Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 468 ff. (engl.)
könnte von Nutzen sein. Ich kann es jedoch nur flüchtig tun, da die Zeit zu knapp ist. Ich suche nur Andeutungen zu machen, ohne auf Einzelheiten einzugehen, und kann nur die grundsätzlichen Störungen und die Methoden angeben, wie man eine bestimmte Schwierigkeit beheben oder ein Problem lösen kann. Für die Behandlung vieler solcher Fälle ist gesunder Menschenverstand vonnutzen. Es hilft z.B., wenn man dem Patienten begreiflich macht, dass seine Symptome, so gering sie auch anfänglich sind, sich zu ernsten Situationen auswachsen können. Drei Fälle will ich hier anführen.

Der erste Fall betrifft die Überaktivität des Denkvermögens. Sie tritt bei ziemlich vielen Menschen auf, die - manchmal plötzlich, manchmal in langsamem Tempo - zu viel aufnehmen, erfassen und erfahren. Der überaktive Verstand nimmt zu viel Wissen bewusst auf. Dadurch entstehen Unregelmässigkeiten in der Lebenseinteilung, es ergeben sich so viele Änderungen, so viel Unbeständigkeit und Ruhelosigkeit, dass dieser Mensch aus einer siedenden Unruhe gar nicht herauskommt. Bei all dem empfindet er sich selbstbewusst als Mittelpunkt, und dementsprechend legt er seine ganze mentale Tätigkeit und seine Kontakte, all seine Unbeständigkeit, seine Selbstanalyse (zu der es ihn dauernd hinzieht) und das ewige Pläneschmieden als Zeichen mentaler Befähigung aus, ja mehr noch als das, er sieht all das als echte spirituelle Einsicht und Weisheit an. Das führt zu schwierigen Situationen für alle, die mit ihm zu tun haben, und das bleibt oft so für eine lange Zeit; solange dieser Zustand anhält, lässt sich kaum etwas für ihn tun. Die dauernden «Umsetzungen des Chitta, des Gedankenstoffes», und [469] die ununterbrochene «Aktivität des Mentalkörpers für das Bilden von Gedankenformen» nehmen den Betreffenden ständig derart in Anspruch, dass nichts anderes Zugang zu seinem Bewusstsein findet. Riesige Pläne, grosszügige Projekte, Aufnahme von Beziehungen und Briefwechsel mit Gleichgesinnten beschäftigen ihn. Darüber hinaus versucht er, anderen seine Pläne aufzudrängen und ihre Hilfe für die Verwirklichung seiner Ideen zu mobilisieren. Verweigert man ihm die Hilfe, so kritisiert und tadelt er das. Er macht keine richtigen Anstrengungen, um seine Pläne und Ideen ausführungsreif zu machen, sie bleiben alle auf der Mentalebene im Versuchsstadium, in ihrem ursprünglich unklaren Zustand. Das Bestreben, mehr zu sehen, mehr zu erfahren und mehr Einzelheiten und Zusammenhänge zu erfassen, nimmt alle Aufmerksamkeit in Anspruch, und so bleibt ihm keine Energie mehr übrig, um auch nur eine einzige Idee bis zur Wunschebene herunterzubringen, und einen ersten Schritt zu unternehmen, der zur Verwirklichung des erschauten Planes führt. Hält diese Denkverfassung zu lange an, dann ruft sie geistige Überanstrengung, nervösen Zusammenbruch und manchmal dauernde Störungen hervor. Die Heilung ist indes einfach.

Der Betroffene sollte zunächst zur Einsicht kommen, dass sein mentales Leben, wie er es jetzt führt, nutzlos ist. Er soll dann eine der zahlreichen Arbeitsmethoden und einen der vielen Wege und Möglichkeiten wählen, mit deren Hilfe sich der empfundene Plan praktisch ausführen lässt. Er möge sich dazu zwingen, diesen Plan in sichtbarer Form zu verwirklichen und alle anderen Möglichkeiten fallen zu lassen. Auf diese Weise kann er beginnen, seine Verstandeskräfte wieder zu regulieren und im Zaum zu halten und seinen Platz unter denen einzunehmen, die etwas zustande und zu Ende bringen, - gleichgültig, wie klein sein Beitrag sein mag. Er wird dadurch zu einem schöpferisch aufbauenden Menschen.

Ich habe diese Art von Schwierigkeit mit Bezug auf die Verhältnisse des Aspiranten geschildert, der in seiner Meditation mit den Einflüssen der Hierarchie in Berührung kommt und dadurch in der Lage ist, den Strom von Gedankenformen anzuzapfen, die von den Mitgliedern der Hierarchie und ihren Jüngern erschaffen wurden. [470] Dieselbe Art von Schwierigkeit ist bei all denen anzutreffen, die dadurch, dass sie die Mentalebene entdeckten und ihre Gedanken darauf konzentrierten, in die grössere Welt der Ideen eindringen, die gerade im Begriffe sind, sich in den konkreten Bereichen mentaler Substanz zu verdichten. Das erklärt die vergebliche Mühe und ersichtliche Erfolglosigkeit bei vielen ganz intelligenten Menschen. Sie beschäftigen sich mit so vielen Möglichkeiten, dass sie am Ende gar nichts erreichen. Ein einziger durchgeführter Plan, ein einziger Gedanke, der zu seinem konkreten Abschluss gebracht wurde, ein einziger mentaler Prozess, der bewusst entwickelt und nach aussen projiziert wurde, rettet die Situation und bringt Schöpferkraft und praktischen Nutzen in ein sonst negatives und nutzloses Leben hinein. Ich benutze hier das Adjektiv «negativ», um ein negatives Ergebnis, eine Erfolglosigkeit im Erreichen von Resultaten zu bezeichnen. Es ist überflüssig zu betonen, dass ein solcher Mensch in den Folgerungen, die er mit seinen sogenannten mentalen Konzepten und Ideen verknüpft, ausserordentlich positiv und hinsichtlich deren Verwirklichung sicher ist. Er wird dadurch für seine Umgebung zu einer dauernden Quelle der Besorgnis und Bestürzung. Seine Freunde und Mitarbeiter sind die Zielscheiben seiner endlosen Kritik, weil sie den Plan nicht ausführen, der seiner Meinung nach verwirklicht werden sollte, oder weil sie die Flutwelle von Ideen, die sich über ihn stürzte, nicht genügend würdigen. Man sollte sich darüber klar sein, dass es sich hier um eine Art mentalen Fiebers mit den Begleitsymptomen Halluzination, Überaktivität und psychischer Reizbarkeit handelt. Die Heilung liegt, wie ich schon sagte, in des Patienten eigener Hand. Voraussetzung ist, dass er sich ernsthaft mit einem selbstgewählten Plan befasst und den Beweis für dessen Brauchbarkeit erbringt, dabei mit gesundem Menschenverstand und mit normaler, guter Urteilskraft vorgeht. Das Licht, mit dem ein Mensch durch Meditation in Berührung kommen kann, hat ein Gebiet mentaler Phänomene und Gedankenformen aufgedeckt, mit dem er nicht vertraut ist und nichts anzufangen weiss. Wie dieses Licht sich manifestiert, und was alles an Folgerungen und Möglichkeiten damit verknüpft ist, macht auf ihn einen so gewaltigen Eindruck, dass er den Schluss zieht, dass all dies göttlich und daher wesentlich sein müsse. Da er noch immer im dramatischen Mittelpunkt seines [471] eigenen Bewusstseins steht und noch immer - auch unbewusst - von mentalem Hochmut und spirituellem Ehrgeiz erfüllt ist, hat er das Empfinden, dass er zu grossen Dingen berufen sei, und dass ihm alle ganz sicher dabei behilflich sein müssen, andernfalls sie sich als üble Versager zu betrachten haben.

Die zweite schwierige Situation entsteht durch das Sichtbarwerden der Trugbilder unserer Sinne, Maya genannt. Das Wort Maya ist ein allgemeiner Name für die drei Aspekte des sichtbaren Lebens, die drei Welten oder die drei Hauptergebnisse aus dem Wechselspiel der Kräfte. Diese tragen dazu bei, den Menschen zu verwirren, und erschweren das Los des ernsten Aspiranten. Daher mag es von Nutzen sein, wenn ich an dieser Stelle die drei Ausdrücke definiere, die diesen drei Folgeerscheinungen der sichtbaren Welt beigelegt wurden: Illusion, Verblendung und Maya.

Diese drei Begriffe wurden seit langem von sogenannten Okkultisten und Esoterikern hin und her erwogen. Die Bezeichnungen werden sowohl für die allgemeine Grundidee als auch für deren Differenzierung gebraucht. Allgemein gesehen sind die folgenden Deutungen nur Teilauslegungen, bei denen die wirkliche Wahrheit verzerrt und verdreht erscheint, was den Begrenzungen des menschlichen Bewusstseins zuzuschreiben ist.

Verblendung wurde häufig als ein seltsamer Versuch der «schwarzen Mächte» (wie sie genannt werden) angesehen, gutgläubige Aspiranten zu überlisten und zu täuschen. Viele ganz vortreffliche Menschen fühlen sich beinahe geschmeichelt, wenn sie einem der vielen Trugbilder «gegenüberstehen» können, denn sie haben das Empfinden, dass das Zurschautragen ihrer Disziplin so ausgezeichnet war, dass die dunklen Mächte genügend Interesse daran fanden, ihre schöne Arbeit dadurch zu verhindern, dass man sie in Wolken von Blendwerk hüllte. Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Diese Idee ist schon an sich ein Teilsymptom der Verblendung unserer Zeit, die ihre Wurzel im menschlichen Dünkel und Streben nach Wunschbefriedigung hat.

Maya wird oft als identisch mit der Vorstellung angesehen, die von der Christlichen Wissenschaft (Christian-Science) verbreitet wird, die behauptet, dass es so etwas wie Materie nicht gibt. Man mutet uns zu, die ganze Welt der Erscheinungen als Maya, als Täuschung anzusehen und zu glauben, dass deren Existenz einfach ein Irrtum des sterblichen Verstandes und eine Form von Autosuggestion oder Selbsthypnose sei. Durch diesen aufgedrängten Glauben [472] lassen wir uns in eine gedankliche Vorstellung hineintreiben, die das Greifbare und Objektive nur als Erdichtung der Einbildungskraft des Menschen hinstellt. Eine solche Auffassung ist ihrerseits wieder eine Verdrehung der Wahrheit.

Illusion wird in ziemlich ähnlicher Weise erklärt; wir betonen jedoch in unserer Definition die Begrenztheit des menschlichen Denkens. Wir stellen die Welt der Erscheinungen nicht in Abrede, aber wir glauben, dass der Verstand die Phänomene falsch auslegt und sich weigert, sie so zu sehen, wie sie in Wirklichkeit sind. Wir sehen diese irrige Auslegung als die grosse Illusion, die Grosse Täuschung an.

Ich möchte hier darauf hinweisen, dass diese drei Ausdrucksformen (allgemein gesprochen) drei Aspekte eines universalen Zustandes sind, der aus der menschlichen Denktätigkeit - in Zeit und Raum - entstanden ist.

Das Problem der Illusion ist in der Tatsache begründet, dass hier eine Seelentätigkeit mitspielt. Illusion ist die Folgeerscheinung des Denkaspekts aller manifestierten Seelen. Es ist die Seele, die in Illusion versunken ist, und die so lange nicht klar sehen kann, bis sie gelernt hat, das Licht der Seele in das Denkvermögen und in das Gehirn einströmen zu lassen.

Das Problem der Verblendung tritt dann auf, wenn die bestehende Denkillusion durch Wünsche und Verlangen verstärkt wird. Was die Theosophen Kama-Manas (Wunschdenken) nennen, ist das, was Trugbilder hervorruft. Es ist Illusion auf der Astralebene.

Das Problem der Maya ist im Prinzip das gleiche, nur verstärkt durch die intensive Tätigkeit, die einsetzt, wenn sich Verblendung und Illusion auf den ätherischen Ebenen festgesetzt haben. Es ist dieser vitale, gedankenlose, gefühlsgeschwängerte Mischmasch (jawohl, das ist das richtige Wort), in dessen Wirrwarr die meisten Menschen ständig zu leben scheinen. Wir wollen kurz zusammenfassen:

1. Illusion ist in erster Linie eine mentale Eigenschaft, charakteristisch für die Geistesverfassung jener Personen, die mehr intellektuell als emotionell sind. Sie sind dem entwachsen, was man im üblichen Sinne als Gefühlsverblendung [473] bezeichnet. Falsches Verstehen und falsches Deuten von Ideen und Gedankenformen, das sind die Fehler, deren sie sich schuldig machen.

2. Verblendung ist astraler Natur und ist in der jetzigen Zeit viel stärker als Illusion, weil sich die übergrosse Mehrzahl aller Menschen ständig astral betätigt.

3. Maya ist ihrer Natur nach vital und ist eine Kraft-Qualität. Sie ist im wesentlichen jene Energie des menschlichen Wesens, die durch den inneren Einfluss der mentalen Illusion oder der astralen Verblendung oder einer Kombination von beiden in Schwingung gerät.

Der gewaltige Umfang und die Vielseitigkeit dieses Themas ist überwältigend. Der Aspirant braucht Zeit, um die Regeln zu erlernen, die ihn einen Ausweg aus der Scheinwirklichkeit finden lassen. Ich möchte mich mit dem Thema nur insoweit beschäftigen, als es mit den Wirkungen im Leben desjenigen zu tun hat, der bereits ein gewisses Mass von Licht in sich erweckt hat, das ihm die drei Welten niederer Kraftarten enthüllte. Diese Enthüllung täuscht ihn in den Frühstadien oft und er wird ein Opfer dessen, was ihm aufgezeigt wurde. Mit vollem Recht kann man behaupten, dass alle Menschen Opfer der Grossen Illusion und der verschiedenen Wechselbeziehungen und Aspekte dieser Illusion sind. In den Fällen, die wir hier im Auge haben, liegt der Unterschied in der Tatsache -

1. dass der Betreffende ganz klar sich seiner selbst bewusst ist;

2. dass er genau weiss, dass er ein gewisses Mass von höherem Licht freigesetzt hat;

3. dass er das Enthüllte als spirituelle Phänomene anstatt als psychische deutet. Er betrachtet alles als eine wunderbare Offenbarung und sieht sie als wahr und erwünscht an.

Weil er Integration erlangt hat und fähig ist, in der Gedankenwelt zu leben, weil seine Einstellung gut und richtig ist, weil er auf dem Probepfad ist, weil er weiss, dass er ein Aspirant oder gar ein Jünger ist, hat das, was das Licht z.B. auf der Astralebene [474] enthüllt, logischerweise einen hohen Standard. Daher sind solche Enthüllungen höchst irreführend. Grosse kosmische Entwürfe, die von Denkern der Vergangenheit ausgedacht wurden und bis zur Astralebene

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.