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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 426 ff. (engl.)
Mühens, seines intensiven Leidens und seiner Notlage klar bewusst. Er braucht die verständnisvolle Hilfe eines geschulten Psychologen oder seiner eigenen Seele, bevor eine Verschmelzung stattfinden kann, durch die er als Einzelwesen «ganz und heil» werden kann.

Das trifft für alle Spaltungen zu, die im Menschen vorkommen, doch sind drei besonders wichtig:

1. Die Spaltung zwischen dem Denkvermögen und den übrigen Aspekten der niederen Natur - der physischen, vitalen und astralen oder emotionellen.

2. Die Spaltung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung. Wenn dieser Zwiespalt einmal geheilt und überbrückt ist, resultiert ein Mensch mit Verantwortungsgefühl, ein guter Bürger, der seine Umwelt nimmt, wie sie ist, und ihr sein Bestes gibt. So entwickelt sich durch die systematische Wechselwirkung zweier Faktoren - der eigenen Person und der Umwelt - sein Charakter und seine Leistungsfähigkeit.

3. Die [427] Spaltung zwischen dem Menschen (als Persönlichkeit) und der Seele. Diese Spaltung hat zwei Auswirkungen:

a) sie erschafft eine herrsch- und selbstsüchtige Persönlichkeit;

b) sie bringt einen praktischen Mystiker hervor, der sich bewusst ist, wie notwendig für ihn Fusion und Einheit sind.

Parallelen zu diesen Bewusstseinszuständen finden sich beim Jugendlichen. Sie sind auch beim Erwachsenen vorhanden, der mit seiner Lebensarbeit immer mehr verwächst, und ebenso beim denkenden Aspiranten. Das gilt in gleicher Weise für den Menschen, dessen Gedanken, Absichten und Bestrebungen entweder selbstsüchtig oder aber auf geistige Dinge gerichtet sind. Das Gefühl einer vorhandenen Spaltung, die Notwendigkeit, eine bestimmte Richtung einzuschlagen, der Prozess, der Spaltung überbrückt, und am Ende die Empfindung, etwas erreicht zu haben - dieser Verlauf ist in beiden Fällen der gleiche.

Der Psychologe, der mit diesen Situationen zu tun hat, sollte sich von gewissen allgemeinen Regeln leiten lassen; und der betreffende Patient sollte schliesslich gewisse allgemeine Voraussetzungen akzeptieren. Derjenige, der ohne die Hilfe eines geschulten Psychologen darangeht, sich selbst zu schulen, um die von ihm erkannten Spaltungen zu überbrücken, kann dieselben Regeln und Voraussetzungen heranziehen und annehmen. Diese grundlegenden Voraussetzungen sind folgende:

1. Schwierigkeiten psychologischer Art gibt es überall in der Welt, sind also kein Einzelfall. Dieses Gefühl, ein Einzelfall zu sein, - mit seiner Eigenbrötelei und eingebildeten Vereinsamung - ist oft derjenige Faktor, der die Aufmerksamkeit völlig in Anspruch nimmt; er nimmt die Persönlichkeit zu wichtig, und man sollte diesem Gefühl ganz entschieden entgegenwirken.

2. Die eingetretene Krise ist ein Zeichen von Fortschritt und eine sich bietenden Gelegenheit, nicht ein Unheil oder Misserfolg. Der Patient (wie ich ihn nenne) muss belehrt werden, dass die Menschheit gerade durch solche Krisen bis zu ihrer gegenwärtigen Evolutionsstufe fortgeschritten ist. In der gleichen Weise macht der Einzelmensch Fortschritte. Im Grunde genommen sind psychologische Krisen ein Anzeichen dafür, dass auf dem Entwicklungswege Fortschritte erzielt wurden. Das bringt notwendigerweise Anstrengungen mit sich, schenkt aber [428] auch gleichzeitig das Gefühl, etwas gewonnen zu haben und mehr Freiheit zu besitzen, sobald die Krisen ausgefochten, überwunden und behoben sind.

3. Die Kraft, um die nötige Integration zu erlangen und den Zyklus des empfundenen Zwiespalts zu beenden, liegt im Menschen selbst, denn:

a) All sein Unbehagen, seine mangelhafte Koordinierung, sein Schmerz und sein Kummer sind ja die Symptome des Höherstrebens, die vielleicht als solche nicht erkannt werden, aber trotzdem vorhanden sind. Diese Symptome sind die Reaktion der bereits integrierten Aspekte oder Teile auf jenen Aspekt, der nach Integration verlangt.

b) Der Aspekt, der integriert werden soll, ist wesentlich stärker als die niederen wartenden Aspekte, denn diese sind negativ oder empfangsbereit, wogegen der Aspekt, der erfasst und aufgenommen werden soll, positiv und voller Energie ist. Daraus erklärt sich das Gefühl des Unbehagens.

4. Die dem Menschen angeborene Vorstellungskraft oder schöpferische Fähigkeit, so zu handeln «als ob», ist der Schlüssel zur Lösung des Problems. Durch Anwendung der schöpferischen Vorstellungskraft kann zwischen dem niederen und dem höheren Aspekt eine Brücke gespannt und aufgebaut werden. «Wie ein Mensch denkt, hofft und will», so ist er Diese Feststellung ist eine unwandelbare Tatsache.

Wenn einmal die modernen Psychologen das schöpferische Ziel, das der Menschheit gesteckt ist, in vollerem Umfang erfassen und alles daran setzen werden, die schöpferische Vorstellungskraft in einer mehr aufbauenden Weise zu entwickeln und zugleich den steuernden Willen zu schulen, dann wird viel erreicht werden. Wenn diese beiden Faktoren (bemerkenswerte Beweise für das Göttliche im Menschen) untersucht, wissenschaftlich entwickelt und nutzbar gemacht werden, dann werden sich alle Probleme solcher Fälle, wie man sie heutzutage in den Kliniken findet, von selbst lösen. Durch solche praktische Versuche werden wir den Menschen Ziel rascher verstehen lernen. Die psychologische Wissenschaft kann sich mit Bestimmtheit auf die dem Menschen eingeborene Fähigkeit [429] verlassen, die Anwendung schöpferischer Vorstellungskraft und zielstrebiger Absicht zu erlernen, denn man findet sie häufig schon bei Kindern. Zwei Ideale werden in der neuen Erziehung vorherrschen: die Entwicklung der Phantasie und die Schulung der Kinder, eine Wahl zu treffen; diese Schulung soll schon im Kinde das Streben nach einer planvollen Zielsetzung entwickeln. Der Sinn für Phantasie weckt und entfaltet die Vorstellungskraft, die Wahrnehmung des Schönen und die Begriffsbildung über innere Welten. Die Fähigkeit, eine Wahl zu treffen und sich zu fragen: warum, wozu und zu welchem Zweck? wird (wenn sie von Kindheit an verständig gelehrt wird) der Menschheit viel Gutes tun, besonders, wenn schon in den Jugendjahren die sich entfaltende Intelligenz für das allgemeine Weltbild und den Weltenplan interessiert wird. Daher sollten die folgenden Faktoren die Erziehung der Kinder, die jetzt geboren werden, massgeblich bestimmen:

1. der Sinn für Phantasie,

2. der Sinn, eine eigene Wahl zu treffen,

3. der Sinn für den grossen Zusammenhang, und

4. der Sinn für planvolle Zielsetzung.

Phantasie weckt die schöpferische Vorstellungskraft und öffnet der Gefühlsnatur konstruktive Auswege. Die Phantasie sollte indes nicht übers Ziel schiessen, sondern von der Einsicht geleitet sein, wie wichtig die Kraft richtiger Wahl und wie bedeutsam die Erkenntnis höherer Werte ist. Diese Kraft und Erkenntnis lassen sich ihrerseits in selbstloser Weise entwickeln durch gebührende Anerkennung der gegebenen Umwelt, in welcher der Mensch seine Rolle zu spielen hat; demgegenüber wird die ganze Skala von Reaktionen immer mehr von der Erkenntnis bezwungen, dass es eine planvolle Absicht gibt, die sich überall in der Welt auswirkt.

Das sind die grundlegenden Voraussetzungen, die bei den neuen Arbeitsmethoden der Psychologie berücksichtigt werden sollten, sobald die Psychologen bereit sind, die obigen Ideen zu akzeptieren oder sie wenigstens als Grundlage ihrer Versuche zu benutzen.

Dabei wird man die Erfahrung machen, dass jeder problematische [430] Fall ins richtige Geleise gebracht werden kann, da bei einer solchen Behandlung alle angeborenen und brachliegenden Fähigkeiten des Menschen aktiviert, harmonisch integriert und wirksam gemacht werden. Der Vorgang ist stets und unvermeidlich derselbe:

1. Eine Spaltung existiert.

2. Dann wird eine Dualität, entweder subjektiv oder im Wachbewusstsein wahrgenommen.

3. Es folgt eine Periode wilder Unrast mit vergeblichen Anstrengungen und mit Enttäuschungen, die manchmal zu unheilvollen Situationen, nervösen Zusammenbrüchen oder psychischen Störungen führt und in der Regel chaotische und höchst unerwünschte Zustände hervorruft.

4. Wenn die Art der Spaltung genau erkannt und bestimmt ist, setzt eine klug geplante Überbrückungs-Therapie ein, die Schritt für Schritt durchgeführt werden muss.

5. Dann folgen Zeitabschnitte, in denen Fusion und Integration klar erkannt werden, also eine echte Normalisierung zustande kommt. Hier würde ein analytisches Verfahren von Nutzen sein. In späterer Zeit wird die Psychoanalyse auf ihren richtigen Platz kommen und ihre Brauchbarkeit in der Weise bestätigen, dass sie dem seelisch Gestörten erklärt, das er bisher erreicht hat, anstatt die Einzelheiten seines scheinbaren Unglücks auszugraben. Es gibt kein wirkliches Unglück. Was als solches zutage tritt, ist nur ein unerkannter Höhepunkt der Krise, der sofortige Massnahmen erfordert. Unheil stellt sich erst dann ein, wenn man diesen kritischen Zeitpunkt ungenützt verstreichen lässt und seine Bedeutung nicht versteht. Dann vertiefen sich die Symptome der Spaltung, weil man nicht erkannt hat, dass eine Krise ein Zeitpunkt besonders günstiger Gelegenheiten ist.

6. Dann kommt ein deutlicher Rhythmus in Gang, der folgende Eigenschaften aufweist: schöpferische Vorstellungskraft, umsichtiges Wählen, Wertung der Beziehung des Teils zum grossen Ganzen und Anerkennen des Gruppenziels. Wenn sich diese Denk- und Lebensweise in einer Inkarnation oder in einer Reihe von Leben gründlich gefestigt hat, dann kommt es schliesslich zur

7. Integration.

Ich möchte [431] hier einen Augenblick innehalten und darauf hinweisen, dass das Fundament der neuen Psychologie unweigerlich auf der Voraussetzung aufgebaut werden muss, dass dieses eine, gegenwärtige Leben nicht die einzige Chance ist, um Integration und schliesslich Vollendung zu erlangen. Das grosse Gesetz der Wiedergeburt muss anerkannt werden; man wird dann finden, dass es an und für sich ein wesentlicher Befreiungsfaktor ist, und zwar in jedem beliebigen Krisenmoment oder in jedem wie immer gearteten Einzelfall, der ein psychologisches Problem darstellt. Viele Gemüter finden es beruhigend und hilfreich, zu wissen, dass in einer längeren Zeitspanne für sie weitere gute Möglichkeiten bestehen. Diese Auslegung ist für den Patienten wertvoll und aufschlussreich, zumal wenn er die Tatsache erfasst, dass es in seiner Vergangenheit Krisenmomente gegeben hat, durch die er, wie seine gegenwärtige Ausrüstung beweist, bereits Integration erlangt hat. Das gibt ihm in seiner gegenwärtigen Krise und in seinem schwierigen Konflikt die Garantie, dass er als Sieger hervorgehen wird. Das Licht, das dadurch auf seine inneren Beziehungen zu Menschen und seiner Umgebung geworfen wird, bestärkt ihn in seinem Vorhaben und macht ihm begreiflich, dass niemand sich der Verantwortung entziehen kann. Wenn dieses grosse Gesetz einmal in seiner wahren Auswirkung und Tragweite verstanden und nicht mehr in der jetzigen kindischen Art ausgelegt wird, dann wird jeder die Verantwortung für sein Dasein auf sich nehmen; in täglicher Anerkenntnis seiner Vergangenheit wird er den Zweck der Gegenwart zu verstehen suchen und seinen Blick in die Zukunft lenken. Das wird auch sehr viel dazu beitragen, die anwachsende Selbstmord-Tendenz, die in der Menschheit zu beobachten ist, zu verringern.

Wie wir sehen, kommt das Zeitelement als helfender Faktor in unsere Probleme hinein. Wenn wir das Gesetz der Wiedergeburt oder das Gesetz der günstigen Gelegenheit (wie ich es lieber nennen möchte) von diesem Gesichtspunkt aus verstehen lernen, wird es einen unverkennbaren Nutzen haben. Vor allem wird es in das Denken des Psychologen und seines Patienten die Idee der Hoffnung, den Gedanken kommender Erfüllung und endgültigen Vollbringens hineintragen.

Ferner wird es für den Psychologen der Zukunft wesentlich und wichtig sein, dass er das innere Gefüge eines Menschen erkennt und anerkennt - seinen Gefühlskörper, seinen Gedankenkörper und [432] deren enge gegenseitige Beziehung

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.