht darin, den Menschen bewusst mit seiner eigenen Seele, und nicht mit dem Meister in Verbindung zu bringen.

2. Der Meister und die Hierarchie der Meister arbeiten nur auf der Seelenebene, als Seelen mit Seelen.

3. Bewusste Empfänglichkeit für spirituelle Eindrücke und für den Plan der Hierarchie hängt von der sensitiven Reaktion ab, die entwickelt werden und dauernd bestehen kann zwischen des Menschen eigener Seele und seinem Gehirn, wobei das Denkvermögen als Brücke dient.

4. Folgende Punkte sollte man sich fest einprägen

a) Sobald sich ein Mensch seiner selbst als Seele bewusst ist, kann er auch mit anderen Seelen in Verbindung treten.

b) Sobald er bewusst ein Jünger ist, kommt er mit anderen Jüngern in Kontakt und kann mit ihnen verständnisvoll zusammenarbeiten.

c) Ist er ein Eingeweihter, dann werden andere Eingeweihte Tatsachen in seinem Leben und seinem Bewusstsein.

d) Ist er ein Meister, dann gehört ihm die Freiheit des Himmelreiches und er arbeitet bewusst als Seniormitglied der Hierarchie.

Aber alle diese Unterschiede beziehen sich auf den Grad der Arbeit, nicht auf den Rang von Personen; das ist sehr wichtig. Die Unterscheidungen kennzeichnen den Grad seelischer Entfaltung, haben aber nichts mit Persönlichkeiten und ihren graduellen Kontakten zu tun. Je nach dem Grad erkannter und verwirklichter Seelenentfaltung auf der physischen Ebene ist auch die Empfänglichkeit für die Welt der Seelen, deren Herz und Kopf die okkulte Hierarchie ist.

Die Führung, auf welche die Anhänger vieler esoterischer Schulen so oft reagieren, geht nicht von der Hierarchie aus, sondern von dem astralen Spiegelbild der Hierarchie. Sie reagieren daher auf ein illusorisches, von Menschen geschaffenes Zerrbild einer spirituellen Tatsache. Sie könnten, wenn sie es wollten, auch für die wirkliche Hierarchie empfänglich sein.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.