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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 462 ff. (engl.)
verschanzt sich und [462] seine Tätigkeit hinter dem Wall der eigenen Gedankenformen. Ist es ein heilbarer Fall, so sollte man versuchen, ihn dadurch von sich abzulenken, dass man in ihm neue und höhere Interessen erweckt, soziales Bewusstsein entwickelt und ihn - wenn möglich - mit der Seele in Kontakt bringt. Mit diesem kritischen Zustand haben oft die Persönlichkeiten des ersten und fünften Strahls zu tun.

3. Die Menschen der dritten Gruppe sind stark extrovertiert (der äusseren Welt zugewandt) und haben das Verlangen, den Mitmenschen ihre Schlussfolgerungen aufzudrängen, zu denen sie durch einseitige Gedankenkonzentration gekommen sind. Dieser Zustand ist oft eine harte Nuss für Menschen des dritten und sechsten Strahls. Man findet diese Leute auf verschiedenen Bewusstseinsstufen, angefangen vom wohlmeinenden Theologen und den strengen Verfechtern dogmatischer Lehren (die man praktisch in allen Denkrichtungen antrifft), weiter zum Fanatiker, der für seine Umgebung eine Plage ist, da er seine Ansichten aufzudrängen sucht und schliesslich bis zum Wahnsinnigen, der von seinen krankhaften Einbildungen derart besessen ist, dass man ihn zum Schutz der Umwelt isolieren muss.

Es wird daher klar, wie vielversprechend der Ausblick sein kann, wenn Erzieher und Psychologen (besonders jene, die sich speziell mit der Schulung der Jugend beschäftigen) die jungen Menschen unterweisen würden, auf das Abwägen von Werten die nötige Sorgfalt zu verwenden, das Bild des grossen Ganzen zu erschauen und zu erkennen, in welcher Weise die vielen Aspekte und Ansichten der Menschen zu der organischen Einheit beisteuern. Das wäre besonders nützlich in den Jahren des Heranreifens, in denen so viele schwierige Umstellungen und Anpassungen durchgemacht werden müssen. Es ist gewöhnlich zu spät, damit erst dann zu beginnen, wenn der Mensch bereits erwachsen ist und er seine Gedankenformen [463] schon jahrelang ausgebaut und darüber gebrütet hat, bis sie zu einem Teil seiner Natur wurden und ihm kein unabhängiges Dasein mehr gestatten. Die Zerstörung einer solchen Gedankenform oder eines Komplexes solcher Gedankenformen, die jeden Menschen in Fesseln legen, kann zu so ernsten Zuständen führen, dass Selbstmord, lange Krankheit oder ein nutzloses vereiteltes Leben die Folgen sein können.

Nur zwei Massnahmen können wirklich helfen: erstens ein ständiges, liebevolles Aufzeigen eines weiterreichenden Horizontes durch jemanden, dessen Denken so umfassend ist dass einsichtsvolles «Verstehen» das Leitmotiv seines Lebens ist, oder zweitens, wenn des Menschen eigene Seele in Aktion tritt. Die erste Methode beansprucht viel Zeit und Geduld. Die zweite kann, einer Bekehrung gleich, sofort Erfolg haben oder mag Stück für Stück die Gedankenwälle abbrechen, die dem Menschen als Mittel dienten, um sich von der übrigen Welt und seinen Mitmenschen abzusondern. Die Posaunen des Herrn, der Seele, können ertönen und die Mauern von Jericho zum Einsturz bringen. Diese Aufgabe, eine dynamische Aktion der Seele wachzurufen, um einer eingekerkerten Persönlichkeit zu helfen, die sich in einem undurchdringlichen Wall aus mentaler Materie eingeschlossen hat, wird einen Teil der neuen psychologischen Wissenschaft bilden, die sich in der Zukunft entwickeln wird.

Probleme die durch Meditation und durch deren Resultat: Erleuchtung entstehen.

Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass ich hier das Wort «Meditation» nur in einer bestimmten Bedeutung gebrauche. Die intensive mentale Einstellung, die zu übertriebener mentaler Betonung, zu falschem Verhalten und zu einer gemeinschaftsfremden Lebensweise führt, ist auch eine Form von Meditation, die aber nur innerhalb eines kleinen abgegrenzten Denkbereiches vor sich geht. Das ist eine feststehende und wichtige Tatsache. Diese Meditationsart wirkt einschränkend, da alle Kontakte mit anderen Bereichen geistiger Wahrnehmung aufgehoben sind und nur eine intensive, einseitige mentale Stimulierung von besonderer Stärke hervorgerufen wird, die keinen anderen Weg hat, als über die Wunschnatur zum Gehirn abzufliessen. Die Meditation, auf die wir in diesem Abschnitt unseres Buches Bezug nehmen, bezieht sich auf eine mentale Konzentration und Geisteshaltung, die mit jener Welt Verbindung [464] sucht, die jenseits der individuellen mentalen Welt liegt. Es ist ein Teil der Bemühung, mit einem Seinszustand und mit Phänomenen in Berührung zu kommen, die in einer jenseitigen Sphäre liegen. Ich formuliere dies absichtlich so, um damit die Ideen der Bewusstseinserweiterung, der Einbeziehung und inneren Erleuchtung zu vermitteln. Solche Ausweitungen und Einstellungen sollten einen Menschen nicht antisozial machen oder ihn in ein Gefängnis einkerkern, das er sich selbst gebaut hat. Sie sollten ihn zu einem Weltbürger machen; sie sollten in ihm den Wunsch erwecken, mit seinen Mitmenschen ein Herz und eine Seele zu werden; sie sollten ihm höhere Dinge und Wirklichkeiten erschliessen; sie sollten Licht in die dunklen Winkel des eigenen Lebens und ins Leben der ganzen Menschheit bringen. Die Probleme, die aus Erleuchtung resultieren, sind praktisch das gerade Gegenteil von den bisher besprochenen Problemen. Dennoch ergeben sich auch hier reale Schwierigkeiten, denen man begegnen muss, da die Intelligenztypen der heutigen Welt in grosser Zahl dabei sind, meditieren zu lernen. Vielerlei Faktoren sind es, die eine Neigung zur Meditation mit sich bringen. Manchmal ist es der Druck wirtschaftlicher Umstände, die einen Menschen zwingen, konzentriert zu überlegen, und Konzentration ist ein erster Schritt im Meditationsprozess. Manchmal kommt es zu konzentriertem Denken, wenn ein Mensch den Drang nach schöpferischer Arbeit verspürt, so dass er von einem besonderen Thema oder Motiv und dessen künstlerischer Verwirklichung völlig in Anspruch genommen ist. Ob die Menschen nun lediglich ein akademisches Interesse an der Macht der Gedanken haben oder ob sie (unter der Nachwirkung einer inneren Schau) echte Meditation - sei es mystische oder okkulte - zu studieren beginnen, die Tatsache bleibt bestehen, dass ernsthafte Probleme sich erheben, gefährliche Zustände auftreten und dass die niedere Natur in jedem Fall nach Anpassung an höhere Impulse oder Anforderungen verlangt, andernfalls die niedere Natur Konsequenzen schwieriger Art zu erdulden hat. Die notwendigen Anpassungen müssen durchgeführt werden, andernfalls treten unweigerlich psychologische, psychopathische und nervöse Störungen auf.

Wieder möchte ich den Grund hierfür angeben: der Mensch sieht, weiss und erfasst mehr, als er - als gewöhnliche Persönlichkeit, die in den drei Welten lebt - imstande ist aufzunehmen, und er ist sich, [465] im wahren Sinne, der Welt und Tätigkeit der Seele gar nicht bewusst. Er hat Energien «hereingelassen», die stärker sind als die Kräfte, die er gewöhnlich wahrnimmt. Es sind wirklich starke Energien, wenn sie auch augenscheinlich noch nicht die stärkeren sind, was den festgegründeten Gewohnheiten und dem uralten Rhythmus der Persönlichkeitskräfte, mit denen die seelische Energie in Konflikt kommt, zuzuschreiben ist. Das führt unvermeidlich zu Spannungen und Schwierigkeiten und solange kein richtiges Verständnis für diesen Streit besteht, können sich sehr schlimme Folgen einstellen. Will der Psychologe diese behandeln, so muss er dafür vorbereitet sein.

Mit der Eigenart und dem Wesen der Konzentration sowie mit dem Thema der Meditation selbst will ich mich nicht befassen, da ich hier nur die Ergebnisse betrachte, nicht aber die Methoden, die zu diesen Ergebnissen führen. Es genüge, wenn ich sage, dass der Mensch sich durch seine ernstlichen Bemühungen in der Meditation ein Tor geöffnet hat, durch das er nach Belieben (und schliesslich ohne Schwierigkeit) in eine Welt neuer Phänomene, zielstrebiger Tätigkeit und vielerlei Ideale kommen kann. Er hat ein Fenster aufgeriegelt, durch welches Licht einströmen kann, das ihm enthüllt, was im Inneren seines Bewusstseins lebt und dort seit jeher gelebt hat. Es erhellt die dunklen Situationen seines Lebens, frühere Inkarnationen und die Umwelt, in der er lebt. Er hat in seinem Inneren eine Welt von Klängen und Impressionen freigesetzt, die anfangs so neu- und andersartig sind, dass er nicht weiss, was er damit anfangen soll. Seine Situation wird dann so, dass sie grosser Sorgfalt und abgewogener Anpassung bedarf.

Es ist einleuchtend, dass ein Mensch mit guter geistiger Ausrüstung, mit gediegener Erziehung und Schulung einen Sinn für richtige Grössen- und Wertverhältnisse hat, dass er fähig und imstande ist, sich über eine Sache Klarheit zu verschaffen, dass er die Geduld aufbringt, zu warten, bis sich das richtige Verstehen einstellt, und dass er auch einen Sinn für Humor besitzt. Wenn jedoch das alles nicht zutrifft, dann sehen wir (je nachdem wie der Mensch

[466] veranlagt ist und das geistig Erschaute aufnimmt) mancherlei Folgen: Verwirrung oder Bestürzung, Unfähigkeit zu verstehen was vorgeht, übertrieben bewertete Persönlichkeitsreaktionen und Phänomene, Stolz auf eine vollbrachte Leistung, ein enormes Minderwertigkeitsgefühl, zu viel geschwätzige Reden, ein Hin- und Herrennen, um Erklärungen zu bekommen, getröstet und überzeugt zu werden, ein Gefühl für Kameradschaft, - oder aber einen völligen Zusammenbruch der mentalen Kräfte oder ein Zerreissen der Gehirnzellen infolge der Anspannung, der das Gehirn ausgesetzt war.

Auch stellt sich manchmal als Folge des Kontakts mit einer neuen Welt Frohsinn und Heiterkeit sowie eine starke geistige Stimulierung ein. Niedergeschlagenheit tritt häufig dann auf, wenn der Betreffende sich unfähig fühlt, der erkannten günstigen Gelegenheit gewachsen zu sein. Er sieht und weiss zu viel. Er kann sich nicht mehr mit dem alten Lebensstandard, mit der Beglückung von früher und seinem bisherigen Idealismus zufrieden geben. Er ist mit weit grösseren Dimensionen und Massstäben in Berührung gekommen und sehnt sich nach neuen, pulsierenden Ideen und einer umfassenderen Schau. Die Art und Weise des Seelenlebens hat ihn gepackt und fasziniert ihn. Doch seine Konstitution, seine Umgebung, seine Ausrüstung und die ihm gegebenen Möglichkeiten scheinen dauernd seine gehegten Hoffnungen irgendwie vereiteln zu wollen und er fühlt, dass er die Reise in die neue wunderbare Welt nicht antreten kann. Er fühlt, dass er sich Zeit lassen und in der gleichen Geistesverfassung leben muss wie bisher. So denkt er, und dementsprechend trifft er seine Entscheidungen.

Diese Bewusstseinserweiterungen, die sich durch erfolgreiche Meditation einstellen, brauchen nicht notwendigerweise etwas mit religiösen Bestrebungen zu tun zu haben oder aus einem sogenannten okkulten Erlebnis zu stammen. Sie können im Zusammenhang mit der erwählten Lebenslaufbahn eintreten, denn es gibt keine Aktivität, keinen Beruf, keine geistige Beschäftigung und keinen Seinszustand, der nicht als Schlüssel dafür dienen könnte, um das Tor in die ersehnte grössere Welt zu öffnen oder um den Menschen zu jenem Bergesgipfel zu leiten, von wo aus der grössere Horizont erschaut und die umfassendere Vision verstanden werden kann. Der Mensch muss lernen einzusehen, dass die von ihm erwählte Gedankenrichtung, sein spezieller [467] Beruf und seine persönlichen Neigungen nur ein Teil eines grösseren Ganzen sind. Sein Problem besteht darin, seine kleine Lebensarbeit bewusst in das Weltgeschehen einzufügen. Das ist es, was wir in Ermangelung eines treffenderen Wortes Illumination, Erleuchtung oder Durchlichtung nennen. Alles Wissen ist eine Form von Licht, da es jene Bewusstseinsbereiche aufhellt, deren wir uns bisher nicht bewusst waren. Alle Weisheit ist eine Form von Licht, denn sie offenbart uns die Welt der inneren Bedeutung, die jeder Erscheinungsform zugrunde liegt. Alles Verstehen ist ein Hervorrufen von Licht, denn wir werden der Ursachen inne oder bewusst, welche die äusseren Formen erzeugen, die uns umgeben (unsere eigene Form eingeschlossen) und welche die Welt der inneren Bedeutung bestimmend beeinflussen, deren Ausdruck sie sind. Wenn diese Tatsachen zum ersten Mal erkannt und verstanden werden, wenn sich die erste Offenbarung eingestellt hat, wenn empfunden oder erkannt wird, welcher Platz oder Rang dem Teil im Verhältnis zum Ganzen zukommt, und wenn die grosse Welt, die unsere kleine Welt einschliesst, zum ersten Mal berührt wird, dann tritt stets ein Krisenmoment ein und droht eine Gefahr. Wenn wir dann schon mehr vertraut sind, wenn wir das Tor, das wir uns geöffnet haben, schon oft passiert und uns an das Licht gewöhnt haben, das durch die geöffneten Fensterläden in unsere kleine Welt des Alltags eindrang, dann treten andere psychologische Gefahren auf. Wir laufen Gefahr anzunehmen, dass das, was wir sahen, alles ist, was es zu sehen gibt und so, wiederholen wir auf einer höheren Wendung der Spirale und in einem erweiterten Sinn die bereits angeführten Gefahrenmomente: übertriebene Betonung und Bewertung, falsche Einstellung, engherzige Ansichten und fixe Ideen. Die Idee von der Seele verfolgt uns ständig, und wir vergessen ganz, dass die Seele eines Körpers bedarf, um sich kundzutun. Wir fangen an, in einer abstrakten, fernliegenden Seins- und Gefühlswelt zu leben und versäumen es, den Kontakt mit der realen Erdenwelt aufrecht zu erhalten. Hier wiederholen sich - wiederum auf einer höheren Wendung der Spirale - die Zustände, die wir bereits früher anführten, in denen die Seele oder das Ego nicht anwesend war, aber diesmal im umgekehrten Sinn: das Formleben scheidet ganz aus dem konzentrierten Bewusstsein des Menschen aus. Nur die Welt der Seelen ist da und das Verlangen nach schöpferischer [468] Tätigkeit. Das tägliche Leben mit seinen Pflichten auf der physischen Ebene sinkt unter die Schwelle des Bewusstseins, und der Mensch wird zu einem vagen, unpraktischen, träumerischen Mystiker. Diese Geistesverfassung ist, wenn man sie fortbestehen lässt, gefährlich.

Ich möchte mich jetzt mit gewissen Phasen dieser mentalen Störungen befassen, die durch die Erleuchtung des Denkvermögens infolge der Meditation entstehen; es

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.