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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 455 ff. (engl.)

Das ist der Moment, wo dem Studierenden eine Gefahr droht. Er hat kraftvoll die Gedankenform einer Idee geschaffen. Diese Form hat Farbe und Schönheit bekommen und ist daher imstande, einen Menschen gedanklich und gefühlsmässig zu fesseln. Hat er keinen [456] Sinn für Gelassenheit, für das richtige Grössenverhältnis und für Humor, dann kann diese Gedankenform derart mächtig werden, dass er sich ganz offen als Enthusiast und Idealist fühlt, der nicht mehr imstande ist, seinen Standpunkt aufzugeben. Er sieht nichts anderes als diese eine Idee, er glaubt an nichts anderes mehr, er setzt sich nur hierfür ein und wird zum Gefangenen dieser überstarken Idee. Das sind die Fanatiker in jeder Organisation, in jeder Kirche, in jedem Orden und jeder Regierung. Sie haben häufig ein sadistisches Temperament und sind Anhänger von Kulten und Wissenschaften. Sie sind bereit, jeden zu opfern oder zu schädigen, der sich ihrer fixen Idee über das, was richtig und wahr sei, feindlich entgegenzustellen scheint. Die Männer, welche die spanische Inquisition in Szene setzten, und alle jene, die für die abscheulichen Gewalttätigkeiten in der Zeit der schottischen Covenanters [*O5] verantwortlich waren, sind Beispiele für die schlimmsten Formen solch fanatischer Denkweise und Auswirkungen.

Menschen, die von dieser Psychopathie blinden Festhaltens an Ideen infiziert und blindergebene Gefolgsleute einer Persönlichkeit sind, finden sich in jeder

Organisation, jeder Kirchengruppe, jeder Religion, in politischen und wissenschaftlichen Körperschaften, auch esoterische und okkulte Verbände bilden keine Ausnahme. Es sind ungesunde psychopathische Typen und sie leiden an einer Krankheit, die tatsächlich ansteckend ist. Sie sind eine Bedrohung für die Allgemeinheit, so, wie Blattern eine Infektionsgefahr sind. Diese Art seelischer Störung wird oft erst dann als psychologisches Problem angesehen, wenn der Betreffende schon so stark davon geplagt ist, dass er für die Mitwelt ein Problem wird, oder dass man ihn als Sonderling ansieht, der aus dem Gleichgewicht geriet. Wie man es auch ansehen mag, es ist eine ausgesprochen psychische Störung mit sehr markanten Symptomen, die einer sorgsamen Therapie bedarf. Die Behandlung hat zwar ihre Schwierigkeiten, da der Patient in den Anfangsstadien gesund und normal erscheint. Die Zusammenarbeit mit einer bestimmten Gruppe oder mit einem bestimmten Lehrer kann sich oft als ein spezifisches Mittel zur psychischen Heilung erweisen, da es dazu beiträgt, die Gedanken des Mystikers auf äussere Dinge zu lenken, so dass die erkannte einströmende Energie in der rechten Weise frei werden und abfliessen kann. Solange das in dieser Weise geschieht und nichts anderes hinzutritt, besteht keine ausgesprochene Gefahr. Sobald jedoch bei dem Betreffenden das [457] visionäre Erschauen anderer und grösserer Möglichkeiten schwächer wird oder zu verblassen beginnt, oder wenn ihn doktrinäre Ideen, eine bestimmte geistige Schule oder der Vertreter einer Theorie völlig in Anspruch nehmen und er alle anderen Gesichtspunkte und Möglichkeiten bei Seite setzt, dann wird die Wurzel der Psychose deutlich sichtbar und der Betreffende ist in Gefahr.

Gebraucht ein Mensch seine gesamten mentalen Kräfte und Fähigkeiten nur in einer einzigen Richtung, z.B. um geschäftliche Erfolge zu erzielen oder um eine überragende finanzielle Position zu gewinnen, dann wird er für den Psychologen sofort ein Problem.

Es ist im besonderen ein Integrations-Problem, da es durch eine Stimulierung des Denkvermögens entsteht, das bestrebt ist, die Herrschaft über die Persönlichkeit zu bekommen. Hinzu kommt ein Machtgefühl. Durch Erfolg erhält die Stimulierung neue Nahrung, selbst wenn es nur der zweifelhafte Erfolg ist, die Aufmerksamkeit eines abgöttisch verehrten Lehrers erregt oder eine Transaktion auf dem Geldmarkt erfolgreich durchgeführt zu haben.

In absehbarer Zeit wird man das ganze Problem der Persönlichkeit viel besser verstehen, und wenn dies einmal der Fall ist, wird man jede übermässige Einschätzung der Fach- und Berufsarbeit, jede übertriebene Betonung von Ideologien oder Gedankenspekulationen als unerwünscht ansehen. Anstatt dessen wird man bemüht sein, zweierlei zu erreichen: eine ausgeglichene, volle Entfaltung und eine bewusste Fusion mit der Seele und der Gruppe.

Ich habe nicht die Absicht, mich mit den Problemen der Geisteskrankheiten zu beschäftigen. Sie existieren, und sie verschwinden nie. Vom esoterischen Gesichtspunkt teilen wir sie in drei Gruppen ein.

1. Jene Geistesströmungen, die ausschliesslich

a) Erkrankungen der Gehirnsubstanz sind;

b) durch Degeneration der Gehirnzellen entstehen;

c) durch [458] pathologische Prozesse in der Gehirnregion verursacht sind, wie morbide Geschwülste, Abszesse und Gewächse;

d) aus Strukturdefekten des Kopfes resultieren.

2. Jene abnormen Zustände, die dem Umstand zuzuschreiben sind, dass das Ego oder die Seele nicht anwesend ist. In solchen Fällen findet man folgenden Tatbestand:

a) Der wirkliche Besitzer des Körpers ist abwesend. Der Lebensfaden ist im Herzen verankert, aber der Bewusstseinsfaden ist nicht im Kopf verankert. Er wird zurückgezogen. Daher hat die Seele keine bewusste Kenntnis vom Körper. Die Folge ist Idiotie oder ein sehr niedriger Grad von Tiermenschentum.

b) Es gibt gewisse Fälle von Besitznahme oder Besessenheit, in denen der Lebensfaden mit dem ursprünglichen Besitzer verbunden ist, aber der Bewusstseinsfaden gehört einer anderen Person oder Identität, die nicht in Inkarnation ist, aber sich mit aller Gewalt auf der physischen Ebene betätigen möchte. Wenn, wie es durchschnittlich der Fall ist, der wahre Inhaber des Körpers nicht anwesend ist, hat dies nicht viel zu sagen; ja es kann manchmal einem guten Zweck dienen, da das Wesen, das in den Körper schlüpfte, ungestört darin verweilen kann. Ich denke hier an jene Fälle, in denen das inkarnierende Ego sich gänzlich zurückgezogen hat und das Körpergehäuse demnach vollkommen leer und unbewohnt ist. Das sind jedoch seltene Fälle, in denen man die Besitznahme nicht übel nimmt. In den durchschnittlichen Fällen von Besessenheit und Besitzergreifung jedoch existiert das Dilemma von zwei und selbst mehr Persönlichkeiten. Daraus ergeben sich Konflikte und viele höchst qualvolle Zustände, - qualvoll vom Gesichtspunkt des wahren Körperinhabers. In den hier angeführten Fällen gibt es keine Heilung, da kein Ego zur Stelle ist, das man zur Abwehr aufrufen könnte, um den Willen oder die Körperverfassung zu stärken, wie es einem normalen Menschen möglich ist, der [459] einen Eindringling vertreibt. In zahlreichen Fällen von Körperbesitznahme besteht die Möglichkeit einer Heilung, aber in den oben angeführten ist das ausgeschlossen.

3. Dann gibt es Fälle, in denen sich der Astralkörper so eigenmächtig betätigt, dass er nicht beherrscht werden kann. Ein solcher Mensch ist das wehrlose Opfer seiner eigenen zügellosen Wünsche und Begierden vielerlei Art. Da er aber eine starke intellektuelle Kraft besitzt, vermag er eine alles beherrschende Gedankenform zu bilden, die dieses Wunschbild verkörpert. Diese vom «astralen Wahn» Befallenen sind die schlimmsten Typen und sehr schwer zu behandeln, da sie in ihrem Denken nicht viel Unnormales zeigen. Das Denkvermögen kann jedoch nicht herrschen und leiten, sondern wird systematisch in den Hintergrund gedrängt. Hat der Befallene irgend ein niederes Verlangen im Schilde - mag er nun gewalttätig werden oder mit Schläue vorgehen, je nachdem wie der Fall liegen mag - so bleibt sein Denkvermögen unnütz und untätig. Dieser Mensch mag darauf ausgehen, einen Mord zu verüben oder abnormen Sexualgelüsten zu frönen oder - weniger bedenklich - nur den Wunsch haben, ständig aktiv und in rastloser Bewegung zu sein. Letzteres klingt ziemlich harmlos und alltäglich. Aber ich denke hier nicht an die normale Wesensäusserung solcher Typen, sondern an etwas, das sich der Kontrolle entzieht und wofür es kein anderes Mittel gibt, als diesen Menschen vor sich selbst und seinen Machinationen zu schützen.

Diese drei Arten von Geistesstörungen sind unheilbar und machen psychiatrische Hilfe unmöglich. Was man für diese Patienten tun kann, betrifft die Verbesserung ihrer äusseren Lebensumstände, angemessene Pflege und Schutz der Gesellschaft, bis der Tod diesem Intermezzo im Leben der Seele ein Ende setzt. Ich möchte daran erinnern, dass diese Situationen weit mehr mit dem Karma der Eltern oder derer zu tun haben, welche die Last und Verantwortung für den Betreffenden tragen, als mit den Patienten selber. In manchen [460] Fällen lebt überhaupt keine «Person» mehr in dem Körper, sondern es handelt sich bloss um einen belebten, lebendigen Körper, der von der tierischen, aber nicht von der menschlichen Seele, bewohnt ist.

Wir beschäftigen uns vorwiegend mit den Problemen, die in der mentalen Natur des Menschen begründet sind und sich aus seiner Fähigkeit ergeben, die Mentalsubstanz für schöpferische Zwecke zu benutzen. Ich habe einen Aspekt dieser Schwierigkeit noch nicht erwähnt, und das ist folgender. Solche Menschen haben äusserst kraftvolle Gedanken und sie können das Denkvermögen so dynamisch stimulieren, dass im Gefühlskörper eine Resonanz hervorgerufen wird; dadurch wird die ganze niedere Natur mit dem wahrgenommenen mentalen Impuls und dessen drängendem Verlangen in Einklang gebracht. Wenn dieser Antrieb stark genug ist, kann er sich in einer machtvollen, ja sogar gewalttätigen Aktion auswirken, die den Betreffenden in grosse Unannehmlichkeiten und mit der menschlichen Gesellschaft in Konflikt bringen kann; dadurch entfremdet er sich der Gemeinschaft und kommt in Widerspruch mit Gesetz und Ordnung.

Menschen dieses Schlages lassen sich in drei Gruppen einteilen. Alle Studenten der Psychologie würden gut daran tun, diese drei Typen sorgfältig zu studieren; die Anzahl dieser Fälle wird ständig grösser, denn die Menschheit verlegt ihr Interesse immer mehr auf das mentale Gebiet.

l. Die erste Gruppe betrifft Menschen, die gedanklich introvertiert bleiben und sich intensiv und hingebungsvoll mit ihren selbstgeschaffenen Gedankenformen und mit der Gedankenwelt ihrer eigenen Schöpfung beschäftigen, die um die eine dynamische Gedankenform kreist, die sie sich aufgebaut haben. Diese Menschen arbeiten sich stets in eine Krise hinein, und es ist interessant, wie die Welt diese Krise deutet:

a) Als Inspiration eines Genies, wenn z.B. ein grosser Gelehrter plötzlich hervortritt und uns die Schlussfolgerungen seiner jahrelangen konzentrierten Studien vorlegt.

b) Als anstrengendes Bemühen eines Menschen, sich auf irgend [461] einem Gebiet schöpferisch zu betätigen.

c) Als heftige und häufig gefährliche Auswirkungen vergeblicher Mühen; so versucht der Betreffende, von den Folgen seines einseitigen inneren Brütens über eine bestimmte Sache loszukommen.

In allen diesen Fällen zeigen sich diese Krisenerscheinungen auf verschiedene Art und Weise, je nach der Ausrüstung, mit der ein Mensch sein gedankliches Leben auf der Mentalebene ursprünglich begonnen hat. Im ersten Fall haben wir es mit einem Genie zu tun. Im zweiten Fall manifestiert sich (wenn gleichzeitig ein reiches Gefühlsleben mitwirkt) künstlerisches Schaffen, das aus schöpferischer Einbildungskraft stammt. Im dritten Fall finden wir einen Geisteskranken (so sieht ihn die Welt an), der mit der Zeit geheilt werden kann und nicht dauernd gestört bleibt, vorausgesetzt, dass man ihm zu irgend einer Form schöpferischer Vorstellungskraft verhilft, die seine Gefühle entspannt. Das ist oft der kritische Faktor für Persönlichkeiten des zweiten, vierten und sechsten Strahls.

2. Die zweite Gruppe betrifft Menschen, die erstaunlich selbstbewusst werden und sich einbilden, dass sie ein Gedankenzentrum sind. Sie sind besessen von ihrer eigenen Weisheit, ihrer Macht und ihrer schöpferischen Fähigkeit. Sie geraten schnell in einen Zustand hinein, der sie völlig isoliert und von der Umwelt absondert. Das kann zu akutem Grössenwahn führen, zu einer intensiven Dauerbeschäftigung mit sich selbst, dem niederen Selbst, der Persönlichkeit, und sie sind äusserst befriedigt hierüber und bewundern sich selbst. Ihre Gefühlsnatur, ihre Gefühlsregungen und ihre Wünsche stehen ganz unter der Herrschaft dieses dynamischen, auf die eigene Person eingestellten Denkens, und einzig und allein dessen ist sich ein solcher Mensch zu der Zeit bewusst. Die Folge davon ist, dass auch sein Gehirn und all sein äusseres Handeln davon beherrscht wird und nur die Selbstverherrlichung im Sinne hat. Dieser Zustand tritt in verschiedenen Graden auf, je nach der Entwicklungsstufe und dem Strahltypus; er ist - in frühen Stadien - heilbar. Hält der Zustand jedoch hartnäckig an, so kann man den Patienten nicht mehr beeinflussen, denn er

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.